
VfB Borussia Neunkirchen vs FC Rastpfuhl 5:1
Ellenfeldstadion, 350 Zuschauer, Saarlandliga

Nach dem Pokalspiel in Pirmasens drängte sich der Besuch des in Würde ergrauten ‚Ellenfeldstadion‘ nahezu auf. Mitte der 90er Jahre teilte die Borussia die Liga mit dem glorreichen RWE, damals die Regionalliga West/Südwest, was mich 1994 und 1996 in dieses Brett von Stadion führte. Beim zweiten Auftritt vielen alle drei Tore innerhalb von vier Minuten. Die Lads von der Hafenstraße schafften es damals, das Spiel in Überzahl aus der Hand zu geben. Nachdem sich ein Borusse eine Viertelstunde vor Schluss mit dem Ampelkarton unter die Dusche verabschiedete, gingen die Roten nur zwei Minuten später in Führung, um dann weiter im Zwei-Minuten-Takt in Rückstand zu geraten. Für den Aufstieg reichte es am Ende dennoch, während es für die Saarländer mit nur fünf Saisonsiegen eine Etage tiefer ging, der Anfang eines schleichenden Abstieges. Nach beinahe 30 Jahren fand ich es legitim, hier mal wieder aufzukreuzen, zumal das ‚Ellenfeld‘ trotz erst in diesem Frühjahr erteiltem Denkmalschutz ja ständig von Rückbau oder Amputationen bedroht ist. Die Kapazität des ehemals 33.000 Zuschauer fassenden Stadions ist seit Jahren auf 12.000 begrenzt. Da das Stadion etwas erhöht liegt, ist der seitliche Anblick der von Grund auf erbauten Haupttribüne schon imposant.
Die ebenfalls hohe ‚Spieser Kurve‘ ist für Zuschauer eigentlich gesperrt, das Betreten wird aber geduldet. Die Gegengerade und die andere Hintertortribüne fallen deutlich niedriger aus und verpassen diesem wunderbaren Stadion ein eigenes Gesicht. Unter der ‚Spieser Kurve‘, in der sich die Korrosion der Geländer und Wellenbrecher ein spannendes Rennen mit der Moosbildung auf den Stufen liefert, ist die Natur damit beschäftigt, verlorenes Terrain zurückzuholen. Das hat schon was von ‚Lost Ground‘-Atmosphäre. Seit dem Abstieg in die sechstklassige ‚Saarlandliga‘, höchste Spielklasse des kleinen Bundeslandes, landete die Borussia am Ende stets in der Spitzengruppe, für den Wiederaufstieg in die Oberliga reichte es aber nicht. Dieser dürfte auch in dieser Saison schwer zu verwirklichen sein. Nach nur einem Sieg aus den ersten vier Spielen ist die Spitzengruppe schon einige Punkte enteilt. Der heutige Heimsieg war daher bitter nötig, um nicht schon früh komplett den Anschluss zu verlieren. Die Nummer war auch schon frühzeitig durch, da die Gastgeber einen fulminanten Start hinlegten und nach nicht einmal zwanzig Minuten mit drei Treffern in Front lagen. Spätestens der vierte Streich kurz vor dem Seitenwechsel beseitigte wohl letzte Zweifel.
Ganz zur Freude der wenigen Aufrechten hinter dem ‚Garde Noire‘-Banner im Eck-Block, dessen Stufen in den Vereinsfarben gestrichen sind, die das Geschehen allerdings während des gesamten Spieles schweigend verfolgten. In der zweiten Hälfte war dann die Luft raus. Die einen mussten nicht mehr, die anderen konnten nicht so richtig. Je ein Treffer hüben wie drüben stellten das Endresultat her. Zugegeben war ich während der Veranstaltung mehr mit dieser faszinierenden Spielstätte als mit dem Geschehen auf dem Rasen beschäftigt. Die ‚Garde Noire‘ ist die einzige Gruppe die in Neinkeije, wie die Stadt im saarländischen Dialekt gerufen wird, von der ehemals durchaus vielfältigen Fanszene ‚optisch‘ übriggeblieben, respektive erkennbar ist. In den guten Zeiten schmückten ein gutes Dutzend Zaunfahnen verschiedener Gruppen den Block. Der anhaltende Abstieg auf Landesebene und die immer gleichen Gegner vom Dorf und die aufgrund der finanziell angespannten Situation des Vereins bescheidene sportliche Perspektive, haben die Anhänger mehr oder weniger vergrault. Sehr schade, denn dieses beeindruckende Stadion-Fossil hätte nicht nur besseren Fußball, sondern auch bessere Besucherzahlen verdient.





























