Albacete – Sa., 03.02.2024, 14:00

Albacete Balompié vs FC Catagena 1:1

Estadio Carlos Belmonte, 11.583 Zuschauer, Segunda Division
Albacete liegt irgendwo ‚in the middle of nowhere‘ zwischen Madrid und der Küstenregion. Der Verein Albacete Balompie verbrachte in den 90ern und der ersten Dekade des neuen Jahrtausends ein paar Spielzeiten in der ersten Liga. Seitdem versucht der Club vergeblich an alte Zeiten anzuknüpfen, schaffte aber nach dem Abstieg in Liga drei zumindest die Rückkehr auf zweitklassiges Niveau. Von den Einwohnern und Fans, wird der Club nur ‚Alba‘ gerufen. Aus Cartegena waren gut 1.000 Hinchas abgereist, das ist für spanische Verhältnisse überragend. Leider waren diesen nur in den ersten Minuten richtig gut unterwegs, danach flachte die Euphorie schnell ab und es wurde nur noch sporadisch supportet. Ihr Team machte es ihnen aber auch nicht einfach und spielte sich einen ziemlichen Mist zusammen, während Alba selbstbewusst auftrat. Dabei waren die Vorzeichen in diesem Kellerduell umgekehrt. Während die Gastgeber eine längere sieglose Serie erlebten, hatte Cartagena die letzten drei Partien für sich entschieden. Alba erzielte die frühe Führung und zeigte sich auch in der Folgezeit überlegen. Die Gäste wachten erst in den letzten zwanzig Minuten auf und konnten da auch die erste ‚halbe‘ Torchance verzeichnen. Die einzige richtig gute Möglichkeit führte dann auch nach einem Eckstoß direkt zum Ausgleich, gleichzeitig das Endergebnis. Dieses Spiel war ein Paradebeispiel, wie man mit wenig Aufwand einen Punkt mitnehmen kann.

Elche – Fr., 02.02.2024, 20:30

Elche CF vs Burgos CF 2:0

Estadio Manuel Martínez Valero, 14.942 Zuschauer, Segunda División
Und schon wieder war die iberische Halbinsel das Ziel. Mitstreiter Thomas weckte mein Interesse an dieser Tour und da der Flugpreis mit dem Billig-Iren ab Köln nach Alicante sehr kundenfreundlich war, wurde spontan Nägel mit Köppen gemacht. Der Spielplan war zu diesem Zeitpunkt noch nicht Uhrzeit-genau terminiert und ergab schließlich die heutige Ansetzung. Für ein pünktliches Erscheinen war ein zeitiger Flug unabdingbar. Mit nur wenig Verspätung ging es dann los und da die Flugzeit ja immer großzügig berechnet wird, landeten wir um 19:55 Uhr zehn Minuten vor der planmäßigen Ankunft. Um zehn nach acht saßen wir im Taxi. Mit Nennung des Ziels hatte der Fahrer seine Mission begriffen und lieferte uns fünf Minuten vor Kick-off in der Stadionperipherie ab. Kostenlos konnten wir den Rucksack abgeben, der Ticketkauf lief auch zügig, allein dass wir auf die andere Seite des Stadions mussten, kostete uns die erste zwei Spielminuten. Insgesamt ist das aber eigentlich fast optimal gelaufen.
Das Stadion war Spielort der WM 1982, ihr Alter sieht man der Hütte aber erst auf den zweiten Blick an. Im Fanblock der Heimmannschaft sammelten sich gut 150 Leute zum organisierten Support und zogen auch über 90 Minuten durch. Aus dem weit entfernten Burgos waren etwa 50 Gestalten angereist, die nur selten auf sich aufmerksam machten. Das Spiel war nicht überragend anzuschauen. Wir sahen technisch starke Spieler, die mit dem Zusammenspiel so ihre Probleme hatten. Dennoch hätten wir ein entspanntes Fußballspiel erlebt, wenn uns nicht irgendein übermotivierter Ordner-Otto auf den Sack gegangen wäre. Wir wollten den Kick lieber stehend erleben, platzierten uns dort, wo wir niemanden stören konnten, aber Alfonso war der Meinung, dass er uns massiv verfolgen musste, egal wo wir uns hinstellten, und drohte uns irgendwann sogar mit dem Rauswurf. Das war ja schon England-like und in einem nicht einmal zur Hälfte gefüllten Stadion komplett sinnlos. Gute Besserung, mein Lieber. Die Gastgeber konnten die Partie für sich entscheiden und bugsierten sich damit in den Bereich der Relegationsplätze zur Primera Division.

