Essen – Sa., 22.02.2025, 14:00

Rot-Weiss Essen vs FC Ingolstadt 04 2:0

Stadion an der Hafenstraße, 15.327 Zuschauer, 3.Liga
Mit der Audi-Betriebssportmannschaft stellte sich dem glorreichen RWE eine knifflige Aufgabe, denn der Gegner hatte in den letzten 18 Spielen nur einmal(!) den Platz als Verlierer verlassen müssen. Auch wenn die Roten aktuell recht gut unterwegs sind, hätte ich mich deshalb auch schon mit einem Punkt angefreundet. Auf der anderen Seite bedeutet eine lange Serie ohne oder mit wenig Niederlagen ja auch, dass die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Schlappe steigt. Warum sollte das nicht hier und heute in Essen der Fall sein, bei einer Mannschaft, die sich nun weitestgehend gefunden zu haben scheint, auch wenn es noch genug Luft nach oben gibt. In der Westkurve gab es eine kleine Choreographie zu sehen. Im mittleren Bereich wurden viele rot-weisse Fahnen geschwenkt, rechts und links davon rotes und weißes Konfetti geworfen. Das alles untermalte ein den Zusammenhalt beschwörendes Banner am Zaun. Auf der Gegenseite versuchten sich knapp 100 ‚Schanzer‘ Gehör zu verschaffen – weitestgehend erfolglos. In der ersten Halbzeit sah ich ein ausgeglichenes Spiel. Die Oberbayern hatten die erste Torgelegenheit, danach kam auch der RWE zu Torraum-Szenen. Als Safi dann in den Sechzehner eindrang und von Malone umgegrätscht wurde, zeigte der Referee sofort auf den Punkt. Im Nachhinein sorgte die Entscheidung für Diskussion, weil Safi die riskante Aktion des Verteidigers dankend annahm, dennoch ging der Strafstoß in Ordnung. Arslan verwandelte souverän. In der Folge kamen die Gäste noch zu Möglichkeiten, das Aluminium und Golz retteten aber. Der Sohnemann des langjährigen HSV-Schnappers Richie Golz wurde im zweiten Durchgang wieder zum entscheidenden Faktor. Zunächst erhöhte Eitschberger kurz nach dem Seitenwechsel, womit nun die ganze ‚Turban-Fraktion‘ vom letzten Wochenende erneut getroffen hatte.
Der FC Audi übernahm dann die Spielkontrolle und erarbeitete sich einige gute Möglichkeiten, aber Jakob Golz war unbezwingbar und wenn für ihn doch mal ein Ball unerreichbar war, hielten Pfosten und Latte den Fuß rein. In der Schlussphase ergaben sich nach Kontern noch zwei gute Chancen, aber insbesondere Martinovic blieb sein erstes Erfolgserlebnis weiterhin verwehrt. Ich seh ihn trotzdem gern im rot-weissen Hemd, er ackert unermüdlich, ist ja auch mehrfacher Vorbereiter und vermittelt absolut das Gefühl, dass er sich wohlfühlt und sich für den RWE den Arsch aufreißen möchte. Guter Typ. Die Gäste konnten froh sein, das Feld überhaupt mit elf Spielern zu verlassen, nicht nur ein Mal hätte der insgesamt ordentlich regierende Spielleiter den roten Pappkarton aus der Tasche nesteln können. Unter dem Strich steht ein etwas glücklicher Sieg, der aber aufgrund der kämpferischen Leistung alles andere als unverdient ist. Die Formkurve zeigt also weiter nach oben und das ist auch bitter nötig, da auch die Konkurrenten im unteren Tabellendrittel regelmäßig Punkten und die Entfernung von den Abstiegsplätzen daher nur schleppend und Punkt für Punkt von Statten geht. Als Berufs-Pessimist bleibe ich aber optimistisch, denn die Körpersprache und das Auftreten der Mannen in den schönsten Farben der Welt hält aktuell keinem Vergleich mit den teils blutleeren Angsthasennummern der Hinrunde stand.

