
AO Minotavros vs AO Iraklis Nerokourou 5:0
Stadio Eleftherios Patakakis, 120 Zuschauer, A-Katigorias Chania

Der (Spät-)Sommerurlaub mit der verehrten Gattin – naja eigentlich Herbsturlaub, denn ziemlich genau zum kalendarischen Herbstbeginn ging es los, der meteorologische Herbst war bereits in vollem Gange, aber das wird sicher auf einer anderen Plattform ausführlich erläutert – führte uns nach Griechenland. Nach dem wir uns für eine Woche auf einer kleinen, griechischen, von gerade mal 300 Menschen dauerhaft bewohnten Geheimtipp-Insel vor allen äußeren Einflüssen versteckt hatten, führte uns der Weg weiter nach Kreta, wo wir uns im äußersten Westen in einem über hundert Jahre alten, von Olivenhainen umgebenen, traditionellen Steinhaus verzogen. Herrlich. Das bedeutete zwei Wochen ohne Fußball, die ich – man mag es kaum glauben – durchaus genoss. Am letzten Urlaubs-Wochenende rollte dann aber doch der Ball. Angestrebt wurde eigentlich der Spielbesuch beim einzigen kretischen Super League-Teilnehmer OF Irakleiou in der Inselhauptstadt. Aufgrund fehlender technischer Voraussetzungen musste OFI sein angestammtes, enges, altes und mitten in der Stadt liegendes Stadion aber zu dieser Saison für Pflichtspiele endgültig verlassen und ins weitläufige ‚Pankritio‘ wechseln. Dieses bekam zu diesem Zwecke einen neuen Rasen, der bei erster und einziger Nutzung im Pokalspiel komplett ramponiert wurde, da das Grün noch nicht richtig angewachsen war.
So wurde einige Tage vor dem anvisierten Spiel gegen Aris entschieden, dass dieses nicht in Heraklion, sondern letztlich in Tripoli stattfinden musste. Dadurch hat OFI nach fünf Spieltagen mit zwei nominellen Heimspielen noch nicht ein einziges Mal in Heraklion gespielt. Sachen gibt’s. Mir sind schon oft genug Spielbesuche mehr oder weniger kurzfristig genommen worden, ein mangelhafter Rollrasen stellte eine Premiere dar. Also schaute ich mal, was so unterklassig veranstaltet wird. Im kretischen Westen massiert sich das Geschehen ziemlich um Chania herum. Die griechische Liga-Pyramide ist flach. Den Unterbau der Super League bildet die zweigeteilte zweitklassige Ebene, darunter geht der Fächer in die auf sechs geografisch halbwegs sinnvoll aufgeteilte dritte Liga auf. Und unterhalb dieser wird alles in unzählige regionale Spielklassen gesplittet, so dass dieses Spiel der höchsten Liga der Region Chania schon viertklassiger Fußball war. Das kleine Stadion konnte sich durchaus sehen lassen, auch wenn es nur auf einer Seite Ausbau bot.
Die zweigeteilte Tribüne bietet knapp 1000 Plätze, von denen im Derby gegen ein Team aus dem benachbarten Stadtteil etwas mehr als zehn Prozent belegt wurden. Allerdings ist in der Region ja fast alles Derby, da, wie schon angedeutet, ein Großteil der Clubs in und um Chania angesiedelt ist. Die nach dem kretischen Fabelwesen benannten Gastgeber beherrschten ihre Gäste deutlich und münzten die Überlegenheit in fünf Treffer um. Spätestens mit Tor Nummer zwei kurz vor dem Seitenwechsel war irgendwie schon klar, dass hier nix mehr anbrennen würde. Der Keeper der Gastgeber konnte sein Trikot nachher annähernd unbenutzt wieder gefaltet in die Tasche legen und hatte ausreichend Zeit seine Leute zu dirgieren. In der Halbzeit löste ich im kleinen Cafe des Stadions einen mittleren Tumult aus, als ich einen Cappuccino bestellte, die Details aber mangels gemeinsamer Sprachbasis nicht geklärt werden konnten. Unter Mithilfe Umstehender und großem ‚Hallo‘ bekam ich meinen Wunsch schließlich erfüllt. Nur die Frage nach Zucker wurde falsch verstanden und ich bekam einen fürchterlich süßen Sud serviert. Dennoch wurde ich lachend und mit viel Schulterklopfen in die Gemeinschaft aufgenommen. Für die Ernennung zum Ehrenmitglied hat es aber leider nicht gereicht.












