Cham-Vilzing – Sa., 13.09.2025, 14:00

DJK Vilzing vs FV Illertissen 0:1

Manfred-Zollner-Stadion, 782 Zuschauer, Regionalliga Bayern
Es ging zurück nach Deutschland in den Chamer Ortsteil Vilzing, mit knapp 500 Einwohnern vermutlich der kleinste Regionalliga-Spielort Deutschlands. Manfred Zollner, gebürtig aus dem benachbarten Kaff Zandt und Inhaber eines weltweit tätigen Elektronik-Unternehmens, hat irgendwann festgestellt, dass er zu viel Geld hat und die DJK sukzessive unterstützt, was vor drei Jahren im Regionalliga-Aufstieg gipfelte. In der zweiten Regionalliga-Spielzeit erreichte der Verein sogar sensationell die Vize-Meisterschaft. Mehr geht allerdings auch nicht, zumindest nicht an diesem Standort. Denn das idyllische, nach seinem Gönner benannte Stadion mit seinen Naturtribünen wird nur schwer auf Drittliga-Niveau zu bringen sein. Von einem Aufstieg ist der Verein aber aktuell auch meilenwert entfernt, denn nach holprigem Start muss sich die Deutsche Jugend-Kraft eher nach unten orientieren. Der heutige Vergleich mit dem Tabellennachbarn aus dem Schwäbischen war also richtungsweisend. Die Oberpfälzer konnten ihre spielerische Überlegenheit nicht in Zählbares ummünzen und kassierten kurz vor dem Seitenwechsel den Treffer des Tages und die Zeichen stehen auf Abstiegskampf.

Tlumacov u Domazlic – Sa., 13.09.2025, 10:30

TJ Start Tlumacov vs TJ Banik Stribro 1:1

Hriste TJ Start Tlumacov, 86 Zuschauer, I.A trida Plzenský kraj
Nachdem am Vorabend der Auswärtssieg des glorreichen Deutschen Meisters von 1955 noch angemessen begossen wurde, führte der Weg am Morgen über den nahen Klobasa-Äquator. Irgendwo in der Provinz wurde auf sechstklassiger Ebene angestoßen. Die Anlage bestach eher durch ihre Lage als durch die Infrastruktur. Unmittelbar neben dem Platz befindet sich das örtliche Strandbad, welches aber aussah wie ein Löschteich. Die Gastgeber dezimierten sich schon nach zehn Minuten durch einen klaren Platzverweis, konnten aber dennoch kurz vor der Halbzeit durch einen Handelfmeter in Führung gehen. Diese hielt bis zwanzig Minuten vor Ende, beim Remis blieb es dann. Das Verlangen nach einer roten Fettpeitsche konnte das Catering auf der Platzanlage nicht bedienen. Glücklicherweise konnte der nebenan stattfindende Wettkampf der Feuerwehr-Veteranen diese eklatante und eigentlich unverzeihliche Lücke souverän schließen.

