Sportpark Tijenraan, 1.500 Zuschauer, 1e Klasse Zondag E
In der niederländischen Gemeinde Raalte in der Provinz Overijssel, ist das bedeutsamste Duell das Sallandse Derby, das zwischen dem RKSV ROHDA und dem VV aus dem Ortsteil Heino ausgetragen wird. In der sechstklassigen Eerste Klasse gehen beide Teams zu Werke. Im Amateurbereich existieren ja einige für deutsche Ohren recht seltsam klingende Vereinsnamen. Rooms Katholieke Sportvereniging „Recht op het doel af“ bedeutet das Vereinskürzel der Gastgeber vollständig ausgeschrieben – wild übersetzt bedeutet das „Direkt auf das Tor zielen“. Bei den unterklassigen Derbys in den Niederlanden rotten sich oft ein paar Leute zusammen, um das eigene Team zu unterstützen. Während auf Gäste-Seite nur ein paar Jugendspieler desinteressiert mit Fähnchen rum hantierten, schickten die Anhänger der Heim-Mannschaft eine Rauchwolke in den Himmel und zündeten einen Blinker und eine Fackel. Akustischen Support gab es dann annähernd keinen. Überhaupt schien sich die Rivalität in Grenzen zu halten, beziehungsweise diese trat erst in der Schlussphase zu Tage, nachdem ROHDA den späten Siegtreffer erzielte und die Heim-Fans ein paar Spottgesänge in Richtung der Gäste absendeten.
Sportpark ‚t Welink, 120 Zuschauer, 2e Klasse Oost Zaterdag G
Dinxperlo ist eine niederländische Grenzstadt, die mit dem Ortsteil Suderwick der Stadt Bocholt auf deutscher Seite zusammengewachsen ist. Wenn man das eher unscheinbare Schild übersähe, das auf die Landesgrenze hinweist, würde man den Grenzübertritt gar nicht bemerken. Keine 200 Meter von der Grenze entfernt liegt der Sportpark ‚t Welink. Hier ist der FC Dinxperlo beheimatet. FC steht hier aber nicht für Fußballclub, sondern für Fusie Club, denn der Verein entstand erst in diesem Sommer durch den Zusammenschluss aus dem SV Dinxperlo und dem DZSV. Auf siebtklassigem Niveau wird hier in der Tweede Klasse gebolzt und zwar weder herausragend gut noch herausragend schlecht. Erst der dritte Spieltag stand an und während die Gastgeber noch punktlos waren, konnten die Gäste am letzten Spieltag einen schlanken 13:1-Sieg gegen Lelystad verbuchen. Letztere zieren übrigens nach mittlerweile drei Spielen mit 1:29 Toren das Tabellenende. Schon beinahe peinlich, dass die Veensche Boys sich überhaupt einen Gegentreffer eingefangen haben. Die Gäste präsentierten sich in der ersten Hälfte stabiler und gingen mit der Führung in die Halbzeit. Zwar drängte der Fusie Club im zweiten Durchgang auf den Ausgleich, fallen wollte dieser aber nicht mehr.
VfL Borussia Mönchengladbach U23 vs Rot-Weiss Essen 3:2
Grenzlandstadion, 1.866 Zuschauer, Regionalliga West
Da sind wir also in der angesprochenen Situation – früher als ich es befürchtet hätte. Nach furiosem Saisonstart kassierten die Roten bei den kleinen Fohlen die zweite Niederlage in Folge. Nach den Festwochen macht sich erste Katerstimmung breit. Gezeichnet von vielen erfolglosen Jahren kommen auch direkt die Kritiker und Dauer-Pessimisten wieder aus den Löchern gekrochen und reden den alljährlichen Herbst-Blues herbei. Die Euphorie hat in vielen rot-weissen Seelen einen spürbaren Dämpfer bekommen. Sicher, in den letzten Jahren war es regelmäßig der Fall, dass man mit viel Zuversicht in die Saison startete. Und ebenso regelmäßig war frühzeitig zu erkennen, dass es für große Sprünge nicht reichen wird. Mal war das nach fünf oder sechs Spielen ersichtlich, mal auch erst nach deren zehn. Nicht nur meiner Meinung ist der Sachverhalt dieses Mal aber ein gänzlich anderer. Der große Unterschied zu den letzten Jahren ist die runderneuerte Mannschaft. Das Potential ist weiterhin unübersehbar und auch die Art und Weise, wie diese Niederlagen zustande kamen, ist eine andere. Bei der Heim-Niederlage gegen Verl war ich urlaubsbedingt nicht zugegen und muss mich auf wenige bewegte Bilder und Medien-Berichte berufen. Aber ich kann daraus den Schluss ziehen, dass die Ostwestfalen ein starker Gegner waren, die Niederlage aber nicht zwangsläufig erfolgen musste. Es wurden ausreichend Torchancen kreiert und mit mehr Spielglück wäre Zählbares möglich gewesen. Und