Duisburg – So., 26.10.2025, 19:30

MSV Duisburg vs Rot-Weiss Essen 1:1

MSV-Arena, 27.719 Zuschauer, 3.Liga
Derby-Tag im Sportpark Wedau und die Vorzeichen waren so klar wie unklar. Der MSV legte als Aufsteiger ja mit 22 Punkten aus acht Spielen einen beinahe makellosen Traumstart hin. Dann geriet aber ein wenig Sand ins Getriebe und nach zwei Remis folgte am vergangenen Wochenende die erste Niederlage. Der RWE ist dagegen noch immer auf der Suche nach Konstanz. Zwei Siege in Folge wollten bei wechselhaften Leistungen bisher nicht gelingen, immerhin war die jüngere Bilanz mit sieben Punkten aus drei Spielen recht erfreulich, allerdings unterbrochen von der Pokal-Niederlage in Oberhausen, die Fragen aufwarf. Der MSV hat es irgendwie geschafft, sich hinter der blauen Brut aus der nördlich von Essen gelegenen Nachbarstadt als Hass-Gegner Nummer zwei zu etablieren, sodass in den Tagen rund um diese Partie die Wogen schon etwas höher schlugen. Die Nordkurve zeigte zum Intro eine Choreo. „Dass auf ewig unsere Liebe zu den Meiderichern hält“ war an der Balustrade des Oberrang zu lesen. Den Zaun des Unterrang schmückte die Ergänzung „Durch den Himmel“ und im Stehplatzbereich zwischen den Transparenten wurde eine Blockfahne mit einem vergnügt auf einer Wolke liegenden Zebra hochgezogen. Der verbleibende Freiraum wurde mit kleinen blau-weißen Schwenkern gefüllt. Dann wurde das Banner im Unterrang gegen eines mit der Aufschrift „Durch die Hölle“ ausgetauscht, in dessen Mitte ein Zebra als Teufel zu sehen war. Eigentlich eine schöne Sache, ordentlich und detailliert gemalt, mit gelungenem Vortrag. Allerdings wurde etwas selbstverliebt ein zu kompliziertes 3D-Schriftbild mit Schattierungen gewählt, was es etwas schwierig machte, die Botschaften zu entziffern. Dennoch eine gute Aktion.
Lange konnte ich darüber aber eh nicht grübeln, da mir eine stattliche aus dem Essener Ultra-Block aufsteigende rote Rauchwolke die Sicht vernebelte. Als ich irgendwann um die dritte Spielminute wieder etwas sah, hatte ich eigentlich erwartet, eine Anfangsoffensive der Gastgeber zu beobachten. Doch nichts dergleichen. Der glorreiche RWE übernahm sofort die Spielkontrolle und entzog dem Geschehen mit geduldigem wie sicherem Aufbauspiel erst einmal das Tempo. Ich denke, so souverän hatte ich die Roten in der aktuellen Saison noch nicht agieren sehen. Allerdings unterbrach der für den verletzten Brumme auf der linken Abwehrseite agierende Bouebari die Dominanz mit einem zu kurzen Rückpass auf Golz, doch die drohende Gefahr konnte mit vereinten Kräften gebannt werden. Mitte der ersten Spielhälfte fuhren die gestreiften Steppenbewohner dann den ersten richtig gefährlichen Angriff, der direkt zum Erfolg führte. Eine scharf und flach hereingezogene Flanke lümmelte Krüger RWE-Schnapper Golz aus kurzer Distanz zur Führung irgendwie durch die Hosenträger. Viel Zeit zum Ärgern blieb nicht, denn der eigentlich souveräne MSV-Schlussmann Braune spielte nur zwei Minuten später einen Katastrophenpass auf die linke Seite Safi mehr oder weniger vor die Füße, der dann direkt zum Tor zog. Braune legte noch ein Geschenk nach und spekulierte auf ein Zuspiel in die Mitte, weshalb Safi den Ball problemlos im Tor unterbringen konnte. Flecksteins Rettungsversuch kam zu spät und deshalb brannte es schon wieder lichterloh im Gästeblock.
