Düsseldorf – Sa., 26.05.2025, 15:00

BV 04 Düsseldorf vs ASV Tiefenbroich 1:7

Sportanlage Hans-Böckler-Straße, 60 Zuschauer, Kreisliga B Düsseldorf Gruppe 1
Eine wechselhafte Geschichte hat der Ballspielverein 04 aus der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens. Lange Zeit spielte der Verein meist auf Landesliga-Niveau mit wenigen Ausreißern nach unten und oben. Mitte der vergangenen Dekade begaben sich die Schwarz-Roten dann in eine Abwärtsspirale die letztlich gar in der Kreisliga C endete. Seit in paar Saisons wird wieder auf B-Klassen-Ebene gekickt, bisher allerdings ohne ernsthaft ins Aufstiegsgeschehen eingreifen zu können. Überregional bekannt ist der BV 04 für die jährlich zu Ostern ausgerichtete und schon seit über 60 Jahren stattfindende ‚U19-Champions-Trophy‘, zu der namhafte Mannschaften aus Europa und auch aus der ganzen Welt anreisen. Die Sportanlage liegt eher untypisch inmitten eines gemischten Wohn- und Geschäftsquartieres und erhält durch die umliegende Bebauung auf irgendeine Art eine interessante Kulisse. Prunkstück der Anlage ist der Naturrasenplatz mit der überdachten Tribüne. Eine gute Note hat auch das durch den Pächter der Vereinsgaststätte geführte Grill-Catering verdient. Die Sucuk im Fladenbrot mit Gurken und geschmorten Zwiebeln waren hervorragend. Während der BV 04 jenseits von Gut und Böse im oberen Mittelfeld des Tableaus steht, ging es für die Gäste um nichts weniger als den Aufstieg. Mit einem passenden Ergebnis des Verfolgers hätte dieser schon heute realisiert werden können. Daraus wurde nichts, aber mit dem heutigen Kantersieg wurde das Tor zur Kreisliga A sperrangelweit aufgestoßen.

