Trencin – Sa., 29.11.2025, 18:00

FK AS Trencin vs FC DAC 1904 0:3

Stadion na Sihoti, 744 Zuschauer, 1.Liga
So richtig erholsam war die Nacht nicht. Um halb sieben schellte der Wecker, eine Stunde danach saß ich im Regionalexpress nach Nürnberg. Eine Leberkässemmel und einen Cappuccino später bestieg ich den ICE 21 nach Wien, Ankunft dort mit 25 Minuten Verspätung. Damit hätte ich den Anschluss nach Bratislava verpasst, wenn dieser nicht auch verspätet gewesen wäre. Die Abfahrt dieses Zuges wurde dann aber im Fünf-Minuten-Takt immer weiter verschoben, bis es schließlich mit 47 Minuten Verspätung losging. Am Startbahnhof dieser Linie wohlbemerkt. Läuft also auch nicht optimal bei der ÖBB, da hätte man fast schon die nächste Beule der stündlichen Verbindung nehmen können. Um diese Zeitspanne verschob sich nun auch die Weiterfahrt von Bratislava nach Trencin, das Tagesprojekt war aber nicht gefährdet, da von vornherein genügend Puffer berücksichtigt worden war. Leider blieb dann nur nicht mehr viel Zeit vor dem Spiel, so dass ich lediglich die Klamotten in die Unterkunft bringen konnte. Ich hatte hin und her überlegt, was ich am Samstag veranstalte. Viele brauchbare Optionen gab es nicht, so dass ich mich irgendwann für den Trip nach Trenčín entschied. Die Spiele der höchsten slowakischen Liga sind oft nicht gut besucht, Zuschauerzahlen um und unter 1.000 Köpfe sind keine Seltenheit. Die Asociacia Sportov Trencin weiß dieses nur zu genau, spielt sie doch selbst meist vor kleiner Kulisse, so auch erwartungsgemäß heute.
Aus Dunajska Streda waren knapp 50 Leute angereist, von denen etwa die Hälfte um Stimmung bemüht war. Der Großteil der Einwohner von Dunajska Streda ist ungarischer Abstammung, woraus diese auch beim Fußball keinen Hehl machen und sich damit vom Rest der Liga absondern. Offiziell heißt der Verein Dunajskostredský Atletický Club, während die Anhänger des Clubs lieber das ungarische Dunaszerdahelyi Atlétikai Club verwenden. Auf Seiten der Gastgeber sammelten sich zwei Hände voll Leute hinter dem Tor, prügelten auf zwei Trommeln ein und gaben ab und an mal was Eintöniges von sich. Das Stadion zeigte ursprünglich das typische Gesicht der Spielstätten sozialistisch geprägter Staaten mit Laufbahn, einer gedeckten Haupttribüne und Stehrängen in den übrigen Bereichen. 2017 wurde mit dem Umbau zu einem reinen Fußballstadion begonnen, lediglich die Haupttribüne blieb vom alten Stadion übrig. Das Ergebnis ist ein recht schicker Komplex, der mehr Besucher verdient hätte. Da die alte Tribüne aktuell nicht für die Nutzung freigegeben ist, respektive nicht benötigt wird, wurde das Bauwerk leider mit großen Werbebannern komplett entstellt, so dass man es kaum noch als Tribüne identifizieren kann.
Während der DAC mit dem unschönen Gründungsjahr eine ganz brauchbare Saison spielt, ist die AS Trencin nach gutem Saisonstart in die untere Tabellenhälfte gerutscht. Die Vorzeichen waren also klar und die Gäste hatten die Partie auch bis auf wenige kurze Phasen komplett unter Kontrolle. Die Gastgeber bekamen dennoch die Riesenchance zur Führung serviert, diese blieb ungenutzt und was dann passieren würde, war ja beinahe klar. Mit einer 1:0-Führung für den DAC ging es in die Pause. Auf zwei Positionen verändert kamen die Platzherren motiviert aus der Halbzeitpause. Das beeindruckte die Gäste nicht und das frühe 2:0 trug nicht zur Förderung der Spannung bei. Der Dämpfer hinterließ bei den Trencineros deutlich Wirkung und spätestens mit DAC-Tor Nummer drei war die Messe gelesen. Nach Spielschluss wurde die unmittelbar vor dem Stadion platzierte Bierstube für Abendmahl und Abendbier aufgesucht, bevor es in die Falle ging. 

