
SpVgg Bayreuth vs Rot-Weiss Essen 1:1
Hans-Walter-Wild-Stadion, 3.920 Zuschauer, 3.Liga

3809 Tage war es her, dass der glorreiche RWE ein Pflichtspiel außerhalb von Nordrhein-Westfalen absolviert hatte. Und ganz ehrlich – ich brauche auch keine Zweite Liga oder gar Bundesliga, ich will mit meinem Verein einfach nur bundesweit fahren können. Bayreuth also, dort war ich vor über zehn Jahren schon mal zu Gast, konnte aber Stau-bedingt nur eine Halbzeit sehen. Die Reiselust war groß an der Hafenstraße und so fanden deutlich über 1.000 Rot-Weisse den Weg ins Hans-Walter-Wild-Stadion, welches ja – zumindest den Profi-Bereich betreffend – einer eigentlich ausgestorbenen Stadion-Generation angehört. Nur die Geraden verfügen über Dächer und aus den ungedeckten Kurven hat man eine Wattenscheid-haft beschissene Sicht auf das Spielgeschehen. Und doch finde ich es geil, dass es solche Spielstätten noch gibt. Erinnert ja auch ein Stück weit an Fahrten in den 90er Jahren. Das Zuschauerinteresse in der Wagner-Stadt ist aktuell ausbaufähig, auch wenn der heutige Besuch besser war als bei den ersten beiden Heimspielen der Spielvereinigung Aberdas lage ja eben auch an gut 1.200 Roten. Die Konkurrenz ist mit Bundesliga-Basketball und Zweitliga-Eishockey zwar hoch, aber nach fast 30 Jahren Amateur-Fußball sollte doch ein besserer Zuschauerschnitt möglich sein.
Die Essener Ultra-Szene hatte eine kleine Choreo vorbereitet, bestehend aus Zaunbanner, kleiner Blockfahne, vielen roten und weissen Fahnen, sowie Schnipsel- und Kassenrollen. Nichts Wildes aber für einen flachen und recht weitläufigen Away-Sektor waren das brauchbare Stilmittel. In die Anfangseuphorie und die Hoffnung auf den ersten Saisonsieg platzte aber direkt nach zwei Spielminuten der Führungstreffer für die Gastgeber, mal wieder nach einer Standardsituation. Die ewigen Rückstände und das damit verbundene Hinterher-Hecheln nerven gewaltig. Der RWE gewann schnell die Spielkontrolle und erarbeitete sich auch ein paar Gelegenheiten, aber entweder war der Tormann zur Stelle oder der Stürmer stand mit einem Fuß im Abseits. Defensiv brannte es dagegen vor allen bei schnell vorgetragenen Kontern mal wieder lichterloh und es hätte zum Seitenwechsel auch schon 3:0 für die Gastgeber heißen können. In der Verteidigung gibt es immer noch viel zu häufig Abstimmungsprobleme und Stellungsfehler, da muss dringend Besserung einkehren. Auch nach dem Wechsel blieben die Roten am Drücker, aber die Murmel wollte zunächst einfach nicht rein. Von der Spielvereinigung war in dieser Phase nicht viel zu sehen und nach zehn Minuten im zweiten Durchgang war es endlich so weit und Isi Young erzielte nach schöner Kopf-Ablage von ‚Engel‘ mit einem satten Linksschuss den Ausgleich. Die Roten blieben weiter dran und näherten sich immer wieder dem Bayreuther Gehäuse, aber letztlich wurde das alles nicht konsequent und präzise zu Ende gespielt. Trotz Unterzahl in den letzten Minuten nach Gelb-Rot für Römling versuchte der RWE noch den entscheidenden Stich zu setzen, aber es blieb beim letztlich wohl gerechten Remis.
Das Warten auf den ersten Sieg hält an und zugegeben bin ich langsam in der „Dabrowski raus!“-Phase angekommen. Eine wirkliche Entwicklung ist im rot-weissen Spiel nicht zu erkennen und taktisch wirkt das weiter zu unflexibel. Auch das Festhalten an den immer gleichen Leuten und beinahe identische Einwechselungen überzeugen mich nicht von besonderer Innovation und Spielgefühl des Übungsleiters. Die sportliche Leitung darf sich aber auch fragen lassen, warum ein so unerfahrener Trainer mit dieser Mission betraut wurde und warum man vom eigenen Anspruch, einen Mann zu verpflichten, der die Liga kennt, abgewichen ist. Sollte sich nicht kurzfristig ein Aufwärtstrend einstellen, dürften die Tage des Trainers aber so oder so gezählt sein.













