Bucuresti – Do., 28.11.2024, 22:00

FCSB vs Olympiakos Piräus 0:0

Arena Nationala, 43.572 Zuschauer, UEFA Europa League Ligaphase
Mit knapp dreistündigem Zwischenstopp in Istanbul am fürchterlichen Sabiha-Gökcen-Airport, der einfach zu eng, zu laut, zu klein und damit einfach nur nervig ist, ging es weiter nach Bukarest, wo wir ziemlich genau zur Mittagszeit aufschlugen. Nein, zum Glück natürlich nicht, die Maschine setzte ganz normal auf, alles andere wäre für das Fahrwerk und uns wohl nicht folgenlos geblieben. Geplant war das ursprünglich so nicht. Also das Aufsetzen schon, aber eben nicht in Bukarest. Wir wollten eigentlich in Istanbul bleiben und am heutigen Tage das Europa League-Spiel von Besiktas gegen Maccabi Tel Aviv schauen. Eigentlich ein guter Plan, sahen aber die türkischen Sicherheitsbehörden anders und aufgrund der Antipathie zwischen Türken und Israeli, welche durch den Gaza-Konflikt ja noch einmal befeuert wurde, zumal de Besiktas-Anhang ja eh der linken Schiene zuzurechnen ist und damit klar auf Seiten der Palästinenser stehen dürfte, wurde verfügt, dass dieses Spiel nicht in Istanbul und auch nicht irgendwo in der Türkei stattfinden durfte. Gespielt wurde letztlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit im ungarischen Debrecen.
Daher fand nun der Rumänien-Plan Anwendung. Mit der Bimmelbahn ging es vom Flughafen Otopeni zum ‚Gara de Nord‘, wo an der Kreuzung schräg gegenüber noch immer das verfallene ‚Hotel Dunarea‘ wie ein Hüter vergangener Dekaden über das Geschehen wacht. Wundert mich schon, dass der Kasten nicht längst dem Erdboden gleichgemacht wurde, allerdings befindet sich der Bau ja prinzipiell in guter Gesellschaft. Wir hatten uns aber glücklicherweise nicht ins ‚Dunarea‘ gebucht, sondern eine Ecke weiter ins ‚Grivita‘, wo noch etwas Schlaf nachgeholt wurde. Der Linienbus – warum kann man eigentlich mittlerweile überall in Bus und Bahn mit der Kreditkarte einchecken, nur in der Bananenrepublik Deutschland nicht? – brachte uns nahe an die ‚Arena Nationala‘. Dort suchten wir uns erst einmal ein vernünftiges Grill-Restaurant, wo die Zeit bis zum Spiel bei einem ansprechenden Fleisch-Teller und ein paar Bieren sinnvoll verbracht wurde.
FCSB oder Steaua? Die Geschichte um die beiden Vereine, sowie den Streit um den Vereinsnamen, ist etwas schwer zu durchschauen. Alles fand seinen Anfang in der Privatisierung des ehemaligen Armee-Vereins CS Steaua Ende des vergangenen Jahrtausends. Dass dieses aber mal einen Rechtsstreit zur Folge haben sollte, wird damals kaum jemand geahnt haben. 15 Jahre lang ging das auch gut, bis dem Verteidigungsministerium, dem Steaua vormals unterstand, die Verwendung seiner Symbole durch einen eigenständigen Verein ein Dorn im Auge wurde. Daraufhin erstritt das Ministerium, dass das ‚neue‘ alte Steaua diesen Vereinsnamen nicht mehr benutzen dürfe. Dieser wurde dann in FCSB verändert. Dabei dient dieses Kürzel tatsächlich als Name und nicht als Abkürzung, wobei jedem klar sein dürfte, welche Intention hinter den vier Buchstaben steht. Der Armee-Sportclub Steaua gründete 2017 dann selber wieder eine Fußballabteilung und beruft sich ebenso wie der FCSB auf die Historie des Ur-Steaua, sowie dessen errungene Titel. In der vierten Liga gestartet, erreichte der neue Armee-Verein 2022 den ersten Platz in der zweiten Liga und damit den Aufstieg in die höchste Spielklasse. Dieser wurde dem Verein aber verweigert, da er sich in öffentlicher Hand befindet und an einer Profi-Liga deswegen nicht teilnehmen darf. Schade, ein Derby gegen den ungeliebten Klon wäre sicherlich ein interessantes.
„This is Steaua Bucarest“ untermauerte ein Banner, welches an der Balustrade der Arena hing. „This“ ist in diesem Falle natürlich der FCSB. Man muss den Verein, egal ob als FCSB oder dem alten Steaua, mit seinem streitbaren Besitzer Becali nicht mögen, aber ich neige dazu, diese Behauptung zu stützen. Letztlich ist der FCSB ja die legitime Fortsetzung des Ur-Steaua und hat ohne Unterbrechung fortbestanden, während das neue Steaua erst vor wenigen Jahren wiederauferstanden ist. Das Publikum stimmt auch mit den Füßen klar für den FCSB ab, denn dieser hat deutlich mehr Zulauf als Steaua, was natürlich am attraktiveren Fußball und den interessanteren Spielen liegt, denn natürlich macht es mehr Laune Europapokal gegen Olympiakos zu schauen als rumänischen Zweitliga-Fußball. Aus Athen waren 5.000 Anhänger mitgekommen, die erstaunlich wenig Stimmung machten. Gate 7, die führende Gruppe der Szene, war zwar mit einem kleinen Banner sichtbar, aber vermutlich nur in geringer Mannstärke angereist, anders lässt sich das laue Lüftchen im Gäste-Sektor nicht erklären. Die Kurve der Gastgeber war dagegen gut aufgelegt und schallerte laute Gesänge in die große Schüssel, in welcher ich vor mehr als einem Dutzend Jahren nicht lange nach der Eröffnung schon einmal ein Spiel gesehen hatte. Ein gut anzuschauendes Spiel, in dem der FCSB dem Sieg näher war, endete jedoch torlos.