Exkurs: Stadion an der Hafenstraße

Eine Führung durch das rot-weisse Wohnzimmer

Mit der verehrten Gattin nahm ich an einer Führung durch das Nest des glorreichen Deutschen Meisters von 1955 teil, denn als Dauerkarteninhaber für die Gegentribüne blieb der Blick in die Haupttribüne bisher bis auf wenige Male verwehrt. In den vergangenen Jahren wurde das Stadion nach und nach endlich rot-weiss eingekleidet, nachdem die Stadt Essen als Stadionbetreiber bisher engstirnig die Meinung vertrat, es sein nun mal „ein Stadion für alle Essener“ und müsse daher weitgehend neutral gehalten bleiben. Inzwischen wurde der Hütte mit viel Farbe und vielen Exponaten das richtige Ambiente verpasst und im Zuge der Führung durfte natürlich auch in Blick in Räumlichkeiten geworfen werden, welche dem Spieltags-Besucher verborgen bleiben.

Oberhausen – So., 16.02.2025, 15:30

SpVgg Sterkrade 06/07 vs SV Rhenania Bottrop 4:2

Stadion Am Dicken Stein, 450 Zuschauer, Bezirksliga Niederrhein Gruppe 5
Zum Topspiel der Bezirksliga begrüßte die Spielvereinigung Sterkrade die Rhenania aus dem benachbarten Bottrop. An die 500 Zuschauer fanden sich auf der Anlage ein, um den Kampf um die Spitze zu verfolgen. Die Gastgeber kamen sehr gut in die Partie und gingen im Viertelstunden-Takt mit zwei Toren in Front. Unmittelbar nach dem zweiten Treffer kam die Rhenania zum Anschluss, was auch direkt einen Bruch in der Dominanz der Spielvereinigung bedeutete. Kurz nach dem Seitenwechsel fiel dann auch der mittlerweile verdiente Ausgleich und es schien eine Frage der Zeit, bis die Partie endgültig kippen würde. Das passierte aber nicht, die Platzherren erholten sich, trafen innerhalb weniger Minuten zur erneuten Zwei-Tore-Führung und spielten den Sieg dann sicher nach Hause ohne erneut in Gefahr zu geraten. Damit tauschten die beiden Teams die Tabellenpositionen und die Spielvereinigung grüßt nun von der Spitze. Das ‚Stadion am Dicken Stein‘ ist eine ansehnliche Sportanlage, die vor einigen Jahren ihren Rasenplatz an ein Kunstgras-Geläuf verlor. Seitdem war ich auch nicht mehr dort gewesen und durfte beruhigt feststellen, dass der massive das Spielfeld umgebende Wall mit der Steh-Traverse auf einer der Längsseiten nicht angerührt wurde. Lediglich der Platz wurde in der Längs-Achse etwas verschoben, um Raum für ein kleines quer zur Hauptspielfläche liegendes Kleinspielfeld zu schaffen. Mit den um die Ränge gewachsenen stattlichen Bäumen ergibt sich eine schöne Optik. Dass der Verein von seinen Mitgliedern mit Leben gefüllt wird, lässt sich an der guten Organisation mit mehreren Imbiss- und Getränkeständen, sowie am schönen Vereinsheim erkennen.

