Glasgow – So., 16.03.2025, 12:30

Celtic FC vs Rangers FC 2:3

Celtic Park, 58.913 Zuschauer, Scottish Premiership
Guinnes-verträumt etwas mühsam aus dem Bett gestiegen, trafen wir uns am Vormittag mit den Mitgliedern des ‚MacConnells Celtic Supporters Club‘, einem von 603 offiziellen Celtic Fanclubs weltweit, in der gleichnamigen Bar. Die Jungs chartern immer einen Bus für die kurze Fahrt vom Pub zum Stadion in Parkhead, den auch wir nutzen durften. Das zweite ‚Old Firm‘ der laufenden Saison mit Heimrecht für Celtic stand an und das zweite Mal durfte ich dabei sein. Ebenso natürlich die verehrte Frau Gemahlin, damit sie auch mal die Magie dieses Spieles erleben konnte. In einer Liga, in welcher nach Celtic und den Rangers lange nichts kommt, und in der auch die Grün-Weißen ihren blauen Rivalen in den letzten Jahren auf Strecke meist deutlich überlegen waren, ist dieses Spiel natürlich ein besonderes. Aber eben nicht nur aufgrund der sportlichen Situation, sondern bekanntermaßen aus der Historie heraus. Auch wenn die Zeiten, in denen auf der einen Seite nur Katholiken und auf der anderen nur Protestanten spielten, schon Jahrzehnte vorbei sind, ist diese Partie eine Frage des Glaubens wie der Politik. Und obwohl man sich in der Liga vier Male pro Saison misst und dazu in den beiden Pokal-Wettbewerben meistens auch noch aufeinandertrifft, ist die Atmosphäre um die Partie besonders und knisternd. Wenn man sich dem von Grund auf errichteten ‚Celtic Park‘ nähert, macht das ja immer wieder Eindruck – der hochaufragende Bau bestimmt die Silhouette des Stadtteils.
Die Rangers legten los wie die Feuerwehr und schnürten Celtic im eigenen Sechzehner ein. In den ersten fünf Minuten konnten die Grün-Weißen den Ball kaum aus dem eigenen Strafraum halten und irgendwann lag die Kirsche dann nach einer Ecke auch im Netz, wobei Keeper Schmeichel nur bedingt gut aussah. Zwar war der Ball vermutlich eh nicht haltbar, aber sein Abwinken, dass die Murmel am Tor vorbeigehen wird, erinnerte an RWE-Kultschnapper Frank Kurth zu seinen besten Zeiten. Die Hunnen pressten dann verdammt hoch und zogen den Kelten, die damit überhaupt nicht klarkamen, komplett den Zahn. Es gelang überhaupt nicht, das bekannte schnelle Spiel über die Außenpositionen aufzuziehen. Ohne den verletzten Team-Captain Callum McGregor fehlte dem Aufbauspiel der Kelten zudem die Seele. Da fiel einmal mehr auf, wie wichtig der Mann für das Celtic-Spiel ist, denn es wirkte alles zu ideenlos, zu statisch, zu langsam. Das machte es den Gästen einfach, ein schnelles Angriffsspiel zu unterbinden, die dazu nach ihrem Führungstreffer konsequent Zeit von der Uhr nahmen, was der kläglich pfeifende Referee, dem das Spiel zwischenzeitlich aus der Hand zu rutschen drohte, nicht unterband und das ‚Paradise‘ damit zum Kochen brachte. Darüber hinaus provozierten die Hunnen mit dem frühen Stören mehrfach Böcke in der Hintermannschaft der ‚Hoops‘. Zwar gab es dann auch erste Möglichkeiten für die Hausherren, aber das Netz beulte sich dennoch erneut auf der falschen Seite, nachdem eine Flanke in die Box mit dem Hinterkopf auf den freistehenden Torschützen verlängert wurde. So ging es mit dem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause.
Die bewirkte, was Pausen manchmal so bewirken, und das Spiel bekam eine Wendung. Celtic war wacher und Maeda, der als einziger annährend Normalform zeigte, verkürzte per Kopf nach Flanke von Wintertransfer und Rückkehrer Jota nach wenigen Zeigerumdrehungen. Nun war Musik im Spiel. Celtic riss die Partie an sich, war spielbestimmend, erreichte aber dennoch nie die gewohnte Wucht. Die Böcke in der Defensive wurden weniger, aber diese gab es weiterhin, daher musste man bei jedem Vorstoß der Unionisten zittern.  