
Rot-Weiss Essen vs VfL Osnabrück 1:1
Stadion an der Hafenstraße, 18.047 Zuschauer, 3.Liga

Flutlicht-Heimspiel an der Hafenstraße und zwar schon das dritte im dritten Heimspiel dieser Saison. Es gab Zeiten – da war es allerdings auch noch das Georg-Melches-Stadion – da war die Hafenstraße bei Abendspielen beinahe uneinnehmbar. Wenn die legendären riesigen Masten das gleißende Licht auf das Grün warfen, passierte irgendetwas mit Spielern und Anhängern und mit dem Messer zwischen den Zähnen wurde beinahe jeder Gegner bezwungen. Lang ist es her. Dass an der Hafenstraße heute eine Festung steht, kann man leider nicht behaupten. Das sollte sich auch gegen die Niedersachsen wieder zeigen. Mit identischer Start-Elf wie beim Spiel in Regensburg ging es los. Irgendwie hatten die Roten im ersten Durchgang auch das Zepter in der Hand, aber auf bescheidenem Niveau und die defensiv-starken Lila-Weißen ließen kaum mal etwas zu. Die Roten begünstigten dieses mit ihrer zu lahmen Spielweise ohne jeden Überraschungsmoment. Das berühmte Spielglück war heute auch nicht in Rot und Weiss gekleidet. Die zweiten Bälle landeten einfach vermehrt beim Gegner als in den eigenen Reihen. Die Standards, die es auf beiden Seiten einem recht zerfahrenen Spiel genügend gab, waren alle komplett ungefährlich. Je eineinhalb brauchbare Torchancen hüben wie drüben, mehr war in der ersten Hälfte nicht.
Wer gehofft hatte, dass in der Pause an den richtigen Schrauben gedreht würde, sah sich getäuscht. Es gab eine frühe Gelegenheit durch Mause, der noch überhaupt nicht in der Mannschaft angekommen scheint, und danach ebbte das Geschehen wieder ab und fand über weite Strecken auf noch schwächerem Niveau statt als Durchgang eins. Der VfL agierte nun auf Augenhöhe ohne echte Gefahr heraufzubeschwören und die Roten hatten weiter Probleme beim Spielaufbau. Teilweise war das echter Standfußball ohne Ideen und ohne jedes Tempo. Dabei ist genau die Geschwindigekit der entscheidende Faktor im Essener Spiel. Die Mannschaft kommt ja gerade über Mentalität und Intensität ins Rollen, beides fehlte heute auf ganzer Ebene. Unerklärliche Probleme bei der Ballkontrolle und jede Menge Fehlpässe komplettierten eine fade Angelegenheit. Auch die Hereinnahme des schnellen Safi ändert wenig, wie überhaupt alle Einwechselungen wirkungslos blieben. Nicht ein Akteur konnte an die gute Leistung der Vorwoche anknüpfen. Mitte der zweiten Spielhälfte gab es dann Strafstoß für die Gäste. Schon der fünfte Elfer gegen den RWE im sechsten Saisonspiel. Golz sprang traditionell und zielsicher ins falsche Eck und der VfL führte. Allerdings nur zwei Minuten. Eigentlich war das ein ‚Das erste Tor gewinnt-Spiel‘ aber Moustier nutzte eine Unordnung nach einem Eckball in der sonst stabilen Gäste-Abwehr zum Ausgleich.
Die leise Hoffnung auf eine Schlussoffensive machte sich breit, es war aber schnell klar, dass diese sich nicht erfüllen würde. Die aus einer Fünfer-Kette agierenden Gäste machten hinten dicht. Vor allem das rot-weisse Passspiel war heute unter aller Kanone, ohne jede Präzision und ohne jede Kraft. Da fehlte komplett das Zeichen zum Aufbruch. Dass der zehn Minuten vor dem Ende eingewechselte Owusu sich eigentlich als erster einen harten Flachpass diagonal durch das Mittelfeld zutraute, sagt eigentlich alles aus. In den letzten Minuten übernahmen dann die Osnabrücker das Kommando und versuchten zart noch auf den Siegtreffer zu gehen. Das aber auch völlig ungefährlich und ohne Konzept und dennoch verharrten die Roten wie ein Kaninchen vor der Schlange. Mehr noch, Panik machte sich breit und es wurden Bälle nur noch planlos aus dem Sechzehner gelöscht, völlig unverständlich. Zudem war es in der Schlussphase im Stadion mucksmäuschenstill, da beide Kurven wegen eines medizinischen Notfalls aus Respekt den Support einstellten. Man fühlte sich an Corona-Zeiten erinnert als nur wenige hundert Leute ins Stadion durften. Der VfL-Anhang war bis dahin lautstark unterwegs, während die ‚Westtribüne‘ nicht so richtig in Schwung geraten war. Aus dem nichts bekam Müsel in der letzten Minute der Nachspielzeit noch die Kopfball-Chance zum unverdienten Sieg, aber die Murmel lief am langen Pfosten vorbei und aus war es. Das war mal so ziemlich gar nix und sicherlich das schlechteste Spiel, seit Koschinat an der Linie steht. Auswärts ungeschlagen und daheim sieglos. Da offenbart sich deutlich wo angesetzt werden muss. Next Level Hansa Rostock zu Hause – mal schauen ob dann der Knoten platzt.
















































