Regensburg – Fr., 12.09.2025, 19:00

SSV Jahn Regensburg vs Rot-Weiss Essen 1:3

Jahnstadion, 8.177 Zuschauer, 3.Liga
Freitags in Regensburg ist ja auch eine Sahne-Ansetzung durch den Mafia-Verband. Knapp 570 Kilometer an einem Werktag, die Hornochsen beim DFB merken es einfach nicht. Der gewiefte Plan, anstatt der stark frequentierten A3 mit dem baustellenbedingten Nadelöhr zwischen Würzburg und Erlangen, die alternative Route über die Kassel, Schweinfurt und Bamberg zu wählen, ging auch eher bedingt auf, dank großzügigem Puffer blieb dennoch genug Zeit, erst im Hotel einzuchecken, damit der auf der langen Fahrt gereifte Durst beim Spiel angemessen gelöscht werden konnte. Etwa 700 weitere Rot-Weisse hatten es ebenfalls an den nördlichsten Punkt der Donau geschafft. Nach der Heimniederlage gegen die Alemannia war der glorreiche RWE schon etwas unter Druck. Ein Punkt musste mindestens her, ein Sieg war erwünscht. Nach kurzem Findungsprozess kamen die auf mehreren Positionen veränderten Roten dann besser ins Spiel. Beide Teams neutralisierten sich über eine halbe Stunde und in beiden Strafräumen geschah nichts Spannendes, ehe der RWE dann etwa zielstrebiger wurde. Die erste richtige starke Offensiv-Aktion genügte auch direkt zur Führung. Moustier doppelpasste sich mit Brumme doppelt in den Sechzehner und versenkte die Kirsche aus wenigen Metern kompromisslos zur Führung. Mizuta hätte kurz darauf mit einem seiner präzisen Schlenzer beinahe erhöht, der rechte Torpfosten war aber nicht sein Freund. Mit einer nun nicht ganz unverdienten Führung ging es in die Halbzeitpause.
Der Deutsche Meister von 1955 kam dann noch besser aus der Kabine und spielte zwanzig Minuten stark auf. Dass der zweite Treffer bei einigen guten Möglichkeiten in dieser Phase verpasst wurde, ließ eine böse Vorahnung gedeihen, die wenig später auch zuverlässig vom Schicksal bedient wurde. Nach einem Stellungsfehler in der Defensive kam ein Jahn-Akteur zentral im Strafraum frei zum Schuss. Golz parierte weltmeisterlich, der Ball sprang aber einem anderen Regensburger genau vor die Rübe, der dann präzise einnickte. Die Gastgeber hatten nun Oberwasser, aber keine fünf Minuten nach dem Ausgleichstreffer wurde der Pegel wieder auf Normalmaß gesenkt. Der RWE fuhr einen blitzsauberen Konter über Safi, der seinen Turbo einschaltete, ausnahmsweise mal den Kopf hochnahm und Mizuta mustergültig bediente. Und der quirlige Japaner verwandelte von der Strafraumgrenze ins rechte untere Eck zur erneuten Führung. Der Jahn versuchte nun wütend zu antworten, fand aber überhaupt keine Mittel gegen die sicher stehende Gäste-Deckung. Vor allem Alonso zeigte wieder eine Top-Leistung. Sein letztes verlorenes Kopfball-Duell muss noch vor dem Zweiten Weltkrieg gewesen sein. In der letzten Minute der Nachspielzeit landete eine geklärter Flankenball beim eingewechselten Owusu, der losmarschierte dem letzten Regensburger Verteidiger Knoten in die Gräten spielte und das Ei von der Strafraumgrenze trocken unter die Querlatte jagte. Das sah beinahe aus wie bei einer Eins-gegen-Eins-Traininigsform mit Abschluss. Wichtige Punkte wurden verbucht und nun kann es erstmal wieder druckbefreit in das nächste Heimspiel gehen.

Oberhausen – Do., 11.09.2025, 19:45

SG Osterfeld vs BV Osterfeld 3:4

Wittekindstadion, 80 Zuschauer, Kreispokal Oberhausen/Bottrop 2.Runde
Aufregendes Pokal-Derby im Oberhausener Stadtteil Osterfeld. Im gar nicht mal so übel anzuschauenden Duell des gastgebenden B- mit dem A-Ligisten war kein großer Klassenunterschied zu erkennen. Dennoch schienen die Gäste das Ding mit einer – wie sich herausstellen sollte – nur scheinbar sicheren 2:0-Führung nach einer guten halben Stunde das Ding frühzeitig auf ihre Seite zu ziehen, doch der B-Ligist glich noch vor der Pause verdient aus. Die Aktiven schenkten sich auch im zweiten Durchgang nichts. Der Außenseiter konnte zehn Minuten vor dem Ende gar in Führung gehen, was der BVO aber nur zwei Minuten später mit dem Ausgleichstreffer beantwortete. Jetzt war das Visier offen, beide Mannschaften suchten die Offensive. In den Schlussminuten wurde es hektisch. Ein unnötiges Foul am Gäste-Torwart ließ die Emotionen auf den Spielerbänken überkochen und der Veranstaltung drohte kurzzeitig der Abbruch. Die Gemüter beruhigten sich aber und der Favorit siegte schmeichelhaft durch einen Treffer in der fünften Minute der Nachspielzeit, als der bis dahin stark haltende SGO-Keeper einen Flankenball ins eigene Tor beförderte.
Der junge Schiri pfiff ohne klare Linie und entschied nicht immer richtig. Aber er hatte es auch nicht einfach, da von den Bänken und Zuschauern ständig lautstark reklamiert wurde. Nach dem Abpfiff wurde es dann noch ziemlich asozial. Der Torwart des siegreichen Teams provozierte die unterlegenen Spieler, was bei diesen nur auf begrenzte Begeisterung stieß und in Handgemenge, Schubserei und lautstarkem Durcheinander endete. Auch Trainer und Betreuer des BVO gaben kein gutes Bild ab. Allen voran der bereits während des Spieles wegen dauernder lauter Beschwerde Innenraums verwiesene Trainer der Gäste, der sich übrigens ungeahndet auch nach seinem Platzverwies mehrfach wieder an den Spielfeldrand begab, sollte seinen Job wohl lieber aufgeben, sofern er in der Lage ist, zu reflektieren. Dass die herkunftsbedingte Mentalität sicher eine Rolle spielte, ist keine Entschuldigung. Für den neutralen Zuschauer spannend zu beobachten, sind solche Szenen ja für den blutigen Amateurfußball völlig kontraproduktiv.