Ibri – Mi, 25.11.2024, 19:00

Ibri Club vs Al-Khaburah SC 1:0

Ibri Sports Complex, 80 Zuschauer, Oman Professional league

Nach dem leckeren arabischen Frühstück im Cafe gegenüber dem Hotel ging es zunächst zum Barber. Der war allerdings kein Araber, sondern Bangladeshi aus Chittagong, dem weltweit größten Schlachthof für ausgediente Seeschiffe. Als Barber in Rustaq wird man zwar sicher auch nicht reich, aber besser als täglich sein Leben beim ungeschützten Auseinanderschweißen von verrosteten Ozeanriesen zu riskieren, ist es allemal. Die für uns beide zusammen aufgerufenen zwei Rial, nicht ganz fünf Euro, waren sicherlich doppelt, drei- und vierfach zu viel, taten uns aber nicht weh und ihm gut. Im Gesicht frisch gestutzt, machten wir uns auf die 120 Kilometer lange Fahrt nach Ibri. Es war ausreichend Zeit um einige Kilometer ins Wadi Sahtan zu fahren und die Gebirgslandschaft zu bestaunen. Das Gebirge ‚Jabal al-Achdar‘ erreicht eine Höhe von bis zu 3.000 Metern, das sind die höchsten Gipfel des Oman. Die rauhe, wildzerklüftete Gebirgslandschaft wirkt in ihrer kargen Einfachheit dennoch beeindruckend. Vor Ibri verließen wir erneut die Hauptstraße und statteten dem verfallenen ‚Al-Aswad Fort‘ einen Besuch ab, welches man zwar erklettern konnte, dabei aber beinahe den Hals riskierte. Die Besichtigung des ‚Ibri Fort‘ war dagegen aufgrund von Restaurierungsarbeiten leider nicht möglich. So blieb ausreichend Zeit für ein Abendessen. Da es schon mal auf der Karte war, entschied ich mich für Kamelfleisch. Leider sehr unspektakulär und recht fettdurchzogen aber irgendwie müssen die Viecher ja auch Energiereserven speichern, wenn es tagelang ohne Nahrung durch die Wüste geht.
Nach dem Wüstentier-Verzehr machten wir uns auf zum letzten Spiel auf der arabischen Halbinsel. Zehn Kilometer außerhalb von Ibri wurde ein großes Stadion in die Pampa gezimmert. Für wen musste man sich auch hier fragen. Als wir keine zehn Minuten vor Anpfiff das weite Rund betraten waren die einzigen beiden Interessierten, abgesehen von ein paar Kaftan-Jüngern auf den gepolsterten Sesseln der Haupttribüne. Nach und nach trudelten dann im Laufe des ersten Durchgangs noch ein paar Kerne-Kauer ein, dreistellig wurde die Zuschauerzahl aber bei Weitem nicht. Dass der nationale Fußball im Oman nicht auf großes Interesse stößt war klar, die Realität aber noch einmal verheerender als befürchtet. Der Treffer für die Gastgeber aus der ersten Hälfte sollte der einzige des Spiels bleiben. Wir machten uns auf den knapp dreistündigen Weg zum Flughafen Masqat, wo wir auf einem Parkplatz noch zwei Stündchen Augenpflege betrieben, bevor die Mietkutsche so unkompliziert zurückgegeben wurde, wie sie übernommen worden war und dann der Flieger gen Istanbul betreten und der Flug komplett verschlafen wurde.

