Hannover – Sa., 09.08.2025, 17:00

SV Arminia Hannover vs TuS Krähenwinkel/Kaltenweide 1:2

Rudolf-Kalweit-Stadion, 400 Zuschauer, Landesliga Hannover
Nach dem eher unglücklichen Auftritt des glorreichen RWE biederte sich zwei Kilometer Luftlinie entfernt noch ein besonderes Stadion an. Das Rudolf-Kalweit-Stadion beherbergt die traditionsgeschwängerte Arminia, ein Verein mit bewegter Geschichte, bis auf kurze Phasen auf Augenhöhe eigentlich immer im Schatten der 96er stehend. Dennoch ist der Club in Hannover beliebt und kann sich über eine kleine Fan-Base freuen. Bemerkbar machte sich diese zwar nur selten, aber dafür hingen beinahe mehr Fahnen am Zaun hinterm Tor, als sich aktive Supporter zu erkennen gaben. Mit breitem Getränke- und Grillangebot konnte das Catering maximal überzeugen. Unbestrittener Star der Veranstaltung war aber natürlich diese wunderbare aus der Zeit gefallene Spielstätte, in der ich Mitte der 10er Jahre schon einmal ein Spiel gesehen hatte. Die überdachte Haupttribüne, in deren Bauch sich eine kultige Stadiongastronomie befindet – da werden Erinnerungen an das Georg-Melches-Stadion wach – wird flankiert von stark bewachsenen Stufen, die eigentlich nicht mehr für die Zuschauer freigegeben sind. Die Hintertortribüne und die Gegengerade mit ihren begrünten Stufen vereinigen sich im Eck und luden am heutigen Tage zum Sonnenbaden ein. Leider verpatzten die Arminen als Oberliga-Absteiger mit einer Heimniederlage den Saisonstart. Abschließend gilt es die Aufmerksamkeit noch auf zwei besondere Akteure im Vereinsgefüge zu lenken. Anstelle eines Rasenmähers weiden außerhalb der Spieltage zwei Schafe auf den Rängen, um den Graswuchs im Rahmen zu kontrollieren. Diese haben ihr Refugium hinter dem tribünenfreien Tor und von dort einen guten Blick auf das Spielgeschehen.

