Longford – Sa., 28.06.2025, 19:30

Longford Town FC vs University College Dublin AFC 0:2

Strokestown Road, 347 Zuschauer, 1st Division
Galway begrüßte mich am nächsten Morgen mit irischem Schnürregen. Bis ich mich mal sortiert hatte, hatte sich die Lage etwas abgetrocknet, das ermöglichte noch mal einen etwas ausgedehnteren Rundgang durch Galway und natürlich ein ‚Full Irish Breakfast‘. Gegen Mittag sattelte ich dann mal den mir von Europcar zugeteilten VW T-Roc und machte mich auf eine Rundfahrt durch Connemara. Zuletzt war ich vor 30 Jahren in dieser Gegend, daher war irgendwie alles neu. Um den ‚Lough Corrib‘ den zweitgrößten See der Irischen Insel herum ging es mit ein, zwei, drei Stopps, unter anderem am Aughnanure Castle, einer Schlossruine vorbei und von dort dann durch die grünen Felder und Wiesen Zentral-Irlands bis nach Longford.
Während der zentrale Spieltag der ersten und zweiten Liga der Republik Irland der Freitag ist, trägt Zweitligist Longford Town neben dem Erstligisten Sligo Rovers seine Heimspiele in der Regel am Samstag-Abend aus. Seit Aufnahme in die ‚League of Ireland‘ in den 80er Jahren, welche aus einem in sich geschlossenen System besteht – der erstklassigen ‚Premier Division‘ und der zweitklassigen ‚First Division‘, aus der man nicht in den Non-League-Bereich absteigen kann – spielt der Verein, von ein paar meistens wenig erfolgreichen Ausflügen nach oben abgesehen, meist auf zweitklassigem Niveau. Zu Gast war das Team der Universität aus Dublin. Die etwas favorisierten Gäste hatten es allerdings in Hälfte eins ihrem Keeper zu verdanken, nicht in Rückstand zu geraten. Das Kräfteverhältnis drehte sich mit Beginn des zweiten Durchgangs und die Studenten machten es vor dem Tor zwei Male etwas besser als die Gastgeber. Das ‚Strokestown Road Stadium‘, heute nach einem Sponsor benannt, wurde in den frühen 90ern einige Kilometer außerhalb der Stadt auf der grünen Wiese errichtet. Seit einer umfassenden Renovierung Anfang des Jahrtausends besitzt die Spielstätte ihr heutiges Aussehen. Die nördliche Hintertorseite ist derzeit gesperrt, da das dahinterliegende Mauerwerk eingestürzt ist und der Tribüne damit der Halt genommen wurde. In Block O bemühte sich ein Dutzend Aktive jüngeren Alters um etwas Support, was ihnen von ihrem Team letztlich nicht durch Zählbares gedankt wurde. Nach dem Spiel fuhr ich direkt in die Gegend um den Dubliner Flughafen und verschlief die wenigen Stunden bis zum frühen Abflug auf dem Parkplatz des Portmarnock Beach. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr gemacht und Rücken und Nacken erinnerten mich nach dem Erwachen auch nachhaltig daran, warum das so war.