Erfurt – Fr., 28.11.2025, 20:20

FC Rot-Weiß Erfurt vs FC Carl Zeiss Jena 3:1

Steigerwaldstadion, 15.040 Zuschauer, Regionalliga Nordost
Als mich mein rot-weisser Mitstreiter Marco vor einigen Wochen frug, ob ich Interesse hätte, ihn zum Thüringen-Derby zu begleiten, rannte er eine offene Tür ein, denn der Besuch dieses Spiels war zu diesem Zeitpunkt längst beschlossen und sollte den Auftakt zu so einer Art Derby-Tour darstellen. Nun hatte sich auch die Frage der Anreise erledigt und mit zwei weiteren rot-weissen Mitbrüdern machten wir uns auf zum falschen RWE. In der thüringischen Landeshauptstadt eingetroffen reichte die Zeit bis zum Anstoß für die Unterbringung des Rucksacks im Bahnhofsschließfach und den Verzehr einer Dönerbox. Bei nasskühler Witterung betraten wir das Steigerwaldstadion, welches vor einigen Jahren eine aufwändige Sanierung erlebte, die nur die alte Haupttribüne schadlos überstand. Die übrigen ehemals ungedeckten Ränge des Mehrzweckstadions mussten neuen überdachten Tribünen weichen. Die Bude war ausverkauft, was ich eigentlich gar nicht erwartet hatte. Aber das Spiel war ja nicht für die Ehre wichtig, sondern auch sportlich, da beide Teams den allerdings aktuell sehr souveränen Leipziger Lokisten hinterhecheln, Jena etwas besser als Erfurt. Die ersten zwölf Minuten standen auch an diesem Spieltag in Zeichen des Protests gegen die geplanten Verschärfungen der Sicherheitsmaßnahmen bei Fußballspielen. Als das Minuten-Dutzend dann rum war, legten die Heim-Kurve und die knapp 2.000 Gäste direkt kolossal los.
Die Zeissianer zündeten einen Haufen Fackeln und die RWE-Kurve veranstaltete eine Pyro-Drama in drei Akten. Zunächst ließen die Rot-Weißen hinter einem dicken Zaunbanner mit Aufschrift „Ausnahmezustand“ eine fette rote Wolke in den Abendhimmel steigen. Als die Rauchschwaden von dannen zogen, erleuchteten einige Breslauer und Bengalos die Kurve und schließlich wurde noch eine Batterie Fontänen von der Leine gelassen. Das reichte für die erste Spielunterbrechung durch den Referee und ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass solche Aktionen auf der Innenminister-Konferenz Argumente gegen die diskutierten Maßnahmen liefern. Kurz darauf leuchtete die Heim-Kurve schon wieder rot, das Ganze unterlegt von einigen Silvesterraketen, worauf erneut kurz unterbrochen wurde. Die Gäste beschränkten sich bis zum Seitenwechsel auf ein schönes Fahnenbild und geschlossenen Support. Fußball gespielt wurde dazwischen auch noch. Die Partie brauche etwas, um in Schwung zu kommen, aber dann wurde es unterhaltsam. Mit ruppiger Spielweise ging es recht zügig hin und her und nach einer halben Stunde gingen die Gastgeber durch blitzsaubere Konter innert fünf Minuten mit zwei Treffern in Front, gleichzeitig der Halbzeitstand.
Der Gästeanhang verhüllte den Block während der Pause mit einer Blockfahne und tat per Banner am Zaun kund, die Schlacht noch siegreich gestalten zu wollen. Nach einigen Minuten wurde die in der Mitte geteilte Blockfahne wie ein Vorhang nach rechts und links aufgezogen und der gesamte Anhang zeigte sich in Ponchos in den Clubfarben, wobei der mittlere, gelbe Teil als Blitz dargestellt wurde. Als Party-Crasher fiel just während dieser Aktion der dritte Erfurter Treffer, der die Partie vermeintlich vorentschied, aber nur wenige Minuten später fand ein schön geschossener Freistoß in die Maschen des RWE-Tores und ließ wieder etwas Spannung aufkommen. Die Gäste versuchten nun alles, waren aber in der Box zu stumpf. Währenddessen brannte es hüben wie drüben immer fröhlich weiter, eigentlich war immer irgendwo eine Fackel oder auch mehrere an. Weitere Tore fielen nicht mehr und die letzten fünf Minuten der siebenminütigen Nachspielzeit musste ich sausen lassen, um die einzig sinnvolle Verbindung ins Nachtquartier zu erreichen. Ein Mietroller beförderte mich den knappen Kilometer zum Hauptbahnhof, wo ich feststellte, dass der ICE nach Erlangen genau die fünf Minuten Verspätung mitbrachte, die gereicht hätten, um das Spiel zu Ende zu schauen. Irgendwat is ja immer. 