Kurz danach schmiergelte Müsel aus beinahe 30 Metern halblinker Position mal richtig einen aufs MSV-Gehäuse, die Murmel krachte aber leider nur an die Querlatte. Vermutlich hat das Leder heute noch Kopfschmerzen davon. Danach das gleiche Bild – RWE mit der Feldhoheit, die Zebras giftig, klare Torchancen blieben aber auf beiden Seiten Mangelware. So ging es in die Pause. Die MSV-Kurve sendete zum Wiederanpfiff eine von weißen Fackeln und Blink-Bengalos unterlegte blaue Wolke in den Abendhimmel. Außerdem zeigte die Szene um Kohorte und PGDU im zweiten Durchgang zwei Spruchbänder. Den Anfang machte „Support und Jubel während Todeskampf – ehrenlose Fotzen RWE“. Das bezog sich natürlich auf das vergangene Niederrheinpokalfinale, als ein MSV-Fan im Oberrang der Nordkurve kollabierte und später leider im Krankenhaus verstarb. Wie üblich wurde darauf der Support unterbrochen, was im Away-Sektor etwas Zeit benötigte, da es dauerte, bis die Info durchgesickert war. Da die Informationslage im Gästeblock aber uneindeutig blieb und der Stadionsprecher noch vor der Halbzeitpause mitgeteilt hatte, dass die Person stabilisiert und auf dem Weg ins Krankenhaus sei, nahm der rot-weisse Anhang den Support wieder auf, während die Weltrettungsgemeinschaft aus der Nordkurve sich entschied, die Unterstützung für den Rest des Spiels einzustellen und wohl auch gern bis ans Lebensende weiter geschwiegen hätte. Dem RWE-Anhang jedenfalls vorzuwerfen, wieder supportet zu haben, nachdem der Patient ja offenbar professionell betreut aus dem Stadion gebracht wurde, passt natürlich gut zur etwas romantisch verklärten Selbsteinschätzung der MSV-Szene, sich immer gesellschaftlich ehrbar zu verhalten und sich damit etwas narzisstisch über andere Szenen zu erheben. Ob die – weibliche Personen nicht unbedingt umschmeichelnde – Ansprache „Fotzen“ aber dem selbst auferlegten Codex entspricht, möchte ich in Frage stellen. Ich habe überhaupt nichts gegen raues Kurven-Wording, das gehört für meinen Geschmack dazu, erst recht bei einem Derby. Aber die grundsätzliche Perspektive aus Blickrichtung Wedau scheint mir immer etwas opportunistisch belastet.
Das zweite Transparent lautete „Ob Spahn, Burgard oder Westtribüne Essen, haltet alle Eure Fressen – Ruhrpottkanaken aus Überzeugung“. Spielte natürlich auf das im Zuge der aktuellen ‚Stadtbild-Debatte‘ von Jens Spahn und Journalist Burgard herangezogene Beispiel Duisburg an. Was die Westtribüne damit zu tun hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Den Ärger der MSV-Kurve kann ich aber nachvollziehen, denn schließlich ist Duisburg hinter Gelsenkirchen nur das zweitbeste Beispiel… zurück zum Sportlichen. Der RWE blieb weiter spielbestimmend, konnte aber in der Box nicht wirklich zwingend werden. Nicht großartig anders lief es bei den Meiderichern. Diese versuchten nach Ballgewinn immer wieder schnell ans Ziel zu gelangen, Abschlüsse und Flanken gerieten aber nur bedingt gefährlich. Eigentlich war das insgesamt bis dato ein ungewohntes Bild, ist es doch oft bei den Roten, mit schnellem Umschaltspiel schnell vor das Tor zu kommen, während der Gegner mehr Ballbesitz hat. Spätestens 20 Minuten vor Schluss nahm das Spiel einen anderen Lauf. Die Gastgeber wurden stärker und drückten die Roten immer mehr in die Defensive. Das Eckenverhältnis wurde zugunsten der Zebras in die Höhe geschraubt und es brannte einige Male lichterloh im Sechzehner vor Jakob Golz. Und dennoch – wirklich gefährlich wurde es selten, die Defensive um einen heute überragenden Kraulich und einen gewohnt souveränen Alonso stand sicher. Nur drei Wechsel zog Coach Koschinat und einer davon ragte heraus. Leider in die falsche Richtung. Owusu kam eine Viertelstunde vor Schluss. Dieser Spieler gibt mir Rätsel auf. Manchmal ist er mit seinem Tempo und enger Ballführung eine echte Waffe und vom Gegner nur schwer zu kontrollieren. Und manchmal wirkt er wie ein Fremdkörper, der noch nie einen Ball gesehen hat. Heute war es letzteres. Miserables Stellungsspiel, planlose Dribblings und völlige Verweigerung im Defensivverhalten – die Roten spielten in der Schlussphase beinahe zu zehnt. Passiert ist jedoch nichts mehr, die Kontrahenten trennten sich mit einem Remis der interessanteren Sorte. Aufgrund der wilden Schlussphase, beschlich mich das Gefühl, dass der glorreiche Deutsche Meister von 1955 mit diesem Punkt besser leben konnte als die Gastgeber. Insgesamt dürfte die Punkteteilung aber weitestgehend gerecht sein.

