
SC Cambuur vs BV De Graafschap 2:0
Kooi Stadion, 14.215 Zuschauer, Eerste Divisie

In Leeuwarden in der niederländischen Region Friesland wurde im vergangenen Jahr ein neues Stadion eröffnet, in welchem der SC Cambuur der Fußlümmelei nachgeht. Das neue Stadion löste das alte ‚Cambuurstadion‘ ab, eines der letzten alten Profi-Stadien des Landes, welches in seiner Bauweise an ein altes englisches Stadion erinnerte. Das neue Stadion finde ich aber durchaus gelungen. Es verfügt wie das alte über vier einzelne Tribünen, hat damit einen gewissen Wiedererkennungswert, welche durch eine die Tribünen umfassende Architektur zu einer Einheit geschlossen werden. Es wurde in den Niederlanden jedenfalls schon schlechter neu gebaut. Mit vielen anderen Stadien gemein hat es, dass es von außen eher auf den zweiten Blick als Stadion zu erkennen ist. Deutliche Abzüge in der B-Note gibt es für in den Komplex integrierte Dienstleistungsbetriebe wie Fitnessstudio, Bowlingcenter und Einzelhandel, sowie die lieblos gestaltete Flutlichtkonstruktion. Im Anschluss an die glanzvolle Vorstellung des glorreichen RWE in Oberhausen bot sich das Heimspiel gegen De Graafschap aus Doetinchem an, die Zutrittsberechtigung wurde über meinen holländischen Spezial-Agenten klargemacht, besten Dank dafür.
De Graafschap aus dem Gelderland ist bei Spielbesuchen in der zweiten niederländischen Liga das bevorzugte Auswärts-Team, da in der Regel mit ordentlichem Support zu rechnen ist. Leider hat die Hauptgruppe der Szene aufgrund von Streitigkeiten mit der Vereinsführung vor einigen Monaten den Dienst quittiert. Dennoch ist das gut, was die verbleibende aktive Szene macht. Weitere Steine legte der Fußballverband den Reisenden mit Beginn dieser Spielzeit in den Weg. Alle Fans, welche die Auswärtsspiele ihres Vereins besuchen möchten, müssen sich – analog zur bereits geltenden Regelung für die ‚Eredivisie‘ – registrieren und eine ‚Uitkaart‘, eine Auswärtskarte beantragen. Mehrere Karten von verschiedenen Clubs zu besitzen ist nicht möglich. Die Folge ist, dass sich die Leute zwei Mal überlegen, ob sie das Kontrollspiel mitmachen und ihrem Club in die Ferne folgen. Trotz aller Widrigkeiten hatten sich 467 ‚Superboeren‘, zu Deutsch ‚Superbauern‘, der Spitzname der Anhänger von De Graafschap, nach Friesland aufgemacht und legten einen 1A-Support hin. Für niederländische Verhältnisse war das schon stark mit viel Fahneneinsatz, konsequent hoher Mitmachquote und abwechslungsreichen Gesängen.
Vom Spielverlauf ließen sie sich auch nicht ablenken und zogen durch. Cambuur ging als Tabellenzweiter natürlich als Favorit in die Partie und übernahm die Regie. Die Gäste hatten dennoch zwei, drei Male die Chance in Führung zu gehen, beraubten sich aber ihrer minimalen Sieg-Chance durch eine rote Karte nach angedeuteter Tätlichkeit. Mit dem Halbzeitpfiff setzte Cambuur die Überlegenheit in den Führungstreffer um. In Unterzahl hatten die Gelderländer nun eine Herkules-Aufgabe vor der Brust, die letztlich auch nicht bewältigt werden konnte. Cambuur hatte die Spielkontrolle und setzte kurz vor dem Ende den Schlusspunkt, während sich De Graafschap nur selten in Richtung des gegnerischen Sechzehners orientieren konnte. Für einen weitgehend tapferen Auftritt holten sich die Verlierer dann von den Mitgereisten verdienten Zuspruch ab. Die Heimkurve konnte ihr zweifelsfrei vorhandenes Potential nur selten abrufen. Optisch war bis auf eine solide Zaunbeflaggung wenig zu sehen, das Herz der Kurve konnte man anhand zwei größerer und ein paar kleinerer Schwenker lokalisieren, die durchaus zahlreiche, überwiegend schwarz gekleidete Menge an Ultra-Orientierten war aber selten aktiv. Wirklich laut wurde es nur nach den Toren, eine vollkommen objektive Beurteilung kann ich mir aber nicht anmaßen, da ich nah am ‚Gasten-Vak‘ saß und von diesem ja dauerhaft beschallt wurde.















