Essen – So., 16.04.2023, 14:00

Rot-Weiss Essen vs SV Waldhof Mannheim 07 0:3

Stadion an der Hafenstraße, 17.077 Zuschauer, 3.Liga
Mit gemischten Gefühlen machte ich mich heute auf den Weg zur Hafenstraße, denn so richtig wusste ich nicht einzuschätzen, was mich dort erwartete. Es sollte dann leider schlimmer kommen, als im schlimmsten Falle befürchtet. Der Waldhof gehört auswärts zu den schwächsten Teams der Liga, aber der glorreiche RWE schaffte es tatsächlich, zumindest im zweiten Durchgang die bisher übelste Saisonleistung zu performen. Auch im ersten Durchgang war das nicht überragend anzusehen. Die Mannschaft schien konzept- und ideenlos, bot den ‚Baracklern‘ aber mit frühem Vorchecken Paroli und verhinderte, dass diese sich kreativ entfalten und vor das rot-weisse Gehäuse kommen konnten. Das eigene Offensivspiel blühte aber eben auch nicht vor Einfallsreichtum und so dauerte es beinahe eine halbe Stunde, bis es die erste gefährliche Torraumszene überhaupt auf beiden Seiten gab, welche den Roten gebührte. Berlinski und Engelmann vergaben eine Doppel-Chance, und es ahnte noch niemand, dass es für die Gastgeber – abgesehen von einem nicht wirklich gefährlichen Kefkir-Freistoß im zweiten Durchgang – die einzige des gesamten Spiels bleiben sollte.
Unmittelbar danach hatten auch die Quadrate-Städter ihre erste Gelegenheit und gingen damit direkt in Führung. Römling ermöglichte Schnatterer durch schlechtes Stellungsspiel einen harmlosen Schuss vom Sechszehner. Der Ball sprang unglücklich auf und über die Hände von Golz ins Netz. Sah trotz eines leichten Platzfehlers irgendwie nicht unhaltbar aus. Der RWE kam sicherlich mit frischem Mut aus der Kabine, aber der Zahn wurde schon nach wenigen Minuten gezogen, als der Waldhof eine Eckball-Hereingabe mit einem humorlosen Volley-Kracher passgenau in Sonntagsschuss-Manier in den Giebel versenkte. Wenn ‚Engel‘, der bei Eckstößen für den Gegner in der Defensive aushilft, seinen Gegenspieler nicht aus den Augen verloren hätte, hätte aber auch dieser Treffer verteidigt werden können. Damit spürte man schon, dass das Ding irgendwie durch war und das rot-weisse Spiel war nun auch nur noch als ‚unterirdisch‘ zu bezeichnen. Der dritte Treffer war nur noch Kosmetik tut aber mit Blick auf das eigentlich noch passable Torverhältnis weh, das vielleicht noch wichtig werden kann. Auch bei diesem Einschlag ins kurze Eck sah Golz nicht überragend gut aus, aber die Kritik bleibt leise, denn der Mann hat in dieser Saison schon einige vermeintlich Unhaltbare gefischt. Man könnte sich nun auch noch an weiteren Spielern abarbeiten, die ihre Drittliga-Tauglichkeit deutlich in Frage stellten.
Die Stimmung war angesichts eines erneut überragenden Besuchs von über 17.000 auch eher mau. Auch die Gäste-Kurve hat mich nicht restlos überzeugt. Die Blau-Schwarzen waren zwar schön oldschool unterwegs, arbeiteten sich aber auch viel zu oft am Gegner ab, anstatt das eigene Team zu supporten. Schon bezeichnend, dass sie ihr Team, als es nach Spielschluss zum Dank in die Kurve kam, mit „Scheiß RWE“-Gesängen empfingen. Mit einer Niederlage gegen Mannheim kann ich grundsätzlich leben, die Art und Weise macht mir allerdings Angst. So eine blutleere Nummer ohne jede Körpersprache unmittelbar vor der entscheidenden Phase der Saison bereitet schon Sorge. Und auch wenn es ermüdend klingt, stellt sich weiterhin deutlich die Trainer-Frage. Ein klares Konzept ist weiterhin nicht ersichtlich, stattdessen war deutlich zu sehen, dass es innerhalb der Mannschaft den einen oder anderen Grabenkampf gibt, was auch an mangelnder Autorität des Trainierers liegen kann. Selbstvertrauen und Harmonie sollten aber schnellstmöglich wiederhergestellt werden, sonst wird im Abstiegskampf direkt das Fundament untergraben. Und alte Zöpfe schneidet am ehesten ein neuer Mann an der Linie ab, ich hoffe inständig, dass die Entscheider den Zeitpunkt nicht verpennen, habe da aber Zweifel. Das erkannte auch die Westkurve, von der nach dem Abpfiff deutlich der Kopf des Trainers gefordert wurde. Für die totale Panik ist es noch zu früh, aber es gilt die Lage von Spiel zu Spiel sensibel zu bewerten.