Essen – So., 19.03.2023, 15:00

DJK Adler-Union Frintrop vs Sportfreunde Niederwenigern 0:2

Sportanlage am Wasserturm, 600 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 3
Heute zog es mich wieder zum schönsten Wasserturm der Welt, denn das Topspiel der Landesliga zwischen Tabellenführer Adler und den aus der Oberliga abgestiegenen Sportfreunden aus dem Hattinger Ortsteil Niederwenigern stand an. Und der Turm platzte aus allen Nähten. Circa 600 Leute klemmten sich um den engen Platz, um das nächste Kapitel des Wunders vom Wasserturm zu sehen. Aber die Gäste machten einen fetten Strich durch die Rechnung. Die Sportfreunde waren von der ersten Sekunde an hellwach, spielten bissig und mit unheimlich höher Laufbereitschaft. Der frühe Führungstreffer durch einen schönen Distanzschuss nach nur zwei Zeigerumdrehungen spielte Ihnen natürlich in die Karten, aber die erste Hälfte ging so oder so an die Hattinger. Folgerichtig fiel auch noch der zweite Treffer vor der Pause, wobei der Adler-Schnapper leider keine gute Figur machte. Nach dem Seitenwechsel waren dann auch die Adler endlich drin in der Partie, aber leider wurden die Möglichkeiten zum Anschluss nicht genutzt und die Gäste blieben weiter gefährlich, so dass man am Ende einen verdienten Auswärtssieg diagnostizieren musste. Dennoch war das Werbung für den Besuch am Wasserturm und alle, die dieses intensive, schnelle, ansehnliche Spiel gesehen haben, sollten das zum Anlass für ein Wiederkommen nehmen.

Bastogne – Sa., 18.03.2023, 20:00

RLC Bastogne vs RUS Assenois 3:2

Stade des Récollets, 100 Zuschauer,  1 Provinciale Luxembourg
Nach dem RWE -Auftritt in Saarbrücken ging die Reise mit der Gattin und Kumpel Malo weiter in den wallonischen Teil Belgiens und zwar nach Bastogne, nahe der Grenze zu Luxemburg. Zunächst wurde noch dem ‚Mardasson Memorial‘ in der Dämmerung ein Besuch abgestattet. Schon ein fetter Trümmer, der dort im Andenken an den Einsatz der Alliierten während der Ardennen-Offensive hingesetzt wurde. Der Zugang zum Inneren des Denkmals ist aktuell wegen Sanierungsarbeiten abgesperrt, aber da galt die gleiche Devise wie bei ausverkauften Fußballspielen – irgendwie kommt man immer rein. Nach dem obligatorischen Frituur-Besuch führte der Weg dann zum unweit vom Stadtzentrum gelegenen ‚Stade des Récollets‘. Und dieses lässt das Herz eines Fußballtouristen schon höher schlagen. Belgisches Amateurfußball-Ambiente par excellence! Absolutes Highlight (welch Wortwitz) war das Weltklasse-Funzelflutlicht, welches die Szenerie in ein gelblich-schales Dämmerlicht tauchte. Traumhaft! Und weil die (Fußball)Welt klein ist und bleibt, trafen wir natürlich drei weitere wohlbekannte Gestalten aus der schönsten Stadt des Ruhrgebiets. Gekickt wurde auch, aber Bierbedingt (Danke an die Gattin für den Fahrdienst) und weil die Partie angemessen verlabert wurde, verfolgte ich das Geschehen auf dem rumpeligen Rasen nur mit einem Auge. Nachdem wir endlich die Heimmannschaft identifiziert hatten, wussten wir also, dass diese zur Halbzeit führte. Das Spiel wurde dann immer unruhiger und wilder und ging nach wechselnder Führung und Platzverweisen für die Gäste schließlich an die Hausherren.

