Uffenheim – So., 20.07.2025, 15:00

1.FV Uffenheim vs Sportfreunde Hofstetten 3:1

Seewiesenstadion, 150 Zuschauer, Bezirksliga Mitelfranken Süd
So richtig überragend war in der Region die Auswahl am Sonntag-Nachmittag auch nicht und die Wahl fiel letztendlich auf Uffenheim. Nicht weit von Uffenheim liegt übrigens Ochsenfurt und es sieht schon einigermaßen witzig aus, wenn man ständig Kennzeichen mit UFF und OCH sieht. Ausrufe wie „Uff“ oder „Och“ hatte das Wetter verdient, denn es hatte sich eine wunderbar schwüle Witterung entwickelt, die einen herrlichen Schweiß-Schmierfilm auf die faltige Haut zauberte. Uffenheim ist ein kleines Städtchen mit altem Ortskern im Nordwestzipfel Mittelfrankens. Wie verabredet traf ich dort auf einen rot-weissen Gefährten, der seinen Wohnsitz (noch) in Oberfranken hat. Das ‚Seewiesenstadion‘ ist eine kleine schrullige Anlage die auf der Hauptseite über das Sozialgebäude mit Vereinsgaststätte und eine gedeckte Tribüne verfügt. Wären die Bäume am Rande der Anlage nicht so hochgewachsen, würde die Altstadt eine traumhafte Kulisse bieten. Wahrhaft kultig wirkten einige in die Jahre gekommene Werbebanden, die zum Beispiel für ‚Schuh Grötsch‘ oder ‚Tierarzt Thorwart‘ um Kunden buhlten.
Ich kam mit dem Kassierer ins Gespräch, der an der Spielklasse gemessen beinahe klischeegetreu an einem abgehalfterten Plastiktisch seinem Ehrenamt nachging und da wir irgendwann darauf kamen, warum ich dieses Spiel besuche und wo ich herstamme, lernte ich, dass der ehemalige Rot-Weisse ‚Nobby‘ Fürhoff, der gar nicht Nobby, sondern eigentlich Günter hieß, beim 1.FV Uffenheim seine Karriere in der Kreisliga ausklingen ließ. Klein ist die Fußballwelt. ‚Asbach-Nobby‘, wie er aufgrund der Vorliebe für diesen Weinbrand auch genannt wurde, spielte zehn Jahre für die Roten und hat nach Willi Lippens die meisten Bundesliga-Spiele für den glorreichen RWE absolviert. Auf einem Geläuf, welches teilweise nicht wirklich als Rasen bezeichnet werden konnte, waren die Gastgeber ihren Kontrahenten deutlich überlegen und gingen in Führung. Dank einer Slapstick-Einlage des FVU-Torhüters kamen die Gäste aber zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Angeführt von einem englischen Spieler, der aus beruflichen Gründen in der Region lebt und der klar den Unterschied ausmachte, stellten die Hausherren in der zweiten Halbzeit aber verdient auf Sieg.

Crailsheim – So., 20.07.2025, 11:00

TSV Crailsheim vs SV Waldhausen 1:3

Schönebürgstadion, 45 Zuschauer, Testspiel
Der Sonntag-Mittag produzierte ein großes Fragezeichen. Zumindest, wenn es Fußball sein sollte. Man hätte sich natürlich auch einfach mal locker machen und den Tag wie ein ganz normaler Mensch angehen können, aber lassen wir das mit diesen abwegigen Gedanken, ist ja eh völlig aussichtslos. Mangels Punktspielen zur früheren Tageszeit, arrangierte ich mich mit dem Besuch eines Testspiels. Mit diesen tue ich mich grundsätzlich schwer und es kommt nur sehr selten vor, dass ich Augenzeuge solcher Veranstaltungen werde, wenn der glorreiche RWE nicht daran beteiligt ist. Dabei ist es ja prinzipiell völlig egal, ob sich die Aktiven um Punkte streiten oder nicht, sodenn man emotional nicht beteiligt ist. Aber mir fehlt dann irgendwie der Wettbewerbs-Charakter. Die beiden Landesliga-Teams schenkten sich allerdings nichts und nicht nur die hohen Temperaturen ließen die Veranstaltung hitzig werden. Die Gastgeber kamen gut in die Partie und gingen früh in Führung, ließen kurz danach aber einen Tausendprozenter liegen. Das war der Startschuss für die Gäste, die nach und nach die Oberhand und am Ende auch das Spiel gewannen.