Gelsenkirchen – So., 07.09.2025, 15:00

SC Hassel vs SV Zweckel 6:1

Stadion Lüttinghof, 100 Zuschauer, Bezirksliga Westfalen Gruppe 9
Es gibt unterklassige Spielstätten, die haben wiederholte Besuche verdient. Dass ich im Hasseler ‚Lüttinghof‘ ein Spiel sah, war 15 Jahre her und da ich für den heutigen Tag nichts in den Spielplänen entdeckte, dass mich von Stuhl haute, bekam das schone kleine Stadion im Norden der ungeliebten Nachbarstadt den Zuschlag. Die Anlage ist im Umbau und mittlerweile hat auch ein Beachvolleyball-Feld hinter einem Tor Einzug gehalten, was etwas das Flair raubt. Dennoch ist der ‚Lüttinghof‘ mit überdachter Tribüne und einer mehrstufigen Stehtraverse natürlich eine idyllisch in einem Grüngürtel gelegene Amateur-Perle. Die Gastgeber brauchten eine Viertelstunde, waren dann aber jederzeit Herr der Lage und hatten in der zweiten Hälfte gegen das durch Platzverweise doppelt dezimierte Gäste-Team leichtes Spiel. Keine Ahnung, ob der Grund ist, dass der SV Zweckel der räumlich nächste Kontrahent in dieser Bezirksliga-Gruppe ist, denn es gibt ja in dieser Staffel auch noch Rivalen aus der eigenen Stadt, aber das Team der Gastgeber feierte den Kantersieg nach dem Schlusspfiff lautstark als „Derbysieg“.