Saarbrücken – Sa., 18.03.2023, 14:00

1.FC Saarbrücken vs Rot-Weiss Essen 3:0

Ludwigsparkstadion, 10.410 Zuschauer, 3.Liga
Der Gastauftritt in Saarbrücken gehört sicherlich zu den reizvolleren Auswärtsspielen. Sahen gut 2.000 weitere Rot-Weisse ähnlich und so waren wir wieder mal ordentlich für unsere Farben vertreten. Der Bau des neuen Ludwigsparks ist ja eine noch viel wildere Geschichte, als das Rumgehampel um die Errichtung unseres Tempels an der glorreichen Hafenstraße. Auch im Saarland zierte sich die Kommune ewig, bis der Neubau, das heißt in diesem Fall ist es eher ein Umbau an gleicher Stelle, beschlossen wurde. Dann zogen sich die Arbeiten inklusive zwischenzeitlichem Baustopp derart lange hin, dass der FCS deutlich länger in der Exil-Ausweichspielstätte im benachbarten Völklingen antreten musste, als geplant. Am Ende kostete der recht schmucke Bau anstatt der veranschlagten 15,5 Mio knapp das dreifache. Dabei wurden ‚nur‘ drei Tribünen, darunter aber die neue Haupttribüne mit dem Warmgebäude, neu errichtet. Die Gegentribüne blieb erhalten und wurde saniert. Warum dort im Unterrang nicht die gesamte Spielfeldlänge genutzt wurde, stattdessen Raum in Form von Grünflächen verschenkt wurde, kann niemand so wirklich beantworten. Diese bauliche Spezialität brachte jedenfalls ausreichend Häme ein, dass diese Flächen inzwischen mit schwarzen Planen abgedeckt wurden, um einen Vereinsfarben-gerechten Kontrast zu den blauen Sitzschalen zu schaffen. Das Gesamtbild des Stadion ist aber trotz dieses kleinen Punktabzuges ein gutes.
Der Gästeblock ließ es als Intro ordentlich qualmen. Die fette rote Wolke fand sich auch zu späterer Stunde noch im Tempotuch wieder. Kaum hatte man wieder freie Sicht aufs Spielfeld, lag die Kugel dann auch schon im Essener Netz. Eine schnelle, kurz ausgeführte Ecke wurde bockstark verpennt, die anschließende Unruhe im Sechzehner konnte nicht beruhigt werden und irgendwann war das Ei dann endlich im Nest. Möglich dass auch dieses Durcheinander mit einem genialen Schachzug unseres raffinierten Feldherrn an der Seitenlinie zu tun hatte. Mit der souveränen Aura eines Cäsaren hatte Nachwuchstrainierer Dabrowski den etatmäßigen Außenverteidiger Bastians in die Sturmspitze beordert. Wie verzweifelt muss man sein? Nicht nur, dass schnell ersichtlich war, dass er die branchenüblichen Laufwege eines Stürmers nicht im Blut hat, er ist halt auch kein Sprintwunder und daher für eine eher auf schnelle Konter ausgelegte Aufgabe nicht besonders geeignet. Natürlich fehlt der Mannschaft ein echter Stoßstürmer mit Torriecher und Durchschlagskraft, aber für diesen Trickversuch, den er vermutlich aus einem Kinder-Zauberkasten entliehen hat, eine funktionierende, eingespielte Defensiv-Reihe, die ja aktuell so etwas wie die Lebensversicherung darstellt, zu opfern, ist für mich ein absoluter Offenbarungseid. Der Mann scheint hilflos, es fehlen ihm nachhaltige Ideen, ein wirkungsvolles Offensivkonzept aufzubauen.