Schwabach – Sa., 19.07.2025, 18:00

SC 04 Schwabach vs TSC Neuendettelsau 3:0

Sportpark Schwabach, 800 Zuschauer, Landesliga Bayern Nordost
Mit ausreichendem Zeitpuffer ging es von Gerolzhofen weiter in den Nürnberger Dunstkreis nach Schwabach. Dabei vermied ich die Nutzung der Autobahn A3 mit den gefühlten 70 Kilometer Baustelle auf 80 Kilometer Fahrstrecke und steuerte das Ziel erneut über Landstraßen an. Der Schwabacher Sportpark macht mit seiner modernen, großen Tribüne ordentlich was her, wirkt dabei aber etwas steril. Dafür kann der große Biergarten hinter der dreistufigen Gegengeraden punkten. Punkten wollte vermutlich auch der TSC. Der Verein spielte in der vorletzten Saison noch auf Kreis-Niveau, marschierte dann überraschend durch die Bezirksliga und stieg am Ende versehentlich in die Landesliga auf. Dieses versetzte das Dorf offenbar in eine kleine Euphorie, denn zur stattlichen Kulisse von 800 Zuschauern trugen die Gäste zu mehr als 50 Prozent bei, bei nur 20 Kilometer Distanz kann man ja auch durchaus von Derby-Charakter sprechen. Der Aufsteiger startete mutig in die Partie und konnte den Vergleich bei leichtem Chancen-Plus für den SC 04 dank eines starken Torhüters offenhalten. Das Urteil wurde dann eigentlich nach einer halben Stunde gesprochen, als ein TSC-Akteur nach überhartem Einstieg völlig zurecht mit Dunkelrot des Feldes verwiesen wurde. Zwei Treffer für die Hausherren kurz vor dem Seitenwechsel nahmen den Gästen sichtlich den Glauben, etwas mitnehmen zu können und im zweiten Durchgang fehlten den TSC-Recken dann die Körner, um die Partie noch einmal zu öffnen.

Gerolzhofen – Sa., 19.07.2025, 14:00

FC Gerolzhofen vs FC Würzburger Kickers 0:5

Steigerwaldstadion, 764 Zuschauer, Bayerischer Pokal 1.Runde
Die Freistaatler aus dem Südosten unserer phantastischen Republik fangen ja in der neuen Saison immer als erste an, um Punkte und Pokale zu kämpfen und sind daher immer wieder ein beliebtes Ziel. Grund genug, einen Ausflug ins Franken-Ländle zu unternehmen. Um nicht immer wieder dieselben Autobahnen rauf und runter zu fahren, auf denen man ja mittlerweile jeden Begrenzungspfosten mit Vornamen kennt, wählte ich eine frühe Abfahrtszeit und eine alternative Route über Landstraßen quer durch Sauerland und Ederbergland. Landschaftlich schön und ohne Zeitdruck auch völlig stressfrei, wenn man allerdings ewig hinter Landmaschinen oder Sattelzügen festhängt und aufgrund kurviger Strecke oder weiterer vorausfahrender Fahrzeuge nicht vorbeikommt, beginnt man an der Entscheidung zu zweifeln. Seis’s drum, denn eine gute Stunde vor dem Kick-off traf ich in Gerolzhofen, etwas südlich von Schweinfurt gelegen, ein. Der örtliche Bezirksligist hatte im bayrischen Landespokal mit den Kickers aus Würzburg ein sportliches Schwergewicht gezogen. Das zog ein paar Einheimische mehr als üblich vom Sofa ins hübsche Naturstadion und vom Main waren auch circa 300 Leute angereist, einen etwas besseren Besuch hatte ich aber doch erwartet. Die Gastgeber wurden natürlich vom Regionalligisten sofort in die Defensive gedrängt und wehrten sich zunächst tapfer. Mit dem Führungstreffer für die Gäste nach einer Viertelstunde war das Spiel aber quasi entschieden und spätestens der Halbzeitstand von 3:0 ließ keine Fragen mehr offen. Im zweiten Durchgang schaltete der Favorit einen Gang runter und nutzte lediglich zwei Foulelfmeter, um die Führung auszubauen. Das ermöglichte den Gastgebern zumindest die einzige Torchance des Spieles, die aber nicht zum Erfolg führte. Da ich zufällig aus verschiedenen Richtungen angereiste Bekannte getroffen hatte, wurde die Partie zeitweise mit regem Smalltalk verbracht.