Hannover – Sa., 09.08.2025, 14:00

TSV Havelse vs Rot-Weiss Essen 1:1

Eilenriedestadion, 3.012 Zuschauer, 3.Liga
Wie im letzten Jahr führte der zweite Spieltag die Roten in die niedersächsische Landeshauptstadt. Dieses Mal war der Gegner aber nicht die Reserve der 96er und der Spielort nicht das große Niedersachsenstadion. Gespielt wurde im Leistungszentrum des hiesigen Branchenführers und als Spielgefährten stellten sich die Emporkömmlinge des TSV Havelse aus dem benachbarten Garbsen zur Verfügung. Der TSV ist ja irgendwie nicht kaputtzukriegen. Der ‚ganz große‘ Fußball blieb dem Club bis auf eine Zweitliga-Saison Anfang der 90er Jahre zwar verwehrt, aber immer wieder steckt der kleine Fisch den Kopf auf dem Wasser, um ein wenig mit den ‚Großen‘ mitzuschwimmen. Kann mein einerseits Respekt zollen, dass dieser Verein, der ja komplett im Schatten der 96er verschwindet, das Maximum an Möglichkeiten ausschöpft. Muss man aber nicht, denn Spiele gegen solche Vereine vermitteln ja das Gefühl eines ‚Pre-Season-Friendly‘. Dass die eigentliche Heimspielstätte des TSV keine Zulassung für die 3.Liga besitzt und der Verein, daher nicht ein echtes Heimspiel austragen kann, stellt dieses Projekt dann spätestens komplett in Frage und schiebt es in die Kategorie ‚Braucht man nicht, kann weg‘. Unabhängig davon werden aber keine Punkte verschenkt und das vermeintlich leichteste Auswärtsspiel der Saison mutiert zu einem der schwierigsten.
So kam es dann auch wenig überraschend. Die Gastgeber standen vom Anpfiff weg mit einer Art Raute aus acht defensiven Spielern tief und kompakt, ein Mittelfeld existierte eigentlich gar nicht und vorne hofften zwei Stürmer auf den langen Ball, der mal durchrutscht. Der deutlich favorisierte glorreiche RWE nahm also die Rolle des Spielgestalters ein und hatte gefühlte 110 Prozent Ballbesitz. Der extrem tief stehende Gegner entschärfte dadurch die beste Offensivwaffe der Roten, nämlich das schnelle Umschaltspiel nach Ballgewinn. Zum einen gab es kaum Ballgewinne, weil das Streitobjekt fast ausschließlich in den Reihen der Rot-Weissen zirkulierte, zum anderen ist der temporeiche Überfall eines Gegners, der schon mit der halben Truppe auf der Torlinie steht, eben nicht möglich. Das Ziel der Gastgeber war von Sekunde eins an klar – ein torloses Remis sollte es werden oder im besten Falle ein Fußballwunder durch einen goldenen Konter. Den gab es schon im ersten Durchgang, als Aufstiegsgarant Ilic aus spitzem Winkel das Aluminium testete. Und der RWE? Viel zu umständlich und behäbig im Aufbau, ideenlose Angriffe, die nur zu wenigen eher ungefährlichen Szenen führten, stumpfe Standards, von den kaum einer den eigenen Mitspieler fand. Ergo ging es torlos in die Kabine und im zweiten Durchgang sah es kaum anders als im ersten, mit dem Unterschied, dass es im Strafraum des TSV brenzliger zuging. Die Gefahr kam aber von außerhalb.
Brumme, Alonso und Obuz zwangen den Schlussmann der Havelser dazu, sein Können zu zeigen. Als sich dann alle mit dem torlosen Remis abgefunden hatten, segelte noch mal eine Mizuta-Flanke in der Sechzehner und der aufgerückte Kraulich hielt seine Pläte zur Führung hin. Erleichterung, Pflichtaufgabe doch noch spät erledigt. Dachten alle, stattdessen war es nur das Startsignal für eine wilde Nachspielzeit. Der TSV konnte völlig überraschend plötzlich doch die Mittellinie überqueren. Zunächst aber ließ der RWE eine Drei-gegen-eins-Konterchance liegen. Owusu erkämpfte sich erst großartig den Ball, wartete dann viel zu lange mit dem Abspiel und versuchte statt Mizuta, der sich links freigelaufen hatte, den mittlerweile im Abseits stehenden Obuz einzusetzen. Unfassbar. Der nächste Fehler geschah auf der anderen Seite. Wienand hatte eine Flanke locker abgefangen und anstatt den Ball erst einmal zu sichern und das Tempo rauszunehmen, wagte er den schnellen Abwurf. Die Murmel ging verloren, ein letzter Ball segelte in der RWE-Strafraum und Paldino nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor unbedrängt mit der Brust an und pflasterte das Ding per Fallrückzieher zum Ausgleich in den Giebel. Wenn es nicht den eigenen Verein getroffen hätte, müsste man den Fußball dafür lieben. So ergaunerte sich der TSV einen schmeichelhaften aber eventuell gar nicht mal unverdienten Punkt, denn letztlich war das Konzept ja aufgegangen. Für die Roten war es natürlich eine gefühlte Niederlage und dass nun erstmal das Bonusspiel im Pokal gegen die Dortmunder Borussia ansteht, ist vielleicht gar nicht so schlecht, um die Truppe vor dem nächsten (schweren) Auswärtsspiel in der hessischen Landeshauptstadt zu resetten.
Knapp 2.000 Rot-Weisse waren angereist und hatten natürlich die Stimmungshoheit. Die zwei Dutzend – sorry, auch wenn ich mich mühe, jeder noch so kleinen Anhängerschar Respekt entgegenzubringen, muss man es so sagen – Hanseln der Gastgeber, waren kaum der Rede wert. Eine organisierte Szene hat der TSV nicht, die paar Fähnchenschwenker waren nicht zu hören und hätten es auch ganz sein lassen können. Auf optische Elemente verzichtete der RWE-Anhang und beließ es bei Spruchbändern, natürlich zum Ableben von Frank Mill, der seine Karriere bei Rot-Weiss begann und in Liga eins und zwei in 120 Spielen 74 Mal für den RWE getroffen hatte, und auch gegen die überteuerten Eintrittspreise des TSV Havelse. Im ‚Eilenriedestadion‘ hatte ich vor 15 Jahren schon mal ein Spiel besucht. Die heutige Anlage hat mit der damaligen kaum mehr was zu gemein. Der Platz wurde um 90 Grad gedreht, die Laufbahn und die alten Ränge drumherum abgetragen. Lediglich die alte Haupttribüne blieb stehen, wurde aber zur Hintertor-Tribüne degradiert Auf den Geraden wurden zwei neue recht schmucke Tribünen hingedengelt. Mit weiteren Spielfeldern und entsprechendem Warmgebäude entstand so das Nachwuchsleistungszentrum von Hannover 96.