Dem stärker werdenden Druck der Celts erlagen Sie dann dennoch und mit Hatate konnte sich nach feinem Steilpass und No-Look-Abschluss auch der zweite Japaner im Kader der Grün-Weißen auf der richtigen Seite der Torschützenliste eintragen lassen. Die Gastgeber blieben nun dran und es schien nur die Frage der Zeit, wann das Spiel die komplette Wendung erfuhr. Aber Fußball ist ein Sport, der immer wieder eine Überraschung in der Westentasche hat. Nach langem Abstoß der ‚Huns‘ kurz vor Spielschluss verschätze sich erst US-Mann Carter-Vickers, dann rutschte Johnston weg und Igamane nutzte den gewonnen Raum, um die Kirsche von der Strafraumgrenze in den rechten oberen Knick zu jagen. Tolles Tor, leider für das falsche Team. In der Nachspielzeit hatte McCowan – auf Seiten der Kelten der einzige im Spiel eingesetzte Schotte, bei den Hunnen waren es auch nur deren zwei – den erneuten Ausgleich auf dem Fuß, brachte den Ball in Rücklage aber nicht auf das Tor. Spiel, Satz und Sieg für die ungeliebten Gäste, die das Derby damit zum zweiten Mal in Folge gewannen und in der Gesamtstatistik mit 171 zu 170 Erfolgen die Führung übernehmen. Das wird aber bei immer noch 13 Punkten Vorsprung nichts mehr am Saisonausgang und dem Meistertitel für Celtic, dem 13. in den letzten 12 Spielzeiten, ändern.
Seit 2023 waren zum ersten Mal wieder Gäste-Fans anwesend. Nachdem die Kontingente in einer „Wie Du mir, so ich Dir“-Mentalität immer weiter reduziert wurden, bis es schließlich zum kompletten Ausschluss kann, einigte man sich für diese Saison wieder auf ein Away-Kontingent, aber es dauerte bis zum dritten Vergleich, bis die Absichten Realität wurden. Gut so, denn auch davon lebt die Mystik dieser Spielpaarung. 2.400 Hunnen waren gekommen und dennoch hatte ich die Stimmung aus dem vergangenen Jahr deutlich besser in Erinnerung. Dass nach einem wieder einmal ohrenbetäubenden, Gänsehaut erregenden „You’ll never walk alone“ dann der Stimmungsfunke im Stadion nicht so übersprang, hatte mehrere Gründe. Die Rangers-Supporter um die ‚Union Bears‘ mühten sich im Eckblock zwar, hätten nach meinem Geschmack für ihre Anzahl aber lauter sein dürfen. Die ‚Bhoys Celtic‘ zeigten in ihrem Eck zwar eine Choreo, aber die Gruppe selber ist nicht besonders groß, hat einen nach meiner Meinung unglücklichen Standort und vermag es nur selten, die Umstehenden in die Gesänge einzubinden. Daher ist für das Stimmungsbarometer in der Regel die ‚Green Brigade‘ zuständig. Diese fehlte aber heute, die angestammten Reihen der etwa 250-300 Köpfe starken Gruppierung blieben verwaist. Der Grund war eine polizeiliche Maßnahme am Treffpunkt der Gruppe, dem Social Club der ‚Celtic Supporters Association‘. Die Police verlangte nach präventiver Durchsuchung und Personalienfeststellung zur Vermeidung von Straftaten. Derart willkürliche Aktionen akzeptiert keine Ultra-Gruppierung der Welt und als Folge entschied man sich, dem Spiel fernzubleiben, respektive man musste fernbleiben. Soweit die vereinfachte Version, insgesamt ist die Geschichte komplizierter und hat mit der auflebenden und sich vergrößernden Ultra-Szenerie in Schottland zu tun, welche die Staatsorgane gerne kleinhalten oder am besten ganz ersticken möchten, wie man es auch aus anderen Ländern kennt.
Da der Spielverlauf auch konträr zu dem im letzten Jahr war, schafften es die normalen Zuschauer nur selten diese Wucht zu entwickeln, welche die Spieler fast vom Feld pustet. Klar hob sich die Atmosphäre deutlich von den ‚normalen‘ Ligaspielen ab und es wurde auch oft richtig laut, aber die Qualität aus dem Spätsommer des letzten Jahres wurde erst in der Schlussphase erreicht, als Celtic auf den Sieg drückte. Dennoch geil, wie die Anhänger bei den Toren abgehen. Wenn ich nicht sowieso an diesem Verein hinge, würde es mich wohl eh mitreißen. Weil kein Kelte mitterleben will, wie die verhassten Gäste einen Sieg im eigenen Stadion feiern, leerte sich die Bude nach dem Schlusspfiff schnell. Wir begaben uns mit den Celtic-Jungs in die Innenstadt und kehrten in einen gut besuchten Pub ein, wo der Frust über den Spielausgang mit einigen Getränken schnell heruntergespült wurde. Bei erneut guter Live-Musik und St-Patrick’s-Day-Stimmung durften wir einen wunderbaren Tag mit ebenso wunderbaren, gastfreundlichen Menschen verbringen und freuen uns schon jetzt auf den nächsten Besuch, in dieser eigentlich unspektakulären Arbeiterstadt, die ich dennoch mag.