Essen – So., 23.11.2025, 19:30

Rot-Weiss Essen vs FC Energie Cottbus 2:3

Stadion an der Hafenstraße, 17.307 Zuschauer, 3.Liga
Am Sonntagabend empfing der glorreiche RWE das Team aus dem tiefen Osten und dem Sieger dieses Spiels winkte die Tabellenführung. Diese Ansetzung am Sonntag-Abend war aber eine absolute Frechheit, schließlich beträgt die einfache Strecke zwischen den beiden Städten mehr als 620 Kilometer, was die Reise für die Gäste-Anhänger zu einer absoluten Strapaze machte, was die beiden Fan-Lager in einer abgesprochenen Aktion auch mit Spruchbändern thematisierten. Dennoch waren 659 Nasen aus dem Niedersorbischen angereist, was absoluten Respekt verdient. Der Spieltag stand Ligen-übergreifend im Zeichen des Protests gegen die geplanten Verschärfungen bei den Sicherheits-Standards in Fußballstadien. Bei jedem Spiel schwiegen die aktiven Szenen während der ersten zwölf Spielminuten (Ausnahmen bestätigen die Regel – schönen Gruß an das Sinnlos-Produkt Rattenball Leipzig), um zu veranschaulichen was ein Aussterben von Fankultur für diesen wunderbaren Breitensport bedeuten würde. So auch in Essen und die Zuschauer verfolgten schweigend, wie die Gastgeber die Spielkontrolle übernahmen und erste Offensivaktionen starteten. Der erste Angriff der Gäste nach etwas mehr zehn Minuten wurde dann direkt gefährlich. Anstatt die Kirsche mal humorlos aus der Defensive zu löschen wurde die spielerische Lösung gesucht. Dieses leider nicht souverän, der Ball ging verloren und fand in den Strafraum. Kostka konnte einen aus dem Rücken kommenden Gegenspieler nicht sehen, traf diesen beim Klärungsversuch und wieder mal ertönte ein Strafstoß-Pfiff gegen die Roten. Der zehnte in dieser Spielzeit! Im gerade einmal 15. Spiel! Dass Rekordhalter Hansa Rostock, das vor zehn Jahren über die gesamte Spielzeit 15 Elfmeter-Pfiffe gegen sich erdulden musste, wohl übertroffen wird, ist nicht mehr allzu unwahrscheinlich.
So ergab sich die absurde Situation, dass unmittelbar in dem Moment, als die Szenen die Stimmung aufnahmen, was die Westkurve mit einer soliden, gut anzuschauenden Glitzerfolien-Choreo tat und die Gäste mit einer satten Pyro-Show das Dunkel erleuchteten, der Ball im Netz hinter Jakob Golz einschlug und keiner bekam es richtig mit. Änderte aber nix am Rückstand, dem der RWE nun hinterherlief. Aber die Rot-Weissen übernahmen nach einer kurzen Energie-Druckphase wieder das Kommando, suchten weiter das Heil in der Offensive. Mause, der überraschend in der Start-Elf stand, hätte kurz vor dem Pausenpfiff allein vor dem Tor den Ausgleich machen müssen, zog den Ball aber am langen Pfosten vorbei. Mit der Aufstellung fremdelte ich sowieso ein wenig. Dass ein formschwacher Mause, dem dazu noch eine unbequeme Haltung im Mannschaftsgefüge nachgesagt wird, den Vorzug vor aktuell leistungsstärkeren Stürmern erhielt, hat einen Beigeschmack. Auch ein seit Wochen seiner Form hinterherrennender Arslan hätte vielleicht für einen immer auf Vollgas eingestellten Moustier weichen dürfen. Und Unglücksrabe Kostka gefällt mir mit seiner sachlich-pomadigen Spielweise eh selten. Da hätte ich gern Hofmann von Beginn an gesehen, der aufgrund seiner risikofreudigen Spielweise nicht fehlerfrei, aber dafür unberechenbar ist. Und wo passt Unberechenbarkeit besser hin als in einer unberechenbaren Liga!?
Mit frischem Mut kamen die Roten aus der Kabine, aber Cottbus verfügt ja über eine der besten, wenn nicht gar die beste Offensivabteilung der Liga. Nur fünf Minuten später gab es den nächsten Dämpfer. Ein langer Befreiungsschlag auf dem linken Flügel landete beim schnellen Butler. Brumme eilte hinterher, wähnte die Kugel im Aus und entschied sich zu reklamieren, anstatt zu versuchen den Stürmer noch zu erreichen – welch ein Blackout. Butler ließ sich nicht lang bitten und schob allein vor Golz eiskalt ein. Nun wurde es hart, aber zehn Minuten später erzielte Mause ein wenig aus dem Nichts den Anschluss, was seine Aufstellung aber noch immer nicht rechtfertigte, denn ansonsten blieb der Stürmer blass. Nun standen die Zeichen also wieder auf Herbststurm und der Energie-Schnapper avancierte zum Matchwinner und hielt die Führung seiner Mannen mit Glanztaten fest. Eventuell wäre es doch noch was geworden, wenn die rot-weisse Defensive heute nicht wieder zu viele individuelle Aussetzer gezeigt hätte. Mizuta ließ Cigerci auf der rechten Außenbahn viel zu einfach vorbeiziehen und dessen Zuspiel fand Engelhardt, der das Spielgerät im zweiten Versuch zum dritten Gäste-Treffer versenkte. Der Genickbruch.
Es ging dennoch weiter Richtung Energie-Gehäuse, aber irgendwie fehlt der nun der letzte Kick. Dem eingewechselten Moustier gelang kurz vor Ende mit einer Gewalttat noch einmal der Anschluss aber bis auf einen gefährlichen, weil abgefälschten Schuss von Safi kam darauf keine echte Schlussoffensive mehr zu stande. Der letzte Akt gehörte dem Schiri-Gespann, welches ein mehr als deutliches und eine Verletzung nach sich ziehendes Foul an Hofmann an der Torauslinie übersah. Das hätte nochmal eine gute Chance ergeben können. Diese blieb aber verwehrt, was eine nicht allzu souveräne Leistung der Unparteiischen unterstrich. Das war aber nicht ausschlaggebend für die vermeidbare Niederlage, so ehrlich muss man sein. Bedingt durch immer wieder auftretende Fehler in der Deckung, die allzu oft Strafstöße nach sich ziehen, reicht es aktuell einfach noch nicht für ganz oben. Am Ende ein Luxusproblem, denn der RWE ist nach wie vor in der Spitzengruppe unterwegs. Die nächsten beiden schweren Auswärtsspiele werden zeigen, ob es dabei bleibt. Die Ostdeutschen fuhren also den Sieg ein und wussten wohl selber nicht genau warum, denn der RWE hatte bis auf wenige Phasen die komplette Spielkontrolle. Der FC Energie zeigte sich aber in entscheidenden Situationen clever und abgezockt – zwei Eigenschaften, die in dieser verrückten Liga unabdingbar nötig sind, wenn man denn Erfolg haben will.

