Napoli – So., 12.02.2023, 20:45

SSC Napoli vs US Cremonese 3:0

Stadio Diego Armando Maradona, 50.000 Zuschauer, Seria A
Vor etwa zehn Jahren war ich schon einmal in Neapel, damals trug das Stadion noch den Namen ‚San Paolo‘ und verfügte über ausgeblichene Sitzschalen. Mittlerweile wurde das beeindruckende Rund mit Sitzschalen in den Clubfarben etwas aufgemöbelt und nach dem wohl berühmtesten Fußballer benannt, der für die Societá Sportiva Calcio die Schuhe schnürte, nämlich Diego Armando Maradona, der den Club Ende der 80er zu seinen bis dato einzigen zwei Meister-Titeln führte und sich bei den Napoli-Tifosi damit unsterblich machte. Zu Gast war damals die AS Roma zum ‚Derby del Sol‘. Es war laut, es war dreckig, es war auf eine gewisse Weise richtig schön asozial. Dagegen war das heute nur ein billiger Abklatsch. Allerdings stimmt auch irgendwas nicht in der Fanszene. Die Napoli-Fans verteilen sich ja auf beide Kurven, die auch knackevoll waren. Es wurde auch supportet, aber nicht mit der Kraft, die sicherlich möglich wäre und die man auf dem Weg zur dritten Meisterschaft, auf dem sich der Verein ja befindet, erwarten würde. Auch Optisch sah es in den beiden Kurven eher nach Sparflamme aus. Die Curva B zeigte zwar das gewohnte Schwenkfahnen-Bild, allerdings hing nur das Banner der ‚Fedayn‘ und wenige andere Gruppen-Banner. Die Curva A blieb optisch völlig farblos ohne Schwenkfahnen und ohne jede Zaunfahne. Wo genau der Schuh drückt, ist mir leider nicht bekannt. Dass es daran liegt, dass der Verein nach einem Weihnachts-Trikot, für das er schon Hohn und Spott erntete, nun aktuell in einem Trikot zum Valentinstag auflief, also die Vereinsfarben missachtet, ist eine Möglichkeit.
Wir benötigten auch satte zehn Minuten, um zu bemerken, dass es nicht die Gäste sind, die in den rot-weißen Hemden mit einem darauf abgebildeten großen Kussmund aufliefen, sondern die Gastgeber. Aus Fan-Perspektive könnte ich nachvollziehen, dass es zu eingeschränktem Support führt, wenn statt der traditionellen himmelblauen Trikots ein derartiges Karnevals-Outfit getragen wird – sah schon ziemlich scheiße aus, das Hemd. Dementsprechend schwach war die Stimmung und die knapp 300 dauersupportenden Gäste aus Cremona waren zwar schwach, aber doch sehr oft zu hören, obwohl man diese undankbar nach ganz oben in den Gästeblock unter das Dach verfrachtet hatte. Sportlich endete die Partie wie erwartet. Der Tabellenletzte aus Italiens Norden, der ja noch ohne jeden Sieg ist, allerdings vor ein paar Wochen im Pokal hier sensationell im Elfer-Schießen gewonnen hatte, wurde Opfer der napolitanischen Überlegenheit, die letztlich in Toren münden musste. Der Sieg kam aber recht glanzlos daher und dafür, dass das Team kurz vor dem ersten ‚Scudetto‘ seit über 30 Jahren steht, war die Veranstaltung insgesamt eher ernüchternd. Irgendwie wirkte alles recht gelangweilt und kommerzialisiert, auch die Mannschaft vermittelte eher Pflichtbewusstsein beim Dank an die Kurven. Wo ist das Feuer am Fuße des Vesuvs hin? So hinterließ allein das Stadion erneut einen bleibenden Eindruck, das ja in die Kategorie der Spielstätten gehört, die man auch ein zweites oder sogar ein drittes Mal besuchen kann.