Glasgow – Sa., 15.03.2025, 14:00

Pollok FC vs Cumnock Junior FC 0:2

Newlandsfield Park, 500 Zuschauer, West of Scotland Football League Premier Division
Mit der geschätzten Gattin schwebte ich von Eindhoven nach Edinburgh ein, von wo uns der Citylink-Bus 900 zur Glasgow Buchanan Bus Station beförderte. Am heutigen Nachmittag stand ich vor der Wahl zwischen dem Zweitliga-Auftritt von Partick Thistle im ‚Firhill Stadium‘ und dem Pollock Football Club in den Shawlands. Irgendwie war mir mehr nach dem regionalen Spiel also brachte uns der Linienbus raus nach Pollokshaw, in den südlichen Outskirts von Glasgow. Pollokshaw ist fieses Rangers-Gebiet oder wie es einer unserer Celtic-Bekannten ausdrückte „It is very ‚hunnish‘ there“. Der ‚Newlandsfield Park‘ ist ein kleines in die Jahre gekommenes Stadion mit einer Sitztribüne mit klassischem Giebeldach und einigen Stehstufen in den übrigen Bereichen. Die Partie war deutlich besser besucht, als ich es erwartet hätte. Hinter einem Tor versammelte sich ein halbes Dutzend Halbstarke, prügelte wüst und weitgehend rhythmusbefreit auf eine Trommel ein und adaptierte Rangers-Chants auf den Pollock Football Club. Spielerisch war es wohl typisch britischer Non-League-Football. Das schlechte Geläuf ließ keine großartigen Kombinationen oder technische Feinheiten zu und so rumpelten die Aktiven darauf herum, ohne großen Glanz zu verbreiten. Die Gäste aus East Ayrshire, südlich von Glasgow gelegen, waren dabei das etwas glücklicher Team und konnte eine der wenigen Tormöglichkeiten zur Halbzeitführung nutzen. Das Bild änderte sich nach dem Seitenwechsel wenig und in den Schlussminuten durften die Juniors die drei Punkte durch einen Foulelfmeter endgültig auf ihre Habenseite ziehen. Den Abend verbrachten wir mit einem der Celtic-Leute bei Live-Musik in den Pubs. Da das Wochenende im Zeichen des St.Patrick‘s-Day stand, war in den Pinten und auf den Straßen ordentlich was los.

Köln – Mi., 12.03.2025, 19:00

FC Viktoria Köln vs Rot-Weiss Essen 1:0

Stadion im Sportpark Höhenberg, 4.938 Zuschauer, 3.Liga
Eigentlich kann ich mir die recht kurze Anreise in den Sportpark Höhenberg auch klemmen. Einen Sieg meiner Mannschaft sah ich dort nur ein einziges Mal und das bereits Anfang der 90er Jahre gegen den Vorgänger-Verein SC Brück. Seitdem sind Siege dort selten geworden und in den letzten zehn Jahren hat der glorreiche RWE in sieben Spielen bei der Viktoria sogar nur ein einziges Tor erzielt. Gute Spiele sah ich dort eh nie, das Stadion ist, von der Haupttribüne abgesehen, auch richtig mies, das Gesamtpaket also sanierungsbedürftig. Aber selten standen die Vorzeichen angesichts eines ersatzgeschwächten Gegners und einer zuletzt starken Verfassung der Roten so gut wie heute. Ich weiß nicht, ob es Psychologie war, weil durch den Sieg gegen den Waldhof am Sonntag endlich mal ein wenig Abstand auf die Abstiegsränge und dadurch ein relatives Sicherheitsgefühl erreicht wurde, aber der RWE kam überhaupt nicht in die Partie. Stattdessen übernahmen die Gastgeber nach ihren Möglichkeiten die Regie. Fünf Abschlüsse auf Seiten der Viktoria und deren keiner durch die rot-weissen Recken sprachen im ersten Durchgang ja eine deutliche Sprache. Der gelbgesperrte Moustier fehlte an allen Ecken, aber ob er überhaupt einen Unterschied in dieser äußerst pomadig agierenden Truppe gemacht hätte, bleibt fraglich.
Ersetzt wurde er durch Kaparos, der wieder einmal nicht lieferte. Mit dieser Personalie werde ich auch einfach nicht warm. Dieser Transfer reiht sich nahtlos ein in alle Versuche, eine Verstärkung aus dem Nachwuchs der blauen Brut aus dem Moloch nordöstlich von Essen zu installieren. Das hat eigentlich nie funktioniert und man sollte es vielleicht auch einfach lassen sich beim FC Meineid zu bedienen, den Spieler mit einer Vergangenheit im Trikot dieses Scheißvereins will ja keiner im göttlichen Hemd des Deutschen Meisters von 1955 sehen! Bezeichnend, dass genau dieser Spieler die beste Möglichkeit eines gefährlichen Angriffs abschenkte, als er nach einem umständlich ausgeführten Eckstoß der Kölner einen einfachen Steilpass auf den durchstartenden Mizuta viel zu lang spielte. Ehrlicherweise muss festgehalten werden, dass es keiner seiner Mitspieler besser machte, zumindest nicht in der ersten Hälfte. Deutlich frischer und aktiver kam der RWE aus der Kabine. Die Viktoria kam nun nicht mehr gefährlich in Tornähe, aber es dauerte auch bis in die 65. Minute ehe die erste Chance für den RWE verzeichnet werden konnte. Martinovic setzte einen Distanzschuss an den Pfosten – es will beim ihm einfach nicht klingeln. Es gab nun weitere Möglichkeiten, aber jäh gestoppt wurden die Bemühungen der Roten durch den eingewechselten Viktorianer Malek El Mala, der Kraulich zwei Male alt aussehen ließ.
Zunächst als er ihm entwischte und mit Umweg über den Innenpfosten zur Führung einschoss und zwei Minuten später, als er diesem nach schlechte Ballannahme die Kirsche wegspitzelte und zu einem Foulspiel nötigte. Dafür gab es eine Verwarnung und zwar die zweite in diesem Spiel, was folgerichtig Platzverweis bedeutete. Die Unterzahl macht sich aber nicht bemerkbar und die Roten bemühten um den Ausgleich, kamen aber erst mal nicht vor das Tor. Die Nachspielzeit wurde dann wild. Zunächst musste Golz nach drei aufeinander folgenden Viktoria-Ecken deren zweiten Treffer verhindern, danach setzte sich der RWE noch mal im Strafraum der Gastgeber fest und löste dort Panik aus, aber sämtliche Versuche scheiterten an den vielen verschwitzten Leibern, die sich vorm Gehäuse tummelten. Damit war es aus und eine ebenso verdiente wie unnötige Niederlage stand zu Buche. So blieb das einzige Highlight die Jubiläums-Tapete, welche die Ultras zum Jubiläum des Fanclubs zeigten, dem meine rot-weissen Genossen angehören. Es wurde eine gute Möglichkeit liegen gelassen, den Vorsprung weiter auszubauen, obgleich die Lage im Vergleich zur Situation vor einigen Wochen immer noch komfortabel ist. Mund abputzen, Samstag wieder selbstbewusst auftreten und am besten Dynamo schlagen.