Rustaq – Di., 26.11.2024, 19:00

Al-Rustaq Club vs Al-Nahda Club 1:1

Rustaq Sports Complex, 100 Zuschauer, Oman Professional League
Frühes Aufstehen war wieder gefordert, um den Air Arabia-Flug ab Sharjah nach Masqat im Oman zu erreichen. Der Sharjah Airport ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber sehr angenehm, da er nicht die Dimensionen des riesigen Dubai Airports hat, die Wege also kurz sind. Ich fliege deutlich lieber von kleineren Airports, als mich mit dem Gewusel in diesen Ameisenhaufen Marke Dubai, Madrid, Heathrow herumärgern zu müssen. Nach einer Stunde in der Luft erreichten wir omanischen Boden. Die Mietwagen-Übernahme klappte reibungslos und so konnte es direkt zum ersten kulturellen Tagesordnungspunkt gehen, der großen Sultan-Qaboos-Moschee, wo wir wenige Minuten vor elf Uhr am Morgen eintrafen, um dann mitgeteilt zu bekommen, dass die Moschee für Nicht-Muslime nur von acht bis elf Uhr zugänglich ist. Na dann eben nicht. Die Karawane zieht weiter, der Sultan hat Durst. Nächster Stop war der Mutrah Souq. Ich mag es ja eigentlich, durch die Basare zu schlendern, aber da Mutrah auch der Hafen für die Kreuzfahrtschiffe ist, ist der dortige Markt völlig versaut. Jeder, aber wirklich jeder Shop-Inhaber ging einem komplett auf den Sack mit seiner Koberei und bot von Stoffen über Gürtel – vermutlich eh alles China-Scheiß – bis zur gefälschten Rolex allen möglichen Mist an. Nix wie weg dort und weiter ins alte Masqat, welches von der modernen Metropole abgetrennt liegt, auf den Namen Takia hört und der Sitz des Sultans ist. Dort ging es viel beschaulicher zu und wir begaben uns per pedes auf eine ausgiebige Runde. In Takia befindet sich der von den zwei Festungen bewachte Sultans-Palast direkt am natürlichen Hafen, sowie einige weitere Regierungsgebäude. Der ursprüngliche Charakter blieb dem Ort aber erhalten.
Danach verließen wir die Region um Masqat und bewegten uns gen Westen. Nach einem spontanen Stopp an einer an der Wegstrecke liegenden prunkvollen Moschee, wich bei einem kurzen Halt am Strand die Überlegung, sich einfach ins Wasser zu schmeißen, der Idee, anstatt über die Autobahn, den längeren aber landschaftlich reizvolleren Weg durch das Gebirge zum Tagesziel Rustaq zu wählen. Fahren kann man je eh so viel man will. Gerade einmal 57 Euro-Cent kostet der Liter Benzin mit 95 Oktan im – bei diesen Preisen muss man reisen. Viel teurer wäre der Kraftstoff in Deutschland allerdings ohne Steuern und Abgaben auch nicht. In Rustaq angekommen checkten wie im Hotel ein und aßen beim Inder zu Abend – scharf war es, aber wohl nur für unsere zarten Gaumen, denn der Wirt beteuerte bei der Bestellung das Gegenteil – bevor wir den ‚Al-Rustaq Sports Complex‘ ansteuerten und bei freiem Eintritt betraten. Zentrales Gebäude des Geländes ist natürlich das reine Fußballstadion mit Sitzschalen in den Landesfarben, welches 17.000. Zuschauer fast und heute für deren 100 aufgeschlossen wurde. Gut ein Drittel davon bemühte sich um Unterstützung für die Gäste und trällerte orientalisch vor sich hin. Schwer vorzustellen, dass diese aus dem 230 Kilometer entfernten Buraimi, Heimat des Al-Nahda Club, angereist waren. Die Futbology-App meines Mitreisenden offenbarte übrigens, dass sich unter jenen knapp 100 Anwesenden hier in der omanischen Provinz fünf weitere Deutsche befanden. Mal wieder unglaublich was ‚unsere Bewegung‘ manchmal für Phänomene birgt. Letzter gegen Erster hieß die Spielpaarung und es war eigentlich nicht zu erkennen, wer oben und wer unten in der Tabelle steht. Das Spielniveau war schwer einzuschätzen, die Jungs waren nicht völlig talentfrei, hätten aber vermutlich gegen jeden gestandenen deutschen Regionalligisten schon große Probleme bekommen. Beinahe wäre den Gastgebern die Überraschung gelungen, doch der Tabellenführer rettete in der Schlussminute einen Punkt.

