München – Fr., 07.02.2025, 20:30

FC Bayern München vs SV Werder Bremen 3:0

Arena München, 75.000 Zuschauer, Bundesliga
Mein einziger Besuch im Schlauchboot zu Fröttmaning lag beinahe 20 Jahre zurück. Damals unterlag der glorreiche RWE an einem bitterkalten November-Abend in einer höchstens zu einem Drittel gefüllten und noch komplett mit grauen Sitzschalen ausgestatteten Arena den Münchner Löwen unspektakulär und chancenlos mit 0:2. Da ich in dem Event-Kommerzkessel aber eigentlich auch nix zu suchen habe, kam es bis dato nicht zu einem erneuten Besuch und für diesen hatte ich schon immer den Anspruch, dann den SV Werder dort spielen zu sehen. Dummerweise habe ich ein Jahr zu lange gewartet, denn der historische Auswärtssieg, denn man bei den Bayern alle zwanzig Jahre mal landen kann, fand ja bereits in der vergangenen Saison statt. Seit die Schere zwischen beiden Vereinen völlig auseinander gegangen ist und die Bayern in ihre totale Dominanz gegenüber dem Rest der Liga aufgestiegen sind, gibt es ja in ‚Minga‘ wenig bis gar nichts zu holen. Für die Anreise wurde die Bahn gewählt, die Verbindung, hin direkt und zurück mit Umstieg in Nürnberg, jeweils mit der schnellen Variante, den Kölner Hauptbahnhof meidend, verlief annähernd reibungslos. Ich nutze die Bahn ja selten, aber wenn, dann habe ich eigentlich nie Probleme, was vermutlich eher mit Glück als mit falsch gemeldeten Verspätungsquoten des ehemaligen Staatsunternehmens zu tun hat. Mit einem meiner Gefährten reisend, ein weiterer war leider kurzfristig erkrankt, traf ich mich vor dem Spiel noch mit einem Bekannten im Bistro hinter der Südkurve, was mir ganz gut gefallen hat, vor allem wurden dort faire Bierpreise aufgerufen.
Insgesamt muss man den Bayern zu gute halten, dass die gesamte Veranstaltung ziemlich perfekt organisiert war, auch wenn sich einige Ordner zu motiviert ordnend zeigten, zumindest wann man mal ein paar Fotos aus bestimmten Perspektiven machen wollte. Belohnt wurde unser Besuch dann mit einem der langweiligsten Fußballspiele, welche ich je gesehen hatte. Von der ersten bis zur letzten Sekunde hatten die Bayern die komplette Kontrolle, begünstigt dadurch, dass die Werder-Recken vorrangig auf Sicherheit und Schutz des eigenen Tores bedacht waren. Das gelang auch eine Halbzeit sehr gut, ging halt zu Lasten jeglicher Offensivbemühungen, lediglich einen wenig gefährlichen Abschluss gab es für die Grün-Weißen zu verzeichnen. Aber auch die Bayern kamen nur zwei oder drei Male zu aussichtsreichen Situationen. Also ging es torlos in die Pause und direkt nach Wiederanpfiff testete Harry Kane mal die Stabilität des Querbalkens. Zehn Minuten später durfte der Engländer dann aber jubeln, nachdem er einen viel diskutierten, für mich aber berechtigten Handelfmeter verwandelt hatte. Damit war die Partie entschieden. Werder war nullkommanull in der Lage an der blau-roten Überlegenheit zu rütteln und ich pennte auf meinem Stuhl im Unterrang der Nordkurve beinahe ein, weil der Kick einfach überhaupt keine Spannung bot. Bei 856 gegen 131 Millionen Euro Kaderwert auch nicht sehr überraschend. Wenn man aber dennoch in München irgendwie versuchen möchte, etwas mitzunehmen, muss man anders auftreten als die Norddeutschen – das war nämlich mal gar nix.
Die zwei weiteren Treffer fielen erst in der Schlußphase, aber daran lag es sicher nicht, dass sich das Stadion eine Viertelstunde vor dem Ende langsame leerte. Die verwöhnten Erfolgskunden hatten genug gesehen, wichtiger war es offenbar zügig heimzukommen. Ich bin wirklich froh, dass ich Anhänger eines abgefuckten, wenig erfolgreichen (Noch-?)Drittligisten bin, denn so eine Nummer mit diesen Rahmenbedingungen und Begleiterscheinungen könnte ich mir nicht alle vierzehn Tage geben. Mir tun die ‚echten‘ Bayern-Fans in der Südkurve aufrichtig leid, dass sie sich mit so einem Event-Pöbel herumschlagen müssen, denn das Bemühen um ordentliche Stimmung kann man diesen ja nicht absprechen. Der Fluch des Erfolges. Die Atmosphäre war beiderseits aber nicht überragend. Die recht beachtlichen 6.000 Gäste auf einem Freitag-Abend waren aus dem undankbaren Gästeblock im oberen Ring, einem der beschissensten Deutschlands, nur leidlich zu hören und auch aus der Südkurve kam jetzt nicht gerade ein Orkan herübergeweht, auch wenn die Anstrengung erkennbar war und optisch ein schönes Fahnenbild geboten wurde. Die Akustik scheint in der Versicherungs-Bude nicht gerade überragend zu sein. So endete diese Veranstaltung für mich mit der Erkenntnis, dass wohl noch einmal zwanzig Jahre oder mehr vergehen müssen, bis ich wieder in der Fröttmaninger Arena aufschlage, sofern nicht der beinahe unmögliche Fall eintritt, dass der Deutsche Meister von 1955 dort antreten muss.