Essen – So., 09.03.2025, 19:30

Rot-Weiss Essen vs SV Waldhof Mannheim 07 1:0

Stadion an der Hafenstraße, 16.457 Zuschauer, 3.Liga
Unter Flutlicht empfing der glorreiche RWE bei frühlingshaften Bedingungen den Waldhof aus der Quadrate-Stadt – trotz der guten Serie keine leichte Aufgabe. Aber die gibt’s ja in dieser irren Liga sowieso nicht und da die Schwarz-Blauen zuletzt auch wieder in die Spur gefunden hatten, hing die Messlatte hoch. Vom Aufschwung ihres Vereins angespornt hatten sich gut 600 Waldhof-Buben bei dieser undankbaren Anstoßzeit auf den Weg gemacht und kompakt in der oberen Hälfte des Gästeblocks versammelt. Der Zaun wurde heute nicht von Szene-Bannern beherrscht, sondern es hing einzig ein mit dem Stadtwappen, dem Stadtnamen und einem Kreuz beschriftetes schwarzes Banner im Gedenken an den Anschlag in der Mannheimer Innenstadt am vergangenen Wochenende. So begann die Veranstaltung mit einer Schweigeminute, während der im Away-Sektor eine den Zusammenhalt beschwörene Tapete präsentiert wurde. Der RWE riss das Spielgeschehen in der Anfangsphase an sich und versuchte es mit Distanzschüssen, die aber noch keinen Ertrag brachten. Mitte der ersten Hälfte sorgte dann ein zu Unrecht gegebener Freistoß nach einem Nicht-Foul an Arslan für die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung. Es sollte nicht die einzige Fehlentscheidung des eher durchschnittlichen Schiedsrichtergespann an diesem Tag bleiben. Der Nichtgefoulte trat selber an und versenkte die Kirsche gefühlvoll passgenau im oberen linken Knick. Traumtor. Das war offenbar der Weckruf für die Gäste, die nun auch den Weg zum Tor suchten, aber fehlende Genauigkeit und Jakob Golz wussten Einschläge zu verhindern. Kurz vor der Hälfte, hätte es für die Kurpfälzer nach grobem Foul gegen Moustier eigentlich zu zehnt weitergehen müssen, doch auch hier lag der Referee mit der gelben Karte daneben.
Wenige Minuten nach dem Seitenwechsel hätte Gjasula den zweiten Treffer für die Roten markieren müssen, setze die Murmel aber vom Sechzehner drei Hände breit über die Querlatte. Danach übernahmen die Gäste wieder die Regie, was sich in viel Ballbesitz widerspiegelte, in der Box wurden die ‚Monnemer‘ aber selten gefährlich. Die Roten hätten durch Kraulich nach einem Eckball beinahe erhöht, aber der Ex-Essener Voelcke kratzte das Spielgerät von der Linie. Kraulich stand dann noch einmal im Mittelpunkt, als er den Ball im eigenen Strafraum an die Hand bekam, die Pfeife des Unparteiischen aber stumm blieb. Waldhof mobilisierte in der Schlussphase noch einmal alle Kräfte, aber obwohl die Partie dann etwas wild wurde, ging diese recht unaufgeregt zu Ende, weil die rot-weisse Deckung trotz des Mannheimer Drucks nie panisch wurde, sondern die Situationen kontrolliert löste. So reichte der Treffer von Arslan zum sicherlich etwas glücklichen Sieg – guter Start in die englische Woche. Damit wächst die Serie auf sieben Spiele ohne Niederlage, der RWE ist nun das aktuell beste Team der Rückrunde. Flutlicht macht was mit der Hafenstraße, die heute deutlich stimmungsvoller war als bei Nachmittagsspielen. Die Westkurve war top aufgelegt und vor allem in der Schlussviertelstunde wurde es immer mal wieder richtig laut, wenn sich die Gesänge auf die Geraden übertrugen. Das Publikum zeigte ein feines Gespür dafür, dass noch ein paar Prozent mehr herausgekitzelt werden mussten, um den Dreier zu sichern. Mit diesem Sieg bringt der RWE nun fünf Punkte und einige andere Vereine zwischen sich selbst und die Abstiegsplätze. Gleichwohl ist die Nummer noch lange nicht durch und es muss weiter performt werden, um die Klasse sicher zu halten.