Galway – Fr., 27.06.2025, 19:45

Galway United FC vs Shelbourne FC 1:1

Eamonn Deacy Park, 2.351 Zuschauer, Premier Division
Will man höherklassigen Fußball sehen während in Deutschland Sommerpause herrscht, bleibt innerhalb Europas wenig Auswahl und das Angebot beschränkt sich in der Regel auf die baltischen und skandinavischen Staaten sowie die Republik Irland, die aus dem üblichen auf den britischen Inseln gepflegten Saisonverlauf ausschert und ihren Meister mit dem Kalenderjahr ausspielt. ‚Air Lingus‘, Irlands ehemals staatliche Airline, bot einen günstigen Return ab Düsseldorf nach Dublin an, daher wurde die Chance ergriffen, mal wieder auf die Grüne Insel zu fliegen. Nach Übernahme des Mietwagens ging es direkt rüber auf die andere Seite der Insel nach Galway. Der Nachmittag wurde für einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und Nahrungsaufnahme genutzt, bevor der fußläufig erreichbare ‚Eamonn Deacy Park‘ angesteuert wurde. Was wie ein Sponsorenname klingt, bezieht sich jedoch auf einen ehemaligen verdienten Spieler, nach dessen Ableben im Jahr 2012 das kleine Stadion seinen vorherigen Namen ‚Terryland Park‘ an diesen verlor. Es handelt sich um eine angenehm individuelle, kleine Spielstätte, die man als typisch irisch bezeichnen kann oder welche man in dieser Art auch im englischen Non-League-Football vielfach findet. Alles wirkt etwas zusammengeschustert und das Stadion hat sich so nach und nach zum heutigen Aussehen entwickelt. Einer älteren überdachten Tribüne steht eine solche neueren Datums gegenüber. Hinter dem einem Tor findet man keinerlei Ausbau, dafür recken sich dort typische Reihenhäuser über die Mauer, was eine charakteristische Kulisse ergibt.
Auf der anderen Seite gibt es einen kleinen ungedeckten Sitzplatzbereich, der jedoch gesperrt ist. Oberhalb diesem befinden sich ein paar wenig einladende Logen-Plätze hinter Glas, wie man es eher auch Belgien kennt. Außerdem befindet sich dort neben einem kleinen Club-Shop auch noch der Suff-Bereich neben dem Stadion-Pub. Alkoholkonsum ist in britischen Stadien – wenn überhaupt – nur in extra abgeteilten kleinen Bereichen erlaubt. Auf diese wenigen Quadratmeter quetschen sich dann die Durstigen, um sich unter Ordneraufsicht richtig einen reinzuorgeln. Aus Dublin waren gut 200 Shelbourne-Supporter mitgekommen, welche auf der älteren Tribüne Platz fanden, keine schlechte Zahl im irischen Fussball. Bis auf wenige Chants und eine kurze Phase nach dem Führungstreffer ihrer Farben verhielten diese sich aber sehr ‚englisch‘ und verfolgten meist stumm die Partie. Diese Lethargie konnte auch die kleine ‚Ultras Dublin‘-Fahne nicht beschönigen. Ihnen gegenüber hatte sich im äußersten Bereich der neueren Tribüne die ‚Maroon Army‘, die kastanienbraune Armee, angelehnt an die beherrschende Vereinsfarbe, mit circa 50-60 Personen platziert.
Die Jungs und Mädels mit einem recht jungen Altersdurchschnitt hatten die Tribüne ganz schön beflaggt, übten sich schon eher im Ultra-Style und sangen beinahe dauerhaft, waren ob der recht geringen Anzahl aber auch nicht sehr durchschlagkräftig. Dennoch muss man statuieren, dass der Fussball in Irland etwas Fahrt aufgenommen hat, sowohl was die Besucherzahlen als auch was die Stimmung angeht. Die ‚Shels‘ waren im ersten Durchgang das deutlich bessere Team, aber sie verpassten es ihre Führung auszubauen. United kam stark verbessert aus der Kabine und erarbeitete sich ein Übergewicht, es sah aber lange nicht nach einem Torerfolg aus. Der mittlerweile verdiente Ausgleichstreffer, bei dem der Shels-Keeper nicht ganz zu Unrecht aber erfolglos auf Stürmerfoul plädierte, fiel dann wenige Minuten vor dem Ende doch noch. Das veranlasste die ‚Maroon Army‘ dazu einen Blink-Bengalo zu zünden. Südländische Begeisterung an Irlands Westküste… naja, so in etwa zumindest. Das Stadion leerte sich zügig und wurde den zahlreichen Möwen überlassen, welche über dem Stadion kreisend genau diesen Moment herbeigesehnt hatten und sich über Pommes- und Burger-Reste hermachten und so der Putzkolonne ein wenig Arbeit abnahmen.