Barcelona – So., 28.01.2024, 18:00

UE Sant Andreu vs CE Europa 2:3

Camp Municipal Narcis Sala, 6.563 Zuschauer, Segunda Federación Grupo 3
In der vergangenen Saison sah ich dieses Spiel in umgekehrter Konstellation eine Liga tiefer. Europa gewann diese stimmungsgeladene Partie und am Ende der Saison stiegen beide Clubs in die vierte Liga auf. Als das ‚wahre Derby von Barcelona‘ wird dieses Spiel bezeichnet und nach meiner Erfahrung aus dem ersten Spiel trifft dieses Prädikat mehr als zu. Nach dem Besuch bei Europa war mir jedenfalls klar, dass ich dieses Spiel auch andersherum sehen muss, umso schöner, dass dieses dann auch gleich eine Ebene höher stattfand und brisanter Weise stehen beide Clubs erneut im oberen Tabellenviertel, Europa grüßt gar von der Tabellenspitze. Bereits zwei Wochen vorm Spiel wurde ausverkauft gemeldet, in den freien Verkauf gelangten überhaupt keine Tickets, alles wurde an die Socios veräußert. Auch die 600 Gäste-Tickets gingen wenig überraschend in kürzester Zeit weg. Das ‚Narcis Sala‘ liegt eng zwischen mehrstöckigen Wohnhäusern, das gibt ja immer ein spezielles Flair, anders als bei den Stadien die in weitläufiger Umgebung in der Peripherie der Städte liegen. Als wir die schon etwas betagte Hütte zwanzig Minuten vor dem Anstoß betraten, war diese schon brechend voll. Hinter der Gegentribüne türmt sich ein hoher Wohnblock auf, von dessen Balkonen zahlreiche gelb-rote Fahnen hingen.
Die Heimseite präsentierte zum Intro eine Blockfahnen-Choreo über die ganze Tribüne, mit einem etwas schwer erkennbaren Motiv und einem Banner über die ganze Länge der Tribüne auf dem sinngemäß „Die Anführer des Widerstands“ zu lesen war. Auch die Gäste hatten eine Blockfahne dabei, begleitet von einem Banner mit der Aufschrift „Erben einer Leidenschaft“. Was dann folgte hat mich wirklich geflasht. Die Heim-Kurve lieferte eine erstklassige Vorstellung ab. In der vermutlich von durch Feuer in Rauch verwandelte bewusstseinserweiternde Substanzen euphorisierten Masse steckte eine ungeheure Energie, die mich stark an argentinische Kurven erinnerte, auch das Liedgut passte dazu. Der Gästeblock wirkte nicht viel weniger aktiv, ich konnte von dort nur keinen Laut vernehmen, weil der Sound aus der UESA-Kurve so brutal herüberschallte. Der Führungstreffer nach einer Viertelstunde setzte natürlich zusätzliche Kräfte frei. Auf dem engen Kunstrasen entwickelte sich eine intensive Partie, in der sich die Aktiven nichts schenkten. Europa glich kurz vor dem Seitenwechsel aus. Zum Beginn von Durchgang zwei zeigte die Gäste-Seite eine zweite Aktion und präsentierten ein überdimensionales Trikot. Europa riss die Partie dann mehr und mehr an sich und ging früh in Hälfte zwei in Führung, aber die Gastgeber kamen schnell zurück. Als dann eigentlich alle mit dem Remis abgeschlossen hatten, erzielten die Gäste nach einer Ecke vor dem eigenen Anhang noch den umjubelten Siegtreffer und festigten damit die Tabellenführung. War ein insgesamt ein echt gutes Ding, dieses Derby ist vermutlich eines der stimmungsvollsten Spiele, die man in Spanien zu sehen bekommen kann.

Barcelona – So., 28.01.2024, 12:00

EE Guineueta vs UD Viladecans 3:0

Camp de Futbol la Guineueta, 180 Zuschauer, Lliga Elit Catalunya
Zum Warm-up ging es in den Nordosten Barcelonas, wo die Stadt schon langsam in die Hügel der Serra de Collserola übergeht. In der Preferencia, der höchsten regionalen Spielklasse von Catalunya wurde zu High Noon in einem kleinen, in den Clubfarben blau und gelb gehaltenen Stadion, von denen man in Barcelona ja so einige entdecken kann, angestoßen. Überraschend gibt es beim Heimverein sogar eine kleine Ultra-Gruppierung von knapp zwei Dutzend Köpfen, welche ansprechende musikalische Untermalung bot. Ihr Team zeigte eine gute Leistung, fuhr im Abstiegskampf wichtige Punkte ein und trieb die Jungs damit zur Höchstleistung an.