Chorzów – Sa., 08.03.2025, 19:30

KS Ruch Chorzow vs MZKS Arka Gdynia 0:1

Stadion Slaski, 12.408 Zuschauer, I Liga
Der Spielbesuch in Chorzow ergab sich zwangsläufig aus den Ansetzungen, die einzige Alternative war eben kein zweites Spiel an diesem Tag zu schauen. Im umgebauten ‚Stadion Slaski‘ hatte ich erst vor knapp einem Jahr das Derby gegen Gornik Zabrze gesehen, daher hielt sich meine Aufregung heute in Grenzen. Das riesige Stadion ist für Ruch natürlich völlig überdimensioniert, die alte angestammte Ranz-Hütte hat aber für Spielaustragungen in den ersten beiden Ligen keine Zulassung mehr erhalten. Mit dem Tabellenzweiten von der Küste stellte sich eine knifflige Aufgabe für die Gastgeber, die sich aktuell auf einem Playoff-Platz befinden. Arka hatte sich ursprünglich mit einem 1.400 Personen fassenden Sonderzug angekündigt. Dieses Vorhaben platzte aber zwei Tage vor dem Spiel, da die Stadt Chorzow den Gäste-Anhängern den geplanten Marsch vom Bahnhof durch die Stadt untersagte und diesen auferlegte sich selber um einen Bus-Transfer zum Stadion kümmern zu müssen. Für diese Anzahl Leute natürlich ein aussichtsloses Unterfangen und es brodelten Gerüchte, dass dieses auf Druck der Ruch-Szene geschah, als Retourkutsche dafür, dass die zu Ruch befreundete Szene von Wisla Krakow für das Auswärtsspiel in der Vorwoche bei Arka ein Reiseverbot erhalten hatte. Wundern würde es mich nicht, wenn das Gerücht der Wahrheit nahekäme, die Strukturen in Polen sind so speziell wie die Kibice selbst.
So blieb der Gästebereich also komplett verwaist. Die Masse an aktiven Fans, welche Ruch als vielfachem polnischen Meister, auch wenn die triumphalen Zeiten lange zurückliegen, auf die beiden Ränge der Gegengeraden bringt, ist dafür schon beeindruckend. Der erst Durchgang gehörte dem Tifo, denn nach einem Meer aus mittelgroßen Schwenkern gab es gleich drei Pyro-Aktionen zu sehen. Das Fahnengewedel wurde zunächst mit Blink-Bengalos unterlegt, die dann von einem Meer an roten Fackeln abgelöst wurden. Nach einigen Minuten wurde dann in der unteren Reihe eine Kette von gelben Bengalfackeln gezündet und kurz darauf gab es dasselbe noch einmal mit roten Fackeln zu sehen. Zwar war der Stadionsprecher in der Pflicht, entsprechende Durchsagen zu tätigen, dass das doch bitteschön zu unterlassen sei, das Spiel lief aber ungerührt weiter als sei nichts geschehen. Der akustische Support kam natürlich auch nicht zu kurz und schallte teilweise heftig laut von der anderen Seite herüber. Auf die Disziplin, dass man gefälligst mitzumachen hat, wenn man sich in die aktiven Blöcke stellt, wird in Polen unter Leitung der Capos peinlichst geachtet, daher kommen die Rufe und Gesänge zwar oft statisch, aber dafür abartig laut aus den Kurven. Der Mannschaft half es dennoch nicht. Ruch tat zwar mehr für das Spiel, aber das finale Zuspiel zum Torerfolg wollte einfach nicht gelingen. Das nutzten die Gäste durch einen scharfen Kopfballtreffer zehn Minuten vor dem Ende eiskalt und abgezockt aus. In der Schlussminute leistete sich Arka gar noch den Luxus einen Foulelfmeter zu verschießen, was an der Punkteverteilung aber nichts änderte.

