Wiesbaden – Fr., 22.08.2025, 19:00

SV Wehen Wiesbaden vs Rot-Weiss Essen 3:4

Arena Wiesbaden, 5.094 Zuschauer, 3.Liga
Wo fange ich an, wo höre ich auf? Der glorreiche RWE war mal wieder zu Gast bei diesem zweifelhaften Club in der hessischen Landeshauptstadt. Von Fußball-Traditionalisten wird der Verein ja ungeachtet seiner relativen Erfolge zurecht nicht ernst genommen. Vor nicht ganz 20 Jahren wurde der SV Wehen Taunusstein nach Wiesbaden verpflanzt und heißt seitdem SV Wehen Wiesbaden – keine allzu rührende Story, um der hessischen Landeshauptstadt einen Profi-Fußballverein zu verschaffen. Mangels geeigneter Spielstätte wurde auch gleich ein gesichtsloses Durchschnittsstadion zusammengeklöppelt, welches nie einen eigenen Namen trug, sondern seit jeher auf den Unternehmensnamen des Vereinspräsidenten hört. Mit der Fassade in Wellblech-Optik ist die Schachtel auch eher zweckmäßig und nur begrenzt schön anzusehen. Ändert alles nix, man muss ja hin, um dieser Zangengeburt die Punkte abzuknöpfen. Ist in der Realität natürlich weniger einfach, als es flapsig hingeschmirgelt ist, denn der SVWW gehört schon zu den stärker einzuschätzenden Teams der Liga. Dazu war der RWE so ein wenig dazu verdammt, auf jeden Fall was Zählbares mitzunehmen, die Ausgangslage also insgesamt eher unangenehm. Die Roten starteten mit viel Spielkontrolle in die Partie, waren aber im vorderen Drittel zu unpräzise und verpassten die Möglichkeit, das rot-weisse Schiff direkt auf Kurs zu bringen
 Nach einer Viertelstunde nahmen die Gastgeber dann auch teil und das nicht übel. Durch schnelles Umschalten nach zu vielen Ballverlusten der Rot-Weissen wurden diese mehrfach in Bedrängnis gebracht. Einige Freistoß-Flanken und Eckbälle flogen in den Gäste-Strafraum und irgendwann war es passiert – die Kirsche lag im Netz hinter Jakob Golz. Obus bekam dann allein vor dem Wehener Tor die Riesenchance zum Ausgleich, sein Heber landete aber neben dem Gehäuse. Dafür wurde es vor dem Gäste-Kasten weiter brenzlig. Bei zwei Pfosten-Treffern und einem Abseitstor hätte die Nummer zur Halbzeit auch schon durch sein können. RWE-Coach Koschinat hatte sich offenbar etwas dabei verpokert, einen funktionierenden Defensivverbund durch die Herausnehme von Schulz zu sprengen. Mit dem Seitenwechsel wurden dann Umstellungen vorgenommen. Statt Dreier- hieß es nun Viererkette und Mizuta kam herein, um dem Angriffsspiel mit seiner quirligen Art Dynamik zu verleihen. Gjasula, der heute ungewohnt unsicher und zudem rot-gefährdet war, ging für ihn raus. Die Roten waren nun wie verwandelt und zogen die Partie auf ihre Seite. Plötzlich wurden Chancen kreiert und die Gastgeber konnten sich nicht mehr entfalten. Zwischen Minuten 55 und 70 drehte der Deutsche Meister von 1955 die Partie komplett. Alonso knallte die Kirsche nach einer Ecke aus ein paar Metern unter die Latte und von dort prallte der Ball knapp aber deutlich sichtbar zum Ausgleich hinter die Torlinie.
Wenig später schmiss Safi seinen Turbo an, eilte auf dem rechten Flügel allen davon und bediente klug Mizuta, der den Ball zum Ausgleich ins linke untere Eck schob. Schließlich brachte ein Handelfmeter den dritten Treffer durch Arslan. Aufgabe erledigt? Mitnichten, denn nun wurde es immer wilder. Der heute Abend ohne große Fehler trotzdem etwas indisponiert wirkende Golz verursachte nur wenig später einen Foulelfmeter, der Wehen den Anschluss brachte. Drei Minuten vor dem Ende musste sich Obuz anlasten lassen, eine Flanke nicht energisch genug verhindert zu haben. Über Umwege landete der Ball auf dem Kopf eines Wehener Spielers und die Partie war wieder auf Remis gestellt. Das Visier war aber nun bei beiden Teams offen. Mizuta hatte beinahe im Gegenzug wieder die Führung erzielt, was die Gastgeber mit etwas Glück verhinderten. Dennoch fand der Kick noch einen Sieger und zwar den richtigen! Koschinat bewies in der Schussminute ein glückliches Händchen und wechselte Owusu und Müsel ein. Der eine legte ab auf den anderen und schon lag der RWE wieder in Front. Kurz danach war die turbulente Fahrt vorüber und wichtige Punkte gingen nach Essen. Für neutrale Besucher war das sicher eine tolle Veranstaltung, ich bin aber wieder deutlich gealtert. Das Gedächtnis hatte aber wohl eh schon gelitten, denn da ich meine Digi vergessen hatte, kann ich leider nur ein paar lausige Handy-Fotos bieten.

