Riga – Sa., 06.09.2025, 16:00

Latvia vs Srbija 0:1

Daugavas stadions, 6.238 Zuschauer, WM-Qualifikation Gruppe K
Am nächsten Morgen wurde der Rundgang durch Kaunas nachgeholt, bevor mich der Flixer – aus Berlin kommend und zum Glück pünktlich – in die lettische Hauptstadt brachte. Ich hatte die Stadt von meinem ersten, lange zurückliegenden Besuch gar nicht so sehenswert in Erinnerung.
Dass ich das falsche Hobby habe, zeigte sich auf der Fahrt auch wieder. Busse, Züge, Flugzeuge sind mir einfach zuwider. Es gibt einfach zu viele Idioten mit zu vielen nervigen Idioten-Eigenarten. Oftmals mag ich fremde Menschen einfach nicht. Mal abgesehen davon ist der Fernbus eh das beschissenste Fortbewegungsmittel, die Zwischenstopps kosten einfach zu viel Zeit und halten nur unnötig auf. Der Zug als Alternative hätte bei vier Stunden Fahrzeit aber genauso lange benötigt, mit nur einer täglichen Verbindung um 7:00 Uhr morgens zu frühes Aufstehen bedeutet und wäre zudem doppelt so teuer gewesen. Am späten Nachmittag in Riga angekommen, hatte ich keine Termine und ließ den Abend mit einem guten Burger und ein paar Gerstensäften in Ruhe verstreichen. Ohne den Wecker zu stellen, pennte ich am nächsten Morgen bis beinahe 10:00 Uhr – dass ich das im hochsenilen Alter noch schaffe. So fiel der Rundgang durch die wunderbare Altstadt von Riga etwas straffer aus, bevor ich mich mit zwei bekannten Gesichtern in einem Lokal traf. Absurderweise nicht mit beiden zeitgleich, sondern nacheinander, aber unterschiedliche Ansprüche erfordern eben unterschiedliche Zeiten, um ein Stadion zu betreten.
Ein Bolt-Taxi beförderte uns für wenig Geld in die Gegend um das Stadion. Man fragt sich manchmal echt, wo da für die Hasardeure noch ein Verdienst hängen bleibt. Ein Pre-Match-Bier später, betraten wir das Stadion. Den Rucksack durfte ich glücklicherweise mit hinein nehmen. Keine Powerbank, keine kleinen Kosmetik-Utensilien oder Medikamente wurden bemängelt, nur das angebissene Twix musste ich entsorgen. Die Schwerpunktsetzung bei den Einlasskontrollen bleibt manchmal unergründlich. Der Besuch des ‚Daugavas stadions‘ lag schon einige Zeit am Herzen. Auch bei dieser Spielstätte ist ein Länderspiel die bessere Wahl, zumal im ‚Daugavas‘ nur unregelmäßig Liga-Fußball gespielt wird. Das Stadion bietet viele Merkmale einer typischen ‚Ost-Schüssel‘ – fehlende Dächer, Laufbahn, große Anzeigetafel und utopische Flutlichtmasten in Form von überdimensionalen Fliegenklatschen. Alleine diese Lichtmasten rechtfertigen die Anreise, denn derart monströse Installationen finden sich in der globalen Stadionwelt leider immer weniger. Das Stadion hat diverse Evolutionsphasen durchgemacht, war mal komplett von Rängen umgeben, dann stand wieder mal nur die Haupttribüne. Die letzte Sanierung vor einigen Jahren hat dem Rund neue Tribünen in den Kurven geschenkt. Auf der Gegengeraden wurde auf einen Tribünenbau verzichtet, da dort nur wenig Platz bis zum dahinterliegenden Bahndamm ist. Stattdessen wurde dort eine große Video-Leinwand errichtet.
Mit etwas über sechstausend Besuchern war die Partie nicht allzu gut besucht. Das zeitgleich in Riga stattfindende Viertelfinale der Basketball-EM zwischen Lettland und dem favorisierten Nachbarn aus Litauen zog deutlich mehr, da kann sich der gemeine Lette nicht groß mit dem lästigen Fußball aufhalten. Serbische Fans waren nur in kleiner Zahl anwesend. Der serbische Verband hatte das ihm zustehende Kontingent nicht angenommen, mit dem Verweis darauf, dass keine mitreisenden Fans zu erwarten seien. Eine etwa zwanzigköpfige Gäste-Gruppe fand sich dennoch in der Heimkurve ein und wurde geduldet. Eine etwa fünfzig Leute starke Ultra-Gruppe der Gastgeber kam in einem kleinen Corteo zum Stadion gelaufen und sendete sogar eine kleine Rauchwolke in den Nachmittagshimmel – südländische Begeisterung am Rigaischen Meerbusen. Kurz nach Beginn des Spieles präsentierten die ‚Ultras Latvia‘ pro-ukrainische Banner am Geländer und ein Transparent, dass einen massiven Schuh zeigte, mit welchem ein Käfer in den Farben der russischen Landesflagge zertreten wurde, was auch als Spitze gegen den heutigen russlandfreundlichen Gegner gewertet werden durfte. Über das Spiel darf man kaum Worte verlieren, das war eher drittklassiges Gebolze auf europäischer Nationen-Ebene.
Unmittelbar nach dem Spiel traf ich mit zwei weiteren ebenfalls anwesenden Mitgliedern der Bewegung zusammen, um ein Taxi zum Flughafen zu teilen. Bis jetzt war die Reise eine günstige Nummer, dann aber fiel mir auf, dass ich den Online-Check-in vergessen hatte. Diesen am Airport am Schalter durchzuführen, lässt sich der irische Low-Coster fürstlich bezahlen. Über die Höhe des Salär wird nicht gesprochen, denn der Gentleman genießt und schweigt. Man muss eben alles mal gemacht haben… Nicht einmal zwei Stunden nach Abpfiff hob der Flieger mit uns gen Köln-Bonn ab, wo mich meine geschätzte Gattin einsammelte und nur fünf Stunden nach Abpfiff legte ich bereits mit einem köstlichen Brauerzeugnis aus dem Hause Jacob Stauder in der Hand die Füße auf der heimischen Couch hoch.