Al-Ain – Mo., 25.11.2024, 18:00

Al-Ain FC vs Al-Ahli Saudi FC 1:2

Hazza-bin-Zayed Stadium, 17.126 Zuschauer, AFC Champions League Ligaphase
Den Montag-Vormittag widmeten wir Downtown Dubai mit dem ‚Burj Khalifa‘, dieser silbernen Nadel, die unfassbar hoch aus dieser eh schon beeindruckenden Skycraper-Kulisse heraussticht. Mit 828 Meter ist es das höchste Gebäude der Welt. Noch, muss man allerdings sagen, denn nach mehrjähriger Unterbrechung haben die Saudis ja die Arbeiten an ihrem Irrsinns-Projekt ‚Jeddah Tower‘ wieder aufgenommen, der nach Fertigstellung über 1.000 Meter hoch sein soll, wenn die Arbeiten denn jemals zu Ende gebracht werden. Wenn man dann um den ‚Burj Khalifa‘ herumschleicht, kommt man sich vor wie in einer künstlichen Welt. Naja, ist es ja auch, aber die Szenerie rund um die natürlich künstlich angelegte ‚Burj Khalifa Lake‘ erscheint einem wie eine Mischung aus dem ‚Phantasialand‘ in Brühl und irgendeinem Science-Fiction-Streifen. Dazu passte dann, dass wir vor der aufsteigenden Mittagshitze in die riesige ‚Dubai Mall‘ flüchteten und den richtigen Ausgang erst im dritten oder vierten Versuch fanden. Kurz nach High Noon war es dann Zeit in Richtung al-Ain aufzubrechen. Unterwegs hielten wir einfach mal an einem kleinen Restplatz an, um einen Blick in die Wüstenlandschaft zu werfen, als direkt ein paar Wildtiere unseren Weg kreuzten. Fehlte nur noch, dass Sindbad mit seiner Karawane hinter einer Düne hervor latschte. Wir durchquerten al-Ain erst einmal, um auf den ‚Jabal Hafit‘ hinaufzufahren, einem südlich der Stadt gelegenen Höhenzug, dessen höchster Gipfel 1350 erreicht. Die Sicht von oben war aber bescheiden, da zu viel Sand in der Luft war, was den Ausblick trübte. Weiter ging es zum ‚Al-Jahili Fort‘, dessen runder Wachturm sich nicht nur auf der 50 Dirham-Note, sondern auch im Wappen des Al-Ain FC wiederfindet, und zur ‚Sheikh Khalifa-bin-Zayed-al-Nahyan Moschee‘, welche aber nicht betreten werden konnte.
Nicht mehr weit war es nun zum ‚Hazza-bin-Zayed Stadium‘. In der asiatischen Champions League empfing der Al-Ain FC den Al-Ahli FC aus dem saudischen Jeddah. Das Format des asiatischen Wettbewerbs ist dem des europäischen Wettbewerbs ähnlich. Es gibt eine Ligaphase, in der in zwei Zwölfer-Gruppen, getrennt in Ost und West, damit die Clubs nicht quer über den ganzen Kontinent fliegen müssen, gespielt wird. Gespielt wird aber nicht gegen jeden Gruppengegner, sondern gegen deren acht, die mittels Losverfahren ermittelt wurden. Während es der Al-Ain FC in der vergangenen Saison überraschend schaffte, den Wettbewerb für sich zu entscheiden, gelang aktuell das Kunststück, Schlusslicht der Gruppe zu sein. Daran sollte sich auch heute nichts ändern. Zwar war das Spiel sehr ausgeglichen, die Gäste waren aber in Tornähe einfach zielstrebiger und gefährlicher, auch wenn es bis in die Schlussphase dauerte, dass mit dem Engländer Toney der Sieg eingewechselt wurde, denn dieser traf beinahe umgehend doppelt zur sicheren Führung, was Matthias Jaissle, dem deutschen Trainer von Al-Ahli, sicher gefallen hat. Etwas nervig war der inflationäre Einsatz des VAR, da annähernd jede Entscheidung überprüft wurde. Der Anschlusstreffer für die Gastgeber in der Nachspielzeit kam zu spät.
Al-Ahli wurde von gut 700 Leuten begleitet, die bis auf eine kurze Phase nach dem Seitenwechsel Stimmung machten. Auf Seiten der Gastgeber gab es aktiven Support aus dem Oberrang der Hintertor-Tribüne. Gut 150 Leute unterstützten ihr Team optisch mit Dauer-Fahnengewedel, aber auch akustisch. Natürlich kamen von beiden Seiten arabische Klänge, die aber schon deutlich westlich orientiert waren. Die Al-Ain-Fans hatten zuletzt bei jedem Champions League-Spiel eine Choreo gezeigt, was ich einigermaßen herausragend finde, da die aktiven Szenen im arabischen Raum noch ziemlich in den Kinderschuhen stecken. Auch beim heutigen Spiel gab es zum Intro was zu sehen. An Seilen wurde ein großes Banner gezeigt, auf dem zentral eine kampfbereite bärtige Gestalt abgebildet war, welche von zwei Kriegern des spartanischen Volkes flankiert wurde. Es war einigermaßen witzig anzusehen, wie dieses Banner von Gestalten im Kaftan hochgezogen wurde, wenn man ja das Bild gewohnt ist, das einschlägige Ultra-Gestalten die Seilwinden bedienen. Auch der Capo der Al Ain-Fans leitete seine Leute vom Capo-Podest landestypisch gekleidet. In allen vier Ecken des Stadions waren große Ultra-Banner aufgehängt worden. Das Stadion sieht klasse aus und hat außen wie innen einen eigenen Stil. Die Tribünen sind nach oben abgerundet, auf den Längsseiten verfügen diese über drei Ränge, hinter den Toren über deren zwei. Toller Ground. Durch die Dunkelheit ging es zurück zum Hotel in Dubai.

