Osnabrück – So., 15.12.2024, 16:30

VfL Osnabrück vs Rot-Weiss Essen 2:0

Stadion an der Bremer Brücke, 15.158 Zuschauer, 3.Liga
Uwe Koschinat heißt der neue Mann auf der rot-weissen Trainerbank und dieser durfte sich direkt an seiner letzten Wirkungsstätte beweisen. Da auch der VfL unter der Woche, bereits zum zweiten Mal in der laufenden Saison, eine Veränderung auf der Trainerposition vornahm und Feuerwehrmann Marco Antwerpen verpflichtete, trafen also zwei Mannschaften unter neuer Regie aufeinander. Der RWE ging stark ersatzgeschwächt in diese wichtige Partie. Neben den gesperrten Defensiv-Spielern Kraulich und Alsonso fielen in der Kreativ-Abteilung Müsel und Arslan kurzfristig verletzungsbedingt aus. Trotz der Talfahrt der Roten, bleibt der Anhang treu und halbwegs geduldig. Der Gästeblock an der Bremer Brücke war dementsprechend ausverkauft und auch der Nachbarblock auf der Geraden war zur Hälfte in rot-weisser Hand, was noch zu Problemen führen sollte. Zum Intro gab es im Away-Sektor eine Choreo zu sehen. Ein von grauen und schwarzen Pappen flankierter Bergmann hielt das RWE-Wappen in seiner Hand und am Zaun prangte ein großes Banner mit dem Satz „Du bist unser Grubengold“. In der Osna-Kurve um die ‚Violet Crew‘ gab es nur das obligatorische Fahnenmeer zu sehen. Ich finde den VfL-Anhang ja nicht übel, heute war ich aber etwas enttäuscht, ich hatte die Kurve lauter und brachialer in Erinnerung. Entlastend sei erwähnt, dass die Hintertor-Tribüne vor Saisonstart ihres Daches beraubt wurde, da die Statik nicht mehr stimmte. Die ‚Bremer Brücke‘ ist halt in die Jahre gekommen und ohne Dach fehlt jeder Atmosphäre der Widerhall. Die Tage dieses engen, kleinen Stadions scheinen leider gezählt und damit auch dieser kultige Standort inmitten der Stadt.
Der RWE startete überraschend dominant in die Partie und diese Überlegenheit sollte auch bis auf eine zehnminütige Phase im zweiten Durchgang bestehen bleiben. Aber was nützt die Spielhoheit, wenn die Offensive in der Box harmlos bleibt?! Beinahe jeder vielversprechende Angriff ließ den finalen Pass vermissen – es kam kaum zu Abschlüssen. Das eigentliche Problem des rot-weissen Spiels, die fehlende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss, wurde gar nicht offensichtlich, weil es gar nicht zu Abschlüssen kam. Dagegen fehlte in wenigen Situationen wieder der Zugriff in der Defensive und den völlig verunsichert auftretenden Gastgebern reichte der erste gefährliche Angriff zur Führung nach einer Viertelstunde. Die berühmten Motivationskünste von Feuerwehrmann Antwerpen hatten aber offenbar bisher dennoch nicht gefruchtet, denn der VfL kam im gesamten Spiel nur zu abgezählten Strafraum-Situationen. Und doch reichte es bei gefühlt nur 20 Prozent Ballbesitz zum Sieg. Der zweite Treffer per Strafstoß in der Nachspielzeit war nur noch eine Randnotiz. Kurz zuvor sah Kourouma völlig unberechtigt die Ampel-Karte. Der Video-Beweis würde wohl Abhilfe schaffen und dennoch bleibe ich bei ablehnender Haltung, nehme Fehlentscheidungen in Kauf und bevorzuge die Erhaltung der Spontanität des Spiels, auch wenn diese aktuell eher gegen den RWE ausfällt. Der Platzverweis hatte eh keinen Einfluss mehr auf den Spielausgang. Der RWE verpasste nicht nur die Chance, den Anschluss ans rettende Ufer herzustellen, sondern auch, einen direkten Kontrahenten auf Distanz zu halten.
An der Unterstützung aus der Kurve hat es nicht gefehlt. Nach dem Schlusspfiff wurde es allerdings wild. Im angesprochenen durchmischten Block hatte es ein paar Scharmützel gegeben. Zwar gibt es keine besondere Rivalität mit den Lila-Weißen, bedingt durch gegenseitige Provokation und einen Becherwurf von der Heimseite war es aber zu Handgreiflichkeiten gekommen. Das setzte Emotionen im Gästeblock frei und etwa zwei Dutzend Personen nutzten eine Situation, um ein Tor zum Spielfeld aufzudrücken. Es gab ein bisschen Backenfutter für die überforderten Ordner, der Versuch an die Osnabrücker im Nachbar-Block zu kommen, scheiterte aber, da nach kurzer Zeit die Staatsmacht hereinstürmte und den Tumult unter anderem mit zwei Festnahmen ein Ende bereitete. Außerdem flog wieder Leuchtspur, überflüssig und gefährlich. Am Ende also (erneut) ein gebrauchter Tag für alle Roten, die ersatzgeschwächte Truppe und den neuen Trainer. Irgendwie muss die Winterpause erreicht werden, ohne die Bindung an die Nichtabstiegsplätze zu verlieren.