Essen – Mo., 18.08.2025, 20:45

Rot-Weiss Essen vs BV Borussia Dortmund 09 0:1

Stadion an der Hafenstraße, 19.300 Zuschauer, DFB-Pokal 1.Runde
Im DFB-Pokal wurde dem glorreichen RWE der BVB zugelost. Während diese Auslosung bei den meisten RWE-Anhängern Begeisterung auslöste, war mein Blick auf diese Begegnung eher gemäßigt. Sicher, gesichtslose Gegner wie Hoffenheim oder Wolfsburg hätte auch keiner gewollt, ein durchschnittlicher Zweitligist wäre mir aber deutlich lieber gewesen, hätte das doch die Chancen auf ein Erreichen der nächste Runde erhöht. Nicht das ich glaube, dass der RWE den Pokal gewinnen könnte, aber jede überstandene Runde bedeutet ja einen weiteren Geldsegen. Nun also der BVB, der schier übermächtig erschien und einen Erfolg in den Bereich des annähernd Unerreichbaren katapultierte. Hoffnung machte der gut besetzte Kader der Roten und die Tatsache bereits seit zwei Wochen im Wettbewerbs-Rhythmus zu stehen, während es für die Borussia das erste Pflichtspiel der neuen Saison war. Dass die Bude an der Hafenstraße bis auf den letzten sichteingeschränkten Platz gefüllt war, braucht wohl nicht gesondert erwähnt zu werden. Vor dem Anstoß wurde eine Gedenkminute für Frank Mill abgehalten, der ja für beide Vereine gespielt und reichlich getroffen hatte. Die Gäste hatten Anstoß und sofort ging es nach vorne. Nach einer Minute gab es den ersten Abschluss durch Sabitzer, der aber unplatziert aufs Tor kam und für Golz kein Problem bedeutete. In den ersten zehn Minuten hatte ich Sorge, dass die Nummer ne ganz deutliche Sache wird, da die Roten erhebliche Probleme mit dem Tempo der Borussen hatten. Nach zehn Minuten waren sie dann drin in der Partie. Zwar hatte der BVB deutlich mehr Ballbesitz, aber der RWE konnte sich immer wieder befreien und selbst mal die gegnerische Hälfte beackern.
Mizuta beschwor nach etwas mehr als einer halben Stunde dann mit einem Strahl von der Strafraumgrenze zum ersten Mal echte Gefahr herauf. Kobel konnte den Ball nur nach vorn abklatschen, den Abpraller erwischte Alonso in Abseitsposition, ins Tor ging der Ball eh nicht. Fünf Minuten vor dem Ende schickte Kraulich den pfeilschnellen Safi mit einem Traumpass auf die Reise. Allein vor Kobel brachte dieser den Ball aber nicht am Schlussmann vorbei, mit seinem Tempo hätte er ihn aber vielleicht auch ausspielen können. Hätte, wenn und aber, vorbei war die große Gelegenheit zur Führung. Mit einem großenteils gerechten Remis ging es in die Pause. Auf der Westtribüne hätte es vor dem Spiel als Intro eigentlich eine Choreo geben sollen. Diese wurde aber aufgrund zu später Anmeldung untersagt, die Zeit hätte für die Materialprüfung durch die Brandschutzbehörde angeblich nicht mehr ausgereicht. Das zur Choreo gehörende Banner wurde im Laufe des ersten Durchgangs dann trotzdem am Zaun befestigt. „Wir sind zwar nicht der Favorit, doch bereit alles zu geben“ stand in großen Lettern zu lesen. Mit dem Wiederanpfiff wurde dann ein Spruchband mit der Aufschrift „Zu spät für den Vorstand der 112?! Dann halt Feuer frei“ präsentiert und kurz danach erstrahlte die Westtribüne im Scheine roter und weißer Blink-Bengalos.
