
SV Sandhausen vs Rot-Weiss Essen 0:2
Hardtwaldstadion, 4.348 Zuschauer, 3.Liga

Mit der Mission, den Klassenerhalt endgültig in trockene Tücher zu bringen, ging die Reise, ungewohnt aus Richtung Süden kommend, in den Rhein-Neckar-Kreis, zum abgeschmierten Aufstiegs-Anwärter nach Sandhausen. Studiert man die Tabelle, wie sich diese vor dem Hinspiel in der ersten Halbserie zeigte, sieht man den SVS mit 24 Punkten an der Spitze stehen. In den 19 seitdem absolvierten Liga-Spielen holten die Schwarz-Weißen sagenhafte sechs Zähler, was das Team auf den drittletzten Platz in höchste Abstiegsgefahr abrutschen ließ. Der Kick gegen den nach drei Siegen in Folge mit ganz breiter Brust anreisenden glorreichen RWE war also wahrscheinlich die letzte Patrone, um den Super-GAU zu vermeiden. 1.350 Rote hatten den Weg angetreten und waren bester Laune. Was man von der kleinen Szene der Gastgeber nicht behaupten konnte. Während der ersten zehn Spielminuten blieb der Fanblock leer. Die Geduld der Gruppe war offensichtlich aufgebraucht, denn Zaun prangte über die gesamte Breite des Blocks ein Transparent mit den fetten Lettern „Unser Support angepasst an Eure Leistung“. Kaum war der Block gefüllt, stand es auch schon 1:0 für den glorreichen RWE. Dabei hatten die Gastgeber durchaus couragiert begonnen und hätten durch einen exzellent getretenen Freistoß, den Golz noch stark an die Querlatte lenkte, beinahe die Führung erzielt.
Dann spielte aber Moustier nach einem tollen Solo-Lauf im richtigen Moment Safi frei, der das Streitobjekt allein vor dem gegnerischen Torwart eiskalt versenkte. Das war für die Jungs in den schönsten Trikots der Welt offenbar der Game-Changer, denn fortan spielte nur noch der RWE. Die Sandhäuser Szene ließ sich davon nicht beeindrucken oder war es halt schon gewohnt, stattdessen rechnete man mit der Vereinsführung ab und wies auf die hohe Personalfluktuation der letzten Jahre hin. Man neigt ja gern dazu die kleine, zwischen den Übermächten aus Karlsruhe, Mannheim und, ja, leider auch Hoffenheim eingeklemmte Szene zu belächeln, aber letztlich gehört diese nun seit Jahren zur deutschen Fußball-Landkarte dazu. Mit sämtlichen Aktionen war es aber vorbei, als der aufgerückte Eitschberger nach etwas mehr als einer halben Stunde etwas glücklich den Ball behaupten konnte und diesen dann mit dem schwächeren Linken und viel Effet aus achtzehn Metern ins Tor beförderte. Dieser Treffer zog nicht nur der Sandhäuser Mannschaft endgültig den Zahn, sondern auch der Motivation ihrer Anhänger, die den Support fortan ganz einstellten.
Im zweiten Durchgang spielte weiter nur noch der RWE, von Abstiegskampf war bei den Gastgebern nichts zu sehen, diese zeigten sich völlig verunsichert und konsterniert. Da aber bei den Gästen die letzte Konsequenz fehlte, wurden nur wenige Möglichkeiten kreiert. In der Schlussphase hätte es dann nach klarem Foul an Martinovic noch Strafstoß geben müssen. Der Referee hatte beste Sicht auf die Szene und ließ dennoch weiterspielen, man hatte beinahe den Eindruck, dass er Mitleid mit den Gastgebern hatte. Die kamen dann auf der Gegenseite noch zu ihrer einzigen Torchance der zweiten Hälfte, aber Golz zeigte sein Können. Der Rest war Party in Rot und Weiss, denn diese drei Zähler dürften endgültig den Klassenerhalt bedeuten. Noch lange nach dem Schlusspfiff und nachdem die Mannschaft schon in der Kabine war, feierte der Gästeblock weiter. In meiner romantischen Vorstellung hatte ich vor Wochen gehofft, dass in Sandhausen bereits der Klassenverbleib besiegelt werden kann. Dass es dazu kam, ist eine absolute Energieleistung von Trainerteam und Mannschaft in den letzten Wochen und nach der desaströsen Hinrunde ist diese nicht hoch genug zu bewerten. So bleibt der Showdown am letzten Spieltag erspart und es kann einigermaßen frühzeitig für die neue Saison geplant werden.












