
Rot-Weiss Essen vs BV Borussia Dortmund 09 0:1
Stadion an der Hafenstraße, 19.300 Zuschauer, DFB-Pokal 1.Runde

Im DFB-Pokal wurde dem glorreichen RWE der BVB zugelost. Während diese Auslosung bei den meisten RWE-Anhängern Begeisterung auslöste, war mein Blick auf diese Begegnung eher gemäßigt. Sicher, gesichtslose Gegner wie Hoffenheim oder Wolfsburg hätte auch keiner gewollt, ein durchschnittlicher Zweitligist wäre mir aber deutlich lieber gewesen, hätte das doch die Chancen auf ein Erreichen der nächste Runde erhöht. Nicht das ich glaube, dass der RWE den Pokal gewinnen könnte, aber jede überstandene Runde bedeutet ja einen weiteren Geldsegen. Nun also der BVB, der schier übermächtig erschien und einen Erfolg in den Bereich des annähernd Unerreichbaren katapultierte. Hoffnung machte der gut besetzte Kader der Roten und die Tatsache bereits seit zwei Wochen im Wettbewerbs-Rhythmus zu stehen, während es für die Borussia das erste Pflichtspiel der neuen Saison war. Dass die Bude an der Hafenstraße bis auf den letzten sichteingeschränkten Platz gefüllt war, braucht wohl nicht gesondert erwähnt zu werden. Vor dem Anstoß wurde eine Gedenkminute für Frank Mill abgehalten, der ja für beide Vereine gespielt und reichlich getroffen hatte. Die Gäste hatten Anstoß und sofort ging es nach vorne. Nach einer Minute gab es den ersten Abschluss durch Sabitzer, der aber unplatziert aufs Tor kam und für Golz kein Problem bedeutete. In den ersten zehn Minuten hatte ich Sorge, dass die Nummer ne ganz deutliche Sache wird, da die Roten erhebliche Probleme mit dem Tempo der Borussen hatten. Nach zehn Minuten waren sie dann drin in der Partie. Zwar hatte der BVB deutlich mehr Ballbesitz, aber der RWE konnte sich immer wieder befreien und selbst mal die gegnerische Hälfte beackern.
Mizuta beschwor nach etwas mehr als einer halben Stunde dann mit einem Strahl von der Strafraumgrenze zum ersten Mal echte Gefahr herauf. Kobel konnte den Ball nur nach vorn abklatschen, den Abpraller erwischte Alonso in Abseitsposition, ins Tor ging der Ball eh nicht. Fünf Minuten vor dem Ende schickte Kraulich den pfeilschnellen Safi mit einem Traumpass auf die Reise. Allein vor Kobel brachte dieser den Ball aber nicht am Schlussmann vorbei, mit seinem Tempo hätte er ihn aber vielleicht auch ausspielen können. Hätte, wenn und aber, vorbei war die große Gelegenheit zur Führung. Mit einem großenteils gerechten Remis ging es in die Pause. Auf der Westtribüne hätte es vor dem Spiel als Intro eigentlich eine Choreo geben sollen. Diese wurde aber aufgrund zu später Anmeldung untersagt, die Zeit hätte für die Materialprüfung durch die Brandschutzbehörde angeblich nicht mehr ausgereicht. Das zur Choreo gehörende Banner wurde im Laufe des ersten Durchgangs dann trotzdem am Zaun befestigt. „Wir sind zwar nicht der Favorit, doch bereit alles zu geben“ stand in großen Lettern zu lesen. Mit dem Wiederanpfiff wurde dann ein Spruchband mit der Aufschrift „Zu spät für den Vorstand der 112?! Dann halt Feuer frei“ präsentiert und kurz danach erstrahlte die Westtribüne im Scheine roter und weißer Blink-Bengalos.
Und wenn man einmal vermummt ist, kann man ja auch weitermachen. Die Pyro-Festspiele waren also eröffnet, wofür hat man das Zeug auch mit. Während der gesamten zweiten Halbzeit loderte es mal hier und mal da. Die Dortmunder Ultra-Fraktion tat dem gleich und zündelte ebenfalls immer wieder. Sportlich blieb auch der zweite Durchgang weitestgehend offen. Zwar drückte der BVB die Roten nach einer Stunde Spielzeit mehr und mehr in die Defensive, so dass der RWE sehr tief stand, Tormöglichkeiten sprangen dabei aber nicht heraus. So verging die zweite Spielhälfte hüben wie drüben ohne zwingende Strafraum-Szenen. Wohl dem, der dann einen Ausnahme-Stürmer hat. Die Druckphase der Gäste war eigentlich gerade vorbei als Guirassy gut zehn Minuten vor Schluss den Ball mit dem Rücken zum Tor am Strafraum bekam. Einer schnelle Drehung nach links folgte ein direkter Abschluss und die Murmel rauschte durch viele Abwehrbeine hindurch an dem sich lang und länger machenden Golz genau neben dem rechten Torpfosten flach ins schwarz-gelbe Glück. Mit dem Abschluss ohne Blick zum Tor gehörte da natürlich etwas Fortune aber auch einiges an Können zu. Die Rot-Weissen versuchten nun noch mal alles und in der Schlussminute gab es noch einen Aufreger.
Martinovic bekam nach einem recht niedrigen Diagonalball durch den Sechzehner die Kopfball-Chance. Da der Ball etwas in den Rücken gespielt wurde, konnte der Stürmer die Kirsche nicht richtig platzieren, aber Mane traf ihn beim Rettungsversuch leicht am Kopf. Kopf zu tief, Bein zu hoch, die Diskussion ist so alt wie das Spiel selber, aber da Mane den Ball überhaupt nicht traf, sondern nur Martinovic, war das nach meiner Meinung ein Foulspiel und hätte mit einem Strafstoß geahndet werden müssen. Der VAR hätte es vermutlich gerichtet. Der wird aber in der ersten Runde nicht angewendet und das ist auch gut so, denn ich nehme weiterhin lieber eine Fehlentscheidung in Kauf, anstatt dieses zermürbende Video-Gewürge ertragen zu müssen. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Owusu, der überzogen ungestüm gegen Couto zu Werke ging und diesem mit blanker Sohle das Knie perforierte. Das sah übel aus und war eigentlich einer dunkelroten Karte würdig, wurde aber erstaunlicherweise nur mit dem gelbem Karton belohnt. Kurz danach war es vorbei und der RWE wurde für eine couragierte Leistung gegen den Champions League-Teilnehmer leider nicht belohnt.






