Und wenn man einmal vermummt ist, kann man ja auch weitermachen. Die Pyro-Festspiele waren also eröffnet, wofür hat man das Zeug auch mit. Während der gesamten zweiten Halbzeit loderte es mal hier und mal da. Die Dortmunder Ultra-Fraktion tat dem gleich und zündelte ebenfalls immer wieder. Sportlich blieb auch der zweite Durchgang weitestgehend offen. Zwar drückte der BVB die Roten nach einer Stunde Spielzeit mehr und mehr in die Defensive, so dass der RWE sehr tief stand, Tormöglichkeiten sprangen dabei aber nicht heraus. So verging die zweite Spielhälfte hüben wie drüben ohne zwingende Strafraum-Szenen. Wohl dem, der dann einen Ausnahme-Stürmer hat. Die Druckphase der Gäste war eigentlich gerade vorbei als Guirassy gut zehn Minuten vor Schluss den Ball mit dem Rücken zum Tor am Strafraum bekam. Einer schnelle Drehung nach links folgte ein direkter Abschluss und die Murmel rauschte durch viele Abwehrbeine hindurch an dem sich lang und länger machenden Golz genau neben dem rechten Torpfosten flach ins schwarz-gelbe Glück. Mit dem Abschluss ohne Blick zum Tor gehörte da natürlich etwas Fortune aber auch einiges an Können zu. Die Rot-Weissen versuchten nun noch mal alles und in der Schlussminute gab es noch einen Aufreger.
Martinovic bekam nach einem recht niedrigen Diagonalball durch den Sechzehner die Kopfball-Chance. Da der Ball etwas in den Rücken gespielt wurde, konnte der Stürmer die Kirsche nicht richtig platzieren, aber Mane traf ihn beim Rettungsversuch leicht am Kopf. Kopf zu tief, Bein zu hoch, die Diskussion ist so alt wie das Spiel selber, aber da Mane den Ball überhaupt nicht traf, sondern nur Martinovic, war das nach meiner Meinung ein Foulspiel und hätte mit einem Strafstoß geahndet werden müssen. Der VAR hätte es vermutlich gerichtet. Der wird aber in der ersten Runde nicht angewendet und das ist auch gut so, denn ich nehme weiterhin lieber eine Fehlentscheidung in Kauf, anstatt dieses zermürbende Video-Gewürge ertragen zu müssen. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Owusu, der überzogen ungestüm gegen Couto zu Werke ging und diesem mit blanker Sohle das Knie perforierte. Das sah übel aus und war eigentlich einer dunkelroten Karte würdig, wurde aber erstaunlicherweise nur mit dem gelbem Karton belohnt. Kurz danach war es vorbei und der RWE wurde für eine couragierte Leistung gegen den Champions League-Teilnehmer leider nicht belohnt.