Duisburg – Sa., 24.05.2025, 16:30

MSV Duisburg vs Rot-Weiss Essen 1:2

MSV-Arena, 27.719 Zuschauer, Niederrheinpokal Finale
Das Finale um den Verbandspokal stand an und es sollte (leider) ein denkwürdiges werden. Da sich die Wege mit dem Un-Verein aus der verbotenen Stadt seit mittlerweile mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr gekreuzt haben, sind die Zebras inzwischen zum Erzrivalen 1B aufgestiegen. Dementsprechend heiß waren beide Seiten auf dieses Spiel, sodass in den Verkaufsphasen beider Vereine binnen kürzester Zeit sold out vermeldet werden durfte. Knapp 28.000 Leute besuchten dieses Spiel. Aus Sicherheitsgründen mussten beinahe 4.000 Plätze leer bleiben, was dann leider doch große Lücken auf den Tribünen bedeutete. Ein Derby zwischen dem MSV und den glorreichen Roten ist nie ein normales Spiel, sondern immer besonders, erst recht in einem Finale. Heute sollte es leider auf unerfreuliche Art noch ‚besonderer‘ werden. Das Intro zur Partie war noch mehr als würdig. Die Nordkurve ließ eine große, detailliert gemalte Blockfahne herunter, deren Motiv einen älteren MSV-Fan vor der Haupttribüne des alten Wedaustadions zeigte, untermalt von einem Banner am Zaun mit Titel „Smells like teen spirit“, was vermutlich auf die ‚Wiederauferstehung‘ des Vereins nach dem letztjährigen Abstieg und der dadurch entfachten Euphorie abzielte. Im Gästebereich wurde eine einfache Choreo aus roten Folien im Oberrang und deren weissen im Unterrang und darüber mittig das Vereinswappen präsentiert. An Balustrade und Zaun prangte in großen Lettern „Der Schreck vom Niederrhein, das bist nur Du allein“. Ausführung eher Note drei minus, denn da der Away-Sektor nicht gleichmäßig belegt war, weil die Sitzplätze nicht genutzt wurden, da alle RWE-Anhänger standen und zusammenrückten, wurde die Blockfahne mit dem Wappen zunächst nicht richtig strammgezogen. Manche Leute zeigten sich einfach zu dämlich oder wehrten sich sogar unverständlicherweise gar dagegen.
Die MSV-Kurve um Kohorte, PGDU und Co stellte dann kurze Zeit nach dem Anpfiff aus unersichtlichem Grunde den Support ein, während auf rot-weisser Seite munter weiter gesungen wurde. Das war letztlich der Auslöser, dass nach dem Spiel mehr darüber diskutiert wurde, warum, wann und wie lange der Gästeblock supportet hat oder nicht, als über das Spiel selbst. Im Oberrang der Nordkurve hatte es einen medizinischen Notfall mit Reanimationsmaßnahmen gegeben. Naturgemäß dauerte es eine ganz Weile bis das im Gästebereich auf der anderen Seite des Stadions ankam, zumal die RWE-Ultra-Szene ja ihrerseits mit der Anfeuerung beschäftigt war. Einigen im Stadion dauerte das zu lange, weshalb der Vorwurf im Raume steht, die RWE-Ultras hätten den Vorfall ignoriert. Eine angemessene Durchsage der Stadionregie hätte für Klarheit sorgen können, denn sicherlich waren auch große Teile der Zuschauer in den Heimbereichen irritiert, zudem hätte der Schiedsrichter das Spiel für die Dauer des Rettungseinsatzes auch unterbrechen können. Nachdem also die Information durchgesickert war, wurde auch im Away-Sektor der Support eingestellt. Für eine gute Viertelstunde herrschte nun weitgehend kollektives Schweigen, bis nach etwa einer halben Stunde Spielzeit dann Applaus im Duisburger Publikum aufbrandete, ein offensichtliches Zeichen, dass die Situation entschärft wurde, sich die Lage für den Betroffenen verbessert hatte.
Die RWE-Szene entschied sich daher, die Anfeuerung wieder aufzunehmen, in der Nordkurve war kurz zu beobachten, dass man sich ebenfalls zum Support rüstete, die Fahnen wurden aus- dann aber wieder eingerollt und das Schweigen fortgesetzt, diese Entscheidung blieb aus der Perspektive von der anderen Seite uneindeutig. Kurz vor dem Ender der Halbzeitpause meldete sich endlich der Sprecher und gab bekannt, dass die betroffene Person ins Krankenhaus transportiert wurde, leider ist dieser im Laufe der folgenden Nacht dann aber verstorben, was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte. Die für ihren straffen Politik- und Ethikkodex bekannte Ultra-Szene der Zebras blieb auch während des zweiten Durchgangs stumm, eine Entscheidung, die es zu respektieren gilt, aber eben eine individuelle, subjektiv getroffene. Das normale Publikum raffte sich ab und an zu altbekannten Schlachtrufen und Gesängen auf, während von rot-weisser Seite durchgängig supportet wurde. Die Durchsage des Sprechers über den Abtransport des Patienten ins Krankenhaus suggerierte natürlich, dass die Person nun gut versorgt ist, über eine offenbar weiterhin bestehende Lebensgefahr war nichts bekannt. Von Seiten der MSV-Fans wird der RWE-Szene nun vorgehalten, sich ungerührt vom Schicksal des Patienten gezeigt zu haben, es wird fehlendes Fingerspitzengefühl und Empathielosigkeit vorgeworfen.