Peer – So., 26.10.2025, 14:30

K. Peer SV vs FC Esperanza Pelt B 3:0

Sportcentrum De Deuster, 130 Zuschauer, 4e Provinciale B Limburg
Wohl gestärkt aus einer Frituur wurde der Ort Peer im Limburgischen angesteuert. Ein Spiel der vierten Spielklasse auf belgischer regionaler Ebene ist eigentlich nicht meine Vorliebe. Auch die Platzanlage mit Ausbau auf nur einer Seite, einer je kleinen Sitz- und Stehtribüne, welche sich rechts und links der Kantine zeigen, ist eher belgischer Standard im Amateurbereich. Diesen Platz hätte ich also vermutlich nie besucht, wenn ich nicht erklärter Fan von interessanten Objekten oder Landschaften im Hintergrund wäre. In Peer baut sich hinter dem Hauptfeld der Koninklijke Peerder Sportvrienden die Skihalle ‚Snow Valley‘ mächtig und irgendwie bedrohlich die Szenerie beherrschend auf. Ob sich die Aktiven davon beeindrucken ließen bleibt Spekulation, wirklich gut war es aber nicht, was da auf den Rasen gezaubert wurde. Kaum drei Anspielstationen gab es hüben wie drüben bevor die Kirsche aufgrund mangelnder Technik, eines ungenauen Zuspiels oder auch beidem wieder beim Gegner landete. Die Gastgeber hatten dabei aber mehr Fortune und beulten drei Mal das Netz des Kontrahenten zu einem auf dem Papier ungefährdeten Sieg.

Duisburg – Mi., 22.10.2025, 19:00

SV Hamborn 1890 vs TuS Viktoria 06 Buchholz 0:1

Sportanlage Iltisstraße Nordplatz, 130 Zuschauer, Kreispokal Duisburg/Mülheim/Dinslaken 3.Runde
Während sich Hertha Hamborn auf dem Süd-Platz der Sportanlage Iltisstraße über einen flatschneuen, erst vor wenigen Wochen eröffneten Kunstrasen freuen darf, muss der SV von 1890 auf dem Nordplatz weiter auf Asche knüppeln. Der Ausbau des Platzes hat es aber in sich. Auf beiden Längsseiten findet man über die gesamte Platzlänge errichtete Stehtraversen mit handgezählten neun Stufen, die mehreren tausend Zuschauer Platz bieten würden. Überproportional viele Vereine Duisburgs tragen den Ortsnamen Hamborn im Namen. Das liegt daran, dass Hamborn gar kein Stadtteil ist, sondern ein Stadtbezirk, der in die fünf Stadtteile Alt-Hamborn, Neumühl, Marxloh, Obermarxloh und Röttgersbach gegliedert ist. Unnützes Wissen. Der SV 90 Hamborn ist ein türkisch geprägter Verein, auch wenn der Vereinsname dieses nicht Vermuten lässt. Der A-Ligist hatte im Kreispokal die Buchholzer Viktoria aus dem Süden der Stadt zu Gast. Die Gastgeber hielten gegen den Bezirksligisten sehr gut mit und mussten sich lediglich durch einen Sonntagsschuss, der nach einer halben Stunde Spielzeit einschlug, geschlagen geben. In der Schlussphase war der Außenseiter dem Ausgleich nahe, die finale Offensive wurde aber nicht mehr belohnt. Die Veranstaltung fand in insgesamt sehr entspannter und angenehmer Atmosphäre statt. Der Referee hatte keine Mühe und in den zwei, drei Situationen, in denen es doch mal hitziger wurde, schritt er mit viel Fingerspitzengefühl deeskalierend ein. Der überbackene Sucuk-Toast wirkte zudem auf meinen knurrenden Magen ebenfalls deeskalierend.

