
FC Viktoria Köln vs Rot-Weiss Essen 1:0
Stadion im Sportpark Höhenberg, 4.604 Zuschauer, 3.Liga

Quo vadis, RWE? Erneut wurde die Chance liegen gelassen, das Polster zu den Abstiegsrängen komfortabler zu gestalten. Der Verein selbst hatte unnötig Druck aufgebaut mit dem Hinweis, dass mit einem Sieg Boden gut gemacht werden kann – nicht die beste Idee der Social-Media-Abteilung. Und ein Sieg wäre auch nicht verdient gewesen, denn die 2.000 Mitgereisten Rot-Weissen bekamen die mit Abstand schlechteste Saisonleistung zu sehen. Die ersten Minuten sahen noch ganz ordentlich aus, aber die Viktoria brauchte nicht lange um sich zu finden und die Spielhoheit langsam aber sicher auf Ihre Seite zu ziehen. Dennoch würde ich bis kurz vor dem Seitenwechsel ein ausgeglichenes Spiel attestieren. Nach dem Seitentausch dauerte es dann nicht lange, bis die Kirsche im Netz lag. Dass Wunderlich seinen ersten Treffer nach seiner Rückkehr zur Viktoria gegen den Deutschen Meister von 1955 erzielte, dessen Trikot er ja auch schon trug, hatte ich vor dem Anstoß prophezeit. Dazu musste ich mich ja nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, das sind halt einfach die Geschichten, die der Fußball immer wieder schreibt. Wer nun ein Aufbäumen erwartet hatte, sah sich getäuscht, stattdessen wurden die Gastgeber immer dominanter.
Dass der seit Wochen glücklose Isi Young die Partie nach gut 70 Minuten mit der Ampelkarte vorzeitig beendete, machte die Situation aus Gäste-Sicht nicht einfacher. Die Viktoria war dann dem zweiten Treffer als die Roten dem Ausgleich und der Sieg geriet auch nie in Gefahr. Ich will den RWE-Mannen nicht unterstellen, dass sie nicht wollten, aber man hatte dauerhaft das Gefühl, dass die absolute Bereitschaft fehlte, alles zu investieren, so als seien die Akteure gehemmt. Ungewohnt, das gab es in dieser Saison so noch nicht zu sehen. Entsprechend fiel die Reaktion des Anhangs nach dem nun siebten Spiel in Serie ohne Sieg aus. Die Stimmung kippt, sollte es am Sonntag gegen die Reserve des BVB nicht besser laufen und nach dem Kick nichts Zählbares auf der Habenseite stehen, wird es mal wieder ungemütlich in Essen. Zu Beginn der zweiten Hälfte gab es eine breit angelegte Pyro-Show über den gesamten Block zu sehen. Sieht bei Abendspielen ja immer fett aus, kostet aber leider auch immer ordentlich Kohle durch die folgende Verbandsstrafe. Die Stimmung war ansonsten auch nicht überragend, aber das lag auch eher am undankbar angelegten Away-Sektor. Ein gebrauchter Abend.
Es muss nun dringend ein Erfolg her, schon allein für die Moral ist dieser eminent wichtig. Zwar zeigte sich die Mannschaft vor dem heutigen Spiel zuletzt nie wirklich unterlegen, der Trend fühl sich aber trotzdem nicht gut an und die Nummer heute war ein absoluter Warnschuss. Der Verein und seine Anhänger haben viel zu lang auf den Aufstieg in Liga Drei warten müssen um den Status Quo direkt wieder zu gefährden. Fünf Punkte Vorsprung hören sich auch noch beruhigend an, aber diese bestehen ja nur, weil die Mannschaften im Keller aktuell auch wenig punkten und können schnell verraucht sein. In der letzten Saison wurde zwei Spieltage vor Schluss Trainer Neidhart durch eine Interimslösung ersetzt. Sah nach Panik aus und der Verein verkaufte es so, dass er dem strauchelnden Team einen neuen Impuls geben wollte. Diesen Impuls hat Coach Dabrowski, der ja ab Saisonstart die Fäden zieht… oder ziehen soll… und von dem ich ja bekanntermaßen auch von Anfang an nicht viel hielt und halte, der Mannschaft irgendwie nie gegeben. Ich hoffe sehr, dass die Entscheider die Situation aufmerksam und sensibel beobachten.