Beltrum – So., 23.11.2025, 14:00

VIOS Beltrum vs BSC Unisson 1:5

Sportpark De Sonders, 50 Zuschauer, 4e Klasse Zondag B Oost
Der Warum-up in den Fußball-Sonntag wurde jenseits des Frikandel-Äquators angedient und zwar in Beltrum im Gelderland. Geknüppelt wird dort nur in der 4. Klasse, was verdammt weit unten in der Ligenpyramide ist. Holländische Clubs tragen ja oft interessante Namen, so ist VIOS die Abkürzung für „Vooruit is ons streven“, was in etwa „Vorwärts ist unser Streben bedeutet“. Sportlich war es nichts Besonderes, die Gäste machten es deutlich besser als die Gastgeber und siegten klar. Der Hauptplatz der Anlage verfügt über eine erhöhte, über den Umkleiden errichtete Tribüne, welche sich von den Einheitstribünen der holländischen Amateur-Sportanlagen abhebt. Im Laufe der zweiten Spielhälfte fing es ganz ordentlich an zu schneien, was die Nummer bei eh schon überschaubaren Temperaturen noch einmal ungemütlicher machte. Das schien auch der Referee so zu empfinden und dieser beendete die Partie zwei Spielminuten vor dem regulären Ende.

Gelsenkirchen – Sa., 22.11.2025, 15:30

DJK Arminia Hassel vs SuS Schwarz-Blau Gladbeck II 0:13

Sportanlage Valentinstraße, 25 Zuschauer, Kreisliga C Gelsenkirchen Gruppe1
Da der Amateur-Fußball in Nordrhein-Westfalen aufgrund des Totensonntages an eben jenem ruhen musste, wurde eine ganz Reihe Spielen am Samstag ausgetragen. Rational ist es schwer bis gar nicht zu erklären, warum ich mich letztlich für diesen Leckerbissen im Gelsenkirchener Norden entschied. Immerhin fühlte sich Sascha, ein unweit der Anlage wohnhaftes Mitglied der Bewegung, durch meine Rückfrage animiert, sich diese hochklassige Sportveranstaltung ebenfalls zu gönnen, so dass es nicht ganz so eintönig wurde. Als ich die Anlage wenige Minuten vor dem Anstoß betrat, ließ schon der Aufwärmprozess ein Gefühl zwischen Amüsement und Betroffenheit aufsteigen. Als dann nach zwei Spielminuten ein Akteur der Gastgeber einen kurzen Pass zu einem Mitspieler über drei Meter humorlos meterweit neben diesem ins Seitenaus schob und der Torhüter und Trainer in Personalunion von hinten aufmunternd rief „Weiter so, das sieht gut aus“, war eigentlich klar, was die folgenden 88 Minuten noch mit mir vorhaben sollten. Warum die Vereinsgründer den Namen Arminia wählten, bleibt ob der heutigen Vorstellung schleierhaft. Arminia geht auf Hermann den Cherusker zurück, auf römisch Arminius, welcher dem römischen Heer in der legendären Varusschlacht mutig und erfolgreich die Stirn bot. Hätte dieser das Gestolper gesehen, wäre er umgehend von seinem Denkmal-Sockel im Teutoburger Wald heruntergehüpft, die A2 bis Gelsenkirchen runtergeeilt und hätte dann denen, die es wagen seinen heroischen Namen auf dem Trikot zu tragen, mal ordentlich die Rüstung gerade gebogen.
Im ersten Durchgang blieb das Desaster noch überschaubar. Drei Tore waren für die Mannschaft aus der Nachbarstadt gefallen, während sich die Arminia lediglich ein einziges Mal im gegnerischen Sechzehner gezeigt hatte. Dennoch zeigte sich das Geschehen nicht zu einseitig, da sich die Schwarz-Blauen auch nicht mit spielerischem Ruhm bekleckerten. Das änderte sich nach dem Seitenwechsel, als die Gastgeber nach weiteren, schnellen Gegentoren Lust und Moral verloren und die Murmel ein ums andere Mal das Netz beulte. 13 Male schlug die Kirsche insgesamt hinter dem Trainer-Torwart ein. Ich habe lange drüber nachgedacht, aber das war vermutlich das schlechteste Fußballspiel, dass ich je gesehen habe. Dass auch die körperlichen Voraussetzungen der Akteure eine gute Basis für ein ordentliches Spiel missen ließen, sei geschenkt. Aber mit Fußball hatte das eigentlich überhaupt nichts zu tun. Komplett talentfrei rumpelten die Akteure – großenteils auch die des Gäste-Teams – über die Asche, dass es eine wahre Pracht war. Mir kann doch keiner erzählen, dass die Spieler und die Spielerin – denn bei der Heimmannschaft trabte bis in die Schlussphase auch eine weibliche Person orientierungslos auf dem Feld herum – nach dieser fragwürdigen Veranstaltung in die Kabine kommen und sagen „Mann, das hat heute wieder richtig Bock gemacht!“. Mangelnde Befähigung ist sicher kein Grund, nicht auf den Platz zu gehen, keinem kann der Fußballsport verwehrt werden. Aber dann sollte doch zumindest die richtige Einstellung an den Tag gelegt werden und ehrliches Bemühen sichtbar sein, alles andere führt die Darbietung ad absurdum. Amen.