Unnötig angeheizt wurde diese Diskussion im TV-Interview unmittelbar nach Spiel durch MSV-Trainer Didi Hirsch, der sich durch das Schweigen der eigenen Kurve und die daraus resultierend dominanten RWE-Fans um den Heimvorteil gebracht sah und den Gäste-Fans deshalb Respektlosigkeit vorwarf. Entschuldigend sei angeführt, dass Hirsch aufgrund des gerade erst beendeten Spiels sicherlich noch emotionsgeladen war, jedoch schafften es dagegen einige MSV-Anhänger schnell, die Situation sachlich und ehrlich einzuordnen. Weiterhin ist mir kein Gesetz bekannt, welches vorschreibt, dass man den Support einstellen muss, wenn jemand im Stadion medizinisch behandelt werden muss, auch nicht wie lange die Stille durchzuhalten wäre. Es geht hier natürlich um Ethik und Moral und, ja klar, auch um Respekt das ist sicherlich richtig. Auch mit der rot-weissen Brille auf der Nase maße ich mir aber an, die Situation reell einschätzen zu können, da ich ja nun selbst den Eindruck aus dem Away-Sektor mitgenommen habe. Und so hat sich der rot-weisse Anhang nach meiner Einschätzung anhand der erhaltenen Informationen korrekt verhalten. Dass die Duisburger Ultra-Szene, die am näher am unglücklichen Geschehen positioniert war und daher natürlich auch kurzfristiger an eindeutige Informationen gekommen sein dürfte, sich entschied, auch die übrige Spielzeit auf den organisierten Support zu verzichten, darf nicht als Maßstab für die Entscheidung der RWE-Szene dienen. Zumal das unorganisierte Publikum des MSV, wie schon erwähnt, ebenfalls Anfeuerung von sich gab.
Sportliche rückte der Kick durch die unglücklichen Geschehnisse etwas in den Hintergrund und das Spiel konnte die Erwartungen aufgrund der Gesamtumstände nicht erfüllen. Als ob es der Wettergott vorher schon wusste, versank der Nachmittag auch noch im Duisburger Schnürregen. Klar, wir brauchen den Regen, aber der kommt ja auch immer dann, wenn er eben nervt. Die ersten zehn Minuten gehörten den Mannen in Rot und Weiss, ehe MSV-Sturmführer Sussek durch eine Einzelaktion das Selbstvertrauen bei den Gastgebern weckte. Mit Leidenschaft und Kampf schafften es die Gastgeber nun, die individuelle Unterlegenheit auszugleichen, während der RWE zwar den Ballbesitz hatte, im Spielaufbau aber zu gemächlich unterwegs war, um die Meidericher zu gefährden. Nach nicht mal zwanzig Minuten nahm ein Duisburger nach einem abgewehrten Eckball aus bestimmt 25 Metern Maß und hätte die Kirsche rechts am Tor vorbeigejagt. Meuer hielt aber seine Rübe in den Schuss und lenkte die Murmel unhaltbar ins Tor, da Wienand gerade in die andere Ecke unterwegs war. Das Spiel änderte sich danach nicht, die Gastgeber warfen alles rein, während der RWE um Struktur bemüht war. Es gab kleinere Möglichkeiten auf beiden Seiten, zählbar wurde es aber erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Gjasula eine Arslan-Flanke zum Ausgleich einnickte. Zu diesem Zeitpunkt sicherlich glücklich, unverdient war es aber nicht.
Nach dem Seitenwechsel drückten die etwas favorisierten Gäste dem Kick dann aber mehr den Stempel auf, kontrollierten die Partie. Lucas Brumme, der bis dahin noch nicht zu seiner Normalform gefunden hatte, flankte dann wenige Minuten nach Wiederanpfiff punktgenau auf Safi, der das Spielgerät gegen die Laufrichtung des MSV-Schnappers zur Führung ins Netz köpfte. In der Folge blieb der RWE der Regisseur des Spiels, der MSV konnte das Ruder zunächst nicht an sich reißen, erarbeitete sich aber dennoch Möglichkeiten. In der Schlussviertelstunde nahmen die Gastgeber mit dem Mute der Verzweiflung dann das Heft langsam in die Hand und waren dem Ausgleich nahe. Die größte Möglichkeit bot sich aber RWE-Kapitän Schultz, der zunächst MSV-Keeper Braune per Kopfball prüfte, den sich überraschend bietenden Nachschuss dann in Rücklage aus vier Metern über die Querlatte in den Regen jagte. Das war es dann und der Niederrheinpokal wanderte zum wiederholten Male an die Hafenstraße. Die Partie war eng, der Sieg ist dennoch nicht ganz unverdient, da der RWE das Spiel beinahe komplett kontrollierte, wenn auch in der ersten Hälfte auf überschaubarem Niveau. Die Siegerehrung wurde aufgrund der sensiblen Situation in die Katakomben der Haupttribüne verlegt, die Mannschaft stürmte danach aber mit dem Pokal in die Kurve um mit dieser zu feiern. Dass die Stadionregie die Musik dann möglichst laut aufdrehte, um die Feierlichkeiten bestmöglich zu stören, war dann auch weniger respektvoll. Eine aufgrund der traurigen Umstände denkwürdige Veranstaltung fand so ein begrenzt vergnügliches Ende.