Duisburg – Mi., 18.06.2025, 19:30

FC Rumeln-Kaldenhausen vs Grafschafter SV Moers II 2:3

Sportanlage an den Wieen, 500 Zuschauer, Relegation zur Kreisliga A Moers
Wer noch Spiele sehen wollte, in denen es um was geht, hatte nicht mehr viel Auswahl. So erklärt sich auch dieser Besuch, denn dieser zog seinen Reiz daraus, dass sich nach Spielschluss eines der beiden Teams darüber freuen durfte, in der kommenden Spielzeit der Kreisliga A anzugehören. Grundsätzlich ist der Verein eher für den Frauen-Fußball bekannt, auch wenn diese Epoche lange zurück liegt. Aus dem FC Rumeln-Kaldenhausen entsprang nämlich der FCR 2001, der sich in eben diesem Jahr aus dem FC Rumeln löste und selbständig machte. Der Verein brachte es bis zur Deutschen Meisterschaft und Pokalsiegen und konnte sogar den UEFA-Cup gewinnen. Vor etwas mehr als zehn Jahren ging der FCR in Konkurs, die einzige Lösung den höherklassigen Frauenfußball in Duisburg zu retten, war der Zusammenschluss mit dem MSV unter dessen Wappen und Namen es fortan weiterging.
Gut 500 Zuschauer fanden sich ein, um der Veranstaltung zu frönen. Die Sportanlage hat außer ein paar Merkmalen nicht viel anzubieten. Das Spiel kann lediglich ebenerdig am Stankett stehend verfolgt werden, sieht man mal von ein paar betagten wie traurigen Stufen ab, die auf wenigen Metern Länge ihr Dasein fristen und von alten Zeiten träumen. Auf dem künstlichen Geläuf sah es lange so aus, als würden die Akteure irgendein ungeliebtes Testspiel hinter sich bringen, so lustlos wirkte das Gebolze im ersten Durchgang. Vermutlich spielte die Angst mit, den ersten Fehler zu machen, jedenfalls war es nicht allzu tragisch, dass ich am Grillstand viel zu lange auf meinen bestellten Phosphatschlauch warten musste, da auf der Plastikwiese eh nix passierte. Dafür kam dann in Hälfte zwei deutlich mehr Leben in das Geschehen und die Zweite des Grafschafter SV nahm die Zügel in die Hand. Die halbwegs logische Folge war eine Zwei-Tore-Führung nach gut 70 Minuten. Aber die Gastgeber kamen kurz darauf mit dem Anschlusstreffer ins Spiel zurück. Als in der Nachspielzeit alle auf den Abpfiff warteten, erhielt Rumeln noch einen Elfmeter. Der Schütze verwandelte nervenstark und dieser Punkt hätte für die Kreisliga A gereicht. Aber der Kick war noch nicht zu Ende und zwei Minuten später gab es für die Gäste ebenfalls einen Strafstoß. Auch dieser landete sicher im Netz und bescherte dem GSV das Happy End in buchstäblich letzter Minute.

Leipzig – So., 15.06.2025, 15:00

SG Motor Gohlis-Nord vs SG Leipziger Verkehrsbetriebe 2:2

Stadion des Friedens, 150 Zuschauer, Stadtliga Leipzig
Auch bei Abreise unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Stauchitz wäre es eine ambitionierte Nummer geworden, aber da ich mir dort die Meisterfeier noch in Ruhe ansah und eine stark frequentierte A14 ein zügiges Vorankommen nicht erlaubte, verpasste ich den Anstoß im Leipziger Norden dann doch um mehrere Minuten. Ich habe ja keine wirklich To-Do-Liste, eher so eine Art Wunschzettel, und mit dem ‚Stadion des Friedens‘ hakte ich mal eine Spielstätte von ebenjenem ab. Schon über 100 Jahre alt ist das weite Rund, das einst für 50.000 Zuschauer zugelassen war und ohne jedes Dach auskommen muss. Motor Gohlis-Nord, kurz MoGoNo gerufen, zieht allerdings nicht ganz so viele Zuschauer auf die betagten Stufen. In den frühen DDR-Jahren spielte der Club noch drittklassig, im Laufe der Jahrzehnte ging es in der Ligenpyramide sachte bergab. In der Stadtliga, wie die Kreisoberliga in Leipzig genannt wird, kickt der Verein nun schon mehr als ein Jahrzehnt. Daran wird sich auch in der kommenden Spielzeit nichts ändern, denn mit dem heutigen Remis konnte am vorletzten Spieltag der Klassenerhalt gesichert werden. Die letzten Minuten waren einigermaßen dramatisch. MoGoNo ging in der Nachspielzeit mit 2:1 in Führung, kassierte aber doch noch den Ausgleich. Ein weiterer Gegentreffer hätte am letzten Spieltag ein Fern-Duell mit dem heutigen Kontrahenten bedeutet, dieser fiel aber nicht mehr und die Mannschaft der Verkehrsbetriebe wird in der kommenden Saison eine Etage tiefer dem Leder nachjagen.