Riga – Sa., 06.09.2025, 16:00

Latvia vs Srbija 0:1

Daugavas stadions, 6.238 Zuschauer, WM-Qualifikation Gruppe K
Am nächsten Morgen wurde der Rundgang durch Kaunas nachgeholt, bevor mich der Flixer – aus Berlin kommend und zum Glück pünktlich – in die lettische Hauptstadt brachte. Ich hatte die Stadt von meinem ersten, lange zurückliegenden Besuch gar nicht so sehenswert in Erinnerung.
Dass ich das falsche Hobby habe, zeigte sich auf der Fahrt auch wieder. Busse, Züge, Flugzeuge sind mir einfach zuwider. Es gibt einfach zu viele Idioten mit zu vielen nervigen Idioten-Eigenarten. Oftmals mag ich fremde Menschen einfach nicht. Mal abgesehen davon ist der Fernbus eh das beschissenste Fortbewegungsmittel, die Zwischenstopps kosten einfach zu viel Zeit und halten nur unnötig auf. Der Zug als Alternative hätte bei vier Stunden Fahrzeit aber genauso lange benötigt, mit nur einer täglichen Verbindung um 7:00 Uhr morgens zu frühes Aufstehen bedeutet und wäre zudem doppelt so teuer gewesen. Am späten Nachmittag in Riga angekommen, hatte ich keine Termine und ließ den Abend mit einem guten Burger und ein paar Gerstensäften in Ruhe verstreichen. Ohne den Wecker zu stellen, pennte ich am nächsten Morgen bis beinahe 10:00 Uhr – dass ich das im hochsenilen Alter noch schaffe. So fiel der Rundgang durch die wunderbare Altstadt von Riga etwas straffer aus, bevor ich mich mit zwei bekannten Gesichtern in einem Lokal traf. Absurderweise nicht mit beiden zeitgleich, sondern nacheinander, aber unterschiedliche Ansprüche erfordern eben unterschiedliche Zeiten, um ein Stadion zu betreten.
Ein Bolt-Taxi beförderte uns für wenig Geld in die Gegend um das Stadion. Man fragt sich manchmal echt, wo da für die Hasardeure noch ein Verdienst hängen bleibt. Ein Pre-Match-Bier später, betraten wir das Stadion. Den Rucksack durfte ich glücklicherweise mit hinein nehmen. Keine Powerbank, keine kleinen Kosmetik-Utensilien oder Medikamente wurden bemängelt, nur das angebissene Twix musste ich entsorgen. Die Schwerpunktsetzung bei den Einlasskontrollen bleibt manchmal unergründlich. Der Besuch des ‚Daugavas stadions‘ lag schon einige Zeit am Herzen. Auch bei dieser Spielstätte ist ein Länderspiel die bessere Wahl, zumal im ‚Daugavas‘ nur unregelmäßig Liga-Fußball gespielt wird. Das Stadion bietet viele Merkmale einer typischen ‚Ost-Schüssel‘ – fehlende Dächer, Laufbahn, große Anzeigetafel und utopische Flutlichtmasten in Form von überdimensionalen Fliegenklatschen. Alleine diese Lichtmasten rechtfertigen die Anreise, denn derart monströse Installationen finden sich in der globalen Stadionwelt leider immer weniger. Das Stadion hat diverse Evolutionsphasen durchgemacht, war mal komplett von Rängen umgeben, dann stand wieder mal nur die Haupttribüne. Die letzte Sanierung vor einigen Jahren hat dem Rund neue Tribünen in den Kurven geschenkt. Auf der Gegengeraden wurde auf einen Tribünenbau verzichtet, da dort nur wenig Platz bis zum dahinterliegenden Bahndamm ist. Stattdessen wurde dort eine große Video-Leinwand errichtet.
Mit etwas über sechstausend Besuchern war die Partie nicht allzu gut besucht. Das zeitgleich in Riga stattfindende Viertelfinale der Basketball-EM zwischen Lettland und dem favorisierten Nachbarn aus Litauen zog deutlich mehr, da kann sich der gemeine Lette nicht groß mit dem lästigen Fußball aufhalten. Serbische Fans waren nur in kleiner Zahl anwesend. Der serbische Verband hatte das ihm zustehende Kontingent nicht angenommen, mit dem Verweis darauf, dass keine mitreisenden Fans zu erwarten seien. Eine etwa zwanzigköpfige Gäste-Gruppe fand sich dennoch in der Heimkurve ein und wurde geduldet. Eine etwa fünfzig Leute starke Ultra-Gruppe der Gastgeber kam in einem kleinen Corteo zum Stadion gelaufen und sendete sogar eine kleine Rauchwolke in den Nachmittagshimmel – südländische Begeisterung am Rigaischen Meerbusen. Kurz nach Beginn des Spieles präsentierten die ‚Ultras Latvia‘ pro-ukrainische Banner am Geländer und ein Transparent, dass einen massiven Schuh zeigte, mit welchem ein Käfer in den Farben der russischen Landesflagge zertreten wurde, was auch als Spitze gegen den heutigen russlandfreundlichen Gegner gewertet werden durfte. Über das Spiel darf man kaum Worte verlieren, das war eher drittklassiges Gebolze auf europäischer Nationen-Ebene.
Unmittelbar nach dem Spiel traf ich mit zwei weiteren ebenfalls anwesenden Mitgliedern der Bewegung zusammen, um ein Taxi zum Flughafen zu teilen. Bis jetzt war die Reise eine günstige Nummer, dann aber fiel mir auf, dass ich den Online-Check-in vergessen hatte. Diesen am Airport am Schalter durchzuführen, lässt sich der irische Low-Coster fürstlich bezahlen. Über die Höhe des Salär wird nicht gesprochen, denn der Gentleman genießt und schweigt. Man muss eben alles mal gemacht haben… Nicht einmal zwei Stunden nach Abpfiff hob der Flieger mit uns gen Köln-Bonn ab, wo mich meine geschätzte Gattin einsammelte und nur fünf Stunden nach Abpfiff legte ich bereits mit einem köstlichen Brauerzeugnis aus dem Hause Jacob Stauder in der Hand die Füße auf der heimischen Couch hoch.