Durch die Umstellung musste natürlich das Loch in der Verteidigung gestopft werden. Innenverteidiger ‚Herze‘ rückte nach außen – nicht seine Lieblingsposition, wie sich zeigen sollte – und dafür Felix Götze auf die Herze-Position, wodurch wiederum kreative Qualität im Mittelfeld verloren ging. Kurz und gut, das war nicht nachvollziehbar, das war einfach nur Scheiße! Trotzdem hätte Kefkir natürlich den Bigpoint aus gut sieben Metern nach zehn Minuten auch einfach mal nutzen können. Mag auch sein, dass die Einschusschance überraschend kam, aber wenn er anstelle der auch nur teilweise talentierten Ballannahme einfach die Direktabnahme bevorzugt hätte, wäre die Partie wohl wieder offen gewesen. Stattdessen fiel nach etwas mehr als einer halben Stunde der zweite Treffer für die Hausherren nach einem irgendwie ungefährlichen, aber platzierten Fernschuss, der vom Innenpfosten ins Tor sprang. Damit fühlte sich der Kick auch schon ziemlich gelaufen an. Der dritte Treffer nach etwa einer Stunde fiel nicht mehr groß ins Gewicht, war auch eigentlich des guten zu viel, denn der RWE spielte ja gar nicht so schlecht mit. Aber man bekommt die Kirsche halt auch nur ins Tor, wenn man mal auf dasselbige schießt, das machte uns der FC Saarbrigge hier vor.
Müsel hatte aber nicht gut genug hingesehen, denn bei seiner guten Möglichkeit eine Viertelstunde vor dem Ende fand er mal wieder den Zeitpunkt das Abschlusses nicht und wenn er nicht gestorben ist, dribbelt er noch heute. Wäre wohl eh zu spät gewesen und die Gastgeber hatten ja auch noch die eine oder andere gute Möglichkeit. Positiv anzumerken ist dann noch, dass die Mannschaft nach dem Schlusspfiff dennoch gefeiert wurde, da gibt’s aber auch keine Alternative zu. Mut machen heißt die Devise. Berlinski ist mir ja nach den Niederlagen dennoch irgendwie immerzu fröhlich und schaffte es – wie schon in Aue – zügig auf Grinsemann umzustellen, dass vermittelt nicht gerade eine kritische Auseinandersetzung mit dem soeben gezeigten. Ich war früher nach Niederlagen als Aktiver jedenfalls immer deutlich angepisster. Zu feiern hatten eh nur die Saarländer. Die Stimmung der ‚Virage Est‘ war über die ganze Spielzeit solide, aber nicht brachial. Da war aber wohl wie bei uns an der Hafenstraße der Baustil des Stadions mit verantwortlich. Die offenen Ecken, für meinen Geschmack zwar optisch schöner als die geschlossenen Arenen, lassen die Stimmung zu schnell entweichen und rauben der Atmosphäre den Wiederhall. Nun folgen weitere schwere Spiele gegen Aufstiegsaspiranten. Irgendwas müssen wir da holen, sonst wird die Luft nach unten schnell dünn.

