Nürnberg – So., 07.12.2025, 13:30

1.FC Nürnberg VfL vs SpVgg Greuther Fürth 2:2

Max-Morlock-Stadion, 47.150 Zuschauer, 2.Bundesliga
Durch die ausgedehnte Grenzkontrolle wurde beinahe eine halbe Stunde Verspätung aufgebaut, die aber bis zu meinem Ausstieg in Augsburg fast vollständig wieder aufgeholt wurde. Ankunft kurz vor sieben. Da ich sicherheitshalber etwas Puffer eingebaut hatte, blieb nun eine gute Stunde Zeit bis zur Weiterfahrt nach Nürnberg. Augsburg am frühen Morgen kann auch nix, die Straßenreinigung war damit beschäftigt, die Spuren der Feierwütigen zu beseitigen. Ein beinahe komplett leerer in München gestarteter ICE lieferte mich um kurz nach acht Uhr in der Franken-Metropole ab. Der Rucksack verschwand im Schließfach und dann gönnte ich mir das wirklich hervorragende Brunch-Buffet im ‚Alex‘ am Christkindelmarkt. Kugelrund wurde noch eine Verdauungsrunde durch die Altstadt gedreht, ehe mich die S-Bahn zum Max-Morlock-Stadion beförderte.
Die Einlass-Prozedur war eine wahre Frechheit und asiatisches Benehmen hätte unweigerlich zum Verpassen der Intros geführt, daher waren wieder mal Drängler-Qualitäten gefragt. Während der ‚Glubb‘ nach desaströsem Saisonstart nach einem Zwischenspurt im Tabellen-Mittelfeld angekommen war, zierten die ‚Kleeblätter‘ das Tabellenende. Derbys interessieren sich aber nicht für Tabellen, daher war die Hütte ausverkauft und das Feld bereitet. Die ‚Nordkurve Nürnberg‘ zeigte in ihrer Choreo eine Reminiszenz an die Stadt. Eine große Blockfahne zeigte sehr detailliert das vom Stadtnahmen flankierte mittelalterliche Stadtbild Nürnbergs, bei dem sich aus meiner Position nicht erkennen ließ, ob dieses gemalt oder gedruckt worden war. Wenn der Lappen gemalt wurde, hat das meinen höchsten Respekt. Am Zaun prangte ein verherrlichendes Banner. Rechts und links der Blockfahne wurden Fahnen mit den Stadtwappen Nürnbergs – es gibt deren zwei – geschwenkt. Etwas abenteuerlich mutete an, dass der Stadionsprecher Regieanweisungen gab, wann welche Fahnen eingesetzt werden sollen. Das sollten die Capos der Kurve doch wohl selber angeleitet bekommen. Die Gäste, unterstützt von Freunden des FSV Frankfurt, ehrten in ihrer Choreo das von 175 Jahren fertiggestellte Fürther Rathaus. Erschließt sich mir allerdings nicht richtig, wie man darauf kommt, sowas in die Choreo einzubauen. Hinter der Choreo wurden Folien in den Clubfarben präsentiert und hellgelbe Fackeln gezündet. Ein Banner am Zaun unterstrich die Abneigung zur Nachbarstadt.
Während sich die Gäste um die ‚Horidos‘ danach auf ein dichtes Schwenkfahnenbild beschränkten und mit großem Banner die Rückbenennung in den traditionellen Vereinsnahmen Spielvereinigung Fürth forderten, rauchte und qualmte es in der Nordkurve während des gesamten Spiels. Leider wurden meist nur wenige Fackeln oder Rauchdosen auf einmal gezündet. Das ganze Material in einer Aktion zu opfern, sähe natürlich wesentlich eindrucksvoller aus. Die Nürnberger Kurve hatte Besuch von den Freunden vom IFK Göteburg, Rapid Wien und den Unterirdischen aus dem Ruhrgebiet. Zeit, das Geschehen in den Kurven zu beobachten, war ausreichend vorhanden. Das Geschehen auf dem Rasen war in der ersten Halbzeit schlicht desaströs. Kaum eine durchdachte Aktion war zu erkennen, alles eher dem Zufall überlassen. Ein strukturierter Spielaufbau war nicht zu sehen. Die ‚Glubberer‘ wirkten zwar selbstbewusster als das verunsichert auftretende und nach Stabilität suchende Tabellen-Schlußlicht, die optische Überlegenheit verhalf den Gastgebern aber nicht zu gefährlichen Torraumszenen.
Das änderte sich plötzlich und unerwartet mit Beginn des zweiten Durchgangs. Auf einmal war Musik drin. In einer völlig wilden Viertelstunde direkt nach dem Seitenwechsel konnten die Schwarz-Roten zwei Mal die Führung erzielen, die aber postwendend von den Grün-Weißen wieder ausgeglichen wurde. Auch danach kam das Spiel nicht mehr zur Ruhe, Tore fielen aber keine mehr. Auch wenn der FCN in der Schlussphase seine Bemühungen noch einmal intensivierte, konnten die Gäste einen schmeichelhaften Punkt über die Stadtgrenze entführen. Allerdings vergaben diese kurz vor dem Ende auch noch ein todsicheres Ding, als ein Spieler dem nach einem Pfostentreffer herumirrenden Torhüter die Murmel trocken in die Arme schoss. Damit ging eine richtig blutige Tour so langsam zu Ende. Das Gepäck aus dem Bahnhof geholt und mit der U-Bahn in den Westen der Stadt gefahren, stand auch schon die über Blablacar gebuchte Mitfahrgelegenheit bereit. Diese entsorgte mich nach regenreicher Fahrt in Düsseldorf. Die Bahn brachte mich – natürlich verspätet – nach Mülheim an der Ruhr, wo mich die beste Gattin der Welt einsammelte. 5.047 Kilometer wurden auf der Reise zurückgelegt, 2.070 mit dem Zug, 1.621 mit dem Flieger, 1.061 mit dem Auto, 294 mit dem Fernbus und einer mit dem Mietroller. Dazu kamen etliche Kilometer mit der Metro, dem Linienbus und den eigenen Füßen.