Kaunas – Do., 04.09.2025, 19:00

Lietuva vs Malta 1:1

S.Dariaus ir S.Gireno stadionas, 7.584 Zuschauer, WM-Qualifikation Gruppe G
Heute lief es mal echt cremig, konnte man nicht meckern. Die beste und schönste Gattin der Welt war so lieb mich um 7:00 Uhr morgens am Mülheimer Bahnhof abzusetzen. Der RE6 war dann zwar fünf Minuten zu spät, was die knappe Umsteigezeit in Dortmund gefährlich zusammenschrumpfen ließ, aber der Teufelskerl von Lokführer holte tatsächlich vier Minuten auf und das bei der hohen Auslastung im Berufsverkehr – ein echter Tausendsassa! Die RB59 zum Dortmunder Airport war kaum frequentiert, da reichte es sogar noch zu einem Schwätzchen mit dem Kontrolletti. Der Holzwickeder Stamm-Bäcker sorgte wie gewohnt für Kaffee und Brötchen und knapp eine Stunde vor Abflug stand ich an der berühmt-berüchtigten Sicherheitskontrolle, absolutes Aushängeschild dieses Flughafens. Nicht! Heute war die SiKo-Crew aber in überraschend überragender Form und nach fünf Minuten wer der Checkpoint schon passiert. Relativierend muss ich einräumen, dass zu dieser Uhrzeit der Flugplan so dünn war, wie der Trophäenschrank des bekanntesten Gelsenkirchener Fußballclubs. Die aus Vilnius kommende Wizzair-Bohne war pünktlich gelandet und brachte mich dann genau dorthin zurück. Eine Viertelstunde vor der planmäßigen Ankunftszeit gelandet, erreichte ich dadurch einen früheren Bus nach Kaunas und ersparte mir das Abschimmeln am Flughafen. Da der Minibus der Firma Ollex nach Klaipeda an die Küste weitereibelte, hielt dieser in Kaunas nur wenige hundert Meter von der Autobahnausfahrt entfernt an der nächstgelegenen Tanke.
Von dort waren es noch gute fünf, sechs Kilometer bis ins Zentrum. Meine kurzsichtigen Augen entdeckten aber einige Bolt-Scooter am Straßenrand. Perfekt, ist ja wie in Essen-Schönebeck. Also rauf auf den Bock und für nen schmalen Fünfer in die City gegurkt. Da ich die Unterkunft erst ab 16:00 Uhr beziehen dürfte, gönnte ich mir nun die erste das erste Blonde des Tages und einen Mittags-Snack, der größer ausfiel als er sollte. Länderspiele schaue ich ja nur selten. Will man das Nationalstadion Litauens mit dem sperrigen Namen ‚S.Dariaus ir S.Girèno stadionas‘ aber gut gefüllt sehen, bleibt kaum eine andere Wahl, denn Vereinsfußball interessiert im Baltikum ja beinahe niemanden. Das Stadion habe ich im alten Zustand vor dem Um- beziehungsweise Neubau 2018 leider verpasst. Schade eigentlich, das sah schon speziell aus. Aber auch im neuen Kleid kann es sich sehen lassen. Der ursprüngliche Stil mit schmalen Unter- und hohem Oberrang wurde beibehalten. Die ehemals freie Gegenseite bekam eine schmucke Haupttribüne und das ganze Rund eine ansehnliche Dachkonstruktion. Wie schon der vorherige Vergleich in Malta sollte die heutige daheim ausgetragene Partie unentschieden enden, wodurch beide Teams in der WM-Quali sieglos blieben.
In einem überschaubar guten Spiel wechselten sich Druckphasen der Gegner ab, in der Box war die Performance allerdings verheerend. Dass dann zehn Minuten vor Ende doch ein Tor für die Malteser fiel, war eher einer Unaufmerksamkeit der litauischen Deckung geschuldet, als Zielstrebigkeit der Gäste. Eigentlich war der unerwartete Sieg für die Insulaner damit gebongt, hätten sie sich nicht noch durch einen Platzverweis nach VAR-Eingriff selbst dezimiert. Dass der Sünder erst vier Minuten zuvor eingewechselt wurde, war ein Fun-Fact am Rande. So bekamen die Gastgeber in der Schlussphase die zweite Luft und zudem einen Elfer tief in der Nachspielzeit, der zum Ausgleich genutzt wurde. Zur großen Freude eines etwa zwölfjährigen Flitzers, der dann abgeführt wurde wie ein Schwerverbrecher. Mit einer Ampelkarte für die Gastgeber in der neunten Minute der Nachspielzeit endete eine abwechslungsreiche Schlussphase, welche für das 80minütige Gewürge etwas entschädigte. Mit einem prominenten Mitglied der Bewegung, den ich im Stadion getroffen hatte, klang der Abend dann bei in paar gezapften Kaltgetränken entspannt aus.