Meerbusch – Sa., 15.11.2025, 13:30

FC Büderich 02 vs Wuppertaler SV 1:0

Stadion am Eisenbrand, 800 Zuschauer, Niederrheinpokal Viertelfinale
Da es heute nur Nahverkehr sein sollte, war die Auswahl nicht sehr groß. Schließlich fiel die Entscheidung auf den Besuch dieses Verbandspokalspieles. Exakt dieselbe Paarung hatte ich an dieser Stelle vor mehr als zehn Jahren schon einmal erlebt, damals mit dem besseren Ende für die Mannschaft aus dem Bergischen. Bei herbstlichem Schmuddelwetter fanden gut 800 Leute den Weg an den Eisenbrand, davon kam mindestens die Hälfte aus dem Tal der fliegenden Messer. Dass es für den WSV kein Selbstläufer würde war klar, der Leistungsunterschied zwischen Oberliga-Teams und durchschnittlichen Regionalligisten ist nicht allzu groß. Dennoch war an der Wupper eine kleine Euphorie ausgebrochen, denn der Turnierbaum ist bereits bis zum Finale ausgelost und bei einem Sieg am heutigen Tage, wartete auf den WSV im Halbfinale erneut ein Oberligist. So wähnte sich der Anhang schon fast im DFB-Pokal, was für das eigenem Team eher zur Bürde wurde. Die Zuschauer sahen eine weitgehend offene Partie mit leichten Vorteilen für den Favoriten, diese reichten aber nicht, um die Gastgeber angemessen unter Druck zu setzen. Klare Torchancen blieben Mangelware, das fetteste Ding bekam der WSV Mitte der ersten Hälfte serviert, der Schütze jagte den Ball aber aus kurzer Distanz einen halben Meter über die Querlatte. Da auch die Büdericher im gegnerischen Sechzehner kaum präsent waren, beschlich das Publikum früh das Gefühl, dass eine Verlängerung notwendig würde, um einen Sieger zu ermitteln. In der Schlussphase geriet die Wuppertaler Hintermannschaft dann sogar ein wenig ins Schwimmen. In der letzten Minute der fünfminütigen Nachspielzeit segelte eine zu kurz getretene Flanke in den Gäste-Strafraum. Der Verteidiger war unbedrängt und hätte mit der Kirsche eigentlich alles machen können, schmirgelte das Ei aber schmerzfrei ins Toraus.
Der Bekannte, den ich getroffen hatte, sagte noch, für den Mist müsse man sich eigentlich noch einen einfangen. Der anschließende Eckstoß segelte in den Strafraum, der lediglich von vier Angreifern, aber dem gesamten WSV-Team besetzt war. Irgendwie landete das Streitobjekt dennoch auf einem Büdericher Kopf und von dort im Netz, worauf der souverän agierende Referee umgehend abpfiff. Das löste auf der einen Seite einen Jubelsturm aus, auf der anderen Seite zunächst das blanke Entsetzen. Dieses wich zumindest auf den Rängen nach wenigen Sekunden dem geballten Frust und Zorn. Keine Ahnung, ob eventuell von der Heimseite auch ein wenig provoziert wurde, jedenfalls riss dem bis dahin lautstark supportenden Gäste-Mob die Hutschnur. Zwei, drei Dutzend Gäste-Ultras überwanden problemlos das Stankett und stürmten auf den Rasen mit Laufrichtung Heim-Anhang. Die überraschte und vor allem nur in kleiner Zahl anwesende Staatsmacht schaffte es so gerade eben den Pulk zu stoppen und im Zaum zu halten. Nachdem einige Abfalleimer Opfer Ihrer Schwerkraft worden waren und einige Absperrgitter durch die Gegend flogen, wurde ein wenig Pfeffer verteilt. Im Gegenteil zur Nutzung in der Küche wirkt dieses Gewürz bei Anwendung gegenüber Lebewesen erst einmal entschärfend. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, wurden der aktive Anhang von immer mehr eintreffenden Einsatzkräften zur Abgabe der Personalien gebeten mit entsprechend erwartbaren Folgen. Spätestens damit wurde es ein doppelt unschöner Nachmittag für den WSV-Pöbel.