Üxheim – Sa., 16.08.2025, 19:45

TuS Ahbach vs HSV Neuwied 2:2

Sportplatz St.-Wendelin-Straße, 120 Zuschauer, Bezirksliga Rheinland Mitte

Für den Heimweg in den Pott hatte mir der Obmann der Bezirksliga Rheinland noch ein Bonusspiel gegönnt. Mitten in der Eifel liegt der kleine Ort mit dem interessanten Namen Üxheim, wo der TuS Ahbach seine Heimat hat. Der Ahbach ist kein Ort, sondern ein Wasserlauf, der die Region durchschneidet. Der Zufall wollte es, dass der Spielort nur wenig abseits der Route lag. Eine gute Gelegenheit ungefähr auf halber Strecke noch einmal einen Stopp einzulegen. Die Anlage hat bis auf einige Stufen vor dem Sozialgebäude keinen besonderen Ausbau zu bieten, sondern besticht eher durch die landschaftlich schöne Lage. Davon war allerdings in der Dämmerung auch nicht mehr viel zu sehen. Dafür zog ein ziemlich unangenehmer Wind über die ungeschützte Anlage, der schon beinahe ein Herbstgefühl vermittelte. In einer von beiden Seiten ziemlich hart geführten Partie konnten die Gäste eine 2:0-Führung herausschießen, ehe den Gastgebern in der Schlussphase noch zwei Treffer zum Ausgleich zum Punktgewinn gelangen.

Neunkirchen (Saar) – Sa., 16.08.2025, 16:15

VfB Borussia Neunkirchen vs FC Rastpfuhl 5:1

Ellenfeldstadion, 350 Zuschauer, Saarlandliga
Nach dem Pokalspiel in Pirmasens drängte sich der Besuch des in Würde ergrauten ‚Ellenfeldstadion‘ nahezu auf. Mitte der 90er Jahre teilte die Borussia die Liga mit dem glorreichen RWE, damals die Regionalliga West/Südwest, was mich 1994 und 1996 in dieses Brett von Stadion führte. Beim zweiten Auftritt vielen alle drei Tore innerhalb von vier Minuten. Die Lads von der Hafenstraße schafften es damals, das Spiel in Überzahl aus der Hand zu geben. Nachdem sich ein Borusse eine Viertelstunde vor Schluss mit dem Ampelkarton unter die Dusche verabschiedete, gingen die Roten nur zwei Minuten später in Führung, um dann weiter im Zwei-Minuten-Takt in Rückstand zu geraten. Für den Aufstieg reichte es am Ende dennoch, während es für die Saarländer mit nur fünf Saisonsiegen eine Etage tiefer ging, der Anfang eines schleichenden Abstieges. Nach beinahe 30 Jahren fand ich es legitim, hier mal wieder aufzukreuzen, zumal das ‚Ellenfeld‘ trotz erst in diesem Frühjahr erteiltem Denkmalschutz ja ständig von Rückbau oder Amputationen bedroht ist. Die Kapazität des ehemals 33.000 Zuschauer fassenden Stadions ist seit Jahren auf 12.000 begrenzt. Da das Stadion etwas erhöht liegt, ist der seitliche Anblick der von Grund auf erbauten Haupttribüne schon imposant.
Die ebenfalls hohe ‚Spieser Kurve‘ ist für Zuschauer eigentlich gesperrt, das Betreten wird aber geduldet. Die Gegengerade und die andere Hintertortribüne fallen deutlich niedriger aus und verpassen diesem wunderbaren Stadion ein eigenes Gesicht. Unter der ‚Spieser Kurve‘, in der sich die Korrosion der Geländer und Wellenbrecher ein spannendes Rennen mit der Moosbildung auf den Stufen liefert, ist die Natur damit beschäftigt, verlorenes Terrain zurückzuholen. Das hat schon was von ‚Lost Ground‘-Atmosphäre. Seit dem Abstieg in die sechstklassige ‚Saarlandliga‘, höchste Spielklasse des kleinen Bundeslandes, landete die Borussia am Ende stets in der Spitzengruppe, für den Wiederaufstieg in die Oberliga reichte es aber nicht. Dieser dürfte auch in dieser Saison schwer zu verwirklichen sein. Nach nur einem Sieg aus den ersten vier Spielen ist die Spitzengruppe schon einige Punkte enteilt. Der heutige Heimsieg war daher bitter nötig, um nicht schon früh komplett den Anschluss zu verlieren. Die Nummer war auch schon frühzeitig durch, da die Gastgeber einen fulminanten Start hinlegten und nach nicht einmal zwanzig Minuten mit drei Treffern in Front lagen. Spätestens der vierte Streich kurz vor dem Seitenwechsel beseitigte wohl letzte Zweifel.
Ganz zur Freude der wenigen Aufrechten hinter dem ‚Garde Noire‘-Banner im Eck-Block, dessen Stufen in den Vereinsfarben gestrichen sind, die das Geschehen allerdings während des gesamten Spieles schweigend verfolgten. In der zweiten Hälfte war dann die Luft raus. Die einen mussten nicht mehr, die anderen konnten nicht so richtig. Je ein Treffer hüben wie drüben stellten das Endresultat her. Zugegeben war ich während der Veranstaltung mehr mit dieser faszinierenden Spielstätte als mit dem Geschehen auf dem Rasen beschäftigt. Die ‚Garde Noire‘ ist die einzige Gruppe die in Neinkeije, wie die Stadt im saarländischen Dialekt gerufen wird, von der ehemals durchaus vielfältigen Fanszene ‚optisch‘ übriggeblieben, respektive erkennbar ist. In den guten Zeiten schmückten ein gutes Dutzend Zaunfahnen verschiedener Gruppen den Block. Der anhaltende Abstieg auf Landesebene und die immer gleichen Gegner vom Dorf und die aufgrund der finanziell angespannten Situation des Vereins bescheidene sportliche Perspektive, haben die Anhänger mehr oder weniger vergrault. Sehr schade, denn dieses beeindruckende Stadion-Fossil hätte nicht nur besseren Fußball, sondern auch bessere Besucherzahlen verdient.

