Mittwoch, 10.06.2020, 17:00

serbien

FK Cukaricki vs FK Vojvodina 0:1

Stadion na Banovom brdu, 650 Zuschauer, Kup Srbije Halbfinale

200610cukaricki-vojvodina

Auch in Ungarn ist es den Hotels untersagt, ein Frühstücks-Buffet anzubieten, daher zeigte sich die erste Mahlzeit des Tages als Lunch-Paket in Form von drei belegten Brötchen. Bevor ich die Stadtgrenze passierte, nahm ich einen minimalen Umweg auf mich, um mal die Baustelle des neuen Honved-Stadions in Augenschein zu nehmen, das ursprünglich ja ziemlich genau in dieser Woche eröffnet werden sollte. Dazu reicht es noch nicht, aber so richtig lange kann das wohl nicht mehr dauern. Von außen sieht es zumindest schon mal aus wie ein Stadion.
Die 380 Kilometer nach Belgrad boten nicht viel Spektakuläres. Nicht mal der Grenzübertritt, denn CoVid-Kontrollen fanden nicht statt, so dass die ganze Aktion gerade einmal fünf oder zehn Minuten dauerte. Wenn man sich dann Belgrad von Westen kommend nähert und auf die beeindruckende Plattenbau-Kulisse von Novi Beograd zufährt, hat das mittlerweile fast schon was von ’nach Hause kommen‘. Das war nun mein fünfter oder sechster Aufenthalt in der Stadt, die mir ja wirklich gut gefällt. Ich bin immer wieder gern in Belgrad.
Erste Anlaufstelle war das Stadion von Partizan, um das online erworbene Ticket abzuholen. Print-at-home war dieses Mal nicht möglich – der besonderen Situation geschuldet? Vom Stadion ging es dann zum Hotel Mark nahe dem Slavija-Platz. Die Auswahl an Hotels in der Belgrader Innenstadt ist groß. Ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem ich vernünftig wohnen muss. Aus dem Alter, in dem man sich in Hostel-Dorms oder irgendwelche Löcher geschmissen hat, bin ich eindeutig raus, dazu kann es nur noch in Ausnahmesituationen kommen. Daher hatte ich mich also für diesen stylischen Schuppen entschieden, der zudem die Möglichkeit bot, das Auto in einem bewachten Parkhaus abzustellen – mit einem neuwertigen deutschen Fahrzeug in Belgrad sicherlich ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. Es blieb Zeit, ein wenig zu ruhen, dann ließ ich mir ein Taxi rufen und mich in den Süden der Stadt bringen – ‚Stadion na Banovom brdu‘ hieß das Ziel. Dort spielt der FK Cukaricki, der sportlich in den letzten Jahren zwar ordentliche Resultate erzielte, die den durch Mäzenatentum stabilisierten Club bis in die Europa League spülten, jedoch sonst in Belgrad keine große Beachtung findet. Dementsprechend war auch keine große Zuschauerzahl zu erwarten. Das erste Halbfinale des serbischen Pokals stand auf dem Programm und zu Gast war der FK Vojvodina aus Novi Sad, den man hinter den großen Belgrader Clubs wohl als die dritte Kraft Serbiens bezeichnen darf.
Kurz vor Beginn der Partie begann es zu regnen, nein, zu kübeln! Es schüttete wie aus Eimern, es regnete Hunde und Katzen, ein Fest für jeden Regenwurm. Glücklicherweise hatte ich einen der wenigen geschützten Plätze auf der Haupttribüne ergattert, sonst wäre ich binnen einer Minute nass bis auf die Haut gewesen. Der Gästeblock war zu Beginn der Partie annähernd leer, was mich irritierte, aber in Ost- und Südost-Europa betritt man ja gern mal später das Stadion. Oder darf es erst später betreten. Zudem ist der innerstädtische Verkehr in Serbiens Hauptstadt eine Katastrophe, wie ich vorher schon selber erfahren durfte, was, neben der ungünstigen frühen Anstoßzeit auf einem Wochentag, ein weiteres Hindernis bedeutete. Gut zehn Minuten nach Spielbeginn stürmten dann etwa 150 Mann in den Settore Ospiti, beflaggten den Zaun und legten, optisch unterstützt von ein paar Schwenkern, los. Viel später hätten die Jungs auch nicht kommen dürfen, denn nach einer halben Stunde fiel der Treffer des Tages. Die ‚Firmasi‘, wie sich die Vojvodina-Anhänger nennen, gaben 90 Minuten alles für ihr Team und wurden mit dem gefeierten Finaleinzug belohnt. Eine kleine Pyroshow gab es auch zu bestaunen. Auf Seiten der Gastgeber formierten sich fünf Halbgescheite hinter ein paar lieblosen, kleinen Zaunfahnen und wedelten mit einer Schwenkfahne, das war’s. Ehrlich, ich versuche jeder aktiven Gruppe Respekt entgegen zu bringen, aber so wie man es hier machte, sollte man es besser lassen.