
Stella Rossa Duemilasei vs ASD Interpianurese 3:2
Stadio Comunale Antonio Landieri, 40 Zuschauer, Prima Categoria Campania Girone B
Durch die heraufbeschworene Zeitknappheit vor der vergangenen Partie musste ich die dringend notwendige Betankung des Miet-Vehiculums vernachlässigen. Die Internet-Recherche ergab, dass die vom Bordcomputer angezeigte Restkraftstoffmenge zum Erreichen der nächsten Tankstelle genügen sollte. Dem Computer war aber nicht bekannt, dass noch ein Höhenzug und die dadurch bedingte Steigung bezwungen werden wollte, was das Spritvolumen gefährlich zusammenschrumpfen ließ. Buchstäblich mit den letzten Tropfen Benzin im Tank rollte ich an die ersehnte Zapfsäule heran. Auf dem Weg zum zweiten Spiel des Tages checkte ich kurz in die Unterkunft ein und musste mich dann mit dem dichtem Verkehr der Metropolregien Napolis herumärgern, so dass ich erneut auf den letzten Drücker im ‚Stadio Antonio Landieri‘ eintraf, welches eingerahmt von hohen Wohnblöcken im Problem-Stadtteil Scampia liegt. Konsumenten der Netflix-Serie ‚Gomorrha‘ ist Scampia als sozialer Brennpunkt und Drogensumpf bekannt, was aber eben auch der Realität entspricht. Scampia ist ein Hotspot der ‚Camorra‘, ein von brutalen Wohnklötzen beherrschtes Viertel, in dem viele illegale, vor allem dem Roma-Volk zuzurechnende Menschen leben. Weiterhin ist eine Jugendarbeitslosigkeit von über 60% die beste Basis, um junge Menschen in die Strukturen von verbrecherischen Banden zu treiben. Der Namensgeber des Stadions wurde im Alter von 27 Jahren infolge einer Verwechslung von Handlangern der Camorra irrtümlich ermordet.
Das Spiel auf landesweit siebtklassigem Niveau war mäßig gut, aber spannend. Leider war der Regen zurückgekehrt, was es im Verbund mit unangenehm durch das Gewand pfeifendem Wind zu einer ungemütlichen Angelegenheit werden ließ. Die Halbzeitführung der Roten Sterne konnten die Gäste im zweiten Durchgang drehen. Nachdem der Torschütze zum 1:0 dann einen Elfmeter zum Ausgleich vergab, traf er in den Schlussminuten dann noch doppelt zum Sieg und avancierte damit zum ‚Man of the match‘. Und natürlich bejubelt vom unübersehbar dem linken Spektrum zugewandten Anhang, was ja auch schon der Vereinsname vermuten lässt. Etwa zwanzig Personen unterstützten ihre Mannschaft nach Kräften, was von den umliegenden vielgeschossigen Häusern ordentlich zurückschallte. Auch eine schöne Pyro-Aktion wurde während der ersten Hälfte eingestreut. Nach einer absolut genialen Pizza – auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, aber die in Italien servierten Pizzen sind mit dem zähen aus billigem Mehl gekneteten Gelumpe, das unsere indischen und arabischen Zuwanderer in den deutschen Schnellpizzerien lieblos zusammen matschen nicht im Ansatz zu vergleichen – zog ich mich in mein beheiztes Refugium zurück.








