Exkurs: Estadio Insular Gran Canaria

Estadio Insular in Las Palmas, Gran Canaria

Ende Januar war ich auf Gran Canaria zu Gast und besuchte das Derbi Canario zwischen der UD Las Palmas und dem CD Tenerife. Das Spiel fand im Estadio de Gran Canaria statt, einem Mehrzweckstadion in der Peripherie der Stadt, das mir trotz Laufbahn gut gefallen hat. Seit 2003 trägt die Unión Deportiva ihre Heimspiele in diesem weiten, imposanten Rund aus. Interessanter ist aber eigentlich die alte Spielstätte des Vereins, das Estadio Insular, das mitten in der Stadt lag nach am Hafen lag und noch liegt. Das Estadio Insular war ein reines Fußballstadion, das nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet wurde. Wenige Jahre später ging die Unión Deportiva Las Palmas aus der Fusion von fünf lokalen Clubs hervor und trug fortan die Heimspiele im Insular aus. Anfang der 50er Jahre wurde das anfangs recht kleine Stadion erweitert. Nur die Haupttribüne wurde gedeckt, wie es für die älteren Stadien Spaniens typisch ist. Besonders Merkmal des engen kompakten Grounds war, dass die zur Landseite gelegene Hintertor-Tribüne alle anderen überragte, da der ansteigenden Hang als Fundament genutzt wurde. Da diese Tribüne mit leichter Rundung angelegt wurde, erinnerte die Form des Insular beinahe an wenig an den letzten Grundriss des noch kompletten Georg-Melches-Stadions, als dieses noch über alle vier Tribünen verfügte. Das letzte Spiel, das im Estadio Insular vor der Schließung statt fand, war ein Freundschaftsspiel gegen Penarol Montevideo im Sommer des Jahres 2003.
Bis 2014 wurde das schöne individuelle Stadion seinem Schicksal überlassen und gammelte weitestgehend unbeachtet vor sich hin. Dann konnte sich die Stadtverwaltung endlich durchringen, den immer wieder diskutierten Plan umzusetzen, das alte Stadion in einen Park zu verwandeln. Was auch sehr gut gelungen ist, wie ich selber feststellen durfte. Die beiden Hintertor-Tribünen blieben erhalten. Die dem Atlantik zugewandte Tribüne blieb beinahe unberührt. Der obere Bereich wurde mit – inzwischen leider etwas ausgeblichenen – Fotoplanen versehen, welche Kurvenszenen vergangener Tage zeigen, abgedeckt, der untere Bereich blieb als Stehtraverse erhalten, welche durch ein paar Sitzgelegenheiten ergänzt wurde. Die Ecktürme blieben unberührt, wie auch die historische Außenfassade – ein eindrucksvolles Merkmal dieses schönen Stadions. Die andere Kopfseite wurde mit bepflanzten Segmenten etwas aufgelockert, in den übrigen Bereichen wurden die alten Stufen belassen und in den Vereinsfarben gestrichen. Die alte Haupttribüne blieb in sanierter Form erhalten. Aktuell werden hier aber wieder Bauarbeiten durchgeführt, es scheinen Warmgebäude errichtet zu werden, deren Sinn sich mir noch nicht erschloss. Lediglich die alte Gegentribüne musste komplette weichen. Im Inneren wurde das alte Spielfeld als Parkanlage angelegt. Außerdem wurde ein Veranstaltungsbereich eingerichtet. Im Häuser-Dschungel von Las Palmas ist dieses Gelände ein ganz spezieller Rückzugsort und der Beweis, dass alte Stadien nicht immer dem Erdboden gleich gemacht werden müssen, sondern in alternativer Nutzung erhalten bleiben können. Damit wird schließlich auch ein großes Stück Identität eines Vereins bewahrt, was den Anhängern des Vereins eine ganze Menge bedeutet.