Kukes – Fr., 19.04.2024, 15:00

FK Kukesi vs KF Skenderbeu Korca 0:2

Kukes Arena, 250 Zuschauer, Kategoria Superiore
Es muss im April noch alter Urlaub weg und zu Hause bleiben ist keine Lösung. Für einen noch überraschend schmalen Kurs konnten wenige Tage zuvor Flüge für einen Kurz-Trip nach Tirana gebucht werden. Die beste Gattin der Welt – da war der Herrgott echt mal in Top-Form, als er mir diese Frau zugelost hat! – unterbrach ihren Schlaf, um mich zu früher Stunde zum Düsseldorfer Flughafen zu bringen und Eurowings brachte mich überpünktlich in die albanische Hauptstadt. Beziehungsweise bis kurz davor, denn der generalüberholte Flughafen liegt ja deutlich außerhalb. Beim aus früherer Buchung bekannten lokalen Mietwagenanbieter meines Vertrauens wurde drei Tage zuvor noch ein Fahrzeug per Whatsapp gebucht und gegen Barzahlung ohne Kaution übernommen und dann ging es mit Kurs Kukes auf die Piste. Von vorherigen Aufenthalten hatte ich Nordalbanien in lebhafter Erinnerung, so dass die sich bietenden wunderbaren Landschaftseindrücke mehr als nur Rahmenprogramm sein sollten. Ich ließ das Tagesziel im wahrsten Sinne erst einmal links liegen und steuerte weiter gen Norden, um die Straße durch die Schlucht ‚Gryka e Vanave‘, die erst vor wenigen Jahren asphaltiert wurde, zu befahren. Ich fuhr dann weiter als ich eigentlich wollte, nämlich bis in die Hochebene um Shishtavec auf 1300 Metern und stand plötzlich vor dem Grenzposten zum Kosovo, wo aber dann der Punkt zur Umkehr gekommen war.
Kukes ist eine Stadt von gerade einmal 16tausend Bewohnern, damit aber unbestrittenes Zentrum der Region. Da Bergbau und daraus resultierende Verarbeitung stark an Bedeutung verloren haben, hat die Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen und vermittelt irgendwie eine unterschwellige Stimmung der Perspektivlosigkeit. Die Chance für die Zukunft liegt eindeutig im Tourismus, der aber noch in den Kinderschuhen steckt. Die ‚Kukes Arena‘ wurde vor etwas mehr zehn Jahren fertiggestellt und in den vergangenen Jahren noch einmal aufwendig umgebaut und modernisiert. Auf den ersten Blick sieht das kleine Stadion ganz schick aus, beim genaueren Hinsehen offenbarten sich aber einige Missstände, es fehlt der finale Feinschliff. Erstliga-Fußball wird es dort im kommenden Jahr auch nicht mehr zu sehen geben, denn der FK Kukesi befindet sich auf Abschieds-Tournee. Der Meister von 2017, danach noch Pokalsieger und drei Mal Vizemeister, steht mit schwacher Punktzahl am Ende der Tabelle. Das ist aber nicht der Grund für das überschaubare Zuschauerinteresse, denn in Albanien erreichen nur sehr selten Spiele abseits des Hauptstadt-Derbys zwischen Partizani und FK Tirana eine vierstellige Zuschauerzahl.
Diese Spielpaarung bietet die aktuell (noch) größtmögliche Entfernung in der höchsten Spielklasse Albaniens. Zwar sind es bei Wahl des längeren aber bequemeren Weges über Tirana nur 300 Kilometer, wer aber in Albanien schon unterwegs war, weiß, dass die Langsamkeit regiert. Der Gastverein – benannt nach dem Nationalhelden des Landes – hat eine sehr erfolgreiche Zeit hinter sich, in der er zwischen 2011 und 2018 sieben Mal den Landestitel einheimste. Bedingt durch nachgewiesene Spielmanipulation kam der Club dann ins Trudeln und stieg vor zwei Jahren sogar aus der höchsten Spielklasse ab, kehrte aber postwendend zurück und spielt heuer eine solide Saison. Heute wurde Skenderbeu seiner Favoritenrolle gerecht und fuhr ohne große Mühe einen Sieg ein. Bei insgesamt äußerst schwachem Spielniveau, boten die Gastgeber eine Leistung zum Abgewöhnen. Damit dürfte die Messe mit zwölf Zählern Rückstand auf den rettenden Platz bei nur noch vier ausstehenden Spielen gelesen sein. Der Tag wurde mit einer kleinen Wanderung zum verlassenen Skelett des ‚Albturist-Hotel‘, das in bester Lage über dem See nie fertiggestellt wurde, und schließlich zu einem Restaurant, das mir von einer früheren Reise noch in Erinnerung war, abgeschlossen.