Stauchitz – So., 15.06.2025, 12:30

SV Stauchitz vs BSG Traktor Baßlitz 11:1

Sportplatz an der Alten Post, 100 Zuschauer, 1.Kreisklasse Meißen
Auf Empfehlung eines sächsischen Kontaktes schlug ich auf dem Rückweg aus Tschechien zur Mittagszeit in Stauchitz auf, welches zwischen Dresden und Leipzig in der Nähe von Riesa liegt. Den Aufstieg hatten die Gastgeber schon sicher, heute ging es am letzten Spieltag darum, auch noch den Meistertitel im Fernduell mit dem Verfolger einzuheimsen. Fußballerisch war es natürlich auf diesem Niveau kein Leckerbissen, zumal die Gastmannschaft ihre Spielpositionen ausgelost hatte und sich einige Akteure mit den zugelosten Positionen… sagen wir mal… etwas schwertaten. Auf dem richtig netten Dorfsportplatz am Rande des Ortes konnten die Gastgeber nach zehn Minuten den Führungstreffer erzielen. Der Gegner wehrte sich auch in ungewohnter Formation mit Leibeskräften gegen ein Schützenfest, daher dauerte es einige Zeit, bis sich das Netz der Gäste erneut beulte. Das tat es dann allerdings auch reichlich. Vier weitere Gegentreffer in den zehn Minuten vor der Halbzeit und noch einmal sechs Kirschen danach bedeuteten ein schönes Päckchen und die Anzeigetafel wusste gar nicht mehr wohin mit den ganzen Zahlen. Da diese nicht ausreichend vorhanden waren, um das finale Resultat korrekt anzuzeigen, sah die Tafel dann etwas wild aus. Immerhin gönnte der Schiedsrichter den Traktor-Jüngern in der Schlussminute noch den Ehrentreffer, indem er ein harmloses Rempeln im Sechzehner mit einem Strafstoß ahndete. Nach dem Schlusspfiff folgten Feierlichkeiten und Pokalübergabe. Der kleine Ultrablock zündete allerlei an Pyro-Gerümpel, was ja in Sachsen bei unterklassigen Spielen generell zu einem rituellen Brauchtum geworden ist. Oder wie mein V-Mann es ausdrückte: „Ein ganz normaler Sonntag-Mittag in Sachsen“.

Ústí nad Labem – Sa., 14.06.2025, 16:00

FK Ústí nad Labem vs TJ Jiskra Domazlice 2:1

Mestský stadion, 2.358 Zuschauer, Relegation zur Fotbalová národní liga
Den fußballerischen Tagesabschluss bildete das Rückspiel um den Aufstieg in die zweite tschechische Liga in Usti nad Labem oder Aussig an der Elbe, denn die Stadt besitzt wie viele andere Städte in Böhmen aufgrund ihres in der Vergangenheit ansässigen großen deutschstämmigen Bevölkerungsanteils auch einen deutschen Namen. Der Eintritt war frei, so dass offiziell deutlich über 2.000 Zuschauer begrüßt wurden, auf diesem Niveau in Tschechien eine stattliche Zahl, in der Realität dürften es weniger gewesen sein. Der erste Weg führte an den Grill, wo mich die roten Schlawiner vom Rost aus schon wieder schwitzend und listig angrinsten. Da man auf einer Wurst ja nicht stehen kann, erwarb ich direkt auch ein helles Exemplar dazu, dass mir im Klobasa-dominierten Land noch nie untergekommen war. Das Gerät, der Unterarm-langen Klobase in den Ausmaßen kaum nachstehend, stellte sich schließlich als eine grobe Bratwurst im thüringer Stil heraus. Auch bei dieser galt höchste Obacht beim ersten Biss, denn die Fett-Fontane reichte beinahe bis auf die Laufbahn des schlichten Mehrzweck-Stadions. Der FK Usti verbrachte die längste Zeit der Vereinsgeschichte in Liga zwei und drei, bei wenigen Ausreißern in die höchste Spielklasse, zuletzt Anfang der Zehner Jahre dieses Jahrhunderts.
Wie zuvor auch ging es nach nur einer Saison wieder runter und zuletzt dann vor drei Jahren sogar wieder hinab in die dritte Liga, die ja nicht landesweit gespielt wird, sondern auf Cechy und Morava, zu Deutsch Böhmen und Mähren, aufgeteilt ist. Ein Immobilien- und Grundbesitz-Makler hat nun Geld in die Hand genommen, um den Verein wieder in höhere Sphären zu führen. Neben der Aufnahme des Firmennamens in den Vereinsnamen wurde auch das Wappen völlig umgestaltet – eine äußerst unschöne Form des Sponsorings. Während es in Mähren nur eine dritte Liga gibt, besteht jene in Böhmen aus zwei Gruppen, so dass es zu einer Entscheidung mit Hin- und Rückspiel um den Aufstieg kam. Das Hinspiel gewann Usti sicher mit 3:1, so dass die heutige Partie nur noch Formsache war. Die Gastgeber präsentierten sich von Beginn an überlegen und mit einer 2:0-Führung nach 20 Minuten war der Drops dann spätestens gelutscht. Der Gegentreffer Mitte der zweiten Spielhälfte war nur noch Kosmetik, die Gastgeber verwalteten die Partie kontrolliert. Die drei Mitgereisten aktiven Supporter aus Domazlice dankten ihrem Team dennoch für eine starke Saison, während die Feierlichkeiten bei den heimischen Zuschauern mit ein wenig Pyro-Untermalung abliefen.

