Meine schöne Heimatstadt hat einige verlassene Fußballplätze zu bieten, von denen der eine mehr, der andere weniger sehenswert ist. Einige davon habe ich in den vergangenen Tagen besucht und der nachfolgende Text und die Bilder beschreiben diese Lost Grounds.
Etwas abseits der Aktienstraße in Essen-Bedingrade lag der Platz des VfB Borbeck. Von diesem ist heute nichts mehr zu sehen, es ist eine wild überwucherte Fläche, die lange brach lag, zwischendurch als Pferdekoppel genutzt wurde und nun verwildert. Der Platz findet nur in diesen Text, weil er gewissermaßen den Ursprung meiner eigenen ‚Fußball-Karriere‘ bedeutet. Und auch wieder nicht. Denn als ich mit 13 Jahren beim VfB mit dem Kicken begann, war der Verein soeben auf die Anlage an der Ardelhütte in Essen-Schönebeck umgezogen, wo er im Jahr 2000 mit Grün-Weiß Schönebeck zur SG Schönebeck fusionierte, heute als SGS Essen durch das Damen-Bundesligateam Republik-weit ein Begriff.
An der Serlostraße, eingerahmt von Wohnbebauung, liegt der ehemalige Sportplatz von TuRa 1886, einem traditionsreichen Verein aus Essen-Altendorf. Mein Vater spielte dort in seiner Jugend in den 50er Jahren. Der Platz ist nichts Besonderes, dieser ist nur auf einer Seite mit einigen Stufen ausgebaut, die unter der sprießenden Vegetation schon nicht mehr auszumachen sind. Und doch bin ich dort als Gäste-Spieler eigentlich immer ganz gerne aufgelaufen. Vor zwei Jahren bezog der Verein den neuen Sportplatz im Krupp-Park, den er sich mit zwei anderen Clubs teilen muss.
Der Sportplatz am Altenbergshof gehört zu den durch Flüchtlings-Unterkünfte verstümmelten Plätzen. Auf dem ehemaligenm Spielfeld wurden große Zelte zur Unterbringung der eintreffenden Flüchtlinge errichtet. Es ist die alte Anlage des VfB Essen-Nord und des BV Eintracht 16. Außer dem Eingangsportal und ein paar Stufen ist nicht viel übrig von einer eigentlich ganz kultigen Sportstätte. Das ehemalige Spielfeld wird nun von einem eingezäunten Spazierweg durchschnitten und eine Hälfte als Betriebsfläche für eine benachbarte Baustelle genutzt.
Zu den schönsten ehemaligen Essener Sportanlagen zählt sicherlich der Platz Am Lindenbruch in Essen-Katernberg. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort. In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg erlebte der Club seine erfolgreichste Zeit, spielte in der höchsten Spielklasse, der Oberliga West, vor mehreren tausend Zuschauern und hatte mit ‚Boss‘ Helmut Rahn DEN späteren Weltmeister für ein Jahr unter Vertrag, bevor dieser zum glorreichen RWE wechselte. Eine kurze Hochphase hatten die Sportfreunde noch Ende der 80er Jahre, als die Oberliga Nordrhein erreicht wurde. Danach ging es hinab bis auf Kreisliga-Niveau. Vor drei Jahren wurde die Fusion mit dem Nachbarn DJK Katernberg vollzogen und nach abgeschlossener Sanierung dessen Sportanlage die wundervolle Anlage Am Lindenbruch aufgegeben. Es ist eine Schande.
Über den Sportplatz im Gleisdreieck oder auch Sportplatz Kumpelweg ist mir wenig bekannt. Nach meinem Wissen wurde die Anlage weitestgehend für den Freizeitliga-Spielbetrieb genutzt, aber ich habe auch mal irgendwo aufgeschnappt, dass der TBV Frillendorf einige Jahre dort verbracht haben soll. Heute hat sich eine Hundeschule des Geländes bemächtigt. Das alte kleine Gebäude mit Umkleiden und Ausschank steht aber noch. Auch kann man anhand der Grasnarbe noch den Spielfeldrand erahnen, obwohl sich der Hartplatz zum Teil in ein Rasenfeld verwandelt hat.