Maasmechelen – So., 18.05.2025, 19:15

Patro Eisden Maasmechelen vs Cercle Brugge KSV 1:5

Patro-Stadion, 5.000 Zuschauer, Relegation zur Pro League Finale Hinspiel
Als ich dieses Stadion vor über zehn Jahren schon einmal besuchte, kickten die Gastgeber eine Liga tiefer drittklassig vor vielleicht 200 Zuschauern. Zwar rennt das Publikum dem Verein heute in den normalen Ligaspielen auch nicht völlig die Bude ein, aber da sich die Mannschaft durch die Relegation bis in die Finalspiele gegen den Drittletzten der Pro League gemogelt hatte, herrschte heute gemessen am üblichen Interesse beinahe Ausnahmezustand. Die beiden gemauerten Tribünen auf den Längsseiten wurden schon vor einiger Zeit um ein Stahlrohr-Monster hinter dem Tor ergänzt, welches alles andere überragt, schön sieht das allerdings nicht aus. Da Maasmechelen eine ehemalige Bergbaustadt ist, kokettiert der Verein mit entsprechendem Image. So wurde die Rauchdosen-Aktion der kleinen Szene mit einem Banner untermalt, was ungefähr „Im Staub geboren, kämpfend um Ruhm“ bedeutete. Der Gästeblock füllte sich beinahe restlos, das hatte ich von Brügges Nummer zwei, die ja auch wirklich klar im Schatten des Club Brugge steht, überhaupt nicht erwartet.
Als Intro wurde eine richtig gute Fackel-Aktion geboten, später schaffte es die Gäste-Szene unter ungeklärten Umständen im Heimbereich einen grünen Rauchtopf zu zünden. Das rief die Haudrauf-Fraktion der Gastgeber auf den Plan, die sich allerdings angesichts der ‚Politie‘ in Kampfmontur nicht zu ernsteren Maßnahmen hinreißen ließ. Unter den Augen von Obelix gehörten der Patro-Elf dann die ersten Minuten, ehe die Machtverhältnisse auf die Seite des Erstligisten kippten. Ein frühes Tor für Cercle zog den lila-weißen Lokalmatadoren dann komplett den Zahn des Mutes und fortan spielten nur noch die Gäste. Schon der zweite Treffer ließ den Optimismus auf und neben dem Platz spürbar sinken und im zweiten Durchgang hatten die Flamen dann leichtes Spiel. Der Away-Sektor lieferte dann beflügelt vom Auftritt des Teams über die gesamte Spielzeit wirklich guten Support, das ist für eine belgische, zudem eher kleine Szene auch nicht selbstverständlich. Im kleinen aktiven Block der Gastgeber schwand dagegen angesichts des Debakels frühzeitig die Motivation.

Haßloch – Sa., 18.05.2025, 17:00

1.FC 08 Haßloch vs SV Geinsheim 1:3

Stegerwald-Sportplatz, 130 Zuschauer, Bezirksliga Vorderpfalz
Der Heimweg in den Pott erfuhr noch einen Zwischenstopp in der Vorderpfalz. In einem Haßloch … pardon … in Haßloch wurde am späten Nachmittag um Bezirksliga-Punkte gekämpft. Während es für die Gäste nur noch darum ging, die gute Platzierung zu bestätigen, benötigten die Gastgeber noch Punkte um den Klassenerhalt zu sichern. Das gelang heute nicht. Zwar war das Spiel sehr ausgeglichen, aber vor dem Tor machte die individuelle Qualität der Akteure den Unterschied. Zwar durften sich die Zuschauer auf der schmucken Anlage, die auf der Hauptseite sehenswert ausgebaut ist, nach einer torlosen ersten Hälfte über den zwischenzeitlichen Ausgleich freuen. Auf Strecke setzten sich die Gäste aber letztlich durch, was dem 1.FC 08 eine schwierige Ausgangslage für das letzte Spiel bescherte, welcher auch auf Schützenhilfe hoffen muss.

