
Viktoria Beeck 1921 vs Rheinland Hamborn II 3:3
Sportanlage Rönsbergshof, 50 Zuschauer, Kreisliga B Duisburg/Mülheim/Dinslaken Gruppe 2
Heute brauchte ich es mal etwas ruhiger, daher entschied ich mich für Rumpelfußball tief im Ruhrpott. Wenn ich mich so selber beobachte, stelle ich fest, dass ich immer weniger mit Spielen auf diesem Niveau anfangen kann. Es gibt aber noch so ein paar schrullige Anlagen, die einfach einen Besuch wert sind und es war auch schon einige Zeit her, dass ich ein Spiel in den Kreisligen gesehen hatte. Klingt alles wie eine Entschuldigung, ist es aber gar nicht, denn dieses Spiel steuerte ich aus voller Überzeugung an. Das heißt, eigentlich steuerte ich die Anlage aus voller Überzeugung an, denn diese gehört mit dem Asche-Hartplatz und den paar krummen Stufen auf einer Seite zu den aussterbenden ihrer Art. Flankiert von zwei Gleisanlagen liegt der Platz, der erst seit Beginn der Saison wieder bespielbar ist. Davor lagen zwei Jahre, in denen der Verein auf andere Plätze ausweichen musste, da im Zuge der Erneuerung der Flutlichtanlage zwei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurden, und sowohl deren Beseitigung als auch die Wiederherstellung des Spielfeldes viel Zeit in Anspruch nahm. Die Viktoria, Jugendverein der streitbaren Trainer-Legende Christoph Daum, wurde dabei wohl seitens des Stadtsportbundes ziemlich im Stich gelassen, so dass viel Eigeninitiative gefordert war, um dort wieder vor den Ball treten zu können. Das alles erzählte mir der Vorsitzende des Vereins, denn da ich offensichtlich der einzig Deutschstämmige auf der Anlage zu sein schien, der schnell als ‚Fremder‘ identifiziert wurde und der spätestens dann höchstverdächtig war, als er ein paar Fotos machte, sprach mich dieser neugierig aber freundlich an.
Nominell traf der Vorletzte der Kreisliga B auf den Viertletzten. Da aber ein Team bereits zurückgezogen hatte, wurden die Jünger der Siegesgöttin von dieser schlicht im Stich gelassen, sind blutiger Letzter und dazu mit 110 Gegentreffern in 18 Spielen die Schießbude der Liga. So fiel auch nach gerade einmal zwei Minuten der erste Treffer für Hamborn. Dass ein Spiel zwischen zwei Mannschaften mit ausschließlich migrantischem Hintergrund unter Leitung eines türkischstämmigen Schiedsrichters nicht ruhiger ablaufen muss, als ein Spiel in dem unterschiedliche Ethnien und Mentalitäten aufeinandertreffen, wurde dann nach und nach bewiesen. Zunächst wurde der Trainer der Viktoria, der konsequent lautstark an den Entscheidungen des Referees herumnörgelte hinter die Bande beordert. Kurz darauf ereilte dasselbe Schicksal sämtliche Zuschauer, die sich aus Bequemlichkeit auf der Laufbahn befanden. Danach beruhigte sich die Lage wieder, die Gastgeber kamen besser ins Spiel glichen aus und gingen vor der Halbzeit sogar in Führung. Wenige Minuten nach Wiederanpfiff wurde der Kick aber wieder unruhiger. Befeuert von einigen Platzverweisen und fragwürdigen Toren, durch zunehmend frustrierte Spieler und laute Rufe von außen, hielt mehr und mehr Stress Einzug in das Geschehen, woran die Gäste deutlich mehr Anteil hatten. Mit dem Schlusspfiff und hektisch auf den Platz strebenden Hamborner Reservespielern und Verantwortlichen schien die Nummer erst aus dem Ruder zu laufen, beruhigte sich dann aber schnell, und mündete in endloser Diskussion, was mein Nebenmann aus dem Umfeld der Viktoria trocken mit „Kindergarten!“ kommentierte.