Unweit des Gleisdreiecks liegt der Sportplatz an der Hubertstraße. Dort war der bereits angeführte TBV Frillendorf beheimatet, ebenso wie der FC Essen 85, mit dem der Club zu Beginn des Jahrtausends zum ESV Frillendorf fusionierte. Uwe Reinders entstammt übrigens der Jugend des TBV. Nach der Saison 2014/15 wurde der Verein aufgelöst und der Platz sich selbst überlassen. Es war das vermutlich speziellste Spielfeld auf Essener Gebiet. Der Platz war so kurz, dass bei Ballannahme an der Mittellinie und anschließender Drehung schon nach wenigen Schritten die Strafraumgrenze erreicht war. Zwischen Seitenauslinie und Strafraum lagen auch nur etwas mehr als zwei Meter, so dass Einwürfe gefährlicher wurden als jede Ecke, auch weil an den Eckfahnen kaum Anlauffläche vorhanden war und durch die Nähe der Vegetation zum Spielfeld um die Eckfahnen schon großflächig Rasen wuchs. Dass der Platz ein stattliches Gefälle aufwies, so dass man eine Halbzeit bergab und eine bergauf spielte, komplettierte die Einmaligkeit dieses Platzes.
Hinter dem Gymnasium an der Wolfskuhle befand sich der gleichnamige Sportplatz, der vom VfB Wacker Steele und dem SV Isinger Kray genutzt wurde. Wacker Steele wurde vor einigen Jahren aufgelöst und der SV Isinger zog in seinen angestammten Stadtteil an die Schönscheidtstraße um. Der Platz an der Wolfskuhle wird nun von einem Mountainbike-Sportverein genutzt, der die Fläche nach seinen Ansprüchen umgestaltete. Von der Nutzung als Fußballfeld zeugen nur noch die Flutlichtanlage und der alte Unterstand.
An der Stadtgrenze zu Hattingen, dort wo Essen schon von den Ausläufern des Bergischen Landes berührt wird, findet man noch immer den alten Rasenplatz der DJK Borussia Byfang, den der Verein irgendwann Ende der ersten Dekade des Jahrtausends verließ. Danach nutzte der Verein kurze Zeit die Bezirkssportanlage in Überruhr und nach der Fusion mit dem SV Kupferdreh zur SG Kupferdreh-Byfang wurde das Wilhelm-Haneke-Stadion – eine durchaus sehenswerte Amateur-Sportanlage – die neue Heimat. Oben zwischen Byfangs Feldern und Wiesen, scheint der Rasenplatz nur auf seine Reaktivierung zu warten. Man hat den Eindruck, als ob nicht zu viel Aufwand betrieben werden müsste, um den Platz wieder bespielbar zu machen. Auch das kleine Sozialgebäude mit Kabinen und Clubheim wirkt unversehrt. Schade, dass diese idyllische Anlage, vermutlich aufgrund der Instandhaltungskosten, nicht weiter genutzt wird. Dieser Platz ist einer der wenigen in Essen, auf denen selber nie gespielt habe.
Weit im Essen Süden liegt unterhalb der Bundesstraße 224 der Sportplatz Am Volkswald. Hier spielte der SC Werden-Heidhausen, der in den 90ern aus der Fusion des SV Heidhausen und ASV Werden hervorging. Der SCWH spielte bis 2012 auf diesem Platz und zog dann nach Werden auf die runderneuerte Anlage Im Löwental um. Auch diesem Platz wurde das Schicksal zuteil, dass zur Beherrschung der großen Flüchtlingswelle ein Zeltdorf aufgebaut wurde. Dementsprechend sieht das alte Spielfeld aus. Die Umkleide und das Clubheim des Vereins blieben stehen, fielen aber dem Vandalismus zum Opfer.