Wiesbaden – Sa., 15.02.2025, 14:00

SV Wehen Wiesbaden vs Rot-Weiss Essen 1:3

Arena Wiesbaden, 4.009 Zuschauer, 3.Liga
Es ergab sich aufgrund einer geplatzten Wochenend-Reise mit der geschätzten Gattin erst kurzfristig für mich die Möglichkeit, dieses Spiel zu besuchen. Die Reise nach Wiesbaden ist auch nicht das Auswärtsspiel nach dem man sich die Finger leckt und läge der Anreiseaufwand nicht noch im Rahmen, hätte ich wohl verzichtet. Der SV Wehen ist ein gewaltsam in Wiesbaden platzierter Verein. Der Club ist das Ergebnis des Erfolges des Dorfvereins SV Wehen aus dem nahen Taunusstein, dessen Stadion auf dem Halberg nach dem erstmaligen Aufstieg in die 2.Liga vor gut zwanzig Jahren eben für diese Spielklasse nicht mehr ausreichte. Auslagerung der Profi-Abteilung und Umzug in die Landeshauptstadt resultierten daraus, eine unter Fußball-Fans unpopuläre Maßnahme, weswegen der Verein auf wenig Respekt stößt. Die breite Masse rennt dem im Schatten der Frankfurter Eintracht und des FSV Mainz stehenden Verein ja auch nicht gerade die Türen ein – unter den 4.000 Zuschauern befanden sich heute 1.250 aus Essen. Dass der SVWW sich dann noch erdreistete, diese Partie als Topspiel auszurufen und die Eintrittspreise um 30% anzuheben, macht den Verein ja direkt noch mal sympathischer und so lautet das unanfechtbare Urteil des als absoluter Fachmann bekannten Verfassers dieses Blogs: überflüssiger Drecksverein, kann weg! Mehr Respekt verdienen sich die nicht gerade zahlreichen Unentwegten auf der Nordtribüne, eine Kurve mit sehr junger Altersstruktur, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles versuchte und heute mit einer Aktion hinter der Tribüne und auf den Rängen auf Polizeigewalt gegen Fußball-Fans aufmerksam machte. Dafür gibt es einen erhobenen Daumen.
Natürlich hatte die Wehener Szene trotz Lautsprecher-Anlage akustisch keine Chance gegen den gut aufgelegten Gäste-Anhang. Die ‚Vandalz‘ sprachen eine Halbzeit lang mit einem großen Banner ihren durch Verbote ausgeschlossenen Mitbrüdern Mut und Ausdauer zu. Die Männer in den schönsten Trikots der Welt waren sofort drin der Partie. Aus dem viel zu passiven Auftritt in Aachen zu Beginn der Rückrunde scheinen die richtigen Lehren gezogen worden zu sein. Große Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware, beide Teams neutralisierten sich einigermaßen clever, wobei ich mir nicht sicher war, ob das für den Zuschauer nun prinzipiell interessant oder anstrengend zu beobachten war, denn als Befangener hat man da ja einen anderen Blickwinkel. Die beste Chance ergab sich für den RWE, der einen Konter in 3:2-Situation zu unsauber ausspielte, so dass Brumme unter Druck nicht mehr konsequent abschließen konnte. Der größte Aufreger geschah aber eigentlich kurz danach, als Eitschberger und Arslan mit den Köpfen übel zusammenrauschten, dass beide mit beinahe auf der Tribüne spürbaren Schmerzen liegen blieben. Das erkannte auch die medizinische Abteilung der Gastgeber, die Arslan zu Hilfe eilte, da die Essener Kollegen bei Eitschberger gebunden waren. Tolle Aktion, allerdings wäre das wohl andersherum genauso gelaufen, und beide konnten mit Turban, der eine in Weiß, der andere in Rot, weitermachen.
Ein paar Minuten vor dem Seitenwechsel klingelte dann aus dem Nichts ein abgefälschter Schuss im Kasten von Jakob Golz, nachdem mal wieder der Zugriff im Strafraum nicht stimmte. Diese Situationen werden in einer immer stabiler stehenden Deckung zwar deutlich seltener, führen aber leider auch beinahe jedes Mal zum Gegentreffer. Zugegeben waren die Gastgeber aber in dieser Phase spielbestimmend. Die Roten kamen wacher aus der Kabine und nach wenigen Minuten zog Arslan energisch zur Strafraumgrenze und nagelte das Streitobjekt von dort entschlossen zum Ausgleich unter die Querlatte. Ausgeglichen blieb danach auch das Spiel, aber die Roten ließen hinten annähernd gar nix zu und waren bei eigenen Vorstößen gnadenlos effektiv. Kraulich erhöhte per Kopf und Eitschberger stellte zwanzig Minuten vor Ende die Zeichen dann deutlich auf Sieg, womit absurderweise die beiden Turban-Männer entscheidenden Anteil am Erfolg hatten. Die sich eröffnenden Kontermöglichkeiten gegen offensiver auftretende Gastgeber endeten dann meist kläglich, die häufigen viel zu schnellen und nicht erzwungenen Ballverluste, die ‚unforced errors‘, sind momentan wohl das größte Manko im rot-weissen Spiel. Änderte aber nichts am Ausgang der Partie, in einem Stadion, welches sich für seine Rekord-Bauzeit einen Eintrag ins Guiness-Buch verdiente. Gerade einmal 112 Tage waren für die Errichtung der wenig ansehnlichen Blechbüchse nötig. Wie wichtig dieser Sieg war, zeigt der Blick auf die anderen Resultate und die Tabelle, denn beinahe jeder Mitkonkurrent erreichte Zählbares und so bleibt der glorreiche RWE über dem vernichtenden Strich.

