Bremen – Sa., 05.11.2022, 18:30

SV Werder Bremen vs FC Meineid 04 2:1

Weserstadion, 42.100 Zuschauer, Bundesliga
Irgendwie kam mal wieder alles anders. Ursprünglich sollte dieses Wochenende für den jährlichen Familien-Wochenendtrip mit Eltern und Schwester mit abschließendem Besuch des RWE-Spiels in Oldenburg herhalten. Eine Erkrankung meiner Mutter kam dazwischen, so dass die Reise storniert werden musste. Das ermöglichte dann den Spielbesuch in Bremen, der sich mir natürlich aufgrund des Spieltermins und eben dem Auftritt der Roten in Oldenburg quasi aufzwängte. Auf Vermittlung der RWE-Kollegen Marco und als finalem ‚Dealer‘ Micha bekam ich für meine Herzdame und mich zwei Steh-Tickets für das längst ausverkaufte Spiel gegen die blaue Brut. Eigentlich bin ich für Stehtribünen zu alt, aber hier galt ja nun „Take it or leave it“. Der Anblick des Weserstadions unter Flutlicht löste dann Vorfreude aus. Die Stadien, welche noch über Masten verfügen, die dann diese charakteristische Lichtkuppel in den Himmel zeichnen, werden ja leider immer mehr zur Minderheit. Manchmal habe ich aber den Eindruck, ich bin gar nicht so oft beim Fußball. Anders ist eigentlich nicht zu erklären, dass ich die Anreise zum Weserstadion derart falsch einschätzte, dass wir viel zu knapp dort auftauchten und ein geordneter Einzug in den Unterrang der Ostkurve nicht mehr möglich war. Dennoch fanden wir eine Position, von der wir das Spielfeld überblicken konnten und dank ‚großzügiger‘ Arbeitsauffassung des Ordnerpersonals konnten wir gegen Ende der ersten Hälfte auf zwei nicht belegte Sitzplätze im Oberrang genau auf Höhe der Mittellinie wechseln.
Zu diesem Zeitpunkt führte der SVW bereits nach einem schön herausgespielten Treffer, der ja nur von Niklas Füllkrug erzielt werden konnte. Dabei waren die Meineidler in Hälfte eins über weite Phasen das bessere und ballsicherere Team, konnten aber daraus kein Kapital schlagen. Das Ostkurven-Intro zum Spiel musste übrigens aufgrund logistischer Probleme ausfallen. Mehr ist mir darüber aber auch nicht bekannt und so blieb es beim schon bekannten „Weserstadion unantastbar“-Banner und einem schönen Fahnenbild. In der Halbzeitpause konnte ich dann mehr oder weniger verabredet ein paar Worte mit Schnitzer-Stefan wechseln. Nach dem Seitenwechsel war es zunächst ein ähnliches Bild wie im ersten Durchgang. Die Mannschaft aus der verbotenen Stadt schien weiter eine Nuance besser unterwegs zu sein, aber bei den sich bietenden Möglichkeiten war Schnapper Pavlenka heute ein echter Rückhalt. Tja und wer die Chancen nicht nutzt und gegen ein Sturmduo Füllkrug und Ducksch antreten muss, schaut dann in die Röhre, denn auch Letzterer erzielte eine Viertelstunde einen schönen Treffer nach einem Alleingang bei einem Konter. In der Folgezeit verpasste es der SV Werder einen höheren Sieg sicherzustellen, da der finale Pass bei den sich nun bietenden Konterchancen wieder und wieder zu schlampig gespielt wurde. Stattdessen markierten die Unausprechlichen noch den sicherlich verdienten Anschluss, der aber der einzige Makel des Abends bleiben sollte. Ab ins Bremer Nachtleben.

Mülheim-Kärlich – Di., 01.11.2022, 15:00

SG 2000 Mülheim-Kärlich vs FC Rot-Weiss  Koblenz 0:3

Schul-und Sportzentrum, 600 Zuschauer, Rheinlandpokal Achtelfinale
Ein kleiner Feiertags-Ausflug mit der Gattin hatte dieses Pokalspiel am Rhein zum Ziel. Die Schulsportanlage, auf der ja immerhin Oberliga-Fußball gespielt wird, hat allerdings bis auf ein paar Stehstufen auf einer Längsseite nicht viel zu bieten. Die Sportgemeinschaft rechnete sich gegen den Regionalliga-Letzten vom Deutschen Eck durchaus was aus, torpedierte die eigenen Ambitionen aber frühzeitig durch einen unnötig verursachten Foulelfmeter, der den Koblenzern die Führung brachte. Diese geriet danach in keiner Sekunde in Gefahr – zu deutlich war die Gäste-Überlegenheit trotz nur einer Liga Unterschied. Mit dem Treffer Nummer zwei ungefähr zur Mitte der zweiten Halbzeit war auch spätestens alles klar. Spannend war diese Partie zu keiner Zeit, so dass An- und Abfahrt durch das wunderschöne Rheintal das Highlight blieben.