Edinburgh – Mi, 09.07.2025, 19:00

Hibernian FC vs Rot-Weiss Essen 3:2

Easter Road Stadium, 12.622 Zuschauer, Testspiel
„Und irgendwann, irgendwann einmal, spielt Rot-Weiss Essen internationaaaal“ – dieser Kurven-Chant kam mir in den Sinn, nachdem Anfang Februar bekannt wurde, dass der glorreiche RWE zum 150jährigen Vereinsjubiläum des Hibernian FC aus Edinburgh eingeladen wurde. ‚Hibernia‘ ist übrigens der lateinische Name Irlands, denn der Club wurde wie der Celtic FC aus Glasgow von irischen Einwanderern gegründet. Die Hibs waren im Jahre 1955 der Gegner des frisch zum Deutschen Meister gekürten RWE im erstmals ausgetragenen Europapokal der Landesmeister. Nach einem 0:4 im Hinspiel an der Hafenstraße und zumindest einem respektablen 1:1 an der Easter Road war dann schon in der ersten Runde Schluss für die Roten. Im Jahr 2005 trafen beide Clubs dann in Essen in Freundschaft aufeinander, 50 Jahre nach den Duellen im Europa-Cup. Zum verbal versprochenen Rückspiel kam es dann aber nie. Dass es nun letztlich doch Realität wurde, ist herausragend, auch wenn das Spiel nicht mehr im kausalen Zusammenhang zum ‚Friendly‘ von 2005 steht. Nur zehn Minuten nach Bekanntwerden der Ansetzung, hatte ich die Flüge gebucht, denn man konnte ja erahnen, dass sich die Reise großer Beliebtheit erfreuen und damit die Flugpreise sicherlich schnell zugunsten der Airlines beeinflussen würde. In den Wochen und Monaten vor dem Spiel wurde dann mehr und mehr klar, dass eine stattliche Anzahl von Rot-Weissen den Weg in die schottische Hauptstadt antreten wird.
Ein erstes Kontingent von etwas mehr als 2.000 Gäste-Tickets, das Anfang Mai in den Verkauf ging, war binnen 48 Stunden vergriffen, so dass eine Nachlieferung von der Insel notwendig wurde. 2.200 Anhänger des glorreichen RWE machten sich letztendlich auf den Weg in den Norden Britanniens. Zu sechst schwebten wir am Vorabend des Spieles in die schottische Hauptstadt ein und gelangten mit dem ‚Airlink‘-Bus in die Stadt. Dort wurden die Brocken schnell ins ausgewählte, einfache Etablissement im West End geschmissen und dann der ausgerufene Treffpunkt ‚Grassmarket‘ angesteuert, wo sich die rot-weisse Gemeinde zum vorabendlichen Warm-up traf und die umliegenden Pubs in Beschlag genommen hatte. Mit (zu viel) Guinness und Live-Musik, war das dann ein runder Abend, an den Weg zurück ins Nachtquartier habe ich jedenfalls nur auszugsweise Erinnerung. Nachdem der Spieltag dann mit einem ausgedehnten Scottish Breakfast eingeläutet worden war, machten wir uns auf eine kleine Sightseeing-Runde durch die Stadt und hoch auf den ‚Calton Hill‘ mit Ausblick auf die Stadt und den abendlichen Spielort.
Danach begaben wir uns in Ruhe wieder zum ‚Grassmarket‘, um uns mit ein paar Glücklichmachern aus dem Zapfhahn auf den Kick einzustimmen. Der Platz und die umliegenden Pubs füllten sich mehr und mehr und um halb fünf setzte sich die rot-weisse Meute im geplanten Marsch zum Easter Road Stadium in Bewegung. Joa, ich glaube das hat schon Eindruck bei den Einheimischen und auch den ganzen Touris hinterlassen, denn diesen fielen ja beinahe die Augen aus dem Kopf und der Ruhrpott-Tross entpuppte sich als äußerst gefragtes Foto- und Video-Motiv. Mit entsprechendem Spektakel wurden die knapp dreieinhalb Kilometer in eineinhalb Stunden erledigt. Die den Triumphzug begleitenden Polizeikräfte hielten sich angenehm im Hintergrund und waren nullkommanull aufgeregt ob ihrer fremden Gäste. So geht es also auch, da können die deutschen Kiberer ordentlich von lernen, aber in unserer feinen Republik gibt es halt in der Förstertruppe auch zu viele Provokateure, welche die Einsätze beim Fußball nutzen, um ihre Aggressionen abzubauen, wenn sie mal wieder von der eigenen Frau verprügelt worden sind.
Der RWE-Anhang machte sich im zugewiesenen Unterrang des ‚South Stand‘ breit. Die aktiven Supporter und Ultras der ‚Hibees‘ haben ihren Platz auf dem ‚North Stand‘. Dieser blieb aber zum heutigen Spiel leider geschlossen und die Heim-Szene um die ‚Block Seven Ultras‘ trat nicht geschlossen auf. Daher kam es auch nur selten zu ein paar vereinzelten, kurzen Chants, die man aber ob der eigenen Lautstärke eher erahnen denn hören konnte. Die Ultra-Gruppen des glorreichen RWE hatten Material für eine Choreo in den Norden Großbritanniens geschafft. An den Balustraden von Ober- und Unterrang prangte in fetten Lettern „Rot-Weiss Essen international“ und „Wie einst der Opa mit Dir durch