Duisburg – So., 09.02.2025, 15:00

Viktoria Beeck 1921 vs Rheinland Hamborn II 3:3

Sportanlage Rönsbergshof, 50 Zuschauer, Kreisliga B Duisburg/Mülheim/Dinslaken Gruppe 2
Heute brauchte ich es mal etwas ruhiger, daher entschied ich mich für Rumpelfußball tief im Ruhrpott. Wenn ich mich so selber beobachte, stelle ich fest, dass ich immer weniger mit Spielen auf diesem Niveau anfangen kann. Es gibt aber noch so ein paar schrullige Anlagen, die einfach einen Besuch wert sind und es war auch schon einige Zeit her, dass ich ein Spiel in den Kreisligen gesehen hatte. Klingt alles wie eine Entschuldigung, ist es aber gar nicht, denn dieses Spiel steuerte ich aus voller Überzeugung an. Das heißt, eigentlich steuerte ich die Anlage aus voller Überzeugung an, denn diese gehört mit dem Asche-Hartplatz und den paar krummen Stufen auf einer Seite zu den aussterbenden ihrer Art. Flankiert von zwei Gleisanlagen liegt der Platz, der erst seit Beginn der Saison wieder bespielbar ist. Davor lagen zwei Jahre, in denen der Verein auf andere Plätze ausweichen musste, da im Zuge der Erneuerung der Flutlichtanlage zwei Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurden, und sowohl deren Beseitigung als auch die Wiederherstellung des Spielfeldes viel Zeit in Anspruch nahm. Die Viktoria, Jugendverein der streitbaren Trainer-Legende Christoph Daum, wurde dabei wohl seitens des Stadtsportbundes ziemlich im Stich gelassen, so dass viel Eigeninitiative gefordert war, um dort wieder vor den Ball treten zu können. Das alles erzählte mir der Vorsitzende des Vereins, denn da ich offensichtlich der einzig Deutschstämmige auf der Anlage zu sein schien, der schnell als ‚Fremder‘ identifiziert wurde und der spätestens dann höchstverdächtig war, als er ein paar Fotos machte, sprach mich dieser neugierig aber freundlich an.
Nominell traf der Vorletzte der Kreisliga B auf den Viertletzten. Da aber ein Team bereits zurückgezogen hatte, wurden die Jünger der Siegesgöttin von dieser schlicht im Stich gelassen, sind blutiger Letzter und dazu mit 110 Gegentreffern in 18 Spielen die Schießbude der Liga. So fiel auch nach gerade einmal zwei Minuten der erste Treffer für Hamborn. Dass ein Spiel zwischen zwei Mannschaften mit ausschließlich migrantischem Hintergrund unter Leitung eines türkischstämmigen Schiedsrichters nicht ruhiger ablaufen muss, als ein Spiel in dem unterschiedliche Ethnien und Mentalitäten aufeinandertreffen, wurde dann nach und nach bewiesen. Zunächst wurde der Trainer der Viktoria, der konsequent lautstark an den Entscheidungen des Referees herumnörgelte hinter die Bande beordert. Kurz darauf ereilte dasselbe Schicksal sämtliche Zuschauer, die sich aus Bequemlichkeit auf der Laufbahn befanden. Danach beruhigte sich die Lage wieder, die Gastgeber kamen besser ins Spiel glichen aus und gingen vor der Halbzeit sogar in Führung. Wenige Minuten nach Wiederanpfiff wurde der Kick aber wieder unruhiger. Befeuert von einigen Platzverweisen und fragwürdigen Toren, durch zunehmend frustrierte Spieler und laute Rufe von außen, hielt mehr und mehr Stress Einzug in das Geschehen, woran die Gäste deutlich mehr Anteil hatten. Mit dem Schlusspfiff und hektisch auf den Platz strebenden Hamborner Reservespielern und Verantwortlichen schien die Nummer erst aus dem Ruder zu laufen, beruhigte sich dann aber schnell, und mündete in endloser Diskussion, was mein Nebenmann aus dem Umfeld der Viktoria trocken mit „Kindergarten!“ kommentierte.