Essen – Sa., 18.10.2025, 16:30

Rot-Weiss Essen vs FC Viktoria Köln 1:0

Stadion an der Hafenstraße, 16.307 Zuschauer, 3.Liga
Kaum ein Gegner langweilt mich mehr, als die Viktoria von der ‚Schäl Sick‘. Und kaum ein Gegner war für den glorreichen RWE in den letzten Jahren unangenehmer. Seit der Wiederauferstehung der Viktoria vor 15 Jahren gab es gegen die Rechtsrheinischen wenig zu holen, zu Regionalliga-Zeiten war es sogar eine Art Angstgegner. Auswärts hat sich der RWE gegen die Kölner zudem das Torschießen abgewöhnt und in den letzten fünf Spielen in Höhenberg nicht mehr getroffen. Immerhin konnte daheim das Ruder inzwischen rumgerissen und die letzten beiden Heimspiele gegen den unbequemen Gegner gewonnen werden. Wenn in Köln über Fußball gesprochen wird, geht es in der Regel um den ‚EffZeh‘. Die paar Leute, die sich in der Domstadt nicht für die Geißböcke interessieren, interessieren sich dann am ehesten zur Fortuna, die Viktoria ist nur dritte Kraft. Im Gästeblock fanden sich daher die üblichen 150 Leute ein, welche den Höhenbergern schon seit jeher nach Essen folgen. Zu hören war von diesen natürlich wenig, nicht weil sie nicht wollten, sondern weil die 50 Aktiven unter den Mitgereisten einfach nicht laut genug waren. Dabei war die ‚Westkurve‘ heute auch eher solide unterwegs als brachial, richtig laut wurde es nur selten im Hexenkessel an der Hafenstraße. Das Spiel gab auch nicht zu viel Anlass für überkochende Emotionen. Dabei war die Leistung beider Teams durchaus ansprechend, taktisch aber sehr diszipliniert, so dass es nicht viele Torchancen zu sehen gab und sich das Geschehen eher zwischen den Strafräumen abspielte. Zwei ungefährliche Versuche von Arslan und Obuz für den glorreichen RWE und eine etwas bessere Möglichkeit für die Viktoria, die Golz aus kurzer Distanz vereitelte, mehr war es in der ersten halben Stunde nicht.
Gut fünf Minuten vor dem Seitenwechsel klingelte es dann doch im Kölner Kasten. Nach einer Brumme-Ecke stieg ‚Kopfballungeheuer‘ Arslan hoch und nickte zur Führung ein. Beinahe hätte Brumme selber noch vor dem Seitenwechsel getroffen, aber irgendein Kölner Recke hielt seine Rübe in dessen satten Schuss, der vermutlich sein Ziel gefunden hätte. Mit einer insgesamt verdienten Führung ging es in die Pause. Und auch nach dem Wechsel änderte sich nicht viel. Bei im Feld ausgeglichenen Spiel blieb der RWE vor dem gegnerischen Tor gefährlicher – Obuz und Arslan versuchten es noch einmal aus der Distanz. Danach hatten die Gäste eine etwas bessere Phase mit mehr Präsenz vor dem rot-weissen Tor. Auf dieses selber brachten sie die Murmel aber nicht. Stattdessen bekam Safi denn den Hochkaräter aufgelegt. Nach Alonsos schnell ausgeführtem Freistoß tauchte er mal wieder allein vor dem Torwart auf, entschied sich dieses Mal dafür, diesen zu umspielen, geriet dabei aber zu weit nach außen und beförderte das Spielgerät knapp am langen Pfosten vorbei. Die Kölner versuchten dann noch mal alles, aber in echte Schwierigkeiten brachten diese die Roten nicht, zu einfallslos waren die Vorstöße. Lediglich einmal musste Golz noch sei ganzes Können bei einem Kopfball von Lobinger zeigen. Da die Roten die Konterchancen auch nicht zu nutzen wussten, blieb es beim Sieg mit dem Minimal-Resultat. Damit kann es eigentlich mit breiter Brust ins Derby an der Wedau gehen. Die Verfolger-Gruppe hinter dem aus MSV und Energie bestehenden Duo ist eng zusammengerückt. Mit einem Sieg beim ungeliebten Nachbarn könnte sich der glorreiche RWE erst einmal oben festsetzen. Schwer genug wird es werden.