Großaspach – Sa., 18.05.2025, 13:30

VfB Stuttgart U21 vs Rot-Weiss Essen 1:1

Sportpark Fautenhau, 3.950 Zuschauer, 3.Liga
Wer hätte im Winter gedacht, als der glorreiche RWE nach einer einem Offenbarungs-Eid gleichenden Leistung in Aachen dem Abstieg entgegentaumelte, dass diese Saison noch so ausgeht, zumal der Wechsel auf der Trainerposition von Dabrowski zu Koschinat in den ersten Spielen ja überhaupt keine Wirkung zeigte. Ob es an der mysteriösen Plüsch-Möwe lag, welche Koschinat vor dem nächsten Spiel von einer Anhängerin als Glücksbringer zugesteckt bekam und die seitdem ihren festen Platz im Kader hat, oder doch eher daran, dass der neue Coach die richtigen Schlüsse zog und entsprechende Maßnahmen einleitete? Auch die nachverpflichteten Spieler trugen natürlich nachhaltig zum Kurswechsel bei. Damals hätte ich mir jedenfalls nicht träumen lassen, dass die Reise nach Großaspach, wo die Zweitvertretung des Stuttgarter VfB ihre Heimspiele austrägt, in launiger Runde meiner Rot-Weiss-Sippe im gemieteten Kleinbus dermaßen entspannt verlaufen würde, der Ligenverbleib RWE schon längst gesichert sei. Platz acht ist es am Ende geworden, Vizemeister der Rückrunde, nur der Aufsteiger aus Bielefeld sammelte noch zwei Punkte mehr als der Deutsche Meister von 1955 und dementsprechend hat es natürlich richtig Bock gemacht, das Team bei der Aufholjagd in der Rückrunde zu begleiten. Die Leistungsträger scheinen bis auf den scheidenden, weil nur ausgeliehenen, Eitschberger auch in der kommenden Saison die Schuhe für den RWE zu schnüren. Wenn an den richtigen Stellschrauben etwas feinjustiert wird, ist es eventuell möglich eine deutlich ruhigere neue Spielzeit zu erleben.
Der VfB-Nachwuchs brauchte noch Zählbares, um den Klassenerhalt zu sichern und begann mutig. Justin Diehl, der ja auch schon für die großen Stuttgarter in der Bundesliga getroffen hat, nahm sich nach wenigen Minuten ein Herz, wuselte sich irgendwie durch die vielbeinige rot-weisse Abwehr und traf nach vier Minuten trocken zu Führung. Die Anfangsphase gehörte auch danach weiter den Gastgebern, aber Müsel traf um die 20. Minute herum nach einer Ecke technisch anspruchsvoll beinahe aus dem Nichts zu Ausgleich. Nun war das Spiel offener, es gab Abschlüsse hüben wie drüben mit Vorteilen für die Jungs mit dem Brustring. Das änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nicht, die besseren Möglichkeiten hatten die Schwaben, aber Schnapper Wienand war nicht mehr zu bezwingen. In der Schlussviertelstunde war es dann nur noch ein lauer Sommer-Kick. Durch die Ergebnisentwicklung in den parallel laufenden Spielen zeichnete sich ab, dass den Stuttgartern das Remis reichen würde und auch die Roten brauchten sich mit Blick auf das Pokalfinale beim MSV am folgenden Wochenende, für das sowieso einige Leistungsträger geschont wurden, nicht mehr verausgaben.
