
Linzer ASK vs SK Rapid Wien 3:0
Arena auf der Gugl, 16.263 Zuschauer, Bundesliga

Da ich früher wach wurde als gewünscht, blieb noch Zeit für einen Rundgang durch den Ort. Außer einem schönen Marktplatz, drei Straßen Altstadt und der fetten Burg, die hoch über der Stadt thront, hat Trencin aber nicht viel zu bieten.







Da ich zu sehr rum trödelte, verpasste ich tatsächlich meinen vorher gebuchten Zug. War zum Glück nicht tragisch, weil schon 15 Minuten später der nächste fuhr und ich aufgrund der Bahn-Erfahrung des Vortages erst einmal nur ein Ticket bis Bratislava gelöst hatte. Mit der Weiterreise nach Linz beschäftigte ich mich dann auf der 100minütigen Fahrt und fand noch passendes über Blablacar. In Bratislava latschte ich die drei Kilometer zum Nationalstadion, dem von Mohamed benannten Treffpunkt für die Mitfahrgelegenheit nach Linz. Ich nutze diese Plattform ja selten, aber ein Fahrpreis von 14 Euro gegenüber fast 50 für die Schienen-Option ließ keine Fragen offen. Der junge Ägypter offenbarte sich als guter Typ und da er Geschwindigkeitsbegrenzungen nur als Empfehlung bewertete, brachte er mich mit seinem flatschneuen Golf R in nicht mal zweieinhalb Stunden ans Ziel. Dort wurde der Rucksack im Schließfach deponiert und anschließend im Stiegl-Brauhaus deftig gespeist, bevor ich auf die ‚Gugl‘ hochstieg. Auf dieser Anhöhe lag bis vor wenigen Jahren das ‚Linzer Stadion‘, eine weitläufige Leichtathletik-Oval mit Laufbahn, welches ab 2017 nicht mehr den geänderten Bestimmungen der österreichischen Bundesliga entsprach. Aus diesem Grunde spielte der LASK fortan im benachbarten Pasching. Der komplette Neubau eines modernen Stadions an selbiger Stelle des alten Mehrzweckstadions ermöglichte dem Verein schließlich vor zwei Jahren die Rückkehr in die eigene Stadt.
Die Szenen der beiden Clubs sind sich nicht gerade wohlgesonnen, was den Reiz dieses Duells ausmacht. Die ‚Florianer Sängerknaben‘ vor dem Anstoß auf dem Rasen ein LASK-Lied trällern zu lassen, stellte sich als ziemliche Scheiß-Idee heraus. Die Jungs wurden wenig überraschend vom Gästeblock mit einem Rapid-Chant auf die gleiche Melodie gnadenlos nieder gesungen. Der Nebel hatte die Region leider fest im Griff, was keine optimale Sicht auf die Kurven zuließ. Die Gäste hatten Ponchos in den Clubfarben übergezogen und präsentieren das Vereinswappen, vor dem eine offensichtlich verrückt gewordene Person stilistisch abgebildet war, unterlegt mit einem Zaunbanner mit den Worten „Diese Liebe ist krankhaft“. Anschließend wurden einheitliche Schals mit dem Aufdruck „Krankhafte Liebe“ gezeigt. Die Heim-Kurve arrangierte eine aufwändige Choreo zum 30. Geburtstag der Gruppierung ‚Viking Linz‘. Vor schwarzen und weißen Zetteln wurde eine beidseitig bemalte Motiv-Blockfahne hochgezogen. Diese zeigte ein Buch, welches die Zahl 30 auf dem Einband trug. Die Blockfahne war auch wie ein Buch gefaltet und dieses sollte dann quasi aufgeschlagen werden. Am Zaun wurden nacheinander zwei entsprechende Spruchbänder gezeigt. Die Show funzte aber nicht so recht, weil sich die Masse einerseits etwas unbeholfen anstellte und sich die Gruppe offenbar mit der Größe des Lappens verkalkuliert hatte, dieser stieß nämlich im wahrsten Sinne des Wortes an seine Grenzen. Nachdem einige Zeit versucht wurde, zu retten was zu retten war, gab man auf und ließ den Krempel verschwinden.
Als Abschluss wurden in der ersten Reihe 50-60 Fontänen gezündet. Was optisch gut aussah, stellte sich als keine gute Idee heraus, denn der Pyro-Nebel zog bei der feuchten Witterungs kaum ab, was für eine mehrminütige Spielunterbrechung sorgte, ehe der Referee das Spiel wieder freigab. Den Rapidlern war es Wurst und so erstrahlte der Gästebereich kurz darauf in grün. Die Leuchtrakete als Start für die Pyroshow verließ leider die vorgesehene Flugbahn, touchierte das Dach und landete mit einem Affenzahn auf dem Spielfeld, wo das Ding noch ein wenig hin und her tanzte. Was in Deutschland für kollektive Schnappatmung beim Schiri-Team gesorgt hätte, erregte hier wenig Panik und es wurde einfach munter weiter gekickt. Dass dann dennoch wieder unterbrochen wurde, war dem Pyro-Qualm geschuldet, der sich wieder auf den Rasen legte und es dauerte erneut mehrere Minuten, bis die Sicht wieder ausreichte. Rapid spielte überlegen, der LASK hatte die Chancen. Nachdem ein Pfostentreffer schon eine Warnung war, nutzten die Gastgeber die fünfzehnminütige Nachspielzeit der ersten Hälfte zum Führungstreffer, der auch der VAR-Überprüfung standhielt. Auch nach dem Seitenwechsel hatte Rapid die Spielkontrolle, ließ aber weiter jede Torgefahr vermissen.
Diese zeigten dafür die Gastgeber, die zur Zwei-Tore-Führung konterten. Auch während des zweiten Durchgangs wurde immer wieder gezündelt, was zur erneuten Unterbrechung führte. Just in den Moment, als im Away-Sektor kurz vor Ende ein Transparent mit Aufdruck „Anstatt Söldner da wollen wir Krieger“ entrollt wurde, fiel Treffer Nummer drei und entschied das Spiel endgültig. Die verbleibende Spielzeit verbrachte der Wiener Anhang demonstrativ schweigend mit dem Rücken zum Spielfeld. Es dauerte bis in die Nachspielzeit bis Rapid zur ersten gefährlichen Torchance kam. Nach Spielschluss wurde die eigene Mannschaft massiv ausgepfiffen und mit deutlichen Gesten aufgefordert, sich in die Kabine zu begeben. Dabei ist Rapid noch oben dabei, die obere Tabellenhälfte ist eng wie es in Österreich selten der Fall ist, aber nach der Klatsche im Europapokal vor ein paar Tagen, brachte dieser seelenlose Auftritt das Fass wohl zum Überlaufen. Mit beinahe plus 30 Minuten endete diese Partie, solche Verspätungen kennt man ja eigentlich nur von der Deutschen Bahn. In weiser Voraussicht hatte ich genügend Puffer bei der Buchung von D1019 der österreichischen Bundesbahn eingeplant. Gegen 22:00 traf ich im gebuchten Nachtquartier in der Nähe des Wiener Flughafens ein.

