Jastrzebie-Zdrój – Sa., 08.03.2025, 15:00

GKS Jastrzebie vs TS Podbeskidzie Bielsko-Biala 0:0

Stadion Miejski w Jastrzebiu Zdróju, 1.312 Zuschauer, II Liga
Jastrzebie-Zdroj – als diese Region vor mehr als einhundert Jahren noch zum Deutschen Staatsgebiet gehörte, trug die Stadt den Namen Bad Königsdorff-Jastrzemb – ist ein ehemaliger Kurort in Oberschlesien. Die Karriere als Heilbad war vergleichsweise kurz, begann in den 20er Jahren und versiegte im wahrsten Sinne des Wortes in den 60ern. Denn nach dem Krieg wurden große Kohleverkommen entdeckt und durch das Abteufen der Zechen sank der Grundwasserspiegel und als Folge trockneten die Heilquellen aus. Seitdem ist der Bergbau die wichtigste Einnahmequelle der Stadt – drei Zechen sind heute noch immer aktiv – was einen sprunghaften Anstieg der Einwohnerzahl zur Folge hatte. Nach einem leichten Rückgang seit der Jahrtausendwende bewegt sich diese nun um 90.000. Mit Jastrzebie hatte ich noch eine Rechnung offen. Vor fünf Jahren hatte ich für Anfang März ebenfalls Flüge gebucht, konnte mich aber letztlich irgendwie nicht aufraffen, diese anzutreten. Wenige Tage später wurde der Corona-Lockdown ausgerufen, es ging erst einmal nix mehr und ich verlor das Ziel aus den Augen. Neben den alten Kuranlagen besteht die Stadt übrigens gefühlt nur aus großen Wohnklötzen, ein Ort, über den die Tauben mit dem Rücken nach unten fliegen, damit ihnen der Anblick erspart bleibt. Aber eben genau dieser macht den Reiz eines Spielbesuches im ‚Stadion Miejski‘ aus, denn es bietet sich eine wunderbare Kulisse um das Stadion. Ellenlange Häuserblöcke mit zehn und mehr Geschossen reihen sich im Umfeld der in Ehren ergrauten Spielstätte auf und wirken wie Brutkästen, aus denen dann irgendwann die kahlköpfigen Mutanten schlüpfen, die man im Stadion bestaunen darf. Wenn man in diesen ex-sozialistischen Setzkästen geboren wird, ist die Hooligan-Karriere ja beinahe unausweichlich.
Ich war früh in der Stadt und schlich noch ein wenig umher, um das eine oder andere Graffiti einzufangen, welche an den Kopfseiten der Häuserblöcke das jeweilige Viertel als GKS Jastrzebie-Gebiet ausweisen. Die Abkürzung GKS steht für Górniczy Klub Sportowy und bedeutet übersetzt Bergbausportverein. Bei meinem Rundgang war ich bemüht, nicht zu auffällig zu agieren, denn auch wenn man nur völlig harmlos durch die Straßen latscht, wird man ja schon kritisch beäugt, da die Leute in ihrem ureigenen Instinkt zu spüren scheinen, dass man dort nix verloren hat. Die polnischen Arbeiterstädte sind einfach speziell, erst recht die im schlesischen Kohlenpott, aber irgendwie mag ich das. Im Stadion traf ich dann mit zwei weiteren RWE-Leuten zusammen, aber wir teilten uns schnell wieder auf, um etwaigen Nachfragen „Wer, woher, warum?“ aus dem Weg zu gehen, denn drei Fremde mit Haaren auf dem Schädel, die nicht das schlesische Aroma versprühen, werden bei einem schwach besuchten Spiel schnell verdächtig. Der aktive Block des GKS umfasste vielleicht 60 oder 70 Personen, mindestens die gleiche Anzahl an Szene-Leuten hielt sich aber in anderen Bereichen des Stadions auf, von dem lediglich noch die Hauptseite nutzbar ist. Diese waren meist schon älteren Semesters und mich fasziniert immer wieder der Anblick, wenn eine sympathische Mischung aus Mensch und Abrissbirne, ein grobschlächtiger wie kahlköpfiger finster drein blickender Ex-Hool, muskelbepackt und tätowiert bis unter den nur schwer erkennbaren Haaransatz, dessen mit wilden Motiven und aggressivem Slogan bedrucktes, aber schon ausgeblichenes Szene-Shirt sich über die in den vergangenen Jahren gewachsene Plauze spannt, mit der kleinen Trikot-tragenden Tochter an der Hand oder dem Sohn auf den Schultern durch das Stadion streift. Geil!
Die Vereinszugehörigkeit ist in den polnischen Arbeiter-Familien eine ernste Angelegenheit und die Weitergabe in die nachrückende Generation eine der größten Verantwortungen des Familienoberhauptes. Wobei ich mir sicher bin, dass in Polen die Ehefrau die heimliche Machtinstitution ist, die sich aber beim Thema Fußball nie einmischen würde. Die Jastrzebie-Fanaticy kamen nur träge in Schwung, da der Vorsänger mit etwas Verzögerung aufs Podest krabbelte. Da waren die Kibice aus Bielsko-Biala längst in Aktion. Gut 250 Leute waren angereist und damit ziemlich genau 250 mehr als ich erwartet hatte. Podbeskidzie ist nur die zweite Kraft in Bielsko-Biala hinter dem chronisch erfolglosen BKS Stal, der aktuell nur sechstklassig kickt. Podbeskidzie ist eben derzeit der erfolgreichste Verein der Stadt, weshalb dieser wohl einiges an Zulauf genießt. Auch optisch hatten die Gäste was im Angebot. Der Zaun wurde in Durchgang eins einheitlich in quer gestreifte Banner in den Vereinsfarben gehüllt. Auf ein Meer von einheitlichen Balkenschals folgte ein Meer aus kleinen Schwenkern in den Club-Farben, ehe noch zwei leider etwas dünne Rauchsäulen in den Himmel stiegen. Auch akustisch hatten die Blau-Roten meist die Oberhand, bedingt durch die zahlenmäßige Überlegenheit. Das alles kann ich so haarklein beschreiben, weil auf dem Rasen nichts Entscheidendes geschah. Die Gastgeber waren das engagiertere und auch leicht spielbestimmende Team, aber die wenigen sich bietenden Möglichkeiten blieben ungenutzt, da die Stürmer zu harmlos waren und die Gäste meist sicher standen. Das trost- wie torlose Remis nützte diesen etwas mehr, da so ein kleines Polster zu den Abstiegsrängen gewahrt wird, während die Bergarbeiter weiter in höchster Gefahr schweben.