Europa“. Die Tribüne wurde dann mittels Stangen-Luftballons in die Vereinsfarben geteilt und knapp zwei Dutzend Fackeln gezündet. Das war optisch schon mal ein angemessener Auftakt und was dann akustisch durch das Stadion schepperte, war zumindest in der ersten Hälfte allererste Sahne. Jeder hatte Bock, alle machten mit. Die Anhänger der ‚Hibs‘ waren mehr damit beschäftigt, Richtung Gästeblock zu staunen, als sich an ihrem im ersten Durchgang stark aufspielenden Team zu erfreuen. Dabei gab es dazu allen Grund, denn nach nicht einmal zwei Zeigerumdrehungen lag die Murmel zum ersten Mal hinter Jakob Golz im Netz. Über die linke Abwehrseite war es für die Deckung des RWE viel zu schnell gegangen. Golz konnte den ersten Schuss aus knapp zehn Metern und zentraler Position noch abwehren, der Nachschuss beulte dann aber das Netz.
Der rot-weisse Sanges-Mob ließ sich davon nicht beirren und gab weiter Vollgas, daran änderte auch der zweite Treffer für die Grün-Weißen nur zehn Minuten später nichts. Ich hoffte nur inständig, dass diese Schlagzahl sich nicht fortsetzte, ein Debakel konnte hier ja auch niemand brauchen. Dem war dann auch nicht so, die Kämpen in den schönsten Farben bissen sich in die Partie und konnten die ‚Hibs‘ nun weitestgehend vom eigenen Tor fernhalten, traten selber offensiv aber auch nur zwei Mal gefährlich in Erscheinung. Mit einer komplett anderen Elf kam der RWE aus der Kabine und die machte es irgendwie besser. Mit dem ersten Angriff gelang der Anschlusstreffer. Mizuta hatte sich auf dem linken Flügel durchgesetzt und den Ball flach und scharf nach innen gebracht, so dass Martinovic die Kirsche nur noch über die Linie drücken müsste. Und genau dieser Martinovic glich den Spielstand fünf Minuten später nach einer Einzelleistung mit einem Schuss vom Sechzehner ins kurze Eck aus. Nun war es ein offener Schlagabtausch. Die Hibs testeten mal das Aluminium und nutzten dann eine kurze Phase der Überlegenheit zur erneuten Führung.
Drei Minuten vor dem Ende wurde Müsel im Strafraum gelegt und es bot sich die große Gelegenheit, ein mittlerweile nicht mehr erwartetes Remis zu erreichen. Der Gefoulte nahm sich selbst das Leder, schüttelte erst Mizuta und dann Martinovic ab, die beide um das Spielgerät ersuchten, und verschoss dann souverän. Der Keeper der Hibees hatte die Ecke geahnt und den nicht sehr hart geschossenen Ball aus dem unteren Toreck gekratzt. Nicht tragisch, denn die Roten hatten sich mehr als achtbar aus der Affäre gezogen. Keine Ahnung ob es daran lag, dass die erste Hälfte bei den Anhängern viel Kraft gekostet hatte oder dass sich die Capos zwischendurch darauf versteiften, ein auf die Reise bezogenes Lied durchzuboxen, dessen Text bei den meisten Leuten außerhalb der Ultra-Gruppen einfach nicht saß, aber der Auftritt im zweiten Durchgang kam nach meinem Eindruck nicht mehr ganz an den Top-Support der ersten Halbzeit ran, blieb aber trotzdem auf hohem Niveau.
Nach dem Schlusspfiff kam zunächst die Heimmannschaft in die Gäste-Kurve, um Applaus zu spenden, welcher vom Gäste-Mob wohlwollend erwidert wurde, bevor auch die Anhänger der Hibs den Sahne-Auftritt des RWE-Mobs mit Applaus honorierten, welcher natürlich ebenfalls beantwortet wurde. Und schließlich kamen auch die Spieler in den schönsten Trikots der Welt zum Away-Sektor, um sich feiern zu lassen und der Nummer einen angemessenen Schlusspunkt zu verschaffen. Ein Hammer-Erlebnis Spiel fand so ein passendes Ende. Gemessen an den Kommentaren auf den sozialen Plattformen und auch in den Print-Medien hat der rot-weisse Anhang mächtig Eindruck hinterlassen und bei den schottischen Fußball-Fans sogar eine kleine Diskussion über die Fankultur im eigenen Land angestoßen. Der RWE hat einen sehr positiven Auftritt hingelegt und es schwingt natürlich etwas Stolz mit, dass man spätestens jetzt in Edinburgh weiß, wer Rot-Weiss Essen ist. Wie intensiv nicht nur ich, sondern wohl annähernd alle Mitgereisten dieses Erlebnis aufgesaugt haben, zeigt wie besonders diese Reise war. Es gibt halt zwei Dinge, die man sich nicht aussuchen kann – die Familie und den Fußballverein. Ich ordne diese Reise in die Top 5 oder sogar Top 3 der Erlebnisse mit dem RWE ein, da kann selbst der eine oder andere Aufstieg nicht mithalten. Etwas ausgelaugt und heiser schlurften wir zurück in die Stadt und genehmigten uns noch ein paar Kaltgetränke ehe es in die Unterkunft und für mich am Folgetag zurück in den Ruhrpott ging.