Hatta – So., 24.11.2024, 16:45

Hatta Club vs Al-Arabi SC 3:4

Hamdan-bin-Rashid-al-Maktoum Stadium, 210 Zuschauer, Divison 1
Am Sonntag stand erst einmal eine, wie sich noch herausstellen sollte, anspruchsvolle Aufgabe für uns bereit. Das am folgenden Tag in Al Ain stattfindende Spiel der Champions League würde aller Voraussicht nach gut besucht werden und es galt die Ticketfrage zu klären. Am Vorabend hatte ich festgestellt, dass der Kick nun auf der einschlägigen Online-Plattform ‚Platinumlist‘ zum Verkauf stand. Plätze ließen sich auswählen, aber beim Versuch den Zahlungsprozess abzuschließen, poppte eine schwer zu deutende Fehlermeldung auf. Wir spielten alle drei vorhandenen Kreditkarten durch, aber ohne Erfolg. Ob es am Standort lag, der nicht zu unseren Kreditkarten passte? Offensichtlich nicht, denn auch die per Telefon instruierte beste Gattin der Welt konnte am heimischen Rechner nicht helfen. Also benötigten wir offensichtlich einheimische Hilfe. Die Rezeption des Hotels verwies uns an den Concierge. Der Junge war wirklich gut und gab alles, war sogar bereit seine eigene Kreditkarte einzusetzen. Aber auch diese fand keine Akzeptanz, ebenso wenig wie die eines Freundes, den er anrief. Als nächstes kontaktierte er die Hotline der Ticket-Plattform und reichte mir den Hörer. Das Gespräch ergab, dass es aktuell kein technisches Problem gebe, ich aber eine in den Emiraten registrierte Kreditkarte haben müsse. Das war schon mal Unsinn, denn die Karte des Concierge war ja eine solche und meine eigene hatte von daheim aus funktioniert, denn die Tickets für Al-Jazira hatte ich über dieselbe Plattform erworben.
Aber es war auch klar, dass dieses Gespräch nun zu nichts führen würde. Inzwischen hatte mir auch der WhatsApp-Chat des Anbieters geantwortet, den ich am Vorabend noch angeschrieben hatte, allerdings unterschied sich die Nachricht nicht von den bereits bekannten Infos. Also konnte die Lösung nur sein, nach al-Ain zu fahren und die Geschichte vor Ort zu klären.  Das war auch erstmal nicht weiter tragisch, denn zum Tagesziel nach Hatta bedeutete dieses keinen großen Mehraufwand. So ging es über die vielspurige, wenig befahrene Autobahn gen Westen nach al-Ain, das unmittelbar an der Grenze zum Oman liegt. Am Stadion konnte oder wollte der Mitarbeiter des Fanshops aber auch nicht helfen, da der Verein selber mit dem Ticketverkauf nix an der Mütze hat, dieser ist vollständig an ‚Platinumlist‘ abgegeben. Also bat ich den Mitarbeiter, seine offizielle Funktion kurz abzulegen und uns als Privatperson zu helfen. Und auch hier erlebten wir nun echte Hilfsbereitschaft, denn auch er versuchte alles und rief letztlich die Hotline an. Alles ohne Erfolg. Schließlich hatte er noch eine Idee, jemanden anzurufen, erreichte diesen trotz mehrfacher Versuche nicht und gab uns dann dessen Nummer, damit wir es selber versuchen konnten. Auch der E-Mail-Support von ‚Platinumlist‘ interessierte sich inzwischen für die Problematik, aber das bringt ja alles nix, wenn ein gewisser Zeitdruck besteht.