Essen – Di., 14.03.2023, 19:00

Rot-Weiss Essen vs VfL Osnabrück 1:1

Stadion an der Hafenstraße, 17.617 Zuschauer, 3.Liga
Flutlicht und Hafenstraße sind bekanntermaßen eine besondere Mischung. Schwer zu erklären woher diese Magie, diese Mentalitätssteigerung im Vergleich zu den Nachmittagsterminen kommt, aber seit ich zum RWE gehe, und das ist seit 37 Jahren der Fall, kann ich diese Mystik unter Flutlicht spüren. Der VfL war nicht nur mit 2.500 Anhängern angereist, sondern auch mit der Empfehlung von zehn Siegen aus den letzten elf Meisterschaftsspielen. Da wartete also ein verdammt schwer zu bohrendes Brett auf den glorreichen RWE. Die Hütte war wieder gut gefüllt und die Roten stiegen gut ein in die Partie. Im ersten Durchgang sah ich weitestgehend ein Duell auf Augenhöhe, allerdings entwickelten die Roten etwas mehr Zug zum Tor als die Gäste, konnten aber keine hochbrisanten Situationen erzwingen. Entweder war das, was auf das VfL-Gehäuse kam, zu drucklos oder aber die Gäste-Abwehr bekam ein Körperteil zum Block dazwischen. Ziemlich unerwartet gingen die Niedersachsen mit ihrer ersten guten Chance nach einer Ecke in Führung. Wenn man nen Lauf hat, geschehen manche Dinge eben einfacher, für diese selektiven Erfolgserlebnisse müssen die Rot-Weissen in jedem Spiel harte Arbeit verrichten. Dennoch – ich mag diese Liga, denn die Leistungsunterschiede der Mannschaften bewegen sich in einem Rahmen, der jeder Mannschaft in jedem Spiel die Chance eröffnet, etwas Zählbares zu erreichen, leicht zu erkennen an den in der Regel recht engen Resultaten. Siege mit mehr als zwei Toren Unterschied gibt es selten an den einzelnen Spieltagen. Das macht Bock.
RWE kam mit verändertem System und der Einwechselung von Ennali aus der Kabine. Vorne drückt ja der Schuh und die Offensiv-Strategen Young, mit seinen inflationären und dabei überschaubar erfolgreichen Dribblings, und Berlinski, den man einfach kaum einen Ball in den Fuß spielen kann, der immer lang geschickt werden will und bei hohem Aufwand kaum Ertrag erzielt, waren am heutigen Abend auch die einzigen aus der rot-weissen Elf, die mich wieder mal verzweifeln ließen. Ennali kam zur zweiten Halbzeit und hatte mir zuletzt nach seinen Einwechslungen gut gefallen. Auch heute war er gut drauf, leider ist dieser junge Mann aber auch kein Torjäger und dennoch durfte er sich beim Ausgleichstreffer feiern lassen, den er nach überlegtem Abschluss erzielte. Vorausgegangen war ein langer Einwurf von Wiegel, der nach zwei Verlängerungen Ennali fand. Bereits wenige Minuten zuvor lag der Ball im Gäste-Netz, dieses wurde allerdings aufgrund eines Foulspiels oder einer Abseitsstellung von Bastians, der auf den vermeintlichen Torschützen ‚Herze‘ verlängert hatte, aberkannt, wofür man schon ein wenig Phantasie mitbringen musste. Kurz nach dem regelgerechten Ausgleich ergab sich direkt die Chance zur Führung, aber der Kopfball nach einer Ecke wurde von der Linie gekratzt. Die Roten blieben mit Leidenschaft dran und machten Druck, die ganz dicken Chancen blieben aber in der Folge aus. Die Gäste hatten bei zwei schnellen Angriffen dann noch die Option, die Partie auf den Kopf zu stellen, da zeigte der VfL wie gefährlich er in der Offensive agieren kann. Golz, Bastians und ein wenig Glück verhinderten das aber und die Partie ging mit diesem Remis zu Ende, womit die Gäste wohl einen Tick besser leben können.
