
SV Darmstadt 98 vs Hannoverscher SV 1896 3:1
Stadion am Böllenfalltor, 17.810 Zuschauer, 2. Bundesliga

Der Sportverein Darmstadt 98 war bis in die 90er Jahre eigentlich so eine Art ewiger Zweitligist, abgesehen von einer Handvoll Ausbrüchen nach unten und oben, die alle jeweils nur eine Saison währten. Mitte der 90er gab es dann einen Bruch, denn mit dem Abstieg in die damals noch drittklassige Oberliga Hessen, avancierte der Verein, ebenfalls mit einjährigen Unterbrechungen, zum dauerhaften Drittligisten ehe gegen Ende der ersten Dekade des neuen Jahrtausends mehrere Spielzeiten in der viertklassigen Regionalliga gebucht wurden. Nachdem Aufstieg in die inzwischen geschaffene Dritte Liga wurde es dann turbulent und abwechslungsreich. In einer dramatischen Relegation gegen die Bielefelder Arminia konnte nach 30 Jahren die Zweite Liga wieder erreicht werden, die lediglich für den direkten Durchmarsch in die Bundesliga genutzt wurde. Dort war nach zwei Saisons wieder Schluss und prinzipiell stellen die ‚Lilien‘ nun wieder das dar, was sie in früheren Zeiten auszeichnete – den ewigen Zweitligisten.
Das ‚Bölle‘ kannte ich von einem früheren Besuch nur im historischen Gewand, dem klassischen Mehrzweck-Outfit mit Laufbahn, einer überdachten Haupttribüne und ungedeckten Rängen in den Kurven sowie auf der Gegenseite. Durch die recht niedrigen Kurven und einer hoch ansteigenden Gegengerade hatte das Rund ein eigenes Gesicht. Vor zehn Jahren begann dann der sukzessive Umbau des Stadions und heute ist vom alten baulichen Zustand nichts mehr übrig, die Spielstätte wurde in ein modernes reines Fußballstadion verwandelt. Zuletzt wurde die Haupttribüne neu errichtet, schon davor die Hintertor- und Gegentribüne(n) an das Spielfeld herangezogen und überdacht neu erbaut. Lediglich die alten Flutlichtmasten werden weiterhin genutzt. Als letztes Relikt und Erinnerung an das alte Stadion wurden die Stehränge der Nordkurve hinter der neuen Nordtribüne in Teilen erhalten. Für die Gestaltung am und um das Stadion wurde der Ultra-Szene offenbar weitgehend freie Hand gewährt. Viele Graffiti verpassen der Bude eine Identität und einen hohen Wiedererkennungswert – auch wenn die Vereinsfarben ja etwas anstrengend sind, kann man das nur gut finden.
Während die Gastgeber noch ein bisschen was Zählbares brauchten, um den Klassenerhalt final zu sichern, hatten die Norddeutschen trotz eines Negativlaufes noch immer die Chance, zumindest den Relegationsplatz um den Aufstieg zu erreichen. Die Sechsundneunziger hatten den Gästeblock ausverkauft und starteten mit einer Fähnchen-Choreo in den Clubfarben, Treue beschwörenden Zaunbannern und einem zentral präsentierten historischen Vereinswappen vom Beginn des 19. Jahrhundert in die Partie. Den Führungstreffer nach gerade einmal 30 Sekunden werden daher die Wenigsten im Away-Sektor gesehen haben. Auch nicht, dass die Kirsche nur eine Minute später beinahe wieder im Netz hinter Ex-Nationalschnapper Zieler einschlug, der dieses aber mit einer starken Parade verhindern konnte. Dann nahm auch der niedersächsische HSV endlich am Spiel teil und erkämpfte sich ein ertragloses Übergewicht. Die ‚Lilien‘ zeigten sich nach dem Seitenwechsel verbessert. Die Teams neutralisierten sich in ihren Bemühungen und die Partie verkrampfte. In der Schlussphase wurden die Gäste dann für ihre Bemühungen endlich belohnt und erzielten den Ausgleich. Nur, um mit der nächsten Aktion direkt wieder einen Treffer zu schlucken. Der anschließende Brechstangen-Fußball brachte nichts mehr ein, außer einem Foulelfmeter für die Gastgeber, mit dem diese die Punkte endgültig auf die Habenseite zogen.
