Dortmund – Mi., 15.10.2025, 19:00

BSV Schüren vs FC Gütersloh 1:7

Berg-Auf-Kampfbahn, 550 Zuschauer, Westfalenpokal Achtelfinale
Der Regionalliga-Tabellenführer aus Ostwestfalen wurde im Achtelfinale im Dortmunder Stadtteil Schüren vorstellig und wurde vom dort ansässigen Westfalenligisten empfangen. Zwei Ligen Unterschied können auf diesem Niveau durchaus spannende Pokalspiele erzeugen, heute war das absolut nicht der Fall. Zwar hatten die Gastgeber die erste dicke Möglichkeit, im Gegenzug ging der Favorit aber bereits nach fünf Minuten in Führung, blieb dominant und schraubte das Resultat bis zum Seitenwechsel auf eine sichere Drei-Tore-Führung hoch. Der Außenseiter traf nach etwas mehr als einer Stunde und – Achtung, Wortspiel – schürte noch mal Hoffnung, die jedoch wenig später durch den vierten Treffer der Gäste wieder erlosch. Drei Treffer in der Schlussphase gestalteten das Ergebnis dann unverhältnismäßig hoch. Etwa 100 Leute waren erkennbar aus Ostwestfalen angereist, die sich aber nur nach den Toren kurz bemerkbar machten, eine aktive Szene war nicht erkennbar.

Sneek – So., 12.10.2025, 14:00

SVC LSC 1890 vs VV Valthermond 6:1

Sportpark Leeuwarderweg, 170 Zuschauer, 3e Klasse Zondag H Noord
Der Sonntag führte mich nach Sneek, unweit von Leeuwarden liegend. Es blieb ausreichend Zeit für einen Rundgang durch den schönen, (natürlich) von Grachten durchzogenen Ort. Herausragend ist das Wassertor, erbaut im 17. Jahrhundert und Wahrzeichen der Stadt. Nach dem obligatorischen Besuch einer klassischen Fettschmiede ging es dann zum Sportpark Leeuwarderweg, wo der LSC 1890 eine Heimat hat. 
Sneker Voetbal Club Lycurgis Sparta Combinatie, es wurde damit eine Mythengestalt Spartas als Namenspate ausgewählt, heißt der Verein mit vollen Namen. Das fehlende ‚e‘ im Stadtnamen ist der ehemaligen Schreibweise des Ortsnamens geschuldet. Das Spiel der siebten Liga war natürlich nicht der Trigger, dieses Ziel auszuwählen, sondern die wunderschöne aus Holz gefertigte Tribüne mit dem angebauten Clubhaus, errichtet im sogenannten ‚Amsterdamer Stil‘. Beinahe 100 Jahre ist das Bauwerk nun alt, welches zwei Male dem Abriss entging, zunächst aufgrund von Brandschutzvorschriften, dann wegen Baufälligkeit. Nach der Restaurierung Ende des letzten Jahrtausends wurde der Komplex unter Denkmalschutz gestellt. Leider bilden Spielfeld und Tribüne keine echte Einheit. Zum einen passt der moderne Kunstrasenplatz nicht zum betagten Tribünen-Ensemble, zum anderen wirkt das Spielfeld durch (zu) großzügig installierte Fangnetze in sich geschlossen und die Lücke zwischen Feld und Tribüne ist unnatürlich groß. Dennoch ist es ein besonderer Ort, um Fußball zu schauen. Dass die Gastgeber ihr Heimspiel deutlich gewinnen konnten, interessierte dabei aber nur am Rande.

