Padova – Sa., 26.03.2022, 17:30

Calcio Padova vs Piacenza Calcio 1919 3:1

Stadio Euganeo, 1.869 Zuschauer, Serie C Girone A
Ich kann gar nicht mehr genau sagen, warum es zu diesem Wochenend-Trip kam. Am Wahrscheinlichsten ist, dass ich es nicht schlimm fand, dadurch nur das RWE-Auswärtsspiel in Wiedenbrück in einem kleinen nervigen Stadion mit niedrigen Rängen und schlechter Sicht auf das Spielfeld zu verpassen. Das Ziel ergab sich auch eher aus einem günstigen blind geschossenen Flug ab Köln nach Treviso. Die Dame des Herzens war mit an Bord und das für den Samstag auserkorene Spiel fand in Padova statt. Calcio Padova liegt mit deutlichem Vorsprung vor dem Dritten auf Platz 2 der Tabelle. Dieser berechtigt aber lediglich zur Teilnahme an der Aufstiegsrelegation. Um den Einzug in genau diese müssen die Gäste aus Piacenza noch kämpfen. Das Stadion auf freiem Feld vor den Toren der Stadt ist schon ein fettes Ding, allerdings auch sehr weitläufiges fettes Ding, denn der Abstand zum Spielfeld ist schon enorm. Das Stadion hat eine recht interessante wie unübliche Bauart. Wie viele Stadien in Italien ist das Feld von einer Laufbahn umgeben, die Hintertor-Tribünen wurden hier jedoch ebenfalls als Geraden errichtet. Die vier einzelnen Tribünen wurden baulich miteinander verbunden, so dass ein Achteck entstand. Aus der Vogelperspektive kann man sich die Bude ein wenig wie das Nürnberger Frankenstadion vorstellen, nur dass in den Eckbereichen keine Ränge errichtet wurden.
Die Bude wirkt auch schon etwas mitgenommen, denn es gehört in Italien ja beinahe zum guten Stadion-Ton, dass sich die klammen Kommunen um die Instandhaltung der Spielstätten nicht kümmern. Daher wirken die viele der in den 80er und 90er Jahren errichteten Stadien schon deutlich älter, da die Bausubstanz keine besondere Pflege erfährt. Das hat man auch in Padova erkannt und eine neue Hintertor-Tribüne befindet sich derzeit in der Entstehung. Von Neubau- bzw Umbauplänen hatte ich schon mal gelesen, aber dass dieses Projekt bereits seinen Beginn erfuhr, war mir gar nicht bekannt, sonst hätte ich möglicherweise ein anderes Spiel ausgesucht, denn Spiele auf Baustellen sagen mir nicht sonderlich zu. Was man da genau für eine Idee hat, erschließt sich auf den ersten Blick, denn die neue Tribüne ist so nah an das Spielfeld herangezogen, dass sie die äußeren Bereiche der beiden Geraden unbrauchbar macht. Hinter der neuen steht weiterhin die alte Tribüne, also quasi eine Tribüne hinter der Tribüne. Die Comune di Padova möchte das Stadion grundsätzlich sanieren und nach und nach bei laufendem Betrieb zu einem reinen Fußballstadion umbauen. Das wird noch ein weiter Weg – ich bin gespannt, wie lange Geld für den Umbau vorhanden ist.
Einen besseren Besuch als knapp zweitausend Zuschauer hatte ich schon erwartet. Die Aufstiegseuphorie hat wohl noch nicht Einzug gehalten. Die Gastgeber gingen früh in Führung und legten auch direkt nach. Der zweite Treffer fiel genau in die umjubelte Durchsage, dass Tabellenführer Südtirol sein Auswärtsspiel verloren hatte – welch ein Timing. Die Hausherren versäumten es dann, die weitere Überlegenheit in weitere Tore umzumünzen und so wurde es nach dem Anschlusstreffer in Hälfte zwei kurzzeitig noch einmal spannend, allerdings wurde der Abstand nach zehn Minuten wieder hergestellt. Es blieb daher beim Heimsieg und nun kann es wenige Spieltage vor Schluss noch einmal eng werden an der Tabellenspitze. Aus Piacenza waren gut 100 Leute mitgereist, die ihr Team so gut es ging supporteten. Schwierig, auf einer unüberdachten Tribüne, die gefühlte 100 Meter vom Spielfeld entfernt steht. Die Ultras Padova stehen auf der Gegengeraden und hatten es da etwas einfacher. War auch nicht brachial, aber ließ sich dennoch ganz gut anhören.