
Beerschot VA vs Royal Antwerp FC 1:1
Olympisch Stadion, 12.500 Zuschauer, Pro League

Nicht viele Spiele in Belgien bieten echte Rivalität und Konfliktpotential, das ‚Derby van’t stad‘ ist aber eines davon und es sollte nicht enttäuschen. Schon beim 5:0-Heimsieg des RAFC im Hinspiel ging es zur Sache. In den sozialen Netzwerken hatte die Beerschot-Szene angekündigt, dass das Spiel kein reguläres Ende finden würde und tatsächlich wurde die Partie nach massiven Pyro-Eskapaden lange unterbrochen, für einen Abbruch reichte es aber letztlich nicht, dafür aber für 22 Stadionverbote. Nach dem Vorbild der Anreise in den Niederlanden sind auch in Belgien Gäste-Fans mittlerweile gezwungen ausschließlich mit dem Bus zum Spiel in der Fremde zu gelangen. Das führte dann zur absurden Situation, dass sich die Ticket-Inhaber für den ausverkauften Auswärtsblock zunächst am eigenen Stadion sammelten, um dann mit Bussen in einer irrwitzigen Kolonne bestehend aus mehreren Polizisten auf Motorädern, Beamten in Kleinbussen, einigen Gefängnis-Kleinbussen und einem Wasserwerfer als Schlusslicht die kurze Strecke quer durch die Stadt zum ‚Olympisch Stadion‘ zu eibeln. Paranoia rules! Ausverkauft meldeten die Gastgeber wenige Tage vor dem Spiel – bei dem geringen Fassungsvermögen nicht weiter bemerkenswert. Zum Intro zeigte der Heim-Sektor eine Blockfahne auf der die Scream-Maske hinter der Stadt-Silhouette hervorlugte, bevor dem Block eine massive Rauchwolke in den Vereinsfarben unterlegt von Silvester-Feuerwerk entwich. Der Gästeblock erfuhr einen Rahmen aus roten Bengal-Fackeln, dieser Rahmen wurde von einem Banner mit dem Vereinsemblem und vielen kleinen Fahnen mit dem Antwerpener Stadtwappen ausgefüllt. Am Zaun wurde ein Banner mit der Aussage „De trots van’t stad“ platziert – „Der Stolz der Stadt“.
Wenn nicht ein Wunder geschieht, befindet sich Beerschot mitten in der Saison bereits auf Abschiedstournee, denn die bisherige Punkteausbeute ist mager. Damit droht die Tendenz zur Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga, denn in den vergangenen Jahren ging es beinahe nach jeder Spielzeit rauf oder runter. Außenseiter- und Favoritenrolle waren also heute klar verteilt, aber in einem Derby läuft es oft anders und so durften die Gastgeber auf einem Rasen, der seinen Namen nicht verdiente, nach nicht einmal einer halben gespielten Minute den Führungstreffer bejubeln. Wenn Beerschot mit dem Halbzeitpfiff einen Handelfmeter zur Führung genutzt hätte, wäre der dritte Saisonsieg in diesem prestigeträchtigen Duell zum Greifen nahe gewesen, aber der Schapper des RAFC hatte Einwände und so mussten die Lila-Weißen nach einer Stunde Spielzeit den Ausgleich durch einen abgefälschten Freistoß schlucken. Dennoch war der Sieg aufgrund einer couragierten Leistung im Bereich des Möglichen, aber zwei weitere umjubelte Treffer für die Gastgeber wurden wegen Abseitsstellung aberkannt und so endete die Partie Remis. Das Heim-Team wurde dennoch gefeiert, konnte aber nicht den regulären Weg in den Kabinentrakt antreten, denn der Eingang zu diesem liegt unmittelbar neben dem Gasten-Vak und dieser nahm die Spieler mit einem Sperrfeuer aus Böllern und Bengalos ins Visier. Krankes Volk. Vom ‚Olympisch Stadion‘, dem Ausrichtungsort der Olympischen Spiele von 1920, ist nichts von der ursprünglichen Form erhalten. Lediglich das Spielfeld befindet sich noch an der derselben Stelle, sämtliche Infrastruktur wurde erneuert, der letzte erhaltene Teil des alten Stadions wurde Anfang der 90er Jahre zurückgebaut. Heute steht an dieser Stelle ein funktionelles, nicht mehr allzu modernes, aus vier einzelnen Tribünen bestehendes Stadion ohne besonderes Gesicht.