Nordhorn – So., 03.08.2025, 15:00

SV Vorwärts Nordhorn vs SV Eintracht Nordhorn 5:2

Waldstadion, 1.700 Zuschauer, Landesliga Weser-Ems
Lange Jahre war die Eintracht aus Nordhorn eine Institution in der Oberliga Nord, nach deren Umstrukturierung dann in der Oberliga Niedersachsen. Davor erlebte der Verein eigentlich seine erfolgreichste Phase und spielte zwei Jahre in der Regionalliga Nord, musste die Klasse aber im Zuge der Regionalliga-Reform wieder in Richtung Oberliga verlassen, kratzte danach jedoch noch mehrfach vergeblich am Wiederaufstieg. Anfang der 10er Jahre ging der von Schulden geplagte Verein in die Insolvenz und musste in die Landesliga zwangsabsteigen, nur zwei Jahre darauf ging es gar runter in die Bezirksliga. Der heutige Verein heißt zwar wie er heißt, ist aber eigentlich ein Fusionsverein, der seinen alten Namen zurückerlangte. Eine Fusion mit der Eintracht ging auch schon der heutige Gastgeber Vorwärts ein. Das war allerdings kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und der SV Vorwärts wurde schon bald neu gegründet. In der Bezirksliga erzielte die Eintracht stets gute Platzierungen, der Wiederaufstieg in die Landesliga gelang aber erst in diesem Sommer. Vorwärts hatte den bekannteren Lokalrivalen inzwischen überholt und sich in der Landesliga etabliert. Beeindruckende 1.700 Zuschauer pilgerten zum Derby und gleichzeitig Saisonstart auf die Anlage. Die Eintracht hat grundsätzlich das Ziel, den Verein wieder in höheren Sphären zu platzieren, heute wurde aber erst einmal Lehrgeld bezahlt. Daran konnten auch die Ex-Rot-Weissen Marius Kleinsorge und Hedon Selishta nichts ändern, war mir gar nicht bekannt, dass diese ihre Knochen nun für Eintracht Nordhorn strapazieren.
Die Gastgeber starteten deutlich zielstrebiger in die Partie, die Eintracht schien sich in der neuen Liga erst einmal sortieren zu müssen. Das gelang nicht gut. Zunächst musste man den frühen Führungstreffer des Gegners schlucken, dann wurde das Team durch eine Ampelkarte bereits nach 20 Minuten dezimiert. Die Entscheidung erschien allerdings überhart und der Referee strahlte insgesamt wenig Souveränität aus. Absurderweise war die Eintracht plötzlich viel präsenter und erarbeitete sich Chancen. Wie so oft nahm ein Platzverweis anderen Einfluss als vermutet, weil System und Ausrichtung plötzlich durcheinandergeraten und der psychologische Effekt eh nicht zu unterschätzen ist. Am Ergebnis änderte sich bis zur Pause nichts, auch weil die Eintracht die Riesenchance auf den Ausgleich durch einen verschossenen Elfmeter vergab, und nach dem Seitenwechsel konnte Vorwärts bis zur 60. Minute auf 3:0 erhöhen. Spieler des Tages wurde dann der nach einer Stunde Spielzeit eingewechselte Gäste-Akteur, der bereits nach 60 Sekunden wegen einer Notbremse wieder des Feldes verwiesen wurde. Zwar war auch diese Entscheidung sehr hart, weil sich auf gleicher Höhe noch ein Verteidiger befand, aber allein für die Dämlichkeit war der rote Karton ja gerechtfertigt. Mit dem vierten Vorwärts-Streich war die Nummer eigentlich entschieden, aber zu neunt kam die Eintracht unerwartet zurück und erzielte um die 70. Minute zwei Buden. Es sollte aber für mehr nicht reichen und zehn Minuten vor Schluss war die Schlappe mit dem fünften Treffer für die Gastgeber auch besiegelt.