Während sich für die Gastgeber etwa 100 Aktive zum Support zusammenrotteten, waren gut 1.500 Rot-Weisse ihrer Mannschaft ins Württembergische gefolgt und feierten ihre Saison-Abschlussparty. Dabei stand die erste Hälfte im Zeichen zweier Aktionen. Zum Intro wurden große Doppelhalter gezeigt, welche das Kürzel „A.C.A.B.“ (für möglicherweise Unwissende: diese Abkürzungen steht für „All cops are bastards“) ergaben. Dies war in diesem Fall keine Provokation gegen die Staatsmacht, sondern gegen den Verein, der für mich nachvollziehbar kurz zuvor das Tragen eines T-Shirts untersagte, welches eben diese umstrittene Abkürzung, die, sodann sie als Aussage pauschal getätigt wird gemäß rechtskräftigen Urteilen keine strafbare ist, zusammen mit dem Club-Wappen zeigt. Der Verein sorgt sich um seinen Leumund und befürchtet, dass dieses T-Shirt in der Öffentlichkeit zur Fehlannahme führen kann, das T-Shirt sei vom Verein herausgegeben worden. Weiterhin berührt das Verbot den Umstand, dass das Vereinswappen von den Ultra-Gruppen entgegen des beim RWE liegenden Copyright für durch die Gruppen selber beauftragte Szene-Klamotten verwendet wird, was wiederum durch den Verein in den letzten Jahren großzügig gehandhabt wurde. Dass die Verantwortlichen sich aber am oben beschriebenen Artikel stoßen und ihr Veto einlegten, ist für mich plausibel und richtig.
Mitte der ersten Halbzeit wurde dann noch ein kleines Spruchband mit der Aussage „Essen ist Rot-Weiss“ gezeigt. Dieses bezog sich auf die Ankündigung, dass das Finale in Duisburg mit einem Sonder-Trikot gespielt wird, auf dessen Brust nicht der Werbepartner präsentiert wird, sondern ein Logo mit der Aussage „Essen ist bunt“ und dem Untertitel „Für Zusammenhalt. Für Vielfalt. Für Respekt.“. Aus meiner Perspektive eine unglückliche Aktion, denn die Aussage „Essen ist bunt“ ist pauschal, zielt ja nicht nur auf die Akzeptanz aller Geschlechtsformen und gleichgeschlechtlichen Orientierungen ab, sondern auch oder vor allem auf die Akzeptanz aller Ethnien, sowie auf das Werben um Verständnis für Migration ab und wird der komplizierten, aktuell in Deutschland herrschenden Stimmungslage nach meinem bescheidenen Erachten nicht gerecht. Vor dem Hintergrund, dass vermehrt Straftaten und Anschläge durch teils unkontrolliert Zugewanderte begangen werden, fühlt sich ein großer Teil der Fangemeinde nicht abgeholt, nicht mitgenommen und erst recht nicht angesprochen. Im Gegenteil, die Aktion sorgt für Diskussionen und Diffamierungen in einem Publikum, welches pauschal keiner politischen Haltung zugeordnet werden kann, sondern aus Menschen einer jeden Gesinnung, egal in welche Richtung, besteht. Daher empfinde ich diese Idee, welche die Fangemeinde in verschiedene Lager zu spalten droht, als äußerst unglücklich. Man kann Politik natürlich nicht gänzlich aus dem Stadion heraushalten, da jeder Zuschauer eine politische Meinung mitbringt. Politik aktiv ins Stadion hinein zu tragen, ist aber kontraproduktiv und führt nur zu Kontroversen und dass auch noch vor einem so wichtigen Spiel. Ich hoffe inständig, dass sich die Wogen schnell glätten und die aktuell positive Stimmung im und um den Verein nicht beschädigt wird.

