
Bayer 04 Leverkusen vs AS Roma 0:0
BayArena, 30.210 Zuschauer, Europa League Halbfinale Rückspiel

Bei Abpfiff des besuchten Nachmittagsspiels in Remscheid wusste ich noch nicht, dass vier Stunden später diesem Europapokal-Halbfinale beiwohnen werde. Ich hatte mich in Remscheid mit Thomas über das Spiel ausgetauscht und ehrlich gesagt nicht mal auf dem Radar, dass das Halbfinal-Rückspiel des SV Bayer gegen die Roma heute stattfand. Als ich dann im Auto saß und die ersten Kilometer Richtung Home-Base absolviert hatte, gefiel mir die Idee aber immer besser, zumal die letzte Partie mit hohem Zuschaueraufkommen und ordentlich Feuer abseits derer des glorreichen RWE schon einige Wochen zurücklag. Also wurde der Kurs geändert und die Pillen-Stadt angesteuert, wo ich gute zwei Stunden vor Kick-off das Gefährt abstellte. Als ich mich dann dem ‚Stadion-Eck‘ vor der Autobahnbrücke näherte, war ich schon begeistert, dass ich so freudig erwartet wurde, denn hunderte Augenpaare blickten erwartungsfroh und gespannt in meine Richtung. Ernüchtert musste ich aber feststellen, dass die Aufmerksamkeit dem wenige Minuten später eintreffenden Mannschaftsbus galt, der mit motivierendem Support empfangen und mit Rauch- und Bengalfackeln eingenebelt das Spalier der Fans langsam durchfuhr. Ein erster guter Auftritt der Bayer-Szene. Die große Herausforderung war ja nun die Kartenbeschaffung, die ich aber entspannt anging, denn das absolute Muss war diese Partie ja nicht für mich. Die Kunst ist ja, den normalen Stadionbesucher zu finden, der warum auch immer noch ein Ticket übrig hat und dieses nur schnell loswerden möchte, damit er schnell ins Stadion gehen kann. Die professionellen ‚Zweitmarkt-Anbieter‘ mit ihren 150 Euro-Angeboten – die suchenden Römer Fans werden bestimmt zugeschlagen haben – wurden elegant weggelächelt und wenig später ein Steher für einen fairen Kurs erworben. Hat natürlich auch ein wenig mit dem Glück zu tun, im richtigen Moment am richtigen Ort dem richtigen Menschen in die Arme zu rennen, aber klappt ja irgendwie doch oft genug.
Die Ultras Leverkusen hatten zum Intro eine groß angelegte Choreo über die Nord- und die Osttribüne vorbereitet. Während die Nordkurve mit großem SV Bayer-Schriftzug unterlegt mit schwarzen Pappen und kleinen Details aus dem All nach den Sternen griff, wurde auf der Geraden groß angelegt das Gründungsjahr gezeigt. Letzteres war für mich aufgrund meiner Position aber leider nicht einsehbar. Im prall gefüllten Gästeblock wurde ein wenig gezündelt. Die Gastgeber rissen die Partie beflügelt vom eigenen Publikum sofort an sich. Das Leverkusener Stadion ist oft sicherlich nicht der Inbegriff des Hexenkessels, aber was heute von den Rängen kam, war oft annähernd brachial, das war schon richtig stark. Der Away-Sektor war so gut wie nie zu hören, allerdings war dieser von meiner Position auch so weit weg, wie nur möglich. Die Werkself erspielte sich einige Möglichkeiten, die aber zu unpräzise abgeschlossen wurden, während die Römer sich nur ein Mal gefährlich dem Bayer-Tor näherten, es sollte das einzige Mal im ganzen Spiel bleiben. Folgerichtig ging es torlos in die Pause. Zum Wiederanpfiff wurden dann in der ersten Reihe der Nordkurve an die 50-60 Fackeln gezündet. Schöne Pyro-Einlage, wird aber kosten, denn der Referee unterbrach die Partie aufgrund der Rauchentwicklung, vielleicht aber auch damit die Spieler ebenfalls die Gelegenheit bekamen, den wunderschönen Anblick zu genießen.
Auch in der Folge wurden immer mal wieder ein, zwei, drei Fackeln gezündet. Und auch die Spieler brannten nun richtig und schnürten die Roma endgültig ein. Den doppelten Betonriegel vor dem Sechzehner zu knacken, war aber nicht einfach, zumal die Lufthoheit auf Seiten der Gäste lag. Dennoch wurden an die zehn mal besseren, mal schlechteren Torgelegenheiten kreiert, aber die Kirsche wollte nicht ins Ziel finden. Spätestens nach einer Stunde Spielzeit dehnten die Italiener auch ihre elendige Zeitschinderei immer weiter aus, dass es schon erbärmlich war. Die prozentuale Netto-Spielzeit schrumpfte vor sich hin, wie das Packeis vor Grönland. Das Training von Romas Übungsleiter Mourinho – auch nicht gerade ein Sympathieträger – muss wirklich hart sein, da seine Spieler umfielen wie die Fliegen und dann minutenlang im Todeskampf liegenblieben. Noch trauriger war nur, dass die Gäste mit dieser elendigen Strategie auch noch durchkamen und mit dem Finaleinzug belohnt wurden. Für Bayer platzte damit der Traum vom Endspiel, was einige Ultras so auf die Palme brachte, dass sie noch einen kurzen Auftritt auf dem Rasen hatten, aber vom Ordnungsdienst zügig wieder auf die Tribüne gebeten wurden. Prinzipiell ein toller, kurzweiliger Fußballabend, nur leider mit dem falschen Ausgang.

