Essen – Fr., 01.08.2025, 19:00

Rot-Weiss Essen vs TSV München von 1860 1:1

Stadion an der Hafenstraße, 19.300 Zuschauer, 3.Liga
Saisonauftakt an der Hafenstraße – endlich wieder normale Leute! Am ersten Spieltag stellte sich mit den Münchner Löwen ein, wenn nicht sogar der Top-Favorit auf den Aufstieg zum Eröffnungsspiel vor. Die Giesinger hatten mit starken Verpflichtungen aufhorchen lassen, da seien nur die Bundesliga-Akteure Volland und Niederlechner genannt. Doch auch in Essen ist nach einer starken Rückrunde und einer beeindruckend souveränen Vorbereitung eine Euphorie zu spüren. Nicht wenige nehmen dabei ebenfalls das Wort ‚Aufstieg‘ in den Mund. Ich bin da eher vorsichtig und kann diese – nun ja, ist es schon eine Erwartungshaltung oder nur eine Hoffnung? – nicht mittragen. Zum einen bin ich, geläutert durch mittlerweile 40 Jahre mit dem RWE, eher vorsichtig veranlagt, zum anderen stand der glorreiche RWE im Winter noch mit einem Bein in der Regionalliga und allein aus diesem Grunde halte ich Demut für angebracht. Natürlich, die Stamm-Mannschaft wurde bis auf die durch den Vermieter Hertha BSC beendete Leihe von Eitschberger gehalten und auch noch verstärkt, aber dennoch müssen die Leistungen der Rückrunde erst einmal bestätigt werden. Daher meine ich, dass man zunächst mal die 44 oder 45 Punkte zum sicheren Klassenerhalt sammeln sollte, bevor ausgelotet werden kann, was als Bonus möglich ist. Eine stressfreie Saison wäre wünschenswert, grundsätzlich glaube ich, dass die Truppe in Rot und Weiss genug Qualität und Selbstbewusstsein dafür mitbringt.
Seit dem Wiederaufstieg wurde jedes Auftaktspiel verloren, diese Serie würde natürlich irgendwann reißen. Ich hatte erwartet, dass sich beide Mannschaften in der Anfangsphase ein wenig beschnuppern, gegenseitiger Respekt war sicher vorhanden. Stattdessen ging es direkt in die Vollen. Moustier brachte in der sechsten Minute einen seiner Raketen-Einwürfe in den Strafraum, bekam die Kugel nach kurzem Durcheinander zurück und brachte diese hart auf den kurzen Pfosten, wo der aufgerückte Alonso das leicht abgefälschte Ei aus einem Meter mit der Rübe zur Führung über die Linie drückte. Die Löwen zeigten sich davon unbeeindruckt und versuchten Ihr Spiel überlegt aufzubauen. Die Roten knüpften dagegen an die vergangene Saison an und praktizierten ihr schnelles Umschaltspiel nach Ballgewinn. Es dauerte dann ein wenig, dann ging die wilde Fahrt wieder ab. Während der für den nicht einsetzbaren Golz das Tor sichernde Wienand wieder stark performte und zwei gute Möglichkeiten der Sechz’ger spektakulär klärte, hätte Safi auf der Gegenseite den zweiten Treffer markieren müssen. Nach langem Ball setzte er sich stark gegen zwei Verteidiger durch, ließ noch den Torwart aussteigen, traf dann aber die Kirsche nicht richtig, eventuell hätte aber ein Richtung Torlinie zurückgeeilter Löwen-Akteur das Spielgerät eh noch sichern können.