Dortmund – Sa., 01.03.2025, 14:00

BV Borussia Dortmund U23 vs Rot-Weiss Essen 0:1

Stadion Rote Erde, 6.909 Zuschauer, 3.Liga
Die kürzeste Auswärtsfahrt des Jahres führt in dieser Saison nach Dortmund. Offiziell knapp 3.850 Rot-Weisse folgten der Mannschaft, damit war das Gäste-Kontingent natürlich ausverkauft. Bedingt durch die Austragung in der ‚Roten Erde‘ wurden den Gästen nicht mehr Tickets zugestanden, die Wahrheit ist allerdings, dass unter den nicht ganz 7.000 Zuschauern eher 5.000 Gäste-Anhänger oder noch mehr weilten und diese das Stadion somit zur ‚Rot-Weissen Erde‘ machten. Ich mag dieses in Ehren ergraute Rund, dass ja zum Fußballschauen bedingt durch die Laufbahn und die flachen Ränge eigentlich eine Katastrophe ist. In den ersten drei Ligen des Landes lässt sich eine Spielstätte mit solcher Patina und Ausstrahlung nirgendwo mehr finden, wenn überhaupt, kommt das Ulmer Donaustadion dem in Teilen noch nahe. Die Atmosphäre in Dortmund ist immer entspannt, bedingt durch die freundschaftlichen Verbindungen der Ultra-Szenen und der Kutten-Freundschaften vergangener Epochen sind sich die Anhänger beider Vereine freundlich gesinnt. Ich kann mit dem Krempel allerdings wenig anfangen, ich habe zwar nix gegen die Borussia, aber sie ist mir auf der anderen Seite auch weitestgehend egal. Der Trend, dass die Mannen in den rot-weissen Hemden auch auswärts von Anfang an drin sind in der Partie, hielt weiterhin an – kein ängstliches Abwarten mehr, was die Platzherren so drauf haben, stattdessen ein Auftreten mit breiter Brust von Beginn an.
Die ersten gefährlichen Szenen gehörten dennoch den Schwarz-Gelben. Der zum Profi-Kader gehörende Campbell zeigte sich am gefährlichsten, aber Jakob Golz ist aktuell nicht einfach zu überwinden. Die Chancen entstanden, weil dem ballführenden Spieler zu viel Raum gegeben wurde. Die Beobachtung wiederholt sich, dass dem Angreifer eher Geleitschutz gegeben wird, anstatt diesem entgegenzutreten und den Störungsversuch zu starten. Stattdessen wird oft viel zu lange damit gewartet, manches Mal bis der Gegner schon im Sechzehner ist, was zusätzlich eine latente Gefahr birgt, einen Strafstoß zu verursachen. Irgendeine Idee mag dahinterstehen, mir erschließt sich diese aber nicht. Auch die Roten hatten vor allem durch Distanzschüsse zwei oder drei gefährliche Offensivaktionen, für Torerfolge reichte es auf beiden Seiten nicht. War die erste Halbzeit noch weitgehend ausgeglichen, eher mit leichten Vorteilen für die BVB-Reserve, trat der RWE nach dem Seitenwechsel deutlich dominanter auf. Der Blickwinkel verlagerte sich nun mehr in Richtung des Dortmunder Tores und mit der Einwechselung des im Winter aus Bielefeld verpflichteten Kaito Mizuta bekam das Spiel die entscheidende Wendung.
Zunächst konnte ein Dortmunder knapp zwanzig Minuten vor Ende Mizuta nur durch ein Foulspiel stoppen und verabschiedete sich mit der Ampelkarte. Selten habe ich eine rot-weisse Mannschaft gesehen, die mit einer Überzahl so gut umgehen konnte. Oft gerät durch einen Platzverweis ja das Spiel derart aus den Fugen, dass sich für die mit einem Mann mehr kickende Mannschaft kaum ein Vorteil ergibt. Heute kippte die Partie aber deutlich zugunsten des RWE, welcher den Gegner nicht mehr zur Entfaltung kommen ließ. Allein die Murmel wollte nicht über die Linie. Ein erster Schuss von Mizuta strich noch knapp vorbei, aber vier Minuten vor dem Ende, als ich mich schon mit dem Remis angefreundet hatte, nahm der kleine Japaner aus der Drehung heraus nochmal Maß ohne den Blick zum Tor zu wenden und schlenzte den Ball gefühlvoll und hart zugleich unter die Querlatte, von wo dieser dann hinter die Linie und ins Netz sprang. Das war der Blattschuss für die Gastgeber und der glorreiche RWE fuhr den sechsten Sieg im siebten Spiel ein, eine Partie endete unentschieden. Mühsam krabbelt der RWE aus der unteren Tabellenregion, denn trotz dieser starken Serie sind es nur drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Die Liga ist dieses Jahr im Keller eng wie nie und es werden vermutlich zwei, drei Punkte mehr benötigt als üblich, um den Klassenerhalt zu realisieren.

