
1.FC Saarbücken vs Rot-Weiss Essen 1:0
Ludwigsparkstadion, 13.492 Zuschauer, 3.Liga

Schrieb ich vorher, die Tour endete mit dem letzten Spiel in Bukarest, war das nicht ganz korrekt. Von Frankfurt aus ging es mit Regionalverbindungen der Bahn ohne Probleme ins Saarland, um den glorreichen RWE zu supporten. Es sollte letztlich eine irgendwie denkwürdige Partie werden. Der RWE stand und steht mal wieder unter Druck und war nach den bisherigen Resultaten des Spieltages dazu verpflichtet, im Saarland zu siegen, so denn man nicht unter den berühmten Strich rutschen wollte. Wenig hilfreich war dabei, dass Arslan, der Dreh- und Angelpunkt des rot-weissen Offensivspiels, eine Gelbsperre absaß. Dass dann auf der Kreativposition der unbeständige Kaparos den Vorzug vor Eisfeld bekam, stieß nicht nur bei mir sauer auf. Auch dass Brumme, absoluter Leistungsträger als Linksverteidiger, das Nachsehen gegenüber dem oft unsicheren Voufack hatte, sorgte für massives Unverständnis beim Anhang. Nicht sehr unwahrscheinlich, dass das von Seiten des Spielers abgelehnte Vertragsgespräch – Brumme wollte im Sommer seinen Vertrag frühzeitig verlängern, was der Verein ablehnte und seinerseits bei der Anfrage vor wenigen Wochen durchaus verständlich auf Granit biss – zur Entscheidungsfindung beitrug. Das allerdings wäre nicht nur wenig professionell, sondern vor allem fahrlässig. Beide Kurven zeigten Choreografien zum Intro. Während die ‚Virage Est‘ ihre zehnjährige Freundschaft mit Austria Salzburg beschwor, feierte der Gästeblock das ebenfalls zehnjährige Bestehen der ‚Vandalz‘ mit einer Blockfahne. Nachdem diese heruntergenommen wurde, erstrahlte der Block im Schein unzähliger Bengalfackeln. Kurz darauf qualmte es nochmal ordentlich und die nächsten Brennstäbchen wurden in Asche verwandelt, dann herrschte bis zum Seitenwechsel weiterstgehend Feuerpause.
Dafür wurde der Gästeblock eine wenig umdekoriert. Ein Graffiti erblickte das Licht der Welt und an der Rückwand des Blocks verewigten die ‚Vandalz‘ ihr Jubiläum mit einer Tapete. Kurz vor der Pause geriet der RWE in Rückstand. Die Saarländer spielten die Roten nicht unbedingt in Grund und Boden, zeigten aber leichte Überlegenheit und eben diese führte zu einigen wenigen Möglichkeiten, von denen eine zur Führung reichte. Dass der Treffer von Kraulich per Eigentor erzielt wurde, spricht für die aktuell brisante Situation. Zum Beginn der zweiten Hälfte wurden wieder einige pyrotechnische Erzeugnisse im Away-Sektor abgebrannt. Dass eine erste Fackel auf den Rasen fand und nahe eines FCS-Spielers einschlug, sollte sich noch als Zeichen herausstellen. Sportlich änderte sich das Bild wenig. Der RWE spielte eigentlich ganz ordentlich mit, Torgefahr erzeugten die Mannen in Rot und Weiss aber erst mit der Hereinnahme von Eisfeld (!!!), wirklich in Bedrängnis gerieten die Gastgeber aber nicht. Das fortwährende Problem, dass die Roten offensiv zu ungefährlich, weil wenig durchschlagkräftig sind, blieb auch heute bestehen und so endete das Spiel nicht unverdient mit dem knappsten aller Siegresultate. Dieses geriet aber beinahe zur Nebensache. Die bereist angesprochene Fackel führte zu einer mehrminütigen Spielunterbrechung, in der dann mehrfach Leuchtspurmunition abgeschossen wurde. Diese fand wohl – von mir unbeobachtet – auch den Weg in einen Block der Sitztribüne.
Das hätte es aber gar nicht dafür gebraucht, dass uns nun das ganze Stadion hasste, die Stimmung war auch so schon gekippt. Nebenbei ist der Ludwigspark für Gäste-Fans auch ohne Pyro-Eskapaden ein schwieriges Pflaster. Aber auf Gegenliebe stoßen die Besuche des RWE ja eigentlich nirgendwo, frei nach dem Millwall-Motto „No one likes us, we don’t care“. Eine Leuchtkugel fand dann den Weg bis kurz vor die Heimkurve und setzte dort ein Werbekissen aus Schaumstoff in Brand, was auch nicht unbedingt zur Befriedung der Lage beitrug. Auch während des weiteren Spielverlaufes brannte es eigentliche immer irgendwo im Block, das war schon exzessiv, aber wozu hat man das Zeugs auch mit?! Allerdings geriet die ganze Geschichte insgesamt zu groß. Ich bin kein Pyro-Gegner und auch wenn die Teile natürlich nicht ungefährlich sind und auch die Emissionen nicht lebensverlängernd wirken passiert aber ja eigentlich nie etwas, sofern man die ganze Nummer unter Kontrolle hält, sprich: im eigenen Block, sprich: in den eigenen Händen. Auf dem Spielfeld und erst recht in anderen Blöcken hat das Material aber nichts zu suchen, das ist unstrittig! Pyro als Stilelement in einer konzertierten Aktion zu Spielbeginn oder meinetwegen auch irgendwann während der Partie, finde ich sehenswert. Das dauernde Anreißen von einer, zwei oder drei Fackeln ist aber kein Stilmittel mehr, sondern Randale und Provokation. Erst recht der Abschuss von Leuchtspurgeschossen. Das war in Summe am Ende alles zu viel und durchaus zu verurteilen. Die zu erwartende Geldstrafe wird zudem empfindlich sein und die Möglichkeiten zur Kaderoptimierung stark einschränken.
Auch wenn diese Ereignisse die insgesamt mal wieder wenig überzeugende Leistung der Roten überschatteten, darf dies aber eben davon nicht ablenken. Die Trainerdiskussion hat mal wieder ordentlich an Fahrt aufgenommen und dies nach meiner bescheidenen Ansicht auch zurecht. Ich bin absolut kein Freund von Kurzschlusshandlungen, aber diese wäre es auch längst nicht mehr, sich endlich mal Gedanken zu machen, auf dieser Position gegebenenfalls eine Veränderung vorzunehmen. Ob es das Heilmittel ist, kann niemand voraussagen, denn die Qualität des Kaders scheint limitiert, aber diese Option in einer bedrohlicher werdenden Situation nicht zu prüfen, wäre Verrat am Verein. Zumal es ja immer Stellschrauben wie Taktik oder Aufstellung gibt, an denen gedreht und die richtige Mischung gefunden werden kann. Mann ist immer schneller ab- als wieder aufgestiegen, daher wäre ein neuerlicher Abstieg nicht so einfach zu revidieren und würde den Verein wieder um Jahre zurückwerfen. Die Lage ist also fragil und es bleibt zu hoffen, dass die übergeordneten Verantwortlichen, von denen ich zugegeben auch nur eine sehr geringe Meinung habe, diese aufmerksam beobachten. Aus den verbleibenden drei Spielen bis zur Winterpause gegen direkte Konkurrenten muss nun zahlreich gepunktet werden. Ein Überwintern auf einem Abstiegsplatz ist denkbar schlecht für die Moral und würde den Handlungsbedarf massiv beschleunigen.




