München – Fr., 07.02.2025, 20:30

FC Bayern München vs SV Werder Bremen 3:0

Arena München, 75.000 Zuschauer, Bundesliga
Mein einziger Besuch im Schlauchboot zu Fröttmaning lag beinahe 20 Jahre zurück. Damals unterlag der glorreiche RWE an einem bitterkalten November-Abend in einer höchstens zu einem Drittel gefüllten und noch komplett mit grauen Sitzschalen ausgestatteten Arena den Münchner Löwen unspektakulär und chancenlos mit 0:2. Da ich in dem Event-Kommerzkessel aber eigentlich auch nix zu suchen habe, kam es bis dato nicht zu einem erneuten Besuch und für diesen hatte ich schon immer den Anspruch, dann den SV Werder dort spielen zu sehen. Dummerweise habe ich ein Jahr zu lange gewartet, denn der historische Auswärtssieg, denn man bei den Bayern alle zwanzig Jahre mal landen kann, fand ja bereits in der vergangenen Saison statt. Seit die Schere zwischen beiden Vereinen völlig auseinander gegangen ist und die Bayern in ihre totale Dominanz gegenüber dem Rest der Liga aufgestiegen sind, gibt es ja in ‚Minga‘ wenig bis gar nichts zu holen. Für die Anreise wurde die Bahn gewählt, die Verbindung, hin direkt und zurück mit Umstieg in Nürnberg, jeweils mit der schnellen Variante, den Kölner Hauptbahnhof meidend, verlief annähernd reibungslos. Ich nutze die Bahn ja selten, aber wenn, dann habe ich eigentlich nie Probleme, was vermutlich eher mit Glück als mit falsch gemeldeten Verspätungsquoten des ehemaligen Staatsunternehmens zu tun hat. Mit einem meiner Gefährten reisend, ein weiterer war leider kurzfristig erkrankt, traf ich mich vor dem Spiel noch mit einem Bekannten im Bistro hinter der Südkurve, was mir ganz gut gefallen hat, vor allem wurden dort faire Bierpreise aufgerufen.
Insgesamt muss man den Bayern zu gute halten, dass die gesamte Veranstaltung ziemlich perfekt organisiert war, auch wenn sich einige Ordner zu motiviert ordnend zeigten, zumindest wann man mal ein paar Fotos aus bestimmten Perspektiven machen wollte. Belohnt wurde unser Besuch dann mit einem der langweiligsten Fußballspiele, welche ich je gesehen hatte. Von der ersten bis zur letzten Sekunde hatten die Bayern die komplette Kontrolle, begünstigt dadurch, dass die Werder-Recken vorrangig auf Sicherheit und Schutz des eigenen Tores bedacht waren. Das gelang auch eine Halbzeit sehr gut, ging halt zu Lasten jeglicher Offensivbemühungen, lediglich einen wenig gefährlichen Abschluss gab es für die Grün-Weißen zu verzeichnen. Aber auch die Bayern kamen nur zwei oder drei Male zu aussichtsreichen Situationen. Also ging es torlos in die Pause und direkt nach Wiederanpfiff testete Harry Kane mal die Stabilität des Querbalkens. Zehn Minuten später durfte der Engländer dann aber jubeln, nachdem er einen viel diskutierten, für mich aber berechtigten Handelfmeter verwandelt hatte. Damit war die Partie entschieden. Werder war nullkommanull in der Lage an der blau-roten Überlegenheit zu rütteln und ich pennte auf meinem Stuhl im Unterrang der Nordkurve beinahe ein, weil der Kick einfach überhaupt keine Spannung bot. Bei 856 gegen 131 Millionen Euro Kaderwert auch nicht sehr überraschend. Wenn man aber dennoch in München irgendwie versuchen möchte, etwas mitzunehmen, muss man anders auftreten als die Norddeutschen – das war nämlich mal gar nix.
Die zwei weiteren Treffer fielen erst in der Schlußphase, aber daran lag es sicher nicht, dass sich das Stadion eine Viertelstunde vor dem Ende langsame leerte. Die verwöhnten Erfolgskunden hatten genug gesehen, wichtiger war es offenbar zügig heimzukommen. Ich bin wirklich froh, dass ich Anhänger eines abgefuckten, wenig erfolgreichen (Noch-?)Drittligisten bin, denn so eine Nummer mit diesen Rahmenbedingungen und Begleiterscheinungen könnte ich mir nicht alle vierzehn Tage geben. Mir tun die ‚echten‘ Bayern-Fans in der Südkurve aufrichtig leid, dass sie sich mit so einem Event-Pöbel herumschlagen müssen, denn das Bemühen um ordentliche Stimmung kann man diesen ja nicht absprechen. Der Fluch des Erfolges. Die Atmosphäre war beiderseits aber nicht überragend. Die recht beachtlichen 6.000 Gäste auf einem Freitag-Abend waren aus dem undankbaren Gästeblock im oberen Ring, einem der beschissensten Deutschlands, nur leidlich zu hören und auch aus der Südkurve kam jetzt nicht gerade ein Orkan herübergeweht, auch wenn die Anstrengung erkennbar war und optisch ein schönes Fahnenbild geboten wurde. Die Akustik scheint in der Versicherungs-Bude nicht gerade überragend zu sein. So endete diese Veranstaltung für mich mit der Erkenntnis, dass wohl noch einmal zwanzig Jahre oder mehr vergehen müssen, bis ich wieder in der Fröttmaninger Arena aufschlage, sofern nicht der beinahe unmögliche Fall eintritt, dass der Deutsche Meister von 1955 dort antreten muss.