Daher wollten wir es als nächstes auf der Geschäftsstelle des Vereins versuchen, diese war aber geschlossen. Weil Sonntag war, laut der Aussage eines Security-Mokels. Hm, ist der islamische Feiertag nicht der Freitag? Die suchen sich auch das beste von allem raus, die Polsterfüße. Den Sicherheitsmanne um Rat gefragt, griff auch dieser zum Handy, erreichte seinen Ansprechpartner und kam mit der Info zurück, dass wir diesen per WhatsApp direkt kontaktieren sollen. Die uns im Anschluss mitgeteilte Nummer war identisch zur im Fanshop erhaltenen. Na dann mal los und nun kam endlich Bewegung in die Geschichte. Die Konversation war kurz und knackig und führte schließlich dazu, dass der Ansprechpartner nach wenigen Minuten Wartezeit am Stadion persönlich auftauchte. Dieser stellte sich als Ticketing-Verantwortlicher heraus und erklärte, dass der Verkauf nur nach und nach freigeschaltet und ausländische Kreditkarten nicht akzeptiert würden, um zu vermeiden, dass sich Saudi-Anhänger mit Karten für die Heimbereiche eindeckten. Warum nun der Concierge und der Fanshop-Mokel dennoch nicht kaufen konnten, blieb ungeklärt. Er schaltete mich und meine Kreditkarte für den Kauf frei und binnen einer Minute hatte ich zwei Tickets im Posteingang. Welch! ein! Aufwand! für! zwei! Tickets! Aber ziemlich alternativlos, da es am Spieltag auch keinen Kartenverkauf am Stadion geben würde. Jedenfalls ein schallendes „Shukran“, mein Lieber.
Weiter ging es in nördlicher Richtung immer parallel zur Landesgrenze. Ein kleiner Oman-Zipfel musste umfahren werden, um in das im Hadschar-Gebirge gelegene Hatta zu gelangen. Zweitliga-Fußball wurde uns dort bei tollen Himmelsfarben in der Abenddämmerung geboten. Das Stadion verfügt über Tribünen auf den Längsseiten, der zentrale Bereich der Haupttribüne ist überdacht. Nachdem mal wieder etwas kriminelle Energie vonnöten war, um meine kleine Kompaktkamera reinzubekommen, da der Security-Ranjid übertrieben panisch die Sicherheit des Landes bedroht sah, bekamen wir ein abwechslungsreiches, recht gut anzusehendes Spiel zu sehen. Und obwohl dieses recht ausgeglichen war, führten die Gäste plötzlich mit 3:0. Der Anschlusstreffer vor der Pause wurde mit einem weiteren Gegentor beantwortet, dann wurde es aber doch noch mal spannend. Mit einer waghalsigen, doppelten Rettungsaktion leitete der Hatta-Keeper ungewollt den 2:4-Anschluss ein und verdiente sich einen Scorer-Punkt. Mit einem verwandelten Elfer in der Schlussphase hätte sich das Spiel dann noch mal verwandeln können, aber der Gäste-Schnapper hatte Einwände. Der dritte Treffer für die Gastgeber quasi mit dem Abpfiff kam dann zu spät. Uns führte es nach Dubai in unser Quartier für die kommenden beiden Nächte.