Leeuwarden – Sa., 11.10.2025, 21:00

SC Cambuur vs BV De Graafschap 2:0

Kooi Stadion, 14.215 Zuschauer, Eerste Divisie
In Leeuwarden in der niederländischen Region Friesland wurde im vergangenen Jahr ein neues Stadion eröffnet, in welchem der SC Cambuur der Fußlümmelei nachgeht. Das neue Stadion löste das alte ‚Cambuurstadion‘ ab, eines der letzten alten Profi-Stadien des Landes, welches in seiner Bauweise an ein altes englisches Stadion erinnerte. Das neue Stadion finde ich aber durchaus gelungen. Es verfügt wie das alte über vier einzelne Tribünen, hat damit einen gewissen Wiedererkennungswert, welche durch eine die Tribünen umfassende Architektur zu einer Einheit geschlossen werden. Es wurde in den Niederlanden jedenfalls schon schlechter neu gebaut. Mit vielen anderen Stadien gemein hat es, dass es von außen eher auf den zweiten Blick als Stadion zu erkennen ist. Deutliche Abzüge in der B-Note gibt es für in den Komplex integrierte Dienstleistungsbetriebe wie Fitnessstudio, Bowlingcenter und Einzelhandel, sowie die lieblos gestaltete Flutlichtkonstruktion. Im Anschluss an die glanzvolle Vorstellung des glorreichen RWE in Oberhausen bot sich das Heimspiel gegen De Graafschap aus Doetinchem an, die Zutrittsberechtigung wurde über meinen holländischen Spezial-Agenten klargemacht, besten Dank dafür.
De Graafschap aus dem Gelderland ist bei Spielbesuchen in der zweiten niederländischen Liga das bevorzugte Auswärts-Team, da in der Regel mit ordentlichem Support zu rechnen ist. Leider hat die Hauptgruppe der Szene aufgrund von Streitigkeiten mit der Vereinsführung vor einigen Monaten den Dienst quittiert. Dennoch ist das gut, was die verbleibende aktive Szene macht. Weitere Steine legte der Fußballverband den Reisenden mit Beginn dieser Spielzeit in den Weg. Alle Fans, welche die Auswärtsspiele ihres Vereins besuchen möchten, müssen sich – analog zur bereits geltenden Regelung für die ‚Eredivisie‘ – registrieren und eine ‚Uitkaart‘, eine Auswärtskarte beantragen. Mehrere Karten von verschiedenen Clubs zu besitzen ist nicht möglich. Die Folge ist, dass sich die Leute zwei Mal überlegen, ob sie das Kontrollspiel mitmachen und ihrem Club in die Ferne folgen. Trotz aller Widrigkeiten hatten sich 467 ‚Superboeren‘, zu Deutsch ‚Superbauern‘, der Spitzname der Anhänger von De Graafschap, nach Friesland aufgemacht und legten einen 1A-Support hin. Für niederländische Verhältnisse war das schon stark mit viel Fahneneinsatz, konsequent hoher Mitmachquote und abwechslungsreichen Gesängen.
Vom Spielverlauf ließen sie sich auch nicht ablenken und zogen durch. Cambuur ging als Tabellenzweiter natürlich als Favorit in die Partie und übernahm die Regie. Die Gäste hatten dennoch zwei, drei Male die Chance in Führung zu gehen, beraubten sich aber ihrer minimalen Sieg-Chance durch eine rote Karte nach angedeuteter Tätlichkeit. Mit dem Halbzeitpfiff setzte Cambuur die Überlegenheit in den Führungstreffer um. In Unterzahl hatten die Gelderländer nun eine Herkules-Aufgabe vor der Brust, die letztlich auch nicht bewältigt werden konnte. Cambuur hatte die Spielkontrolle und setzte kurz vor dem Ende den Schlusspunkt, während sich De Graafschap nur selten in Richtung des gegnerischen Sechzehners orientieren konnte. Für einen weitgehend tapferen Auftritt holten sich die Verlierer dann von den Mitgereisten verdienten Zuspruch ab. Die Heimkurve konnte ihr zweifelsfrei vorhandenes Potential nur selten abrufen. Optisch war  bis auf eine solide Zaunbeflaggung wenig zu sehen, das Herz der Kurve konnte man anhand zwei größerer und ein paar kleinerer Schwenker lokalisieren, die durchaus zahlreiche, überwiegend schwarz gekleidete Menge an Ultra-Orientierten war aber selten aktiv. Wirklich laut wurde es nur nach den Toren, eine vollkommen objektive Beurteilung kann ich mir aber nicht anmaßen, da ich nah am ‚Gasten-Vak‘ saß und von diesem ja dauerhaft beschallt wurde.