Genk – Mi., 05.02.2025, 20:45

KRC Genk vs Club Brugge 1:1

Arena Genk, 21.061 Zuschauer, Beker van Belgie Halbfinale Rückspiel
Zum Rückspiel des Pokal-Halbfinales im Land der frittierten Gemeinheiten trafen die beiden aktuell besten Teams aufeinander, der Tabellenführer empfing seinen Verfolger, der das Hinspiel mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Das belgische Pokal-Format sieht bis zur Vorschlussrunde jeweils nur ein Spiel vor, die Finalteilnehmer werden dann aber in Hin- und Rückspiel gesucht. Natürlich gibt es keinen Belgien-Ausritt ohne Frituur-Besuch. Aufgrund der Zeitknappheit und Parkplatzproblematik in Genk entschied ich mich aber für die Take Away-Option und speiste dann nach dem Parkieren im Fahrzeug. Dass die Hucke danach noch tagelang duftete, als wäre der Kram direkt auf der Rückbank frittiert worden, ist eine andere Geschichte. In Genk war ich schon ein paar Mal zu Besuch, es ist halt ein aus dem Ruhrpott gut zu erreichendes Ziel. Der letzte Besuch lag aber beinahe zehn Jahre zurück, da konnte man sich mal wieder sehen lassen und die Spielpaarung, sowie das Hinspiel-Resultat ließen auf eine brauchbare Veranstaltung hoffen. Damit ergab sich, dass ich den von Thorsten Fink trainierten KRC zum dritten Mal innert sechs Wochen spielen sah. Der Gegner ist für grundsätzlich einen – an belgischen Verhältnissen gemessen – zahlreichen Auswärts-Anhang bekannt. Auch heute wurde der Gäste-Sektor ausverkauft, allerdings war aus diesem annähernd nichts zu hören. Man konnte meinen, es hätte einen Support-Boykott gegeben. Bis auf wenige Male konnte man lediglich zwei bis drei Dutzend aktive Leute erahnen, das war ganz schwach, zumal die Partie ja absolut zugunsten des Club Brugge lief. Die Gäste waren von Anfang an gefährlich und eigentlich einem frühen Führungstor näher als der KRC, der dann aber seine erste Möglichkeit nach einer Viertelstunde nutzte. Die Gäste aus Flandern ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen und kamen bereits zehn Minuten später zum Ausgleich, was dem nach dem Führungstreffer gewonnenen Elan der Gastgeber spürbar den Schwung nahm. Zu einfallslos zeigte sich der KRC, auch im zweiten Durchgang, so dass die Partie beinahe unspektakulär mit dem Remis zu Ende ging, was das Pokal-Aus für die Platzherren bedeutete. Weder das vom Verein organsierte Feuerwerk, noch die Pyro-Show der aktiven Szene hatten den Funken entscheidend überspringen lassen.

