Como – Mo., 30.12.2024, 18:30

Como 1907 vs US Lecce 2:0

Stadio Giuseppe Sinigaglia, 10.421 Zuschauer, Serie A
Nach zu viel Trödelei am Morgen traf ich erst am Nachmittag in Como ein. Die Parkplatzsuche gestaltete sich Italien-like sehr aufwendig – ich kenne eigentlich keine Stadt in Italien, in der man mal easy parken kann, das ist ja immer eine Katastrophe. Irgendwann fand ich glücklich eine kostenneutrale Option, aber dann blieb schon nicht mehr viel Zeit für einen Rundgang durch die Stadt, wenn der Pizza-Genuss vorm Spiel nicht zu kurz kommen sollte. Das, was ich von Como sah, hat mich auch nicht unbedingt vom Stuhl gehauen, da gibt es interessantere und imposantere Orte in Italien, außerdem war die Stadt viel zu voll, das raubt ja dann auch immer die Wirkung. Letztlich scheint der Mythos der Stadt wohl aber auch ein wenig von der Lage am wundervollen ‚Lago di Como‘ zu leben.
Nach der angesprochenen Pizza – die Teigscheiben, die man auf dem Stiefel serviert bekommt, sind ja immer wieder eine ganz andere Liga, als dieses lieblose Gematsche, das die ganzen Araber in den deutschen Schnell-Pizzerien zusammenfummeln – hirschelte ich dann in der Dämmerung am See entlang zum ‚Stadio Giuseppe Sinigaglia‘. Das Stadion liegt unmittelbar am Lago und blickt nicht nur auf die umliegende Bergwelt, sondern auch auf eine beinahe hundertjährige Geschichte. Es verfügt zwar im Großen und Ganzen noch um die ursprüngliche Grundform, allerdings wurden sämtliche Tribünen inzwischen erneuert oder abgetragen. Schon aufgrund der Tatsache, dass das Stadion früher auch über eine Radrennbahn verfügte, sieht nichts mehr aus, wie es einst war. Die originale ‚Curva Ovest‘, Standort der heimischen Ultras, gibt es gar nicht mehr, diese wurde vor einigen Jahren zurückgebaut. Stattdessen besteht die Heimstatt der ‚Curva Como 1907‘ nun aus zwei in flachem Winkel aufeinander zulaufenden Stahlrohrmonstern, die so bedrohlich wie unheimlich wirken. Erinnerte mich so ein wenig an die alte Gästetribüne auf dem Bieberer Berg in Offenbach, auf der ich mich nie wirklich sicher gefühlt habe. Die sich nach unten verjüngende Lücke zwischen beiden Tribünen, ist durch einen überdimensionalen Vereinswimpel geschlossen worden.
Heute durfte ich endlich mal auf einen prall gefüllten Gästeblock schauen. Die Ospiti hatten ihren Bereich ausverkauft und auch Ultra Lecce war angereist. Die Wege von Lecce nach Como, wie auch ins friulische Udine, sind mit jeweils über 1.000 Kilometern die weitesten Strecken, die in der Serie A zurückgelegt werden müssen. Dass Lecce sich im weit entfernten Norden dennoch immer über zahlreiche Unterstützung freuen kann, liegt auch an den vielen ‚Gastarbeitern‘, denn da es im Süden des Landes zu wenig Arbeitsplätze gibt, hat es viele Süditaliener in den wirtschaftlich starken Norden verschlagen. Gerade die zu Como nahe liegende Region Milano ist der Wirtschaftsmotor des Landes. Da Como dieses Spiel im Paket mit den Top-Spielen gegen Atalanta und Milan, sowie dem eher uninteressanten Gegner aus Udine verkauft hatte, war die Partie offiziell ausverkauft. Alle Plätze werden dann nicht belegt gewesen sein, viele Sitze blieben aber nicht leer. Die Stimmung aus der Kurve der Comaschi war dann nicht schlecht, litt aber unter dem fehlenden Dach. Wie auch auf Seiten der Leccesi, die noch weniger gut zu vernehmen waren, aber sowieso wenig Aktivität zeigten. Lediglich der Ultra-Kern war dauerhaft um Unterstützung bemüht. Auf Seiten der Gastgeber wurden wieder ein paar abartig laute Böller gezündet – lasst et doch sein, Leute. Die Partie begann mit einem Aufwach-Effekt, denn nach wenigen Zeigerumdrehungen klatschte der Ball an die Querlatte des Gäste-Gehäuses. Den Gästen muss leider auf dem Spielfeld und auf den Rängen ein schwacher Auftritt bescheinigt werden. Die Gastgeber leisteten sich zwar auch noch den Luxus, einen Elfer zu verballern, allerdings waren die Comaschi beinahe die ganze Spielzeit latent überlegen, was sich im zweiten Durchgang in zwei Treffern auszahlte, die einen verdienten Sieg bedeuteten.