Trencin – Sa., 29.11.2025, 18:00

FK AS Trencin vs FC DAC 1904 0:3

Stadion na Sihoti, 744 Zuschauer, 1.Liga
So richtig erholsam war die Nacht nicht. Um halb sieben schellte der Wecker, eine Stunde danach saß ich im Regionalexpress nach Nürnberg. Eine Leberkässemmel und einen Cappuccino später bestieg ich den ICE 21 nach Wien, Ankunft dort mit 25 Minuten Verspätung. Damit hätte ich den Anschluss nach Bratislava verpasst, wenn dieser nicht auch verspätet gewesen wäre. Die Abfahrt dieses Zuges wurde dann aber im Fünf-Minuten-Takt immer weiter verschoben, bis es schließlich mit 47 Minuten Verspätung losging. Am Startbahnhof dieser Linie wohlbemerkt. Läuft also auch nicht optimal bei der ÖBB, da hätte man fast schon die nächste Beule der stündlichen Verbindung nehmen können. Um diese Zeitspanne verschob sich nun auch die Weiterfahrt von Bratislava nach Trencin, das Tagesprojekt war aber nicht gefährdet, da von vornherein genügend Puffer berücksichtigt worden war. Leider blieb dann nur nicht mehr viel Zeit vor dem Spiel, so dass ich lediglich die Klamotten in die Unterkunft bringen konnte. Ich hatte hin und her überlegt, was ich am Samstag veranstalte. Viele brauchbare Optionen gab es nicht, so dass ich mich irgendwann für den Trip nach Trenčín entschied. Die Spiele der höchsten slowakischen Liga sind oft nicht gut besucht, Zuschauerzahlen um und unter 1.000 Köpfe sind keine Seltenheit. Die Asociacia Sportov Trencin weiß dieses nur zu genau, spielt sie doch selbst meist vor kleiner Kulisse, so auch erwartungsgemäß heute.
Aus Dunajska Streda waren knapp 50 Leute angereist, von denen etwa die Hälfte um Stimmung bemüht war. Der Großteil der Einwohner von Dunajska Streda ist ungarischer Abstammung, woraus diese auch beim Fußball keinen Hehl machen und sich damit vom Rest der Liga absondern. Offiziell heißt der Verein Dunajskostredský Atletický Club, während die Anhänger des Clubs lieber das ungarische Dunaszerdahelyi Atlétikai Club verwenden. Auf Seiten der Gastgeber sammelten sich zwei Hände voll Leute hinter dem Tor, prügelten auf zwei Trommeln ein und gaben ab und an mal was Eintöniges von sich. Das Stadion zeigte ursprünglich das typische Gesicht der Spielstätten sozialistisch geprägter Staaten mit Laufbahn, einer gedeckten Haupttribüne und Stehrängen in den übrigen Bereichen. 2017 wurde mit dem Umbau zu einem reinen Fußballstadion begonnen, lediglich die Haupttribüne blieb vom alten Stadion übrig. Das Ergebnis ist ein recht schicker Komplex, der mehr Besucher verdient hätte. Da die alte Tribüne aktuell nicht für die Nutzung freigegeben ist, respektive nicht benötigt wird, wurde das Bauwerk leider mit großen Werbebannern komplett entstellt, so dass man es kaum noch als Tribüne identifizieren kann.
Während der DAC mit dem unschönen Gründungsjahr eine ganz brauchbare Saison spielt, ist die AS Trencin nach gutem Saisonstart in die untere Tabellenhälfte gerutscht. Die Vorzeichen waren also klar und die Gäste hatten die Partie auch bis auf wenige kurze Phasen komplett unter Kontrolle. Die Gastgeber bekamen dennoch die Riesenchance zur Führung serviert, diese blieb ungenutzt und was dann passieren würde, war ja beinahe klar. Mit einer 1:0-Führung für den DAC ging es in die Pause. Auf zwei Positionen verändert kamen die Platzherren motiviert aus der Halbzeitpause. Das beeindruckte die Gäste nicht und das frühe 2:0 trug nicht zur Förderung der Spannung bei. Der Dämpfer hinterließ bei den Trencineros deutlich Wirkung und spätestens mit DAC-Tor Nummer drei war die Messe gelesen. Nach Spielschluss wurde die unmittelbar vor dem Stadion platzierte Bierstube für Abendmahl und Abendbier aufgesucht, bevor es in die Falle ging. 