gegen die Borussen-Reserve spielte der RWE eine gute erste Hälfte, versäumte es aber nach dem frühen Führungstreffer nachzulegen und kam durch einen zumindest zweifelhaften Elfer kurz vor der Pause völlig aus der Spur und fand zu spät zurück in diese. Auch hier war mehr drin. Und nach wie vor ist die Defensive die Achillessehne. Die Abwehr erlaubt sich noch zu viele, meist individuelle Fehler, da muss weiter intensiv an der Abstimmung gearbeitet werden. Top-Teams, wie eben Verl oder Gladbach, die in dieser Spielzeit nicht zur sogenannten Laufkundschaft gehören und sicherlich im oberen Tabellendrittel zu erwarten sind, nutzen das gnadenlos aus. Wenn es dann eben die stark besetzte Offensive mal nicht zu richten vermag, sieht es direkt düster aus. Aber natürlich muss der Anspruch sein, auch solche Aufgaben erfolgreich zu bestehen, wenn man denn am Ende den Platz an der Sonne erreichen will. Wobei – will man ja, aber muss man auch? Klar, durch den erfolgreichen Start ist der Anspruch gestiegen, aber prinzipiell gilt es ja, in dieser Spielzeit eine Einheit zu formen und eine völlig neue Spielidee zu verinnerlichen. Gegen einen möglichen Aufstieg würde man sich kaum wehren, aber ist dieser auch Pflicht? Nach meinem Erachten nicht und der rot-weisse Anhang täte gut daran, dem gesamten Team und Stab Zeit einzuräumen. Daher empfand ich es auch als wohltuend, zu beobachten, wie die Ultra-Gemeinde nach dem Spiel die Mannschaft gerade zu an die Hand nahm, diese aufrichtete und den Zusammenhalt beschwor. Zur Panik besteht auch überhaupt kein Grund, denn an der Tabellenspitze sind die Wege immer noch kurz. Nur der Druck ist höher geworden, denn das nächste Heimspiel gegen die Kölner Fortuna sollte schon gewonnen werden. Wird nicht einfach, denn die Domstädter sind sicherlich besser besetzt, als es der schlechte Tabellenplatz vermuten lässt. Wie ich schon mehrfach anführte – es wird nun spannend sein, zu erfahren, wie die Roten mit der ersten Druck-Situation der noch recht jungen Saison umgehen.
Panthiraikos Stadio, 200 Zuschauer, Gamma Ethniki Gruppe 5
Erholungsurlaub muss ja auch mal gemacht werden und dieser fand mit der Herzdame auf den wunderschönen Kykladen-Inseln Anáfi und Santorini statt. Ganz ohne Fußball lief das natürlich nicht. Während Anáfi mit seinen gerade mal 270 überwiegend älteren Einwohnern eine Fußball-freie Zone ist, gibt es auf Santorini zwei Clubs, die am Spielbetrieb teilnehmen. Die unteren Klassen beginnen mit dem regulären Betrieb erst zum Herbstanfang, was den bis in den Spätsommer herrschenden hohen Temperaturen geschuldet ist. Am zweiten Spieltag der viertklassigen Gamma Ethniki lud der Panthiraikos Athlitikos Omilos zum Heimspiel. Der Vereinsname bedeutet frei übersetzt so viel wie Allgemeiner Sportclub von Santorini, wobei der mittlere Teil des Club-Namens auf die Insel hinweist. Thira ist der altgriechische Name der Hauptinsel des Archipels. Zu Gast war mit Ilisiadakos ein Club aus Athen. Die vierte Liga spielt in acht Gruppen, die geographisch einigermaßen sinnvoll festgelegt sind, es ist aber nicht zu vermeiden, dass auch Vereine vom Festland auf die Inseln reisen müssen. Das Stadion verfügt nur über ein Drittel einer Längsseite über eine Tribüne für etwa 1000 Zuschauer. Um die 200 Leute fanden den Weg auf diese. Zum Intro wurde tatsächlich eine kleine Rauchwolke in den Himmel entsendet und Papierschnipsel in den Vereinsfarben geworfen. Eine kleine Gruppe bemühte sich dann an und an um etwas akustischen Support, unterstützt von einer frisierten Pressluft-Fanfare, die alles übertönte. Mit vielen Toren war nicht zu rechnen – am ersten Spieltag waren in sieben Spielen gerade mal derer acht gefallen. Das dann zu beobachtende spielerische Niveau offenbarte auch den Grund für die Torflaute. Schwere Kost. Allerdings würde ich bei diesen Temperaturen auch nicht kicken wollen. Ohne jede Bewegung saß ich auf der unüberdachten Tribüne klamm im eigenen Saft. Mit dem minimalsten Sieg-Resultat fuhr Panthiraikos verdient den zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel ein und setzt sich damit erst mal oben fest.