Pirmasens – Sa., 16.08.2025, 13:00

FK Pirmasens vs Hamburger SV 1:2 n.V.

Sportpark Husterhöhe, 10.000 Zuschauer, DFB-Pokal 1.Runde
Die erste DFB-Pokal-Runde bietet ja immer wieder interessante Partien zwischen Underdogs und etablierten Clubs. Leider fährt der DFB aber sein eigenes Rennen und raubt dem Wettbewerb mit überzogenen Auflagen seinen Reiz. Mit dem Resultat, dass ein Großteil der kleinen Clubs seinen Heimvorteil aufgeben und an Profi-Spielorte umziehen muss, weil die Anforderungen des Mafia-Verbandes daheim nicht bedient werden können. Oberligist FK Pirmasens verfügt über den Luxus eines noch recht neuen Stadions mit entsprechender Infrastruktur. Vor vielen Jahren sah ich dort mal an einem feuchtkalten Herbstabend ein Oberliga-Spiel vor ein paar hundert Leuten. Das Pokal-Spiel gegen die Raute aus dem Norden war nun ein willkommener Anlass die Hütte mal mit voller Auslastung von 10.000 Interessierten zu erleben. Annähernd 50 Prozent der Anwesenden waren HSV-Anhänger, ein Heimspiel für die Norddeutschen also vorprogrammiert. Die kleine FKP-Fangemeinde zeigte als Intro eine kleine etwas wirr erscheinende Blockfahne, auf der um das abgebildete Trikot des Team-Kapitäns Grieß der ganze Kader aufgeführt war. Die HSV-Kurve verzichtete auf optische Elemente, präsentierte aber ein ansehnliches Fahnenmeer.
Die Profi-Truppe zeigte dann gegen den Oberligisten eine unfassbar uninspirierte und pomadige Vorstellung. Die Gastgeber legten den Anfangsrespekt daraufhin schnell ab und sorgte mit schnellen Vorstößen immer wieder für Gefahr. Bei drei oder vier richtig fetten Gelegenheiten und deutlichem Chancen-Plus gegenüber dem HSV wäre eine Halbzeit-Führung mehr als verdient gewesen. Diese wurde dann kurz nach dem Seitenwechsel nachgeholt. Eine Flanke nach Eckstoß-Variante fiel einem FKP-Spieler einen Meter vor der Torlinie auf den Fuß. Knackpunkt des Spieles war dann die große vergebene Chance auf den zweiten Treffer. Ein Pirmasenser Stürmer hatte den HSV-Keeper schon umspielt und das Spielgerät Richtung Tor geschoben, der Ball wurde aber von einem Verteidiger noch von der Linie gekratzt. Die Hamburger taten nun mehr, kamen aber weniger über Kreativität als über Physis in eine Phase der Überlegenheit. Es kam, wie es oft kommt und so ziemlich der letzte Kopfball fand in der Nachspielzeit zum Ausgleich sein Ziel. In der Verlängerung dauerte es nicht lange bis der HSV – erneut per Kopf – in Führung ging. ‚Die Klub‘, wie der FK Pirmasens genannt wird, warf noch mal alles rein, aber für den Ausgleich reichte es nicht mehr. Die große Chance, einen bieder auftretenden Bundesligisten aus dem Wettbewerb zu extrahieren, wurde leider verpasst.