Erfurt – Fr., 28.11.2025, 20:20

FC Rot-Weiß Erfurt vs FC Carl Zeiss Jena 3:1

Steigerwaldstadion, 15.040 Zuschauer, Regionalliga Nordost
Als mich mein rot-weisser Mitstreiter Marco vor einigen Wochen frug, ob ich Interesse hätte, ihn zum Thüringen-Derby zu begleiten, rannte er eine offene Tür ein, denn der Besuch dieses Spiels war zu diesem Zeitpunkt längst beschlossen und sollte den Auftakt zu so einer Art Derby-Tour darstellen. Nun hatte sich auch die Frage der Anreise erledigt und mit zwei weiteren rot-weissen Mitbrüdern machten wir uns auf zum falschen RWE. In der thüringischen Landeshauptstadt eingetroffen reichte die Zeit bis zum Anstoß für die Unterbringung des Rucksacks im Bahnhofsschließfach und den Verzehr einer Dönerbox. Bei nasskühler Witterung betraten wir das Steigerwaldstadion, welches vor einigen Jahren eine aufwändige Sanierung erlebte, die nur die alte Haupttribüne schadlos überstand. Die übrigen ehemals ungedeckten Ränge des Mehrzweckstadions mussten neuen überdachten Tribünen weichen. Die Bude war ausverkauft, was ich eigentlich gar nicht erwartet hatte. Aber das Spiel war ja nicht für die Ehre wichtig, sondern auch sportlich, da beide Teams den allerdings aktuell sehr souveränen Leipziger Lokisten hinterhecheln, Jena etwas besser als Erfurt. Die ersten zwölf Minuten standen auch an diesem Spieltag in Zeichen des Protests gegen die geplanten Verschärfungen der Sicherheitsmaßnahmen bei Fußballspielen. Als das Minuten-Dutzend dann rum war, legten die Heim-Kurve und die knapp 2.000 Gäste direkt kolossal los.
Die Zeissianer zündeten einen Haufen Fackeln und die RWE-Kurve veranstaltete eine Pyro-Drama in drei Akten. Zunächst ließen die Rot-Weißen hinter einem dicken Zaunbanner mit Aufschrift „Ausnahmezustand“ eine fette rote Wolke in den Abendhimmel steigen. Als die Rauchschwaden von dannen zogen, erleuchteten einige Breslauer und Bengalos die Kurve und schließlich wurde noch eine Batterie Fontänen von der Leine gelassen. Das reichte für die erste Spielunterbrechung durch den Referee und ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass solche Aktionen auf der Innenminister-Konferenz Argumente gegen die diskutierten Maßnahmen liefern. Kurz darauf leuchtete die Heim-Kurve schon wieder rot, das Ganze unterlegt von einigen Silvesterraketen, worauf erneut kurz unterbrochen wurde. Die Gäste beschränkten sich bis zum Seitenwechsel auf ein schönes Fahnenbild und geschlossenen Support. Fußball gespielt wurde dazwischen auch noch. Die Partie brauche etwas, um in Schwung zu kommen, aber dann wurde es unterhaltsam. Mit ruppiger Spielweise ging es recht zügig hin und her und nach einer halben Stunde gingen die Gastgeber durch blitzsaubere Konter innert fünf Minuten mit zwei Treffern in Front, gleichzeitig der Halbzeitstand.
Der Gästeanhang verhüllte den Block während der Pause mit einer Blockfahne und tat per Banner am Zaun kund, die Schlacht noch siegreich gestalten zu wollen. Nach einigen Minuten wurde die in der Mitte geteilte Blockfahne wie ein Vorhang nach rechts und links aufgezogen und der gesamte Anhang zeigte sich in Ponchos in den Clubfarben, wobei der mittlere, gelbe Teil als Blitz dargestellt wurde. Als Party-Crasher fiel just während dieser Aktion der dritte Erfurter Treffer, der die Partie vermeintlich vorentschied, aber nur wenige Minuten später fand ein schön geschossener Freistoß in die Maschen des RWE-Tores und ließ wieder etwas Spannung aufkommen. Die Gäste versuchten nun alles, waren aber in der Box zu stumpf. Währenddessen brannte es hüben wie drüben immer fröhlich weiter, eigentlich war immer irgendwo eine Fackel oder auch mehrere an. Weitere Tore fielen nicht mehr und die letzten fünf Minuten der siebenminütigen Nachspielzeit musste ich sausen lassen, um die einzig sinnvolle Verbindung ins Nachtquartier zu erreichen. Ein Mietroller beförderte mich den knappen Kilometer zum Hauptbahnhof, wo ich feststellte, dass der ICE nach Erlangen genau die fünf Minuten Verspätung mitbrachte, die gereicht hätten, um das Spiel zu Ende zu schauen. Irgendwat is ja immer.