Samstag, 29.08.2020, 17:00

SK Klatovy vs TJ Slavoj Myto 2:1

Stadion na Rozvoji, 265 Zuschauer, Ceská Divize A

Weiter ging es nun nach Klatovy zum letzten Spiel des Tages, das Dank des pünktlichen Spielendes in Prestice auch zeitnah erreicht wurde. Auch dort findet man eine überdachte Tribüne und eine adäquate Suff- und Wurstversorgungseinrichtung. Da Thomas dankenswerter Weise das Steuer bis zum Nachtquartier in Plzen übernahm, konnte ich ein paar Male beim Zapfhahn-Honza vorstellig werden. Das Spiel wurde weitestgehend mit anwesenden Gesinnungsgenossen verlabert. Auch hier entschieden die Gastgeber die Partie für sich. Fünf Gestalten mit zwei verblichenen Zaunfahnen verfolgten das Geschehen hinter dem Tor des gegnerischen Torwarts. Und zwar in beiden Hälften, denn mit dem Halbzeitpfiff wurde die Beobachtungsposition entsprechend gewechselt. Überschwängliche Emotionen schienen sich die Jungs für erfolgreichere Zeiten aufzusparen, denn bei den beiden Toren ihres Teams war keinerlei Gefühlsregung zu erkennen. Oder der samstägliche Gambrinus-Konsum hatte schon entsprechende Lähmungserscheinungen provoziert.

Samstag, 29.08.2020, 14:30

TJ Prestice vs FK Rokycany 2:1

Stadion TJ Prestice, 199 Zuschauer, Ceská Divize A
Zweiter Stopp des Tages, etwas südlich von Plzen. Übliche Anstoßzeiten für die Amateurspiele in Tschechien sind ja die Vormittags- und die späteren Nachmittagsstunden. Spiele am frühen Nachmittag gibt es je Spieltag eher wenige, daher ziehen diese Events natürlich die Hopper-Scharen an, wie ein frischer Pferdescheißhaufen die Fliegen. Aus diesem Grunde war ein gutes Fünftel der anwesenden knapp 200 Zuschauer der ‚Bewegung‘ zuzurechnen. Da ich in der Ausübung meines Hobbys Ruhe bevorzuge und Hopper-Aufläufe gern meide, sind das nicht gerade die Spiele, die ich präferiere, aber – wie erwähnt – die Auswahl war begrenzt und letztlich habe ich leider kein Solo-Besuchsrecht bei den von mir ausgewählten Veranstaltungen. So traf man einige nette bekannte Gesichter, mit denen ein wenig Smalltalk gehalten wurde. Die Anlage in Prestice bietet die typische, man kann fast sagen, Mindest-Infrastruktur der tschechischen Amateur-Stadien. Es gibt eine große überdachte Tribüne und eine Gaststätte mit vorgelagertem Biergarten. Mehr braucht es ja auch eigentlich nicht, um entspannt dem Gebolze beizuwohnen. Das aber gar nicht mal so übel war. In den oberen Amateur-Ligen des Landes wird zum Teil sehr ordentlich gekickt. Lange stand es Remis, was ein Elfmeterschießen erforderlich gemacht hätte, bei dem der Sieger einen Extra-Punkt erhält. Das hätte den Zeitpuffer zum letzten Spiel des Tages gefährlich verknappt, daher jubelte das ganze Hopping-Volk wohl am lautesten über den späten Siegtreffer der Gastgeber.