Essen – So., 31.08.2025, 19:30

Rot-Weiss Essen vs Aachener TSV Alemannia 2:3

Stadion an der Hafenstraße, 19.300 Zuschauer, 3.Liga
Die Aachener Alemannia war zu Gast an der wieder einmal ausverkauften Hafenstraße. Für die Kaiserstädter ein Derby, vermutlich aus Verzweiflung, weil Duelle mit sicherlich eher Derby-fähigen Gegnern wie den Geißböcken oder der Borussia vom Niederrhein unerreichbar scheinen Für den glorreichen RWE sicherlich auch ein traditionsgeladenes Duell mit einer Portion Brisanz, aber ganz sicher kein Derby. Ich kann mich in nun 40 Jahren Anhängerschaft an kein Spiel erinnern, in dem meinem Verein zu Hause oder auch generell mit drei sicher verwandelten Elfmetern, dazu noch durch ein und denselben Schützen, die Punkte geraubt wurden. Andersherum schon – in der einzigen NRW-Liga-Saison siegte der RWE zu Hause im Derby gegen die Schwatten aus dem Essener Süden mit 3:0 durch verwandelte Strafstöße von ‚Bürgermeister‘ Timo Brauer. Matchwinner für die Alemannia war Lars Gindorf, erst wenige Tage zuvor von Hannover 96 verpflichtet, und sich nicht zu schade, nach seinem dritten Treffer mit zum Herz geformten Händen vor die Gäste-Kurve zu laufen… na ja. Alle Strafstöße waren übrigens berechtigt. Eigentlich war das Unheil früh abzusehen. Schon nach 60 Sekunden hätte Gindorf treffen können, nachdem er am Fünfer gut eingesetzt wurde und gefühlt die ganze Fünfmeterraum-Grenze entlang spazierte, den Abschluss aber nicht fand. Und weiter ging es mit Chancen für den ATSV. Die Essener Dreier-Kette, die schon im Spiel zuvor in Wiesbaden nicht funktionierte, wurde von furiosen Aachenern in ein kollektives Schleudertrauma gespielt.
Die in dieser Saison noch sieglosen Gäste aus dem Drei-Länder-Eck machten, was man in so einer Situation so machen muss. Sie rannten um Ihr Leben, ackerten, pressten, grätschten was das Zeug hielt. Und der RWE? War vorher offensichtlich von vermeintlicher eigener Stärke überzeugt und wirkte völlig überrascht und überfordert von und mit dem, was sich da entgegenstellte. Coach Koschinat hatte sich also erneut für die Dreier-Kette entschieden, die schon in Wiesbaden in Hälfte eins nicht funktionierte. Dass das kein Versehen war, sollte nun endgültig klar sein. Zudem wurde die Startformation auf zwei Positionen verändert, neben Obuz in der Offensive, wurde Gjasula geopfert, was sich als Fehlentscheidung herausstellte, denn so unspektakulär und ineffektiv Gjasulas Stil erscheint, es gibt dem Spiel Ruhe und Ordnung. Es hätte ein anderes Spiel werden können, wenn Safi die Murmel nach etwa zwölf gespielten Minuten frei vor dem Tor mal versenkt hätte, statt sie dem Aachener Schlussmann unspektakulär in die Arme zu lupfen. Nach einer Viertelstunde gerieten die Roten im eigenen Strafraum in Bedrängnis, als eine Drucksituation spielerisch gelöst werden sollte. Bazzoli bekam den Ball an der Strafraumgrenze, hatte eigentlich ausreichend Zeit, was auch immer zu machen. Er machte aber einfach nichts und sah sich plötzlich drei Gegnern gegenüber. Der Rest war ein Ballverlust und ein Foul im Sechzehner, als er zu retten versuchte, was nicht mehr zu retten war. Jakob Golz ist ein starker Torhüter, aber ein Elfmeter-Killer ist er sicher nicht. Ein Elfer-Pfiff für den Gegner ist leider auch immer gleichbedeutend mit einem Gegentor.