Hamm – So., 30.10.2022, 15:00

SV Westfalia Rhynern vs FC Gütersloh 2000 1:3

Westfalia-Sportpark, 713 Zuschauer, Oberliga Westfalen
Das Verlangen nach einem ordentlichen Spiel konnte die höchste westfälische Spielklasse befriedigen, wo der Tabellenführer aus dem Hammer Ortsteil Rhynern den ambitionieren FC Gütersloh empfing, der aufgrund eines relativ prominent besetzten Kaders in der aktuellen Saison als ‚FC Bayern der Liga‘ bezeichnet wird, aber seinem Anspruch noch nicht wirklich gerecht wurde und erst in den letzten Wochen Fahrt aufgenommen hat. Das neue Stadion der Gastgeber wurde erst vor wenigen Wochen eingeweiht und ersetzt den benachbarten, kuscheligen Sportplatz am Papenloh. Der Sinn des Neubaus erschließt sich mir nicht ganz, denn die paar hundert Zuschauer, welche die Westfalia normalerweise begrüßt, finden auch dort Platz und auch ein möglicher Aufstieg in die Regionalliga würde wohl nicht viel mehr Leute ziehen und für die Topspiele müsste der Verein eh wieder ausweichen. Hinter dem Tor  versammelten sich zwei Erwachsene und eine Handvoll Kiddies hinter einer ‚Büdchen Ultras‘-Fahne, um die Westfalia zu supporten. Als Kinder-Bespaßung hätte ich es noch verstanden, aber die schienen das durchaus ernst zu nehmen. Sinnlos. Der FCG wurde von gut 150 Fans begleitet, von denen sich die Hälfte akustisch bemerkbar machte, wenn auch nicht ohne Unterbrechungen, war aber ganz in Ordnung. Vor allem der Zaun wurde sehr gut beflaggt. Auch der Kick war gar nicht schlecht anzusehen. In der ersten halbe Stunde bekam das Publikum ein ausgeglichenes Spiel mit leichten Vorteilen für die Gastgeber geboten, die auch nach 20 Minuten in Führung gehen konnten. Die Gäste ließen sich nicht beirren und erzielten nur kurz darauf den Ausgleich und damit kippten auch die Spielanteile in Richtung der Ostwestfalen. Das blieb auch nach dem Seitenwechsel so und die Blau-Grünen erzielten zwei weitere Treffer zur sicheren und verdienten Zwei-Tore-Führung, die danach souverän verwaltet wurde und nicht mehr in Gefahr geriet. Damit meldet sich der FCG endgültig in der Spitzengruppe an und es würde mich nicht überraschen, wenn der Club schon bald von der Spitze des Tableaus grüßt.