Die Gäste-Anhänger zündelten ganz ordentlich rum. Leider wurden die mitgebrachten Fackeln nicht konzertiert in einer Aktion abgebrannt, sondern in mehreren Aktionen. Sah dennoch gut aus. Mit Beginn von Hälfte zwei gab es dann eine schöne Choreo zu sehen. Im oberen Bereich des Blocks wurde das Vereinswappen als Blockfahne gezeigt und weiter unten über die gesamte Breite des Stehplatz-Sektors ein lichtdurchlässiges Banner aufgezogen. Die freien Bereiche wurden mit lila und weißen Pappen ausgeschmückt. Hinter dem Banner wurden dann weiße Fackeln gezündet, so dass der der Stadtname mitsamt einem Symbol aus dem Stadtwappen in den Vereinsfarben durchschimmerte. Abgeschlossen wurde die Show mit einem guten Dutzend Blink-Bengalos. Schöne Aktion, sauber ausgeführt, keine Fackel verließ den Block, so muss das sein. Über manche Phasen des Spiels hatten die Gäste auch die Stimmungshoheit, was ich allerdings immer nur schwer beurteilen kann, da die Position meines Platzes deutlich näher am Gästeblock als zur Westkurve liegt. Aber die Lila-Weißen waren definitiv gut unterwegs mit ihrem Support. Das war ein richtig geiles Fußballspiel, stimmungsvoll und leidenschaftlich. Nur für meine Nerven ist das alles nix.

Schwerte-Westhofen – So., 12.03.2023, 15:15

VfB 1919 Westhofen vs VfL Schwerte 0:1

Ruhrwaldkampfbahn, 350 Zuseher, Bezirksliga Westfalen Staffel 6
Die Idee war eigentlich, aus dem Rückweg aus Thüringen eben dort noch ein Spiel zu schauen. Der Schneefall der vergangenen Tage führte aber zur Absage der in Frage kommenden Ansetzungen, so dass erst kurz vor der Heimat ein Stopp eingelegt wurde. Unweit des Westhofener Kreuzes wurde das Topspiel der Staffel 6 der Bezirksliga Westfalen angestoßen, dazu noch ein Ortsderby, denn Westhofen ist ein Ortsteil der Stadt Schwerte. Der VfB-Anhang zeigte als Intro ein recht lieblos hingepinseltes Transparent und ließ es danach in den Vereinsfarben qualmen. Erwartet man auf Bezirksliga-Niveau ja nicht unbedingt, daher gibt es hierfür natürlich Bonuspunkte. Die Gastgeber führten recht souverän die Tabelle an und der VfL musste siegen, wenn er denn noch eine Chance auf den Aufstieg wahren wollte. Die Gäste übernahmen dann auch das Kommando und kontrollierten das Spielgeschehen. Die besseren Tormöglichkeiten erspielte sich aber der VfB, doch die Schützen hatten die Visiere nicht sauber eingestellt und so war der VfL-Schnapper mehr damit beschäftigt, die Bälle aus dem Gebüsch zu holen, anstatt sich Sorgen um sein Gehäuse machen zu müssen. So blieb es torlos und in Hälfte zwei änderte sich nicht viel. Als ich dann zwanzig Minuten vor dem Ende mutig ein torloses Remis voraussagte, straften mich die Gäste umgehend lügen und belohnten sich für ihr mutiges Auftreten. Der VfB investierte nun mehr, erzeugte aber nur selten Torgefahr und mussten dem VfL die Zähler überlassen.

