Dortmund – Sa., 01.03.2025, 14:00

BV Borussia Dortmund U23 vs Rot-Weiss Essen 0:1

Stadion Rote Erde, 6.909 Zuschauer, 3.Liga
Die kürzeste Auswärtsfahrt des Jahres führt in dieser Saison nach Dortmund. Offiziell knapp 3.850 Rot-Weisse folgten der Mannschaft, damit war das Gäste-Kontingent natürlich ausverkauft. Bedingt durch die Austragung in der ‚Roten Erde‘ wurden den Gästen nicht mehr Tickets zugestanden, die Wahrheit ist allerdings, dass unter den nicht ganz 7.000 Zuschauern eher 5.000 Gäste-Anhänger oder noch mehr weilten und diese das Stadion somit zur ‚Rot-Weissen Erde‘ machten. Ich mag dieses in Ehren ergraute Rund, dass ja zum Fußballschauen bedingt durch die Laufbahn und die flachen Ränge eigentlich eine Katastrophe ist. In den ersten drei Ligen des Landes lässt sich eine Spielstätte mit solcher Patina und Ausstrahlung nirgendwo mehr finden, wenn überhaupt, kommt das Ulmer Donaustadion dem in Teilen noch nahe. Die Atmosphäre in Dortmund ist immer entspannt, bedingt durch die freundschaftlichen Verbindungen der Ultra-Szenen und der Kutten-Freundschaften vergangener Epochen sind sich die Anhänger beider Vereine freundlich gesinnt. Ich kann mit dem Krempel allerdings wenig anfangen, ich habe zwar nix gegen die Borussia, aber sie ist mir auf der anderen Seite auch weitestgehend egal. Der Trend, dass die Mannen in den rot-weissen Hemden auch auswärts von Anfang an drin sind in der Partie, hielt weiterhin an – kein ängstliches Abwarten mehr, was die Platzherren so drauf haben, stattdessen ein Auftreten mit breiter Brust von Beginn an.
Die ersten gefährlichen Szenen gehörten dennoch den Schwarz-Gelben. Der zum Profi-Kader gehörende Campbell zeigte sich am gefährlichsten, aber Jakob Golz ist aktuell nicht einfach zu überwinden. Die Chancen entstanden, weil dem ballführenden Spieler zu viel Raum gegeben wurde. Die Beobachtung wiederholt sich, dass dem Angreifer eher Geleitschutz gegeben wird, anstatt diesem entgegenzutreten und den Störungsversuch zu starten. Stattdessen wird oft viel zu lange damit gewartet, manches Mal bis der Gegner schon im Sechzehner ist, was zusätzlich eine latente Gefahr birgt, einen Strafstoß zu verursachen. Irgendeine Idee mag dahinterstehen, mir erschließt sich diese aber nicht. Auch die Roten hatten vor allem durch Distanzschüsse zwei oder drei gefährliche Offensivaktionen, für Torerfolge reichte es auf beiden Seiten nicht. War die erste Halbzeit noch weitgehend ausgeglichen, eher mit leichten Vorteilen für die BVB-Reserve, trat der RWE nach dem Seitenwechsel deutlich dominanter auf. Der Blickwinkel verlagerte sich nun mehr in Richtung des Dortmunder Tores und mit der Einwechselung des im Winter aus Bielefeld verpflichteten Kaito Mizuta bekam das Spiel die entscheidende Wendung.
Zunächst konnte ein Dortmunder knapp zwanzig Minuten vor Ende Mizuta nur durch ein Foulspiel stoppen und verabschiedete sich mit der Ampelkarte. Selten habe ich eine rot-weisse Mannschaft gesehen, die mit einer Überzahl so gut umgehen konnte. Oft gerät durch einen Platzverweis ja das Spiel derart aus den Fugen, dass sich für die mit einem Mann mehr kickende Mannschaft kaum ein Vorteil ergibt. Heute kippte die Partie aber deutlich zugunsten des RWE, welcher den Gegner nicht mehr zur Entfaltung kommen ließ. Allein die Murmel wollte nicht über die Linie. Ein erster Schuss von Mizuta strich noch knapp vorbei, aber vier Minuten vor dem Ende, als ich mich schon mit dem Remis angefreundet hatte, nahm der kleine Japaner aus der Drehung heraus nochmal Maß ohne den Blick zum Tor zu wenden und schlenzte den Ball gefühlvoll und hart zugleich unter die Querlatte, von wo dieser dann hinter die Linie und ins Netz sprang. Das war der Blattschuss für die Gastgeber und der glorreiche RWE fuhr den sechsten Sieg im siebten Spiel ein, eine Partie endete unentschieden. Mühsam krabbelt der RWE aus der unteren Tabellenregion, denn trotz dieser starken Serie sind es nur drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Die Liga ist dieses Jahr im Keller eng wie nie und es werden vermutlich zwei, drei Punkte mehr benötigt als üblich, um den Klassenerhalt zu realisieren.