Essen – Sa., 29.10.2022, 14:00

Rot-Weiss Essen vs FSV Zwickau 1:1

Stadion an der Hafenstraße, 17.317 Zuschauer, 3.Liga
Es gibt keine einfachen Spiele in dieser unberechenbaren Liga. Dementsprechend konnten mich auch Verlauf und Resultat dieser Partie nicht überraschen. Dabei durfte man beinahe von neuen Vorzeichen sprechen, denn zum allerersten Mal in dieser Saison traf der RWE auf einen Gegner, der in der Tabelle hinter ihm stand, aber natürlich blieb es dennoch ein Spiel auf Augenhöhe. Mein rot-weisses Herz sagte einen Sieg voraus, der Verstand glaubte aber mehr an ein Unentschieden. Der FSV-Anhang reiste per Sonderzug an, was für den Großteil des Gäste-Mobs Aufstehen um 4:30 Uhr bedeutete. Für so nen Mist wär ich schon viel zu alt. Gute 600 Leute fanden sich im Gäste-Sektor ein und gaben ein gutes Bild ab. Den Zaun zum Spielfeld zierte ein überdimensionaler Balkenschal, der untere Teil des Blocks wurde mit Gruppen-Bannern schön zugehangen und der Mob verzog sich in den oberen Teil. Stimmung war dann zwar nicht brachial, aber durchgängig und mit guter Mitmach-Quote, da wurde bei vergleichbarer Anzahl an Köpfen im Away-Bereich schon Schlechteres geboten. Die Stimmung auf rot-weisser Seite kam für meinen Geschmack nicht über Mittelmaß hinaus. Nicht was die Konstanz oder Mitmachquote in der Kurve anging und auch optisch sah das mit dem Fahneneinsatz gut aus. Aber irgendwie steckte schon mal mehr Enthusiasmus im Support und vor allem die Sitzplatzbereiche, auf die der Support ja immer recht gut rüberschwappt, waren irgendwie zäher unterwegs als zuletzt. Für meinen Geschmack das bisher stimmungsschwächste Heimspiel der laufenden Spielzeit, aber das ist dennoch eine Klage auf hohem Niveau.
Die Mannschaft kam auch nur schwer in Gang und ermöglichte den kriselnden, seit sechs Liga-Spielen sieglosen Schwänen einem Traumstart. Nach wenigen Zeigerumdrehungen durfte ein FSV-Angreifer durch die komplette rot-weisse Hälfte spazieren und vom Sechzehner trocken zur Führung abschließen. Gefühlt verpennt der RWE viel zu oft die Anfangsphase. Aber das Gefühl trügt, denn zuletzt war das ja gar nicht mehr der Fall und nach drei Spielen der erste Rückstand überhaupt. Mit zunehmender Spielzeit bekamen die Roten dann immer mehr Übergewicht und nach der ersten großen vergebenen Chance fiel dann der verdiente Ausgleich, der mal wieder ein Aufreger war. Nach einer weiten Flanke in den Strafraum kam der FSV-Schnapper weit aus dem Tor heraus und bekam durch das Bemühen von Kapitän Heber, den Ball per Kopf ebenfalls zu erreichen, diesen nicht zu fassen. Götze fiel die Kirsche direkt auf den Fuß und dieser vollendete mit einer Volley-Bogenlampe ins leere Gehäuse. Muss man auch erstmal so machen das Ding und zunächst wusste keiner ob der Treffer zählte. Wie nachher bekannt wurde, wollten die Spieler einen Pfiff gehört haben, was auch an den Reaktionen auf dem Feld abzulesen war. Ich sah beim Referee auch kein klares Zeichen zur Mitte und war mir sicher, dass der Treffer nicht gegeben wurde. Aber nach ein paar langen Sekunden war klar, dass dieses Tor zählte. Torjubel mit Verzögerung – so muss sich VAR anfühlen.
Das war nun schon die vierte oder fünfte knifflige Situation in dieser Saison, in der die Entscheidung zugunsten von Rot-Weiss ausfiel. Zwar bewiesen die Fernsehbilder, dass letztlich alles okay war, aber ich hoffe stark, dass dieses Glück nicht irgendwann kippt, denn grundsätzlich glaube ich ja daran, dass sich im Laufe einer Saison alles ausgleicht. Vor der Halbzeit war auch noch der Führungstreffer drin, aber dieser fiel nicht. Im zweiten Durchgang verteidigte der FSV dann höher und nahm damit etwas den Druck vom eigenen Tor. Der RWE blieb das spielbestimmende Team mit den besseren, aber leider ungenutzt bleibenden Chancen. Aber auch die Gäste hatten noch zwei oder drei Situationen, in denen das Pendel wieder in die andere Richtung hätte ausschlagen können, daher muss man diesen Punkt einfach mal schmutzig mitnehmen und damit zufrieden sein. Die Roten sind auf einem guten Weg, wenn ich meine Kritik an Coach Dabrowski auch noch nicht ganz aufgeben möchte, denn die Defensivreihe wurde im Vergleich zum Spiel in Mannheim ohne Not verändert, was zunächst Probleme in der Abstimmung offenbarte. Und daraus resultierte ja auch direkt der frühe Gegentreffer. Gut gefallen hat mir dagegen der von mir schon oft kritisierte Ennali, der mal wieder von Beginn an ran durfte, ein ständiger Unruheherd war und gute Aktionen hatte. Am kommenden Wochenende in Oldenburg gibt es das nächste Spiel gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt – ich bin gespannt.