Essen – Sa., 05.07.2025, 17:30

ETB Schwarz-Weiß vs Rot-Weiss Essen 1:5

Stadion Uhlenkrug, 2.400 Zuschauer, Testspiel
Und jährlich grüßt der Uhlenkrug. Was unermüdlich als attraktives Testspiel und Derby angepriesen wird, ist einfach nur noch ein ausgelatschter Lackschuh. Wenn die Partie alle paar Jahre mal stattfinden würde, wäre es sicherlich ein interessanter Vergleich, aber die jährliche Ansetzung und das mehr oder weniger regelmäßige Aufeinandertreffen im Verbandspokal haben das Interesse an dieser Partie deutlich abnehmen lassen. Daran konnte auch die Wiedereröffnung des Stadions nach der Sanierung mit neuem Sitzschalen und Tartanbahn in den Vereinsfarben nichts ändern. Wenn nicht der Namenssponsor des Stadions, ein Vermieter von Gabelstaplern und Arbeitsbühnen, den kostenlosen Ausflug in luftige Höhen angeboten hätte, wäre ich wohl nicht an den ‚Uhlenkrug‘ gereist. Aber so war es möglich, dieses nach wir vor tolle Stadion mal aus einer völlig ungewohnten Perspektive zu betrachten. Zugegeben fühlt man sich knappe 60 Meter über dem Erdboden schon etwas wackelig, wenn man diese Höhe nicht gewohnt ist. Nicht nur ich war wenig später wieder auf dem Boden der Tatsachen, sondern auch der ETB, der im ersten Durchgang klar unterlegen war und sich vier Dinger einfing. Teilweise sah es ganz ordentlich aus, was der RWE da im Angriffsdrittel spielte. Mit dem – bis auf die Torwartposition – kompletten Durchwechseln kam es nach dem Seitenwechsel zum Bruch im Spiel der Roten. Die Partie war nun deutlich offener, es wurden nicht mehr so viele Tormöglichkeiten herausgespielt. Dafür ergaben sich nun auch für die Gastgeber einige Chancen. Ein davon wurde eine Viertelstunde vor dem Ende zum Ehrentreffer genutzt, ehe kurz vor dem Ende der alte Abstand wiederhergestellt wurde.