Aue – Sa., 11.03.2023, 14:00

FC Erzgebirge Aue vs Rot-Weiss Essen 2:1

Erzgebirgsstadion, 7.076 Zuschauer, 3.Liga
Begleitet von meinem ehrenwerten Vater, mit dem ich ein paar Tage in Thüringen verbrachte, ging es bei widrigen Bedingungen nach Aue ins Erzgebirge, für mich ein Premieren-Besuch in der nur 16.000 Einwohner starken Stadt.  Leider hatte ich einen Spielbesuch im alten Stadion so lange hinausgeschoben, bis es endlich zu spät war. Die neue Spielstätte befindet sich an derselben Stelle und ist nahe am Universal-Schema erbaut, kann aber einige individuelle Accessoires mit Gruben-Bezug vorweisen. Der Verein kokettiert ja auch gern mit der Bergbau-Vergangenheit dieser Region und hat sich den Namen ‚die Schachter‘ gegeben. Kein Geheimnis, dass es sich um die ehemalige BSG Wismut, nach der Wende FC Wismut, handelt. Die Umbenennung in FC Erzgebirge fand in den frühen 90ern statt, nachdem sich das namensgebende Unternehmen als Sponsor aus dem Club zurückzog. Es war heute ein Duell zweier Tabellennachbarn. Die Gastgeber hatten als letztjähriger Zweitliga-Absteiger ja eigentlich ganz andere Ziele, hingen aber nach desaströsem Saisonstart lange im Tabellenkeller fest, bis der Aufwärtstrend einsetzte. Über 800 Rot-Weisse hatten die Schlittenfahrt ins Zonenrandgebiet auf sich genommen und zeigten als Intro ein Fahnenmeer in den Clubfarben. Dazu wurde ein einfaches rot-weisses Banner mit dem Vereinswappen an den Zaun gehängt. Schlicht, aber ganz schön anzusehen.
Die Roten begannen das Spiel nach dem mittlerweile leider gewohnten Auswärts-Muster. Bedeutet, es wurde erst einmal recht tief gestanden und geschaut, was der Gegner so kann und macht. Ich hasse das abgrundtief, denn es ist vollkommen unnötig. Die Mannschaft hat das Potential einem ungefähr gleichstarken Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen, das wurde im zweiten Durchgang ja auch bewiesen. Warum wird also nicht von Beginn an mutig aufgetreten und versucht, dem Spielverlauf den Stempel aufzudrücken? Stattdessen wurde der eigenen Spielidee mit zu verhaltenem Aufbau der Esprit genommen und eine defensive Grundordnung gewählt. Kann gut gehen, aber die Gefahr, dass es schiefgeht, ist nach meinem Erachten deutlich größer. Bei einem Rückstand bedeutet das, einen hohen Aufwand betreiben zu müssen, um zum Erfolg oder zumindest zum Teilerfolg zu kommen. So auch heute, denn nach dem die Partie in den ersten Minuten von beiden Seiten offen gestaltet wurde, bekamen die Schachter Übergewicht, welches in einige Torraumszenen mündete. Bei einem Abwehrversuch ging Clemens Fandrich, in der Vorsaison selbst noch bei den Erzgebirglern in Lohn und Brot, etwas ungeschickt zum Ball und Aues Nazarov, der sich nach dem Derby in Dresden in der Vorwoche noch selber über Fehlentscheidungen des Referees lautstark beklagte, nahm die Situation dankend an und sank entkräftet zu Boden. Schiri Tom Bauer, der nur wenige Meter entfernt stand zeigte auf den ominösen Punkt und ließ sich auch von fassungslosen Rot-Weissen nicht davon abbringen, seine Entscheidung zu hinterfragen. Natürlich hat der Mann nur die eine Perspektive und kann nicht auf den Video-Nachweis zurückgreifen. Aber an der Reaktion der Spieler kann man ja zumindest erahnen, dass die ganze Sache vielleicht doch nicht so eindeutig war und vielleicht mal den Geschädigten befragen, ob er denn wirklich getroffen wurde anstatt mit selbstgefälligem Grinsen ungerührt bei der Fehlentscheidung zu bleiben.
Der ‚Gefoulte‘ Verwandelte selbst und das Unheil nahm seinen Lauf. Wenige Minuten später versuchte Alonso mit seinem Körper einen Schuss im Sechzehner zu blocken, drehte sich dabei weg, bekam während der Drehung die Kirsche an den leicht abgewinkelten Arm und wieder ertönte der schmerzhafte Pfiff. In diesem Falle zwar streng regelkonform, aber jeder Schiri hat ja ein wenig Ermessensspielraum und dass es sich hier nicht um ein absichtliches Handspiel handelte, war für alle anderen außer dem Referee offensichtlich. Nicht zu ändern, ‚Held‘ Nazarov erhöhte und nun wurde die Luft langsam dünn. Immerhin nahmen die Roten nun mal Fahrt auf und spätestens als vor dem Seitenwechsel Isi Young im Strafraum nachweislich gelegt wurde und die Pfeife der Pfeife in diesem Fall mal stumm blieb, hatten alle Rot-Weissen Temperatur. Ein Zwei-Tore-Rückstand zur Halbzeit war eine schwere Hypothek, aber unabhängig von den fragwürdigen Entscheidungen war das vom RWE auch einfach zu wenig, zu ungenau, zu mutlos. Nach dem Seitenwechsel spielte dann aber nur noch der Deutsche Meister von 1955. Nach 65 Minuten wurden die Bemühungen mit dem sehenswerten Anschlusstreffer von Eisfeld belohnt und es war nun noch ausreichend Zeit um das Ergebnis zufriedenstellend zu gestalten. Es wurden auch ein gutes halbes Dutzend zum Teil exzellente Torchancen erspielt, aber das Leder fand nicht mehr über die Linie, was das wohl größte Manko im rot-weissen Team aufzeigte, nämlich mangelnde Torgefahr. Es fehlt einfach der Knipser, der die Dinger vollstreckt und derjenige, der in Frage käme, nämlich ‚Regler‘ Engelmann, fällt seit Wochen mit einer ominösen Mandelentzündung aus. So blieb aller Aufwand unbelohnt und das wäre möglicherweise nicht der Fall gewesen, wenn Traumtrainertänzer Dabrowski von Beginn an auf die Stärken seines Teams vertraut hätte.