Bremen – So., 09.11.2025, 14:00

Bremer SV vs VfB Lübeck 2:3

Stadion am Panzenberg, 1.096 Zuschauer, Regionalliga Nord
Beinahe wäre es ein fußballfreies Wochenende geworden, aber auf dem Rückweg vom Besuch bei meiner Schwester in Hamburg bot sich der Regionalliga-Kick der zweiten Kraft der Weser-Metropole an. Das kleine Stadion liegt unmittelbar östlich an die Innenstadt angrenzend, einen Steinwurf vom Funkturm entfernt. Eigentlich ein ganz kultiges Teil mit ganz individuellem Charakter und vielen schönen Details. Mit dem VfB Lübeck war ein Gegner zu Gast, der einen aktiven Anhang mitbrachte – Anlass genug, dort mal vorbeizuschauen. Etwa 100 Leute reisten aus der Marzipanstadt an, eine eher enttäuschende Zahl, die der aktuell sportlich etwas tristen Lage geschuldet sein dürfte. Rund um das ‚Ultra-Kollektiv‘ raffte sich in etwa die Hälfte davon zum Support auf. War natürlich eher solide als überragend, aber das Fahnenbild im Block sah recht gut aus. Der BSV verfügt ebenfalls über eine Fanszene, diese ist politisch dem linken Spektrum zuzuordnen. Wenig überraschend, da ja die linke Politik in Bremen traditionell und historisch über eine starke linke Basis verfügt. Die Atmosphäre am Panzenberg offenbarte sich ungezwungen, unaufdringlich und entspannt. Lag eventuell auch am überdurchschnittlich THC-Konsum einiger Besucher, der unschwer erkennbar ins Riech-Organ Einzug hielt. Entspannt ging es auch für den VfB los, bei dem in der Anfangsphase einfach alles zusammenpasste und der eine 3:0-Führung nach nicht einmal 20 Minuten herausschoss. Erst der unmittelbare Anschlusstreffer kurz nach dem dritten Gäste-Treffer setzte diesem Lauf ein Ende. Danach fand die Partie auf Augenhöhe statt, Torchancen waren aber Mangelware, das Niveau des Spieles lies deutlich nach. Der zweite BSV-Treffer zwanzig Minuten vor Schluss öffnete die Partie dann noch einmal, aber Zählbares sprang für die Gastgeber nicht mehr heraus.