Oberhausen – Sa., 11.10.2025, 14:00

Rot-Weiß Oberhausen vs Rot-Weiss Essen 3:2

Stadion Niederrhein, 10.000 Zuschauer, Niederrheinpokal 2.Runde
Rot-Weiß gegen Rot-Weiss. Während beide Vereine in der Meisterschaft nun in der vierten Saison getrennte Wege gehen, kommt es beinahe jährlich zum Aufeinandertreffen im Verbandspokal. Bei den Fans des Deutschen Meisters von 1955 hielt sich das Interesse etwas in Grenzen, lediglich 3.500 Rot-Weisse hatten den kurzen Hüpfer über die Stadtgrenze mitgemacht, 10.000 Interessierte insgesamt waren aber sicher dennoch keine schlechte Zahl für dieses Spiel. Während der überwiegende Teil der aktiven Essener Szene ja nach wie vor die zweifelhafte Strategie fährt, im Niederrheinpokal erst im Finale aktiv in Erscheinung zu treten – nachvollziehbar bei Spielen gegen die ‚Kleinen‘, aber eher nicht gegen Vereine mit eigenen aktiven Gruppen – war es für die RWO-Anhängerschaft natürlich ein Highlight. So sammelten sich im einzigen kleinen überdachten Teil des Steh-Gästebereiches am Rande der ‚Kanalkurve‘ lediglich 150-200 sangeswillige Köpfe hinter einem schlichten Rot-Weiss Essen-Banner, die vermutlich von den ‚Freaks Ultras‘ geleitet, den glorreichen RWE akustisch unterstützten. Die ‚Emscherkurve‘ fuhr dagegen das volle Programm auf oder zumindest das, was man in Oberhausen volles Programm nennen kann. Das soll nicht zu despektierlich klingen, denn die verhältnismäßig kleine RWO-Szene rund um ‚Semper Fidelis‘ hat ja eingeklemmt zwischen den großen Ruhrgebiets-Clubs einen schweren Stand. Allerdings hätte ich erwartet, dass sich für das Spiel gegen die verhassten Nachbarn aus ‚Exxen‘, wie die Kulturhauptstadt von 2010 von den Anhängern einiger Erzrivalen ja gern bezeichnet wird, mehr akustische Unterstützer rekrutieren ließen. Letztlich waren es nicht viele mehr als auf Gästeseite, aber eben durch einen Capo organisiert und mit einem günstigeren Standort.
Auffallend war zudem die Zaunbeflaggung, denn von dem guten Dutzend Stofflappen, die rechts und links der zentralen Gruppenfahne festgezurrt wurden, hatte die Hälfte nur bedingt mit RWO zu tun. Die Ulmer Fetzen konnte ich mir aufgrund der offiziellen Freundschaft der Szenen noch erklären, die anderen Lappen dürften ihren Grund in persönlichen Kontakten und Vorlieben finden. Der Zaun der Heim-Kurve war geteilt vom mittig platzierten Club-Wappen auf der einen Seite mit roten und auf der anderen mit weißen Plastikbahnen behangen worden. Über diesen stieg in der jeweiligen Farbe eine stattliche Rauchwolke in den Himmel, die den Platz zum Kick-off ordentlich einnebelte. Ein simples aber stimmiges Bild. Um mal den Klugscheiß-Modus zu bedienen sei erwähnt, dass ich schon vor der Partie darauf hinwies, dass dieses Los ein angemessenes Blamage-Potential birgt. Ein inkonstanter RWE und eine trotz ja eigentlich überdurchschnittlicher Besetzung in dieser Saison bisher äußerst löchrige Defensive waren ausreichende Faktoren dafür. Gegen meine These sprach dann das frühe Führungstor durch Arslan, der einen abgewehrten Ball von der Strafraumgrenze wie an der Schnur gezogen ins RWO-Gehäuse schweißte. Danach hatte der glorreiche RWE erstmal alles im Griff, fiel dann aber in den trügerischen Verwaltungsmodus und die Gastgeber fanden allmählich in die Partie.