Eine Schlüsselszene? Sicher nicht, denn es ging weiter rauf und runter. Moustier und Arslan versuchten es aus der Distanz, leider erfolglos. Kurz nach der Pause hatte der bereits gelb-verwarnte Kraulich Glück, nicht unter Dusche zu müssen. Da sich Volland aber nach dem klaren Foul direkt wieder aufrappelte und damit die Vorteilsregel zog, blieb der Defensivmann verschont. Der zweite Durchgang spiegelte den ersten hinsichtlich der Grundausrichtung, die Anzahl der Torraumszenen konnte jedoch nicht mehr ganz mithalten. Arslans Strahl rauschte am rechten Pfosten vorbei, eher dann Niederlechner auf die Reise geschickt wurde und den herauseilenden Wienand mit einem Heber zum Ausgleich überwand. Möglich, dass der Torschütze sich ein paar Zentimeter im Abseits befand. Wenn dem so war, wäre es ärgerlich und doch nehme ich die eventuelle Fehlentscheidung lieber hin, als mich mit dem VAR-Gewürge herumärgern zu müssen. Die letzten zehn Minuten gehörten dann klar dem RWE und die Sechz’ger waren nun doch eher bemüht den Punkt zu sichern. Arslan zwang Dähne – vom Bundesliga-Absteiger Holstein Kiel ins Tor der Löwen gerückt – nochmal zu einer Glanztat und dann war es vorbei. Die Gäste hatten deutlich mehr Ballbesitz, der Deutsche Meister von 1955 mehr und bessere Gelegenheiten. Unter dem Strich würde ich das Remis als gerechtes Resultat bewerten. Schlechtester Mann auf dem Platz war übrigens der Schiedsrichter, der eine klare Linie vermissen ließ und auch bei den ausgesprochenen Verwarnungen nicht souverän wirkte.
Die Hafenstraße war (natürlich) ausverkauft. Die RWE-Kurve hatte zum Fahnentag aufgerufen, was ja immer eine schöne Optik ergibt. Außerdem wurden zum Intro Bengalfackeln gezündet, kein optimales Stilmittel bei Tageslicht, aber natürlich besser anzuschauen, als wenn es gar nicht qualmte. Die Löwen hatten den Away-Bereich selbstredend auch ausverkauft und performten lautstark ohne optische Elemente. Der Support des blau-weißen Anhangs ist ja immer eher sachlich ohne übertriebenen Ultra-Singsang, das gefällt mir ja persönlich viel besser, als sich in irgendwelchen achtstrophigen Liedern zu verlieren, die außerhalb der Ultra-Gruppen eh keiner mitträgt. Diesbezüglich war auch die Westkurve gut unterwegs und die Capos wählten die richtige Marschroute, welche den Großteil der Kurve mitriss. Aufgrund meines Platzes nehme ich die Gäste ja subjektiv immer besser wahr, das verfälscht den Eindruck der eigenen Kurve. Dennoch wurde mal wieder deutlich, dass der Ausbau der offenen Ecken, der ja nun auch im Rat der Stadt beschlossen wurde, dringend nötig ist, um die Kapazität zu erhöhen und die Akustik zu stärken. Zu viel Lärm geht durch die noch offene Bauweise verloren. Wenn ich das nach all dem Stauder (Abendspiel halt) noch sachlich bewerten kann, war das insgesamt eine runde Vorstellung, die Lust auf mehr macht. Next Stop Havelse, respektive Hannover.