Longford – Sa., 28.06.2025, 19:30

Longford Town FC vs University College Dublin AFC 0:2

Strokestown Road, 347 Zuschauer, 1st Division
Galway begrüßte mich am nächsten Morgen mit irischem Schnürregen. Bis ich mich mal sortiert hatte, hatte sich die Lage etwas abgetrocknet, das ermöglichte noch mal einen etwas ausgedehnteren Rundgang durch Galway und natürlich ein ‚Full Irish Breakfast‘. Gegen Mittag sattelte ich dann mal den mir von Europcar zugeteilten VW T-Roc und machte mich auf eine Rundfahrt durch Connemara. Zuletzt war ich vor 30 Jahren in dieser Gegend, daher war irgendwie alles neu. Um den ‚Lough Corrib‘ den zweitgrößten See der Irischen Insel herum ging es mit ein, zwei, drei Stopps, unter anderem am Aughnanure Castle, einer Schlossruine vorbei und von dort dann durch die grünen Felder und Wiesen Zentral-Irlands bis nach Longford.
Während der zentrale Spieltag der ersten und zweiten Liga der Republik Irland der Freitag ist, trägt Zweitligist Longford Town neben dem Erstligisten Sligo Rovers seine Heimspiele in der Regel am Samstag-Abend aus. Seit Aufnahme in die ‚League of Ireland‘ in den 80er Jahren, welche aus einem in sich geschlossenen System besteht – der erstklassigen ‚Premier Division‘ und der zweitklassigen ‚First Division‘, aus der man nicht in den Non-League-Bereich absteigen kann – spielt der Verein, von ein paar meistens wenig erfolgreichen Ausflügen nach oben abgesehen, meist auf zweitklassigem Niveau. Zu Gast war das Team der Universität aus Dublin. Die etwas favorisierten Gäste hatten es allerdings in Hälfte eins ihrem Keeper zu verdanken, nicht in Rückstand zu geraten. Das Kräfteverhältnis drehte sich mit Beginn des zweiten Durchgangs und die Studenten machten es vor dem Tor zwei Male etwas besser als die Gastgeber. Das ‚Strokestown Road Stadium‘, heute nach einem Sponsor benannt, wurde in den frühen 90ern einige Kilometer außerhalb der Stadt auf der grünen Wiese errichtet. Seit einer umfassenden Renovierung Anfang des Jahrtausends besitzt die Spielstätte ihr heutiges Aussehen. Die nördliche Hintertorseite ist derzeit gesperrt, da das dahinterliegende Mauerwerk eingestürzt ist und der Tribüne damit der Halt genommen wurde. In Block O bemühte sich ein Dutzend Aktive jüngeren Alters um etwas Support, was ihnen von ihrem Team letztlich nicht durch Zählbares gedankt wurde. Nach dem Spiel fuhr ich direkt in die Gegend um den Dubliner Flughafen und verschlief die wenigen Stunden bis zum frühen Abflug auf dem Parkplatz des Portmarnock Beach. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr gemacht und Rücken und Nacken erinnerten mich nach dem Erwachen auch nachhaltig daran, warum das so war.