’s-Hertogenbosch – Mo., 12.05.2025, 20:00

FC Den Bosch vs SC Cambuur 1:0

Stadion De Vliert, 6.289 Zuschauer, Relegation zur Eredivisie 1.Runde
An diesem lauschigen Montag-Abend führte mich der Weg in die niederländische Provinz Noord-Brabant nach ’s-Hertogenbosch. Nur auf dem neunten Platz haben die Gastgeber dieser Partie die reguläre Spielzeit beendet und dürfen dennoch auf den Aufstieg in die höchste Spielklasse hoffen. Möglich macht es das etwas absurde Spielsystem in den Niederlanden. Neben den beiden direkten Aufsteigern dürfen sechs weitere Clubs der zweitklassigen Eerste Divisie auf das Upgrade hoffen. Prinzipiell spielen die Mannschaften auf den Plätzen drei bis acht eine Relegation. Durchbrochen wird dieser Block, wenn ein darunter platziertes Team eine sogenannte Perioden-Meisterschaft gewinnt. Die Saison wird dafür ein drei Phasen aufgeteilt. Die Mannschaften, welche diese drei Phasen gewinnen, sind direkt für die Playoffs qualifiziert, unabhängig vom Tabellenplatz, der nach dem letzten Spieltag zu Buche steht. Zusätzlich steigt in der zweiten Runde noch der Sechzehnte der ‚Eredivisie‘ ein. Da der FC Den Bosch die erste Periode gewann, stand die Qualifikation für die Aufstiegsrelegation frühzeitig fest und damit die Chance nach 20 Jahren wieder in der ‚Eredivisie‘ anzukommen.
Der Gegner aus dem hohen Norden ging grundsätzlich favorisiert in dieses Spiel, kam aber überhaupt nicht rein in die Partie. Die Gastgeber waren dagegen sofort ‚on fire‘ und gingen folgerichtig nach 20 Spielminuten in Führung. Bei weiteren guten Gelegenheiten verpassten sie es aber diese Führung auszubauen. Nach dem Seitenwechsel spielten dann jedoch beinahe nur noch die Gäste, aber die Friesen brachten die Murmel vor etwas mehr als 250 Mitgereisten nicht über die Kreidelinie, die hier gar keine Kreidelinie ist, da es sich um ein Kunstrasenspielfeld handelt. Mit dieser knappen Niederlage blieben aber für das Rückspiel noch alle Optionen offen. Vor mehr als zehn Jahren hatte ich schon mal irgendein bedeutungsloses Ligaspiel in diesem Stadion gesehen. Das Stadion De Vliert sieht von außen aus, wie viele Stadien in den Niederlanden aussehen, nämlich nicht wie ein Stadion, sondern eher wie ein Bürogebäude. Im Inneren ist es dagegen ein in die Jahre gekommener, enger Bau und wenn man nicht in die Ecken – vermutlich als Lärmschutz – irgendeinen Mist gebaut hätte, wäre es eine richtig coole Oldschool-Bude.
Wer die ohrenbetäubende Techno-Mucke vor dem Anstoß – was das angeht sind sie ja schon irre in unserem kleinen Nachbarland – unbeschadet überstanden hatte, sah das Intro der ‚M-Side‘, wie die Szene des FC Den Bosch heißt. Ein beinahe die gesamte Länge der Geraden einnehmendes Spruchband wurde präsentiert und dahinter stieg Rauch in den Vereinsfarben auf. Sah gut aus und die Stimmung war im Anschluss in der Anfangsphase auch ordentlich laut, das Niveau wurde aber nicht gehalten. Zwischendurch kochte die Atmosphäre aber immer wieder hoch, in Den Bosch steht ja auch ein schöner Asi-Pöbel im Block. Potential ist auf jeden Fall ausreichend vorhanden, so dass der Club durchaus eine Bereicherung für die höchste niederländische Liga wäre.

Essen – So., 11.05.2025, 16:30

Rot-Weiss Essen vs VfL Osnabrück 3:1

Stadion an der Hafenstraße, 19.300 Zuschauer, 3.Liga
Das letzte Heimspiel der Saison führte den VfL Osnabrück an die Hafenstraße. Das zweitbeste empfing das drittbeste Team der Rückrunde, was mit einem ausverkauften Haus belohnt wurde. Wer glaubte, es würde ein lockerer vorsommerlicher Kick, sah sich schnell getäuscht. In einem mit recht hohem Tempo geführten Spiel gewann der glorreiche RWE nach und nach die Oberhand. Nach einem Eckstoß für die Gäste kam der Ball zu Safi, der seinen Turbo anschmiss, ein Solo über das gesamte Feld startete und in einer 2-gegen-1-Situation Owusu, der heute überraschend von Beginn an performen durfte, mit dem Querpass versorgte. Dieser vollstreckte nach 15 Spielminuten aus recht spitzem Winkel zur Führung. Nur fünf Minuten später sahen die Zuschauer beinahe eine Kopie des zweiten Treffers bei den Löwen in der Vorwoche. Keeper Wienand schickte Safi auf die Reise, der Freund und Feind stehen ließ, allein vor dem Tor, aber zu ungenau abschloss. Kurz nach dem Seitenwechsel hätte der VfL beinahe aus dem Nichts den Ausgleich markiert, das Aluminium rettete für den geschlagenen Wienand.
Beinahe im Gegenzug erhöhte der RWE durch Owusus zweiten Treffer. Aus dem rechten Halbfeld zog der kleine, kantige Stürmer nach innen bis in den Sechzehner und bedankte sich für den inkonsequenten Geleitschutz ihn abwechselnd begleitender Gegenspieler mit einem trockenen Abschluss. Dann passierte lange wenig, bis der eingewechselte Wagner in der Schlussphase nach einem lauf über die linke Außenbahn in den Strafraum eindrang und gelegt wurde. Arslan verwandelte den fälligen Strafstoß gewohnt sicher zur endgültigen Entscheidung. Der kurz darauffolgende Ehrentreffer für die Lila-Weißen war nicht notwendig, dafür aber sehr schön anzuschauen. Aus 18 Metern abgesendet, flog die Kirsche in einer wunderschönen Flugbahn in den rechten oberen Torwinkel. Die Stimmung war beidseitig gut – der Umstand, dass beide Teams nach ihren jeweiligen Aufholjagden den Klassenerhalt bereits gesichert hatten, dürfte dazu beitragen haben. Ein voller Gästeblock weiß ja eh meist zu überzeugen und der VfL-Anhang ist auch eigentlich immer ordentlich unterwegs. Optisch gab es von Gästeseite leider nichts, dafür brannte und qualmte es in der Westkurve mehrfach, man konnte den Eindruck gewinnen, die Restbestände der Saison müssen weg. Das kleine Freudenfeuerwerk war nach der Rückrunden-Energieleistung von Kurve und Mannschaft auf jeden Fall angebracht.