Essen – Fr., 15.08.2025, 19:30

DJK Adler-Union Frintrop vs SpVg Schonnebeck 3:1

Sportanlage am Wasserturm, 1.100 Zuschauer, Oberliga Niederrhein
Saisonauftakt beim Club, für den ich die längste Zeit meiner schillernden Karriere die Schuhe schnürte. Der Adlerhorst unter dem schönsten Wasserturm der Welt erlebt in dieser Saison erneut Oberliga-Fußball, nachdem die Greifvögel nach dem unglücklichen Abstieg im Vorjahr den direkten Wiederaufstieg realisieren konnten. Der Spielplangestalter agierte findig und beorderte zum Saisonstart die Spielvereinigung aus dem Essener Nordosten, aufgrund ihres Wappentieres auch ,die Schwalben‘ genannt, zum Stadt-Derby in den äußersten Westen. Adler gegen Schwalben. Eigentlich eine klare Sache – zumindest in der freien Wildbahn. Jedoch sind ja Ausdauer und Flugkunst des kleinen aus der Sperlings-Familie stammenden Vogels nicht zu unterschätzen, so dass sich der König der Lüfte gewaltig anstrengen musste, um die Punkte am Ende in den Klauen zu halten. Die Kräfteverhältnisse waren natürlich umgekehrt. Auf der einen Seite der Aufsteiger Adler, dem eine erneute ‚Bonus-Saison‘ in der höchsten Amateur-Spielklasse des Niederrheins zugestanden wurde, auf der anderen Seite der knapp am Aufstieg vorbeigeschrammte Vizemeister der abgelaufenen Spielzeit aus Schonnebeck, der auch in den Jahren zuvor zuverlässig performte und sich heimlich, still und leise zur Nummer Zwei der Stadt gemausert hat.
Gut besucht sind die Spiele am Turm ja eigentlich immer, heute wurde aber mit deutlich über 1.000 Besuchern noch mal einer draufgesetzt. Da konnte der Sprecher noch so verzweifelt 940 Zahlende verkünden, das Geläuf ums Spielfeld bot keine Lücke und die Leute standen zum Teil in zweiter und dritter Reihe um einen Blick aufs Geschehen zu erhaschen. Dieses hatten die Gäste lange Zeit fest im Griff. Mit präziser Spielkontrolle beanspruchte die Spielvereinigung die leitende Position für sich und ließ die Gastgeber nur selten in die Nähe des eigenen Strafraums kommen. Aber die Schwalben konnten kaum Torgefahr kreieren und das was auf das Adler-Gehäuse zuflog, fischte Zwei-Meter-Schlussmann Reiners gekonnt weg. Zehn Minuten vor dem Seitenwechsel zeigten sich die Gastgeber dann erstmals wirklich gefährlich im Strafraum und ein abgefälschter Torschuss sprang einem Schonnebecker Akteur an den ausgestreckten Arm. Eine Absicht war in keinem Falle zu unterstellen, aber die Handspielregel und der Referee zeigten sich unerbittlich – Elfmeter! Der Schütze lederte die Murmel konsequent nach unten links. Für unten links hatte sich auch der Schwalben-Keeper entschieden. Aber eben aus seiner Sicht und damit führte der krasse Außenseiter schmeichelhaft.
Der Treffer bescherte den Adlern-Schwingen eine neue Thermik und kurz vor dem Pausenpfiff landete der Ball nach einem Bilderbuch-Konter beim Kapitän, der den Ball aus halbrechter Position unter die Querlatte jagte. Der Zwei-Tore-Rückstand war für den Favoriten natürlich eine ordentliche Hypothek, aber der frühe Anschlusstreffer durch den Bosnjak nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff machte Mut. Eigentlich kam der Treffer zu früh für die Gastgeber und jeder erwartete wohl, dass das Spiel nun kippte. Aber die Adler verteidigten weiter konsequent und tapfer und stießen nun selbst mutiger in Richtung des Schwalbennestes vor. Den Gästen rannte die Zeit davon, zwingend wurde es selten und die Riesenchance zum Ausgleich blieb ungenutzt. Der dritte Adler-Streich nach einem blitzsauberen Konter in der Nachspielzeit war nur noch Kosmetik und der verdiente Lohn für eine couragierte und disziplinierte Leistung. Die Liga erlebte also schon im ersten Spiel eine Überraschung und die Gastgeber sammelten die ersten Punkte gegen den Abstieg.