Essen – So., 02.11.2025, 16:30

Rot-Weiss Essen vs 1.FC Schweinfurt 05 2:1

Stadion an der Hafenstraße, 17.507 Zuschauer, 3.Liga
Mit dem 1.FC Schweinfurt 05 hatte der glorreiche RWE eine vermeintlich leichte Aufgabe vor der Brust. Zumindest auf dem Papier. Jahrelang versuchten die Mainfranken der Regionalliga Bayern zu entkommen, setzten dabei auf professionelle Strukturen und Profi-Spieler. Und scheiterten. Jahr für Jahr. Was schließlich dazu führte, dass vor zwei Jahren die Reißleine gezogen und das Ziel 3.Liga ad acta gelegt wurde. Fortan setzte der Verein auf Amateurspieler mit Bezug zur Region. Das schien mit etwas Verzögerung befreiend zu wirken. Die ‚Schnüdel‘, so der offizielle Spitzname des Vereins, rauschten durch die letzte Spielzeit und standen recht früh als Aufsteiger fest. Diesen Schwung konnte der Club allerdings überhaupt nicht in die neue Saison retten. Gegen den Tabellenletzten, der nur ein Spiel gewann und alle anderen verlor, der den schlechtesten Sturm und die schlechteste Abwehr der Liga stellt, war ein ungefährdeter, stressfreier Heimsieg lästige Pflicht. Und genau das macht so ein Spiel ja so undankbar, weil alle – auch diejenigen, die es abstreiten – im Hinterkopf ja eigentlich nur mit der Höhe des Sieges beschäftigt sind. Aber in dieser Liga gibt es keine einfachen Spiele und vermeintlich schwache Gegner sind für die aktuelle Mannschaft sowieso Gift, weil sie dann selber das Spiel gestalten muss, was bisher nicht unbedingt eine Stärke war. Schnelles Umschaltspiel lässt sich gegen einen tiefstehenden Gegner nun mal nicht praktizieren, aber genau das ist ja ein Trumpf der Roten. Ein Spiel selber zu gestalten, bleibt aber noch ein Lernprozess für das Team. Zu oft reißt der Faden, was mit ein Grund für die schon mehrfach angesprochene mangelnde Konstanz ist.
Für die Bewertung der heutigen Leistung muss ich aber Coach Uwe Koschinat ins Boot holen, von dem ich prinzipiell eine gute Meinung habe. Kritisieren möchte ich generell einen überhöhten Hang zur Rotation bei den Aufstellungen. Koschinat rechtfertigt dieses mit Verwies auf Belastungssteuerung. Ich habe eher den Eindruck, dass er es den nominellen Leistungsträgern irgendwie recht machen und jedem zu Einsatzzeiten verhelfen will. Nach meiner Meinung behindert dieses aber nicht nur die Bildung einer echten Stammformation, sondern auch dass sich eine Formation richtig einspielen kann. Zudem fehlte in der heutigen Startaufstellung ein echter möglichst groß gewachsener Mittelstürmer, denn aufgrund der Vorzeichen war eine erhöhte Präsenz im Gäste-Strafraum und damit sicherlich ein erhöhtes Maß an hohen Bällen zu erwarten. Dass der offenbar überschätzte Mause dieser nicht sein würde oder gar konnte, war einigermaßen klar. Der aus Meppen verpflichtete Janssen, der bei seinen wenigen Einsätzen auf sich aufmerksam gemacht hatte, erfüllte das Anforderungsprofil aber perfekt. Verzichtet wurde auf diese Option dennoch, stattdessen Safi wieder in die Spitze beordert. Auch die offensive Reihe mit Obuz, Arslan und Mizuta dahinter geht sicher nicht als Kopfballmaschinerie durch.