Almelo – Do., 27.02.2025, 20:00

Heracles Almelo vs AZ Alkmaar 5:6 n.E.

Stadion Almelo, 12.080 Zuschauer, KNVB Beker Halbfinale
Das Pokal-Halbfinale gegen Alkmaar war ein willkommener Anlass zum dritten Mal das Stadion in Almelo zu besuchen. Mit Hilfe meines niederländischen Ticket-Agenten konnte über den Wiederverkauf noch eine Zutrittsberechtigung erlangt werden – vielen Dank dafür. Grenznahe Abendspiele in den niederländischen Provinzen Gelderland und Overijssel zu besuchen, bietet sich für mich aufgrund des Standortes meines Arbeitsplatzes an. Nach Almelo war es keine Stunde Anfahrt, durch den obligatorischen Frituur-Stop allerdings etwas verzögert. Etwas mehr als 12.000 Zuschauer passen hinein in die Bude und mit den für ein kleines Stadion eher unüblichen zwei Rängen sieht dieses auch ganz schick aus. Das Fassungsvermögen wurde natürlich ausgereizt und die Gäste aus Alkmaar hatten ihr 500 Tickets umfassendes Kontingent online sogar binnen einer Minute ausverkauft. Neben den frittierten Genüssen darf beim Stadionbesuch im Nachbarland auch das Musik-Erlebnis nicht fehlen. Vor dem Anpfiff wummerten heftige Bässe aus den Stadionboxen, zu denen sich selbst Oma und Opa im Takt bewegten – es ist halt eine Techno-Nation. Die mit den Ultras von Preußen Münster befreundete Heracles-Kurve hatte eine einfache Choreo vorbereitet. Zu dem großen auf dem Rasen präsentierten Banner mit der Aussage „Kämpfe für uns, Heracles“ wurden viele kleine Schwenker im Block gezeigt. Der eigentlich ungünstig im Eck des Oberrang gelegene Gasten-Vak, der aber im Vergleich zu anderen mit Netzen zugehangenen Gästebereichen im Lande noch gute Bedingungen mit freier Sicht bietet, ist für große Aktionen leider nicht geeignet, daher beschränkte sich der AZ-Anhang auf ein Banner mit dem sinngemäßen Satz „Nach zwölf Jahren geht der Pokal wieder nach Alkmaar“ und zündete dann einfach den Block an. Die Pyro-Aktion ging aber schnell unter in einem vom Verein organisierten Feuerwerk mit fetten Kanonenschlägen, Fontänen und Raketen.
Die erste Aktion des Spiels gehörte Heracles mit einem Kopfball an den Pfosten, danach spielten nur noch die sehr überlegen auftretenden Gäste. Mit schnellen Kombinationen und gewonnenen Eins-gegen-Eins-Duellen kreierten die technisch starken AZ-Spieler immer wieder gefährliche Situationen und nach ebensolchen Aktionen lag die Kugel auch nach gerade einmal einem Dutzend Zeigerumdrehungen zum ersten Mal im Heracles-Netz. Aber schnell kamen die Gastgeber nach einem Eckball und Stellungsfehler des AZ-Schlussmanns überraschend zum Ausgleich. Die Gäste ließen sich nicht beirren und brauchten wiederum nur zwölf Minuten um mit einem sehenswerten Distanzschuss erneut die Führung zu erzielen. AZ blieb überlegen und gefährlich, auch nach der Pause, wucherte aber mit den sich ergebenden Möglichkeiten. Der Ausgleich schien dennoch nur möglich, wenn den Gästen ein Fehler unterlaufen würde. Und den machten sie auch in Form eines zu kurzen Rückpasses, den sich ein Heracles-Stürmer erlief und cool verwandelte. Die Verlängerung zeigte kein anderes Bild und AZ schaffte es sogar, bei einem Konter in der allerletzten Minute der Extratime eine zweifache Überzahl-Situation zu vergeben. Also musste die Elfer-Lotterie herhalten und nach Fehlschüssen ergab sich die Situation, dass der letzte Schütze der Gastgeber nur hätte treffen müssen, um den Finaltraum zu verwirklichen und das Spiel auf den Kopf zu stellen. Näher kann man einem Finale ja kaum kommen, aber natürlich vergab der Unglücksrabe mit einem haargenauen Kracher ans Kreuzeck und nur zwei Elfmeter später stand der Favorit verdient im Finale.