Hermanov – Sa., 14.06.2025, 13:30

TJ Hermanov vs TJ Svadov-Olsinky 3:2

Hriste Fojtovice, 50 Zuschauer, I.B trida Ústecký kraj skupina A
In aller Ruhe steuerte ich nun den nächsten Spielort an, wo ich wenige Minuten vor Anstoß eintraf. Welcher Anstoß eigentlich? Hochgeklappte Tornetze und fehlende Eckfahnen kurz vor dem eigentlichen Spielbeginn sind selten ein gutes Zeichen, was sich hier und heute wieder beweisen sollte. Keine Ahnung warum, aber es war nix mit Kick-off, stattdessen war der Kick off. Der Gegner war aus ungeklärten Umständen nicht angetreten, wie sich später herausstellte. Zunächst schien es nun, als ob ich erst einmal ausreichend Zeit für was auch immer hätte, aber der flüchtige Blick ins Internet offenbarte dann doch noch eine Partie mit Anstoß 30 Minuten später und nur zwanzig Minuten Fahrzeit entfernt. Also hin da und über kleine Straßen ging es rauf nach Fojtovice, einen Ortsteil von Hermanov im Böhmischen Mittelgebirge. Hermanov ist übrigens ein sogenanntes Waldhufendorf. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hierbei um Siedlungen, die sich über einen weiten Raum entlang einer einzelnen Straße erstrecken. Wieder was gelernt. Der Sportplatz verfügt über eine Naturtribüne und die idyllische Umgebung erinnert an das Alpenvorland. Gebolzt wurde auf drittklassiger regionaler Ebene, landesweit siebtklassig, überragend war das Gebotene nicht. In der brütenden Mittagshitze versuchten die Spieler ihr Bestes. Als ob die Rasensprenger die Hitze fühlen konnten, machten sich diese zwei Male selbständig, was auf wenig Begeisterung stieß, dabei war die Abkühlung doch eigentlich willkommen. Die kuschelige Veranstaltung endete mit einem verdienten Heimsieg, der nach einer eigentlich ungefährdeten Drei-Tore-Führung bei zwei späten Gegentreffern doch noch in Gefahr geriet.

Krupka – Sa., 14.06.2025, 10:15

TJ Krupka vs TJ Sokol Pokratice-Litomerice 8:1

Mestský stadion, 80 Zuschauer, 1.A. trida Ústecký kraj
Nach kurzer Nacht erreichte ich an einem sonnig-warmen Morgen pünktlich Krupka im Ustecky Kraj, wo mich ein schönes altes Rund mit einer überdachten Tribüne und teilweise krummen und etwas überwuchterten Stufen in den Stehbereichen erwartete. Wenig überraschend war ich nicht der einzige Irre unserer Bewegung, der sich dieses Spiel als Start in den Tag ausgesucht hatte – dieses Hobby ist ja mittlerweile platter getreten als die platteste Flunder und die Spielorte erst recht stark attended, wenn in den meisten Ländern Europas bereits die Sommerpause ausgerufen wurde, bei den Klobasa-Bändigern aber noch munter um Punkte gezankt wird. Damit die Bagage mir nicht alle roten Fettschläuche vor der Nase wegschnappte, latschte ich direkt mal zum Grill. Leider kam der Bolzen aus der Fettpfanne und nicht vom Rost, was klare Abzüge in der B-Note bedeutete. In der A-Note schmiegte sich aber eine klare, pikante Paprika-Note an den Gaumen. Mit einem Gesamturteil von Zwei-Minus machte sich der fetttriefende Glücklich-Macher letztlich in Richtung Verdauungstrakt. Zeit sich dem Geschehen auf dem Grün zu widmen. Die Führung der Gastgeber aus der zweiten Minute konnte der Gegner noch vor Ablauf einer Viertelstunde egalisieren. Dann wurde der Fotbalový Klub Krupka immer stärker und stellte das Visier mit dem erneuten Führungstreffer auf Desaster. 8:1 hieß es am Ende sehr deutlich, dabei trennten die Teams vor wie nach dieser Partie gerade einmal vier Tabellenplätze. Letzte Spieltage fördern manches Mal seltsame Ergebnisse zu Tage.