Bakum – So., 27.07.2025, 15:00

SC Schwarz-Weiß Bakum vs TuS Lutten 1:3

Sportanlage Harmer Straße, 300 Zuschauer, Bezirkspokal Weser-Ems 1.Runde
Bakum ist ein kleines, nahe Vechta gelegenes Nest direkt an der A1. Das passte perfekt zum Rückweg aus Norddeutschland. Der örtliche Sportclub Schwarz-Weiß spielt in der Kreisliga und empfing in der ersten Runde des Bezirkspokals den Bezirksligisten aus Lutten. Der nette Dorfsportplatz – ich mag sowas richtig gern – füllte sich ganz ordentlich und gut 300 Leute dürften der Partie am Ende beigewohnt haben. Wie es auf dem Dorf oft so ist, scheint auch in Bakum der Sportverein eine zentrale Rolle einzunehmen. Auch abzulesen an der gut organisierten Veranstaltung. Das von älteren Damen geführte Kuchen-Buffet im Vereinsheim ließ keine Wünsche offen, die Windbeuteltorte mit Beeren schmeckte vorzüglich. Auf dem Grün zeigten sich die Gastgeber im ersten Durchgang ebenbürtig und erzielten nach einer halben Stunde Spielzeit die Führung. Nach dem Seitenwechsel drehte der Favorit die Partie aber innerhalb weniger Minuten, was die Schwarz-Weißen zu demoralisieren schien. Nach vorne ging nicht mehr viel. Mit der allerletzten Aktion setzten die Gäste in der dritten Minute der Nachspielzeit den Schlusspunkt.

Hamburg – Sa., 26.07.2025, 18:00

FC Süderelbe vs TSV Sasel 0:2

Karl-Müller-Platz, 250 Zuschauer, Oberliga Hamburg
Und wieder ging es quer durch Hamburg und zwar auf die Südseite der Elbe nach Fischbek, gefühlt auch schon eher Altes Land als Hansestadt Hamburg. Auch die Anlage des FC Süderelbe zeichnet sich durch eine gedeckte Tribüne aus, auf der Gegenseite wird aktuell eine Baumaßnahme durchgeführt, deren Ergebnis noch nicht erahnt werden kann. Dem FC Süderelbe muss ein funktionierendes Vereinsleben attestiert werden, denn viele helfende Hände sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Herausragend war das Catering, welches verschiedene Biere, Soft- und Longdrinks bot und die Auswahl auf dem Grill zeichnete sich durch ein vielfältiges Fleisch- und Wurstangebot aus. Die Gastgeber waren stark bemüht, die ersten Punkte der neuen Saison im Hamburger Südwesten zu behalten, aber die Gäste aus der genau entgegengesetzten Richtung, nämlich dem Nordosten der Stadt, torpedierten das Vorhaben Mitte der zweiten Hälfte mit einem Sonntagsschuss in den linke oberen Knick. Die Partie wurde dann auf ziemlich hartem Niveau geführt, insgesamt neun Mal Gelb und ein Mal Rot sprechen dahingehend eine deutlich Sprache. Zwanzig Minuten vor dem Ende stellten die Gäste mit dem zweiten Treffer endgültig auf Sieg.