Essen – So., 11.05.2025, 13:00

SG Schönebeck vs DJK Adler-Union Frintrop 3:2

Sportanlage Ardelhütte, 600 Zuschauer, Landesliga Niederrhein Gruppe2
Obwohl die Platzanlage der SG Schönebeck die zu meiner herrschaftlichen Wohnstatt nächstgelegene ist, habe ich dort noch nie ein Spiel geschaut. Der Grund dafür ist, dass beide Plätze der Anlage wenig hergeben. Selbst bespielt habe ich beide Plätze dagegen reichlich. Beim VfB Borbeck, neben Grün-Weiß Schönebeck der zweite Verein, aus deren Fusion die SGS hervorgegangen ist, habe ich die güldenen Jugend-Jahre meiner schillernden Fußballkarriere verbracht. Auf dem tiefer gelegenen der beiden Spielfelder, welches im Gegensatz zum oberen nicht von einer störenden Laufbahn umgeben wird, habe ich seinerzeit noch auf roter Asche das erste Tor meiner unglaublichen Karriere als Strafraum-Stürmer erzielt. Noch heute erzählen sich frühere Generationen der Schönebecker Einwohner ehrfurchtsvoll davon. Nicht. Der Grund meines heutigen Besuches war das Gastspiel des Vereins bei dem ich dann in der Seniorenzeit deutlich länger verweilte. Die Platzanlagen der SGS und von Adler-Union liegen auch gerade mal einen großzügigen Kilometer voneinander entfernt – mehr Derby geht auf Landesliga-Ebene ja kaum. Die Adler vom schönsten Wasserturm der Welt sind als aktueller Tabellenzweiter – diese Position berechtigt zum Aufstieg – auf bestem Wege die direkte Rückkehr in die Oberliga zu realisieren, was nicht mehr eine so große Sensation wäre wie der erste Aufstieg vor zwei Jahren, aber immer noch herausragend.
Mit einem Sieg beim Nachbarn hätte das Tor zur Oberliga annähernd unverschließbar aufgestoßen werden können. Die Lila-Weißen hatten aber überhaupt kein Interesse, den Türöffner zu geben und spuckten den Adlern deftig in den Horst. Die Gäste begannen die Partie unglaublich pomadig, während sich die Schönebecker von Anfang an kampfstark und hellwach zeigten. Nach zwanzig Minuten lagen diese vor sehr guter Kulisse beinahe folgerichtig mit zwei Toren in Front und bei den Treffern zeigte sich die Adler-Deckung alles andere als sattelfest. Zwei, drei gute Einschussmöglichkeiten blieben seitens des Favoriten ungenutzt und so ging es mit diesem gerechten Resultat in die Pause. Nach dieser sahen die zahlreichen Zuschauer ein anderes Adler-Team. Druckvoll und zielstrebig ging es richtig des Tores der SGS, die wiederum kaum noch zur Befreiung kam. Der Anschlusstreffer nach einer Stunde öffnete die Partie wieder und bei zwei mehr als einhundertprozentigen Torchancen hätte die Partie gedreht werden müssen. Der Angriff der Greifvögel war aber heute stumpf und der dritte SGS-Treffer schien die Partie zu entscheiden. Mit dem erneuten Anschluss fünf Minuten vor Schluss keimte noch einmal Hoffnung auf, die folgende Druckphase wurde aber nicht mehr belohnt.