Bielefeld – So., 02.02.2025, 13:30

DSC Arminia Bielefeld vs Rot-Weiss Essen 1:2

Stadion Alm, 22.576 Zuschauer, 3.Liga
Früh in Bergamo aufgewacht und überpünktlich nach Köln geflogen, ging es direkt nach Ostwestfalen. Hoch sollten die Trauben beim Auswärtsspiel auf der ‚Alm‘ hängen. Eigentlich. Doch die aktiven Angestellten des glorreichen RWE hatten aus dem deutlichen und verdienten Sieg der Vorwoche neuen Mut geschöpft und traten dementsprechend selbstbewusst auf. Zur von mir erwarteten Anfangsdruckphase, die es bei Spielen von favorisierten Mannschaften gegen vermeintlich unterlegene Gäste meist gibt, kam es erst gar nicht – der RWE war von der ersten Sekunde voll drin in der Partie. Mehr noch, nach den ersten Minuten übernahmen die Gäste die Kontrolle. Zwar gab die Arminia den ersten Torschuss ab und bis zur ersten Essener Möglichkeit durch Müsel per Kopf dauerte es mehr als eine Viertelstunde, aber kurz danach war derselbe Spieler der Schütze zum längst verdienten 1:0 für die Roten. Die vermutete Abseitsposition – selbst der Torschütze war im Zweifel – war tatsächlich keine. Der RWE blieb danach weiterhin spielbestimmend, die Gastgeber kamen bis zum Seitenwechsel nicht mehr gefährlich vor des Essener Tor. Das änderte sich nach der Pause, denn sofort war mehr Biss und Zug im Arminen-Spiel. Die Partie kippte mehr und mehr zugunsten der Blau-Schwarzen und der RWE stand zunehmend tief und eigentlich sogar zu tief. Nach ersten Warnschüssen, bei denen die Bielefelder das Visier noch nicht richtig eingestellt hatten, ergab sich eine riesige Chance, aber Golz fischte den Ball aus dem unteren Torwinkel. Der folgende Befreiungsschlag landete beim Arminia-Schnapper, der unsauber auf einen Verteidiger abspielte und damit den Ballverlust an den heranstürmenden Arslan provozierte, welcher den Ball nach ungewolltem Doppelpass von Martinovic zurückbekam und allein auf das Tor zulaufend eiskalt vollstreckte.
Falls es jemals Zweifel daran gab, ob es in der Mannschaft untereinander stimmt, dürften diese nun endgültig ausgeräumt sein, denn selbst Golz kam quer über den Platz gelaufen, um den Treffer mit seinen Kameraden vor dem Gästeblock zu feiern. Natürlich bekamen die Roten nun die zweite Luft, aber die Arminia schüttelte sich schnell und gewann wieder etwas Oberwasser, die Rot-Weissen ließen sich aber nicht beeindrucken. Der Abschluss wurde mehrfach gesucht, aber richtig gefährlich wurde es selten und wenn, war Golz zur Stelle. Die Bielefelder Kurve wurde mehr und mehr ungeduldig und stellte vorübergehend den Support sogar völlig ein, es knirscht ja schon länger im Verhältnis der Szene zur Mannschaft, respektive zum Trainer. Leider versäumte es der RWE, die sich ergebenden Kontermöglichkeiten konsequent zu Ende zu spielen und die Partie zu entscheiden. Stattdessen kamen die Gastgeber, dann zwölf Minuten vor dem Ende, nachdem Golz zunächst wieder stark parierte, doch zum Anschlusstreffer, der allerdings irregulär mit dem Oberarm erzielt wurde. Nun war klar, dass es noch ein heißer Tanz würde, aber die Arminen verkrampften in Ihren Versuchen, hatten nun zwar viel Ballbesitz, die ganze klaren Chancen blieben aber aus. Dagegen hätte Moustier bei einer Volleyabnahme beinahe alle Fragezeichen beseitigt. Die Nachspielzeit wurde auch weitgehend stressfrei überstanden, lediglich die allerletzte Szene bereitete noch einen Schockmoment, der aus wenigen Metern frei zum Schuss kommende Stürmer, schloss aber zu unplatziert ab und der Ball landete in den Fängen des gut platzierten Golz. Knapp 3.000 mitgereiste Essener feierten die Mannschaft und besonders Jakob Golz für den nicht unbedingt erwartbaren Dreier, während das Heim-Team den Rasen von Pfiffen begleitet verlassen durfte.