
CS LPS HD Clinceni vs AFC Progresul Spartak 1944 Bucuresti 0:1
Stadionul Clinceni Comunal 2, 100 Zuschauer, Liga 3 Seria 4
Mitten in Bukarest steht das zweitgrößte Regierungsgebäude der Welt und das größte Gebäude überhaupt auf dem europäischen Kontinent. Dieses hätte es ohne Nicolae Ceausescu nie gegeben. Das kommunistische oder eher neo-stalinistische Staatsoberhaupt führte das Land bis zur Revolution im Jahre 1989 und baute einen regelrechten Personenkult um sich auf. Wenn man als Diktator etwas auf sich hält, muss man natürlich über auch eine entsprechende Residenz verfügen. Und so entschied der gute Nico, dieses unscheinbare Häuslein errichten zu lassen, siedelte circa 50.000 Einwohner um und ließ tausende Häuser abreißen, um Platz für sein bescheidenes Vorhaben zu schaffen. Neben der Funktion als repräsentatives Regierungsgebäude, sollte das ‚Haus des Volkes‘ auch als Wohnresidenz des Alleinherrschers dienen. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Der Sturz des Regimes und als Folge davon eine klassische ‚Bleivergiftung‘, verordnet durch das Urteil eines Schnellgerichtes, kamen Onkel Nico dazwischen. Zu diesem Zeitpunkt war das riesige Gebäude auch noch nicht fertiggestellt. Dieses geschah durch Beschluss der neuen Regierung erst zwei Jahre später und heute dient der Bau als Parlamentspalast, als Sitz der Abgeordnetenkammer und einiger Ministerien. Jedenfalls hatte es der monumentale Klotz mehr als verdient, mal besichtig zu werden und dieses ist auch dem biederen Volke im Rahmen von touristischen Führungen möglich. Uns kam heute leider eine große Veranstaltung in die Quere, weshalb die Führung auf etwas mehr als 50 Prozent geschrumpft wurde. Bei vollem Eintritt selbstverständlich, beeindruckend war es trotzdem.






Im strömenden Regen, der uns den ganzen Tag über konsequent einnässte, brachte uns der Linienbus nach Clinceni vor die Tore der Hauptstadt. Neben dem großen Stadion, welches auch nicht wirklich groß ist, befindet sich noch ein kleineres mit zwei – zum Glück – überdachten Tribünen, in dem heute am frühen Nachmittag auf drittklassiger Ebene, welche aus zehn Gruppen mit je zehn Mannschaften besteht, gekickt wurde. Der gastgebende Verein mit dem sperrigen Kürzel CS LPS HD entsprang dem früheren Erstligisten Academica Clinceni, der vor zwei Jahren pleite ging. Das muss wohl jeder rumänische Verein mindestens einmal in der Clubgeschichte hinbekommen, das scheint verpflichtend. Das Vereinskürzel steht für ‚Club Sportiv Liceul cu Programm Sportiv Helmut Duckadam‘, was so viel bedeutet wie Sportclub der Sportschule Helmut Duckadam. Letzterer war der berühmte Torwart von Steaua, der 1986 im Finale um den Europapokal der Landesmeister die Stars des FC Barcelona im Spiel seines Lebens in 120 torlosen Minuten verzweifeln ließ und im Elfmeterschießen dann auch noch alle Schüsse der Barca-Recken hielt. Das Schicksal wollte es übrigens, dass der Held von Sevilla nur wenige Tage nach dem heutigen Spiel verstarb.
Der Gastverein blickt – wie ja beinahe jeder Verein Rumäniens – auf eine interessante Geschichte zurück. Ursprünglich als Verein der rumänischen Nationalbank gegründet, war dieser zu Zeiten des kommunistischen Rumäniens leidlich erfolgreich, wechselte aber nach Absprung des großen Geldgebers den Vereinsnamen dann beinahe häufiger als die Spieler ihre Socken. Ab Mitte der 90er Jahre bis in das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends erlebte der Club nach dem Wiedereinstieg der Nationalbank als Sponsor unter dem Namen National Bucuresti seine erfolgreichste Phase und wurde mehrfach Vizemeister und Vizepokalsieger, für einen Titel reichte es aber letztlich nicht. Danach ging es bergab, der potente Sponsor stieg wieder aus und der Verein nahm seinen alten Namen wieder an, unter dem er heute kickt. Gespielt wurde damals übrigens im ‚Stadionul Cotroceni‘, das heute noch immer im Besitz der ‚Banca Nationala‘ ist, aber nur noch von Angestellten genutzt wird, während die Tribünen verfallen. Ein Häuflein unentwegter begleitete den Verein, gab sporadische Schlachtrufe von sich und durfte sich noch im ersten Durchgang über den Treffer des Tages freuen, der zum Sieg reichte. Nach einem ordentlichen Teller Mici, wie die Cevapi in Rumänien heißen, fuhren wir zwecks Trocknung der klammen Klamotten erst einmal ins Hotel zurück bevor wir in den Stadtteil Giulesti aufbrachen.