Barcelona – Sa., 27.01.2024, 18:30

FC Barcelona vs Villareal CF 3:5

Estadi Olimpic de Montjuic Llouis Companys, 46.229 Zuschauer, Primera División
Der ‚Camp Nou‘ des FC Barcelona wird aktuell einem kompletten Umbau unterzogen, nach dem das alte Stadion nicht wiederzuerkennen sein wird. Im Zuge dieses Umbaus wurde bereits der komplette Oberrang entfernt und das Stadion ist nicht nutzbar. Aus diesem Grunde trägt Barca seine Heimspiele derzeit im Olympiastadion von 1992 aus, in dem nur selten Fußballspiele ausgetragen werden. Daher wollte die sich aktuell bietende Möglichkeit eines Spielbesuchs in diesem besonderen Stadion genutzt werden. Begleitet von der wunderbaren Gattin wurde die Hafenstadt für ein langes Wochenende mal wieder angesteuert. Ich mag die Stadt und ihr Flair. Der Samstag wurde aber für einen Ausflug zum Kloster Montserrat im gebirgigen Hinterland der katalanischen Metropole genutzt, ein durchaus lohnens- wie sehenswertes Ziel.  Zurück in der Stadt wurde dann das Olympiagelände mit seinem Herzstück ‚Estadi Olimpic Llouis Company‘ angesteuert und dort wurde mir auch schnell wieder klar, warum mir der Besuch der großen europäischen Vereine widerstrebt. Die Menschenmasse, die sich von der Placa d’Espanya den Montjuic zum Stadion hochquälte, artikulierte sich beinahe mehrheitlich in asiatischen Sprachen und der Höhepunkt war eine Gruppe asiatischer Kinder, welche ihr komplettes Abendessen in die Arena schleppte. Das entspricht nicht meiner Vorstellung vom Besuch eines Fußballspiels und damit war eigentlich spätestens der Zeitpunkt gekommen umzudrehen, aber wie gesagt, das Stadion hatte den Besuch verdient. So können einem die relativ wenigen ‚echten‘ Barca-Fans wirklich leidtun, die sich bei jedem Heimspiel mit derartigen Phänomenen und tausenden Event-Touris rumärgern müssen. Da hilft wohl nur der Tunnelblick, um nicht komplett die Lust auf seinen Verein zu verlieren.
Erstaunlicherweise hat Barca Mühe das relativ kleine Olympiastadion voll zu bekommen. Obwohl es nicht ungünstig liegt, kommen selten mehr als die Hälfte der Fans, welche den ‚Nou Camp‘ füllten. Die heutige Zuschauerzahl war schon als überraschend gut einzuordnen. Ebenso überraschend wurde von einer etwa 250 Leute starken Gruppe von Barca-Hinchas Dauersupport ausgeübt. Darauf war ich gar nicht gefasst, denn bei meinem damaligen Besuch im ‚Camp Nou‘ war nur ein trauriges Häufchen rund um die heute verbotene, weil rassistisch und gewältig auftretende Grupp ‚Boixos Nois‘ sporadisch aktiv. Etwa 100 Gäste-Fans verfolgten das Geschehen heute dagegen er schweigend. Dabei hatten diese bereits nach wenigen Minuten Grund zum Jubel, als der Treffer zur Führung gelang, der allerdings wieder aberkannt wurde. Ein weiterer Treffer fand ebenfalls keine Anerkennung, in beiden Fällen wegen knapper Abseitspositionen, die nicht einmal vom Video-Schiedsrichter überprüft wurden, so dass man schon an eine Bevorteilung der Gastgeber glauben wollte. Als es dann kurz vor der Pause zum dritten Mal im Barca-gehäuse einschlug wurde aber offenbar kein Argument dagegen gefunden und Villareal ging mit einer Führung in die Halbzeit. Diese wurde kurz nach Wiederanpfiff sogar ausgebaut, aber das weckte den Löwen in seinem Bau wohl endlich auf und die Blau-Roten belagerten fortan die Hälfte der Gäste. Eingeleitet durch einen Treffer von Ilkay Gündogan reichten gute zehn Minuten aus, um die Partier komplett zu drehen, so dass alles seinen erwarteten Lauf zu nehmen schien.
Eventuell verlieh das dem Favoriten aber trügerische Sicherheit, denn Villareal setzte ein paar durchaus gefährliche Konter und fünf Minuten vor dem Ende zappelte die Kirsche dann zum Ausgleich im Netz. In der Schlussminute entschied der Referee dann aber auf Elfmeter für Barca und man fühlte sich schon an die späten Siege des Bundesliga-Pendant FC Bayern erinnert. Der Spielleiter wurde dann aber an den Bildschirm beordert. Ich war mir sicher, den Elfer würde es dennoch geben, aber zum Erstaunen aller wurde die Entscheidung zurückgenommen. Damit nicht genug erzielten die Gäste in der neunten und zwölften Minute der unerklärlich langen Nachspielzeit zwei Treffer zum überraschenden Auswärtssieg und stießen den Favoriten damit in eine kleine Krise, sodass Trainer Xavi am Folgetag direkt seinen Rücktritt zum Saisonende erklärte. Die Fußballromantiker verließen das sehenswerte, ehrwürdige Stadion jedenfalls mit einem guten Gefühl, denn der Sieg von Villareal war natürlich eine fette Überraschung und der Spielverlauf hätte ja spannender nicht sein können. So bescherte mir mein Besuch bei Barca erneut acht Tore, dann damals wurde der Club seiner Rolle gerecht und schoss Atletico Osasuna mit 7:1 aus dem ‚Nou Camp‘. Dort wird ja nach der Fertigstellung wohl auch irgendwann noch einmal ein Besuch fällig, mal sehen was mich dann erwartet.