Galway – Fr., 27.06.2025, 19:45

Galway United FC vs Shelbourne FC 1:1

Eamonn Deacy Park, 2.351 Zuschauer, Premier Division
Will man höherklassigen Fußball sehen während in Deutschland Sommerpause herrscht, bleibt innerhalb Europas wenig Auswahl und das Angebot beschränkt sich in der Regel auf die baltischen und skandinavischen Staaten sowie die Republik Irland, die aus dem üblichen auf den britischen Inseln gepflegten Saisonverlauf ausschert und ihren Meister mit dem Kalenderjahr ausspielt. ‚Air Lingus‘, Irlands ehemals staatliche Airline, bot einen günstigen Return ab Düsseldorf nach Dublin an, daher wurde die Chance ergriffen, mal wieder auf die Grüne Insel zu fliegen. Nach Übernahme des Mietwagens ging es direkt rüber auf die andere Seite der Insel nach Galway. Der Nachmittag wurde für einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und Nahrungsaufnahme genutzt, bevor der fußläufig erreichbare ‚Eamonn Deacy Park‘ angesteuert wurde. Was wie ein Sponsorenname klingt, bezieht sich jedoch auf einen ehemaligen verdienten Spieler, nach dessen Ableben im Jahr 2012 das kleine Stadion seinen vorherigen Namen ‚Terryland Park‘ an diesen verlor. Es handelt sich um eine angenehm individuelle, kleine Spielstätte, die man als typisch irisch bezeichnen kann oder welche man in dieser Art auch im englischen Non-League-Football vielfach findet. Alles wirkt etwas zusammengeschustert und das Stadion hat sich so nach und nach zum heutigen Aussehen entwickelt. Einer älteren überdachten Tribüne steht eine solche neueren Datums gegenüber. Hinter dem einem Tor findet man keinerlei Ausbau, dafür recken sich dort typische Reihenhäuser über die Mauer, was eine charakteristische Kulisse ergibt.
Auf der anderen Seite gibt es einen kleinen ungedeckten Sitzplatzbereich, der jedoch gesperrt ist. Oberhalb diesem befinden sich ein paar wenig einladende Logen-Plätze hinter Glas, wie man es eher auch Belgien kennt. Außerdem befindet sich dort neben einem kleinen Club-Shop auch noch der Suff-Bereich neben dem Stadion-Pub. Alkoholkonsum ist in britischen Stadien – wenn überhaupt – nur in extra abgeteilten kleinen Bereichen erlaubt. Auf diese wenigen Quadratmeter quetschen sich dann die Durstigen, um sich unter Ordneraufsicht richtig einen reinzuorgeln. Aus Dublin waren gut 200 Shelbourne-Supporter mitgekommen, welche auf der älteren Tribüne Platz fanden, keine schlechte Zahl im irischen Fussball. Bis auf wenige Chants und eine kurze Phase nach dem Führungstreffer ihrer Farben verhielten diese sich aber sehr ‚englisch‘ und verfolgten meist stumm die Partie. Diese Lethargie konnte auch die kleine ‚Ultras Dublin‘-Fahne nicht beschönigen. Ihnen gegenüber hatte sich im äußersten Bereich der neueren Tribüne die ‚Maroon Army‘, die kastanienbraune Armee, angelehnt an die beherrschende Vereinsfarbe, mit circa 50-60 Personen platziert.
Die Jungs und Mädels mit einem recht jungen Altersdurchschnitt hatten die Tribüne ganz schön beflaggt, übten sich schon eher im Ultra-Style und sangen beinahe dauerhaft, waren ob der recht geringen Anzahl aber auch nicht sehr durchschlagkräftig. Dennoch muss man statuieren, dass der Fussball in Irland etwas Fahrt aufgenommen hat, sowohl was die Besucherzahlen als auch was die Stimmung angeht. Die ‚Shels‘ waren im ersten Durchgang das deutlich bessere Team, aber sie verpassten es ihre Führung auszubauen. United kam stark verbessert aus der Kabine und erarbeitete sich ein Übergewicht, es sah aber lange nicht nach einem Torerfolg aus. Der mittlerweile verdiente Ausgleichstreffer, bei dem der Shels-Keeper nicht ganz zu Unrecht aber erfolglos auf Stürmerfoul plädierte, fiel dann wenige Minuten vor dem Ende doch noch. Das veranlasste die ‚Maroon Army‘ dazu einen Blink-Bengalo zu zünden. Südländische Begeisterung an Irlands Westküste… naja, so in etwa zumindest. Das Stadion leerte sich zügig und wurde den zahlreichen Möwen überlassen, welche über dem Stadion kreisend genau diesen Moment herbeigesehnt hatten und sich über Pommes- und Burger-Reste hermachten und so der Putzkolonne ein wenig Arbeit abnahmen.