Das Bild änderte sich nach dem Rückstand nicht. Die Gäste waren das bessere Team und hatten gefühlt Chancen im Zwei-Minuten-Takt. Hofmann entschied sich an der eigenen Eckfahne für das Dribbling. Dem Ballverlust folgte ein schneller Ball in den Strafraum und ein Foul von Kraulich und zum zweiten Mal zeigte der Referee auf den Punkt. Dass die Kirsche drin war, sollte dem Leser inzwischen klar sein. Nach einer halben Stunde wurde wieder Safi auf die Reise geschickt und vom letzten Alemannen gefoult. Der Schiri zog nur den gelben Karton mit Verweis darauf, dass ein zweiter Verteidiger dabei war. Aber eben einen Meter dahinter, er hätte Safi nicht erreichen können und nach meinem Verständnis hätte es folgerichtig Platzverweis geben müssen. Gab es aber nicht. Schultz per Kopf und Brumme mit einem knapp am linken Pfosten vorbei streichenden Volley hätten verkürzen können, aber auch die Gäste hatten weitere Möglichkeiten. Koschinat versuchte in der Pause seine Fehler zu korrigieren, aber auch die Umstellungen brachten zunächst nichts. Nach einer Stunde machte Golz seinen einzigen Fehler in diesem Spiel, als er einen langen Ball abwehren wollte und dabei einen Aachen Stürmer komplett über den Haufen bügelte. Unnötig, weil Alonsa da war, um zu klären. Der dritte Elfmeter schien das Spiel zu entscheiden, aber Mizuta verkürzte nur vier Minuten später per Kopf. Nun waren die Roten endlich da und bissen sich selber in die Partie. Die Schwarz-Gelben hielten dagegen, waren aber nun weniger präsent. Ein bisschen nervte dann das übertriebene Rumgewälze der Gäste nach jedem härteren Zweitkampf, so einen Mädchenkram hatten sie heute eigentlich gar nicht nötig. Chancen gab es nun hüben wie drüben. Einem Lattentreffer der Alemannen folgte kurz darauf ein ebensolcher von Mizuta aus spitzem Winkel.
Die Roten versuchten nun zu drücken, aber viel Brauchbares kam dabei nicht rum. Als alle endgültig mit dem Spiel abgeschlossen hatten traf der eingewechselte Potocnik nach der Hälfte der achtminütigen Nachspielzeit doch noch zum Anschluss. Es blieben vier Minuten, in denen die Aachener nun die Bälle panisch löschten und die Roten mit dem Mute der Verzweiflung anrannten. Aber zu ungenau und überhastet. Müsel und Mizuta mit sogenannten Halb-Chancen konnten das Remis nicht mehr erzwingen und vorbei war es. Für die Alemannia ist der RWE aktuell ein angenehmer Gegner, der artig die Punkt abliefert. Zu den Stimmungsverhältnissen kann ich wieder wenig sagen. Der Gäste-Sektor war laut und voller Energie. Das war auf jeden Fall ein guter Auftritt, aber weil ich eben nah am Gästeblock sitze, verfälscht dies den Eindruck von der eigenen Kurve. Die aktive Szene der Rot-Weissen ‚glänzte‘ dann noch mit einem Transparent gegen den erst vor zwei Tagen verpflichteten Jannik Mause, der eine Aachener Vergangenheit hat und von dem ein Video kursiert, wo er mit Alemannia-Anhängern auf Mallorca in einen Pöbelgesang gegen den RWE einstimmt. Ob man einem neuen Spieler eine gute Basis schafft, wenn man ihm eine Jahre alte Verfehlung unter dem Einfluss von ein paar Bier vorwirft, stelle ich mal in Frage. Ich hoffe jedenfalls, jetzt hört endlich das Geseier vom Aufstieg auf. Ein paar wohlklingende Spielernamen machen halt noch keine Spitzenmannschaft. Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, aber in dieser irren Liga sollte man erst einmal demütig die für den Klassenerhalt nötigen Punkte sammeln, bevor man sondiert was als Bonus möglich ist.