Essen – So., 05.03.2023, 13:00

Rot-Weiss Essen vs SpVgg Bayreuth 2:0

Stadion an der Hafenstraße, 15.297 Zuschauer, 3.Liga
Drittes Heimspiel auf einem Sonntag in Folge. Prinzipiell gesünder für den geschundenen Kittel, da der Stauder-Konsum dann mit Blick auf den folgenden Werktag stark eingeschränkt wird. Aber dennoch ist der Tag des Herrn nicht der von mir bevorzugte Spieltag, was die etwa 150 aus der Wagner-Stadt angereisten Oldschdod-Seelen bei etwa 500 Kilometern Anreise ähnlich gesehen haben werden. Nach den aus rot-weisser Perspektive ungünstigen Vortags-Resultaten, lastete ein deutlich erhöhter Erfolgsdruck auf dieser Partie, wenn der einigermaßen komfortable Abstand nach unten gewahrt bleiben wollte. In der subjektiven Wahrnehmung gehört ein Heimspiel gegen Bayreuth, ein irgendwie ungefährlich klingender Gegner, auch zu den unsäglichen Pflichtsiegen. Die gibt es aber in dieser unberechenbaren Liga gar nicht. In Liga Drei kann jeder gegen jeden siegen und ebenso auch verlieren. Es ist zwar schön, dass man in jedes Auswärtsspiel mit der potentiellen Chance geht, etwas mitzunehmen, aber das nimmt einem eben auch die Option, mal entspannt ein Heimspiel zu besuchen, sich zurückzulehnen ohne dauerhaft erhöhten Blutdruck zu haben. Die Spielvereinigung hatte mit zwei Siegen in Folge aufhorchen lassen, man war also gewarnt. Ich finde den Verein ja nicht unsympathisch und würde diesem den Klassenerhalt gönnen. Heute musste die Sympathie aber mal pausieren.
Die Roten spielten gute erste zehn Minuten, danach sah es deutlich weniger zwingend aus, auch wenn die Spielkontrolle auf der Seite des glorreichen RWE blieb. Die Oberfranken waren aber bei ihren Kontern durchaus gefährlich und hatten zwei, drei Male die Chance zur Führung, während es für den RWE kaum mal eine brauchbare Situation gab. Auffällig waren die vielen falschen Entscheidungen beim Pass in die Spitze, da wurde der komplizierten Lösung der einfacheren viel zu oft den Vorzug gegeben, was meist einen Ballverlust zur Folge hatte. Das war auch im zweiten Durchgang noch oft genug zu bestaunen, dennoch wurden nun auch Tormöglichkeiten kreiert. Nach einer Freistoßflanke von außen – in dieser Saison durchaus eine Stärke der Rot-Weissen – nickte Kampfschwein ‚Herze‘ das Leder mit der Schulter (!) zur Führung über die Linie.  Nur wenige Minuten später fluchte ich schon auf Rother nach einem schlampigen und wieder unnötig komplizierten Zuspiel, der das Leder aber vom Verteidiger zurückbekam, noch drei Meter ging und dann trocken abzog. Aus 25 Metern zischte die Kugel wie an der Schnur gezogen neben den rechten Torpfosten in die Maschen, sicherlich davon begünstigt, dass der Bayreuther Schnapper den Ball sehr spät sah.
In der Schlussviertelstunde war bei Kontern mehrfach die Chance da, das Spiel final zu entscheiden, aber dabei stellten sich die Offensivkräfte einfach nicht kaltschnäuzig genug an. Ist ja auch für die aktuelle Sturm-Misere bezeichnend, dass die Treffer von zwei Defensiv-Leuten erzielt wurden. Die Gäste hatten noch zwei halbwegs brauchbare Chancen auf den Anschluss, aber Jakob Golz im Tor der Rot-Weissen ist aktuell nur schwer bezwingbar. So blieb es bei einem verdammt wichtigen, sicher nicht ganz unverdienten Sieg, der aber lange Zeit am dünnen Faden hing. Scheißegal, der Abstand nach unten wurde wiederhergestellt und nun wollen wir mal sehen, ob am kommenden Wochenende bei den aktuell starken Erzgebirglern etwas Zählbares aus dem Schacht mitgenommen werden kann. Zu Hause läuft es ja mit nun zehn Spielen ohne Niederlage in Folge ganz ordentlich, nun ist es an der Zeit auch in der Ferne mal wieder die maximale Ausbeute zu landen. Das wäre gerade bei einem Tabellennachbarn doppelt wertvoll.

Essen – Sa., 04.03.2023, 15:30

DJK Adler-Union Frintrop vs DJK Blau-Weiß Mintard 3:0

Sportanlage am Wasserturm, 340 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe 3
Eigentlich hatte ich heute mit einem Ausflug ins Frittenland liebäugelt, aber das kalte und ungemütliche Wetter raubte mir jede Motivation, eine weitere Strecke zu fahren. Als erneut nur Nahverkehr und es blieb bei einem Ausflug ins nahe Essen-Frintrop, um den Adlern bei Ihrem majestätischen Flug durch die Landesliga zuzusehen. Blau-Weiß Mintard aus dem benachbarten Mülheim stellte sich vor und für den Verein mit den geschmacklosen Vereinsfarben war ein Auswärtserfolg Pflicht, um eine realistische Chance auf den Aufstieg zu wahren. Am Fuße des schönsten Wasserturms der Welt legten die Jungs aus den Mülheimer Ruhrauen dann auch ordentlich los und weckten die Gastgeber mit zwei gefährlichen Offensivaktionen auf. Diese fanden dann gut ins Spiel und erzielten bis zum Seitenwechsel zwei schön herausgespielte Treffer. Das wiederum rief die Gäste erneut auf den Plan, die nach der Pause eine starke Performance zeigten und das Geschehen klar dominierten. Fußball ist aber Ergebnis-Sport und die Adler hielten dem Druck stand. Mit dem Konter zum dritten Treffer kurz vor dem Ende, war die Sache dann durch und die Tabellenführung am Turm wurde gefestigt.