So führten zehn (in Worten: zehn!) Ecken in der ersten halben Stunde zu nicht einem gefährlichen Abschluss. Stattdessen hatte Obuz den Schlussmann der ‚Schnüdel‘ nach wenigen Minuten geprüft, danach passierte trotz drückender Überlegenheit des glorreichen RWE wenig, zu umständlich waren die Angriffsaktionen. Müsel erzielte dann gut zehn Minuten vor dem Seitenwechsel nach klugem Zuspiel von Obuz endlich die Führung. Was Sicherheit geben sollte, veränderte das Spiel unerwartet. Die Roten blieben noch einige Minuten am Drücker, dann wurde die Mannschaft vom Main wurde plötzlich mutig und sichtbar. Ein Lattenkracher von Ex-RWE-Chancentod Endreß hätte schon den Ausgleich besiegeln können, kurz darauf wurde dies aber mittels berechtigtem Handelfmeter erledigt. Alonso war der Unglücksrabe mit der viel bemühten unnatürlichen Armhaltung, die aber in den meisten Fällen aufgrund des Bewegungsablaufes eben doch natürlich ist. Aber so ist halt die Regel. Kurz nach Wiederanpfiff machten die Gäste mit einem Kopfball an den Pfosten direkt wieder auf sich aufmerksam. Das Spiel zeigte sich nun ausgeglichen, die ‚Schnüdel‘ wirkten dabei aber einem möglichen Tor näher, auch weil die ‚zweiten Bälle‘ in der Mehrzahl bei den Schweinfurtern landeten. Nach zwanzig Minuten der zweiten Hälfte wechselte Koschinat offensiv und brachte unter anderem den angesprochenen Janssen. Dass dieser nur fünf Minuten benötigte, um mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze die erneute Führung zu erzielen, war ein Wink mit dem Zaunpfahl. Nach meinem Gefühl hat der Stoßstürmer mal eine Chance über einen längeren Zeitraum verdient.
Der Treffer weckte bei den Bayern die restlichen Kräfte. Diese suchten ihr Heil nun endgültig in der Offensive und kamen unterstützt durch haarsträubende individuelle Fehler in der rot-weissen Defensive zu zwei, drei Überzahlsituationen, die aber miserabel ausgespielt wurden. Daher geriet der Sieg nur bedingt in Gefahr und die Punkte blieben an der legendären Hafenstraße. Das Gebotene hatte die Erwartungen bestätigt. Jedes Spiel in Liga Drei ist schwer und gerade ein Spiel gegen ein Team aus dem Keller muss einfach nur gewonnen werden. Die Bilanz gegen den FCS05 bleibt lupenrein – es war der fünfte Sieg in bisher fünf Spielen gegeneinander. Eine andere Statistik weist aus, dass der RWE im Vergleich zu den Kontrahenten die drittwenigsten Chancen in dieser Drittliga-Spielzeit kreiert. Mich würde daher auch mal der Wert der Effektivität interessieren, denn nun erzielte 23 Treffer sind ja auch kein so schlechter Wert. Die mitgereisten 250 Gäste-Anhänger bedachten ihr Team für eine couragierte Leistung zurecht mit Applaus. Mir ist dieser Verein nicht unsympathisch und ich würde ihm den Klassenerhalt gönnen, jedoch erscheint dieser schon jetzt unerreichbar. Bleibt noch zu klären, wo der Spitzname ‚Schnüdel‘ seinen Ursprung findet. Vor Beginn der industriellen Produktion von Fußbällen, wurden diese noch von Hand gefertigt. Eine echte Schweinsblase wurde in das vernähte Leder gestopft und dieses am Lufteinlass der Blase besonders fest verschnürt. Diese Stelle wurde im fränkischen Sprachgebrauch als Schnüdel bezeichnet. Da es ein Schweinfurter Bürger und auch Vereinsmitglied des 1.FC 05 war, der den Schnüdel in den 20er Jahren durch ein richtiges Ventil ersetzte, war der Spitzname des Vereins geboren.