
Rot-Weiss Essen vs FSV Zwickau 1:1
Stadion an der Hafenstraße, 17.317 Zuschauer, 3.Liga

Es gibt keine einfachen Spiele in dieser unberechenbaren Liga. Dementsprechend konnten mich auch Verlauf und Resultat dieser Partie nicht überraschen. Dabei durfte man beinahe von neuen Vorzeichen sprechen, denn zum allerersten Mal in dieser Saison traf der RWE auf einen Gegner, der in der Tabelle hinter ihm stand, aber natürlich blieb es dennoch ein Spiel auf Augenhöhe. Mein rot-weisses Herz sagte einen Sieg voraus, der Verstand glaubte aber mehr an ein Unentschieden. Der FSV-Anhang reiste per Sonderzug an, was für den Großteil des Gäste-Mobs Aufstehen um 4:30 Uhr bedeutete. Für so nen Mist wär ich schon viel zu alt. Gute 600 Leute fanden sich im Gäste-Sektor ein und gaben ein gutes Bild ab. Den Zaun zum Spielfeld zierte ein überdimensionaler Balkenschal, der untere Teil des Blocks wurde mit Gruppen-Bannern schön zugehangen und der Mob verzog sich in den oberen Teil. Stimmung war dann zwar nicht brachial, aber durchgängig und mit guter Mitmach-Quote, da wurde bei vergleichbarer Anzahl an Köpfen im Away-Bereich schon Schlechteres geboten. Die Stimmung auf rot-weisser Seite kam für meinen Geschmack nicht über Mittelmaß hinaus. Nicht was die Konstanz oder Mitmachquote in der Kurve anging und auch optisch sah das mit dem Fahneneinsatz gut aus. Aber irgendwie steckte schon mal mehr Enthusiasmus im Support und vor allem die Sitzplatzbereiche, auf die der Support ja immer recht gut rüberschwappt, waren irgendwie zäher unterwegs als zuletzt. Für meinen Geschmack das bisher stimmungsschwächste Heimspiel der laufenden Spielzeit, aber das ist dennoch eine Klage auf hohem Niveau.
Die Mannschaft kam auch nur schwer in Gang und ermöglichte den kriselnden, seit sechs Liga-Spielen sieglosen Schwänen einem Traumstart. Nach wenigen Zeigerumdrehungen durfte ein FSV-Angreifer durch die komplette rot-weisse Hälfte spazieren und vom Sechzehner trocken zur Führung abschließen. Gefühlt verpennt der RWE viel zu oft die Anfangsphase. Aber das Gefühl trügt, denn zuletzt war das ja gar nicht mehr der Fall und nach drei Spielen der erste Rückstand überhaupt. Mit zunehmender Spielzeit bekamen die Roten dann immer mehr Übergewicht und nach der ersten großen vergebenen Chance fiel dann der verdiente Ausgleich, der mal wieder ein Aufreger war. Nach einer weiten Flanke in den Strafraum kam der FSV-Schnapper weit aus dem Tor heraus und bekam durch das Bemühen von Kapitän Heber, den Ball per Kopf ebenfalls zu erreichen, diesen nicht zu fassen. Götze fiel die Kirsche direkt auf den Fuß und dieser vollendete mit einer Volley-Bogenlampe ins leere Gehäuse. Muss man auch erstmal so machen das Ding und zunächst wusste keiner ob der Treffer zählte. Wie nachher bekannt wurde, wollten die Spieler einen Pfiff gehört haben, was auch an den Reaktionen auf dem Feld abzulesen war. Ich sah beim Referee auch kein klares Zeichen zur Mitte und war mir sicher, dass der Treffer nicht gegeben wurde. Aber nach ein paar langen Sekunden war klar, dass dieses Tor zählte. Torjubel mit Verzögerung – so muss sich VAR anfühlen.
Das war nun schon die vierte oder fünfte knifflige Situation in dieser Saison, in der die Entscheidung zugunsten von Rot-Weiss ausfiel. Zwar bewiesen die Fernsehbilder, dass letztlich alles okay war, aber ich hoffe stark, dass dieses Glück nicht irgendwann kippt, denn grundsätzlich glaube ich ja daran, dass sich im Laufe einer Saison alles ausgleicht. Vor der Halbzeit war auch noch der Führungstreffer drin, aber dieser fiel nicht. Im zweiten Durchgang verteidigte der FSV dann höher und nahm damit etwas den Druck vom eigenen Tor. Der RWE blieb das spielbestimmende Team mit den besseren, aber leider ungenutzt bleibenden Chancen. Aber auch die Gäste hatten noch zwei oder drei Situationen, in denen das Pendel wieder in die andere Richtung hätte ausschlagen können, daher muss man diesen Punkt einfach mal schmutzig mitnehmen und damit zufrieden sein. Die Roten sind auf einem guten Weg, wenn ich meine Kritik an Coach Dabrowski auch noch nicht ganz aufgeben möchte, denn die Defensivreihe wurde im Vergleich zum Spiel in Mannheim ohne Not verändert, was zunächst Probleme in der Abstimmung offenbarte. Und daraus resultierte ja auch direkt der frühe Gegentreffer. Gut gefallen hat mir dagegen der von mir schon oft kritisierte Ennali, der mal wieder von Beginn an ran durfte, ein ständiger Unruheherd war und gute Aktionen hatte. Am kommenden Wochenende in Oldenburg gibt es das nächste Spiel gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt – ich bin gespannt.