Samstag, 29.08.2020, 10:15

FK Neratovice-Byskovice vs SK Kladno 3:0

Stadion TJ Neratovice, 160 Zuschauer, Ceská Divize B

So ungefähr stelle ich mir ne Pritsche in nem russischen Knast vor – eine etwa drei Zentimeter dünne Matratze auf einer Spanplatte. Zumindest hatten wir es im Hotel Chicago in Chomutov nicht weit zum Tresen, um noch ein paar Urqell reinzuschrauben. Der erst Kick des Tages ging in Neratovice über die Bühne, einer kleinen Industriestadt etwas nördlich von Praha. Das kleine, schmucke Stadion präsentierte sich im feinsten tschechischen Gammel. In der überdachten Tribüne mit den verblichenen Sitzbänken existiert eine wunderbare Ballerbude, in der ich am liebsten direkt zum Frühschoppen versackt wäre. Schlecht, wenn man noch ein Fahrzeug führen muss. Leider wird der hinter der Gegenseite liegende Nebenplatz gerade saniert und mit einer Kunstrasen-Oberfläche versehen. Das kostete die offensichtlich bis vor kurzem noch vorhandenen krummen und schiefen Stehstufen das Dasein. Wieder ein schöner Ground mehr, der verstümmelt wurde. Zumindest die Kurven sind noch vorhanden. Dem Normalbürger (lesen hier solche überhaupt mit?) dürfte sich eh kaum erschließen, warum einem in Gegenwart von ein paar Stufen, auf denen es mittlerweile völlig unmöglich ist zu stehen ohne sich die Sprunggelenke zu verdrehen, das Herz aufgeht. Ich versuch es auch gar nicht erst zu erläutern. Diejenigen, die ähnlich fühlen, verstehen es – bei allen anderen werden Erklärungsversuche vermutlich verhallen. 160 Kibitze waren erschienen, um das Spiel gegen den ehemaligen Erstligisten aus Kladno zu beobachten. War auch wieder ein paar ansehnliche Honza-Gestalten dabei. Der Sportovni Klub Kladno war zuletzt 2010 in der Eliteliga vertreten, wurde dann aber direkt in die Dritte Liga durchgereicht. Mittlerweile geht das A-Tym des Vereins nur noch auf viertklassigem Niveau der Fußlümmelei nach. Die Gastgeber gestalteten die Partie überlegen und gewannen deutlich wie verdient.

Freitag, 28.08.2020, 17:30

FC An der Fahner Höhe vs FC Carl Zeiss Jena II 0:0

Alfred-Just-Stadion, 465 Zuschauer, NOFV-Oberliga Süd
Auftakt zu einer Reise über den Klobasa-Äquator, auf der mich Thomas begleitete, war diese Partie in Thüringen. Der gastgebende Verein mit dem etwas merkwürdig anmutenden Namen entstand vor vier Jahren durch Fusion der Vereine Blau-Weiß Döllstädt und Fortuna Gräfentonna. Namensgebend ist der diese Orte umgebende Höhenzug. Das kleine Stadion, dass sich aktuell als von einer Arbeitnehmerüberlassung gesponsorte Arena größer macht als es ist, verfügt über eine neue kleine gedeckte Sitztribüne auf der einen und eine mit ein paar Parkbänken geschmückte Naturtribüne auf der anderen Seite. Oberliga wird hier erst seit dieser Saison gespielt. Aufstieg durch Abbruch war auch in Dachwig die Devise. Dachwig ist tiefstes RWE-Gebiet, womit ausnahmsweise mal nicht der glorreiche Deutsche Meister von 1955 gemeint ist, sondern der nicht annähernd so glorreiche Vereinskürzel-Nachahmer aus der thüringischen Landeshauptstadt. Bedingt durch diese Tatsache hatte die Zweitvertretung des FCC hier einen schweren Stand. Knapp zehn Leute unterstützen die Heim-Mannschaft akustisch und verloren sich oft genug in Hass-Tiraden und Anti-Gesängen gegen die Gäste. Davon ließen sich im Laufe des Spiels auch zwei Kinder im Grundschul-Alter anstecken, die ungeniert aus nächster Nähe die Reserve-Spieler der Gäste beim Aufwärmen beleidigten. Spielerisch war die Partie auch nicht die ansehnlichste Nummer. Viele Unterbrechungen und nur wenig Torraum-Szenen brannten den Kick nicht gerade in die Erinnerung ein. Immerhin wurde lauwarmes Bier verkauft. Also nix wie weg da, weiter ging es!