Abu Dhabi – Sa., 23.11.2024, 19:30

Al-Jazira Club vs Ayman Club 4:0

Mohammed-bin-Zayed Stadium, 800 Zuschauer, Pro League
Mit dem Schlusspfiff eibelten wir unmittelbar weiter zum ‚Mohammed-bin-Zayed Stadium‘, dem größten im Ligabetrieb des Landes genutzten Ground. Lediglich das nur wenige Kilometer entfernte ‚Sheik Zayed Sports City Stadium‘ fasst noch ein paar Zuschauer mehr. Das ‚Mohammed-bin-Zayed‘ ist ein echter Hingucker. Die Haupttribüne verfügt über ein gewölbtes Dach und die übrigen Tribünen über zwei Ränge, wovon der obere richtig schön hoch und steil ist. Nur die beiden Büro-Komplexe in den Ecken zwischen Gegentribüne und Kurven verzerren die Wertung ein wenig. Al-Jazira kam im ersten Durchgang richtig in Wallung und erzielte drei schön heraus gespielte Treffer. Spätestens mit dem vierten Tor kurz nach Wiederanpfiff war der Koran gelesen und die Gastgeber verwalteten das Ergebnis dann souverän, anstatt dem Gegner die Bude mal richtig vollzuscheppern, was absolut möglich gewesen wäre. Auch hier gab es wieder Support, der ja so funktioniert, dass es einen Vorsänger mit Megafon gibt und der Rest der Gruppe agiert als Background-Chor und ist für die Klatsch-Rhythmen zuständig. Ein etwas größeres Publikumsinteresse hatte ich allerdings schon erwartet. Natürlich war klar, dass Ali Baba und die 40 Räuber die Stadien nicht massiv überrennen, aber eine nicht mal vierstellige Zuschauerzahl war dann doch ernüchternd. Gut, dass wenigstens eine Kinder-Turn-Gang in der Halbzeitpause ihr mageres Können ihren Eltern und allen desinteressierten Zuschauern präsentieren durften, sonst wären es nochmal gut 100 Leute weniger gewesen. Bevor wir uns Hotel zurückkehrten, fuhren wir auf die über einen Damm mit dem Festland verbundene Insel al-Kasir und schauten uns die erleuchtete Skyline, den Königspalast und das prunkvolle ‚Rixos Marina Hotel‘ an.