Rosendahl – Do., 14.08.2025, 19:00

Turo Darfeld vs DJK-VfL Billerbeck 0:5

Turo-Stadion, 130 Zuschauer, Kreispokal Ahaus-Coesfeld 1.Runde
Feierabendfußball war heute angesagt und so blieb ich nach Beendigung der beruflichen Tätigkeit in meiner Work-Hood Westmünsterland. Geplant war der Besuch der meinem Arbeitsplatz am nächsten liegenden Anlage, aber dort wurde leider erwartungsgemäß auf dem ‚falschen‘ Platz geknüppelt. Da ich dieses vorab einkalkuliert hatte, blieb ausreichend Zeit in den Rosendahler Ortsteil Darfeld zu reisen. Im Kreispokal empfing der A-Ligist Turo den Bezirksligisten aus dem nahen Billerbeck. Mehr als eine Liga zu groß präsentierte sich der Gegner dann aber. Mit etwas mehr Konsequenz hätten die Gäste ihren Gastgebern die Bude mal so richtig vollhauen können. Auch so war aber alles dabei – Eigentor, eine direkt verwandelte Ecke, Slapstick-Tor mit Torwart-Hilfe und ein in die Münsterländer Dämmerung gejagter Elfmeter.

Ennepetal – So., 10.08.2025, 15:30

TuS Ennepetal vs SpVgg Erkenschwick 1:2

Bremenstadion, 425 Zuschauer, Oberliga Westfalen
In die Ausläufer des Bergischen Landes verschlug es mich und begleitet hat mich kein geringerer als mein werter Vater, denn der alte Mann musste einfach mal ausgelüftet werden. Mein erster Besuch im ‚Bremenstadion‘ fand vor 15 Jahren mit exakt dieser Spielpaarung statt, damals wurde die Partie wetterbedingt aber spontan auf den Kunstrasen-Nebenplatz gelegt. Das Stadion selber hatte natürlich danach dennoch einen Besuch erfahren – Wunden müssen geschlossen werden. Das Auftaktspiel der neuen Oberliga-Saison lockte über 400 Zuschauer an, davon etwa 50 aus dem nördlichen Ruhrgebiet. Die Spielvereinigung hatte in der vergangenen Spielzeit den Abstieg nur knapp vermeiden können. Diese machte dann im ersten Durchgang eigentlich eine ganz ordentliche Partie, die Führung erzielten dennoch die Bergischen. Im zweiten Abschnitt dauerte es bis zur Schlussphase, ehe die Gäste-Fans den verdienten Ausgleich bejubeln durften. Nur drei Minuten später konnten diese ihr Glück vermutlich kaum fassen, als ihr Team sogar noch auf Sieg stellte. Von den angereisten Gästen unterstützen nur drei bis fünf Personen ihr Team konsequent. Eine weibliche Anhängerin überlagerte die Gesänge mit ihrer schrillen und schrägen Stimme derart, dass ich sogar meinen Tinnitus nicht mehr hören konnte. Endlich scheint die richtige Therapie gefunden.