Hamburg – Sa., 26.07.2025, 15:00

SV Curslack-Neuengamme vs Hamburg-Eimsbütteler BC 4:1

Sportplatz Gramkowweg, 250 Zuschauer, Oberliga Hamburg
Weiter ging es in die Vierlande in den Stadtteil Curslack, was schon gar nicht mehr so richtig Hamburg ist, sondern elbaufwärts im Marschland Richtung Geesthacht liegt. Prunkstück der schönen Anlage ist eine stattliche überdachte Tribüne, die im erhöhten Bereich überdachte Sitzplätze und unterhalb eine ungedeckte Stehstufenanlage bietet. Der HEBC war zunächst das bessere Team und verpasste mehrere gute Einschussmöglichkeiten. Ziemlich aus dem Nichts gingen die Gastgeber dann nach 20 Minuten in Führung und legten kurz darauf per Elfmeter nach. Sollten die Gäste mit frischem Mut aus der Kabine gekommen sein, erhielt dieser mit dem dritten Treffer für die Hausherren einen herben Dämpfer. Auch wenn der HEBC weiter alles versuchte, war die Messe gelesen und je ein Treffer hüben wie drüben in der Schlussphase waren nur noch Kosmetik.

Hamburg – Sa., 26.07.2025, 12:00

FC Teutonia 05 Ottensen vs SC Vorwärts-Wacker Billstedt 1:6

Gottfried-Tönsfeldt-Sportplatz, 200 Zuschauer, Oberliga Hamburg
Wie an einer Perlenkette aufgereiht, biederten sich an diesem Samstag nacheinander drei Spiele am ersten Spieltag der Oberliga Hamburg an. Die Anreise in die Elb-Metropole raubte auf den letzten Kilometern allerdings ein gutes Bündel Nerven, da ich mir das Nadelöhr Elbtunnel mit den ganzen Urlaub-Suchenden teilen durfte. Aber auch das Buchholzer Dreieck bot schon einen Rückstau, der ein Ausweichen – Achtung, Wortspiel – unausweichlich machte. Leidlich ortskundig umfuhr ich so einen Großteil des markenoffenen Auto-Treffens, ein pünktliches Erscheinen beim ersten Spiel, welches an High Noon angestoßen wurde, war aber ums Verrecken nicht zu realisieren. Verpasst hatte ich die frühe Führung der Hausherren, die sich mangels Perspektive für eine weitere Entwicklung in Richtung Dritte Liga – nach meinem Geschmack eh ein etwas überhöhtes Streben für einen Stadtteil-Verein – nach dem Ende der abgelaufenen Saison aus der Regionalliga zurückgezogen hatten. Die Gäste aus dem Osten der Hansestadt ließen sich nicht irritieren und glichen bald aus. Bis zum Seitenwechsel war es ein offenes Spiel mit Vorteilen für die Teutonen. Das änderte sich nach dem Seitenwechsel und zwar deutlich. Mit drei Treffern binnen zwölf Minuten entschied das Gäste-Team die Partie bereits nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit. Die Ottenser kamen überhaupt nicht mehr in zwingende Situationen und waren im defensiven Umschaltspiel viel zu behäbig. Die beiden weiteren Treffer in der Schlussphase bescherten den Billstedtern einen in dieser Höhe wohl kaum erwarteten Auftaktsieg. Der enge Sportplatz ist zum Fußball schauen beinahe ungeeignet. Die Anlage ist unheimlich eng und eigentlich nur auf einer Geraden für Zuschauer nutzbar. Schlauerweise hat man dort zwischen Spielfeld und den drei mageren Stufen über annähernd die Hälfte der Spielfeld-Länge engmaschige Fangzäune installiert, anstatt diese wie allgemein üblich hinter der für die Zuschauer vorgesehenen Fläche zu platzieren, was einen halbwegs gescheiten Blick auf das Spielfeld kaum zulässt. Der Sinn hinter dieser Baumaßnahme bleibt verborgen.