Abu Dhabi – Sa., 23.11.2024, 16:45

Al-Wahda SC U23 vs Al-Wasl SC U23 1:1

Al-Nahyan Stadium, 35 Zuschauer, Pro league U23
Recht früh ging es aus den Federn, um den Qatar Airways-Flug nach Sharjah, das nördlich an Dubai angrenzende Emirat, zu erreichen. Nach Übernahme des Miet-Vehikulums ging es schnurstracks nach Abu Dhabi, wo wir erst einmal im Hotel eincheckten. Na, ein Zwischenstopp war vorher noch drin, denn in einem der lizenzierten Spirituosen-Geschäfte der Kette ‚African & Eastern‘ erstanden wir ein paar Dosen Gerstensaft. Grundsätzlich hatte ich mir vorgenommen, die Einschränkungen beim Alkoholverzehr zu respektieren, schon allein um den im eigenen Körper mit der Verarbeitung des Rauschmittels beauftragten Organen eben auch mal Urlaub zu gönnen, aber die Aussicht auf zumindest ein oder zwei einschlägige Erfrischungsgetränke am Abend nach einem warmen Tag war zu verlockend. Im Hotel eingecheckt und kurz frisch gemacht und dann weiter zum ‚Al-Nahyan Stadium‘, wo in der höchsten U23-Spielklasse der Nachwuchs von Al Wahda und Al Wasl aufeinandertrafen. Das Stadion ist ein typisch arabisches Oval mit gedeckter Haupttribüne. Von der Gegengerade schauen der Präsident der Emirate und zwei weitere Regierungsmitglieder kritisch auf das Geschehen herunter. Zurecht, denn wirklich erfrischend war das nicht, was dort geboten wurde. Auf abgezählte 35 Zuschauer, die sich auf den gepolsterten Sesseln herumräkelten, musste dann noch ein Sicherheits-Mokel indischer Herkunft aufpassen, der sich bei jedem anderen Spiel vermutlich zu Tode langweilt. Klar, dass er meine Frage, ob ich in die benachbarten, aber nun mal abgesperrten Bereich dürfe, um ein wenig zu fotografieren, verneinte. Das würde ja auch die höchste Terrorwarnstufe bedeuten und zum ersten Mal in vermutlich vielen, zähen Jahren, hatte er mal was zu entscheiden, was er seiner daheim am Kochtopf das Tandori Chicken für den Abend zubereitenden Gattin vermutlich stolz berichtet haben wird.

ar-Rayyan – Fr., 22.11.2024, 18:00

Al-Gharafa SC vs Al-Wakrah SC 3:1

Thani-bin-Jassim Stadium, 800 Zuschauer, Qatar Stars League
Der Uber-Manne gab alles, aber dass ein pünktliches Erscheinen beim zweiten Spiel das Tages unmöglich sei, war vorher klar. Erst recht, wenn man erst vom vorherigen Spiel loskommt, als beim zweiten schon angestoßen wurde. Allerdings hatten wir keine Termine mehr und ein zeitlich günstigeres Spiel fand auch nicht statt, daher war der Besuch dieser Veranstaltung alternativlos. Das Einlassproblem wurde gelöst wie beim ersten Kick, den Führungstreffer für die Gäste verpassten wir dennoch. Das Stadion präsentierte sich als recht weitläufige, reine Fußballarena mit leicht gebogenen Rängen, damit erinnerte es ein wenig an spanische Spielstätten. Nur die Haupttribüne verfügt über eine Dachkonstruktion, die jedoch kein Dach trägt. Ist ja eigentlich auch unnötig bei maximal 15 oder 16 Regentagen im Jahr, an denen es dann aber auch nicht den ganzen Tag regnet. Auch bei diesem Spiel gab es Support, allerdings nur auf Seiten der Heimmannschaft. Zwar hatten auch die wenigen Gäste am Zaun angeflaggt, zu verbalem Zuspruch für das eigene Team konnte sich die kleine Anzahl Anhänger aber nicht durchringen. Al-Gharafa war das überlegene Team und glich in der Nachspielzeit der ersten Hälfte aus. An der Feldhoheit der Platzhirsche änderte sich auch in Durchgang zwei nichts, zwei blitzsaubere Tore wurden erzielt und es wäre ein noch deutlicherer Sieg möglich gewesen. Herr Uber fuhr uns für ein paar Rial zurück in die Gegend um das Hotel und der Tag klang bei typisch arabischem Essen aus.