Spätestens Mitte der ersten Hälfte gewann RWO die Oberhand und bereitete der RWE-Defensive über schnelle, quirlige Außenstürmer Probleme. Wienand, der wie üblich im Verbandspokal anstelle von Golz das Tor hütete, hatte in der Spieleröffnung nicht seinen besten Tag. Sein viertes beschissenes Zuspiel setzte den angedachten Empfänger Moustier dann endlich so unter Druck, dass die Murmel verloren ging. Ein schöner Pass in die Spitze und einen Lupfer später stand es Remis, aber als guter Gast muss man ja auch Geschenke mitbringen. Mit dem Pausenpfiff drehte der Underdog die Partie dann komplett. Der nicht konsequent angegriffene Offensivakteur mit dem wohlklingenden Namen Burinyuy Nyuydine schlenzte zur mittlerweile verdienten Führung ein. Für mich überraschend reagierte Coach Koschinat in der Pause noch nicht. Kurz nach dem Wechsel hätte Arslan dann frei vor dem Tor den Ausgleich erzielen müssen, tat er aber nicht. Stattdessen erzielte RWO nach unnötigem Ballverlust den dritten Treffer. Die Abwehr zeigte sich mal wieder völlig aus den Fugen, so dass ein RWO-Akteur die Führung mit platziertem Schuss vom Sechzehner einigermaßen unbedrängt ausbauen durfte.
Der RWE zeigte wenig Reaktion auf das drohende Desaster, es fehlte mal wieder an allem. Wenig Laufbereitschaft, der Spielaufbau langsam, pomadig, einfallslos, man fühlte sich an triste Regionalliga Zeiten erinnert. Dazu vermisste ich den letzten Einsatz, die Bereitschaft, sich mal richtig zu quälen. Eigentlich hatte ich nie das Gefühl, dass dieses Spiel noch eine Wendung erfahren konnte. Das änderte sich als Koschinat mit den letzten Wechseln auf bedingungslose Offensive setzte und Brumme ein paar Minuten vor Schluss aus der Distanz verkürzen konnte. Geholfen hat es nix mehr. Der RWO geriet nochmal etwas ins Schwimmen, verteidigte aber nun mit Mann und Maus, Glück und Geschick. Zwei gute Einschussmöglichkeiten wehrte der Oberhausener Schlussmann stark ab, dann war es vorbei und ein Ausgleich wäre auch nicht verdient gewesen. Jedes Jahr kann man den Pokal auch kaum gewinnen, die Art und Weise des Ausscheidens ist allerdings bedenklich. Aber mit einem vierten Platz in der Liga würde die Quali für den DFB-Pokal ja auch noch erreicht.
Kann das klappen? Denn plötzlich ist sie da, die Trainerdiskussion! Die starke Rückrunde und ein optimierter, verbesserter Kader haben Begehrlichkeiten geweckt. Coach und Mannschaft bekommen jedoch einfach keine Konstanz in die Leistungen. Auf ein gutes Spiel folgt regelmäßig ein schwaches. Die Abwehr frisst einfach zu viele Gegentore, daher sollte eine defensivere Ausrichtung eventuell die bevorzugte Lösung sein und genau damit konnte auch die letzte Rückrunde erfolgreich bestritten werden. Ich halte es für verfrüht, Uwe Koschinat in Frage zu stellen. Sicher, zum Teil kann ich Kritikpunkte nachvollziehen. Ständiges Rotieren hemmt die Findung einer Stammformation, fördert aber auf der anderen Seite die Fähigkeit flexibel auf Spiel- und Personalsituationen reagieren zu können. Was Vorgänger Dabrowski vorgeworfen wurde – zu einsilbig, zu wortkarg, mangelnde rhetorische Fähigkeiten – fällt nun auch Koschinat auf die Füße, nur umgekehrt. Zu detailliert seien seine Ausführungen, zudem rede er jeden Gegner stark. Und wenn – durch Worte wurde noch kein Kontrahent auf dem Spielfeld übermächtig. Zudem schätze ich seine Fähigkeit zur differenzierten Analyse, für mich eher ein Beweis, dass er sein Fach versteht. Nach meinem Erachten sind Verein und auch Umfeld gut beraten, dem Trainer Zeit zu geben. Aber der RWE-Anhang wäre nicht der RWE-Anhang, wenn nicht nach zwei Siegen der Europapokal ins Visier genommen und nach zwei Niederlagen höchste Abstiegsgefahr ausgerufen würde. Dabei dürfte es allen gut tun, wenn Trainer und Mannschaft in Ruhe arbeiten können. Aber klar dürfte sein, dass es in den nächsten Wochen rauhe See geben kann. Die Aktiven könnten die Wogen am Ehesten glätten. Also volle Fahrt voraus!