Essen – So., 23.01.2022, 14:00

Rot-Weiss Essen vs Wuppertaler SV 2:1

Stadion an der Hafenstraße, 750 Zuschauer, Regionalliga West
Ich habe noch nie etwas Besonderes gewonnen. Okay auch in der letzten Saison wurde während der Phase der Zuschauerbeschränkung meine Dauerkarte für ein Spiel gezogen, welches ich dann nicht wahrnehmen konnte, weil ich im Urlaub weilte. Aber ansonsten ist mir als spektakulärster persönlicher Gewinn ein Frühstückskorb in Erinnerung, den ich im Alter von elf oder zwölf Jahren beim Pfarrfest von St.Josef in Essen-Frintrop gewann. Daher war ich vor diesem Spiel nicht sehr optimistisch, als um die Auslosung der 750 Auserwählten ging, und umso überraschter, als ich die positive Nachricht bekam. Natürlich hatte dieses Spiel vor einer derart eingeschränkten Kulisse nicht den Stellenwert eines Stimmungskrachers in einem annähernd ausverkauften Stadion, denn das wäre es ja unter normalen Bedingungen gewesen. Aber dennoch hatte das Privileg, bei diesem so wichtigen und richtungsweisenden Spiel dabei sein zu dürfen, individuell einen sehr hohen Wert. Die 750 Aufrechten, gaben dann auch alles, um etwas Atmosphäre zu erzeugen. Auch der Autor dieser Zeilen bemühte seine Stimmbänder über Gebühr, das geschieht im hohen Alter ja nur noch selten.
Die Anreise war heute etwas weiter als sonst, denn mein Wecker schellte ja in Madrid. Der 8:40-Flug nach Düsseldorf ließ mir aber genug Zeit, jeden Stress zu vermeiden. Mein Verein hat mich Demut gelehrt und obwohl ja seit mehr als zwei Jahren ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen ist, kann ich meinen Pauschalpessimismus nicht ablegen. Dementsprechend skeptisch war ich, was einen erfolgreichen Spielausgang anging. Zu oft hatte der glorreiche RWE in ähnlich wichtigen Begegnungen gepatzt, zudem spielt der WSV eine unerwartet starke Saison. Die Roten bestanden die Prüfung aber deutlicher als es das Ergebnis vermuten lässt. Von der ersten Sekunde an machten Georg Melches‘ Erben klar, wer hier der Hausherr ist und wer diese Partie gewinnen wird. Den Gästen aus dem Tal der Finsternis war der Respekt und die Anspannung dagegen deutlich anzumerken. Das führte zu Fehlern und ermöglichte dem Deutschen Meister von 1955 einen frühe 2:0-Führung nach nicht einmal einer Viertelstunde. Weiter gute Möglichkeiten blieben leider ungenutzt und so kam der WSV mit der ersten guten Chance zum Anschluss kurz vor Pause. Schlussmann Diva sah dabei nicht überragend aus, die Murmel rutschte unter dem Körper durch, war aber auch mit Mach 2 vom Sechzehner abgesendet worden. Nach dem Wechsel hatten die Roten den Kick weiter unter Kontrolle, versäumten aber die Führung auszubauen, weshalb bis zum Abpfiff die latente Gefahr in der Luft lag, den Ausgleich zu kassieren. Passierte aber nicht und drei ganz wichtige Zähler waren im Sack.