
FCSB vs Olympiakos Piräus 0:0
Arena Nationala, 43.572 Zuschauer, UEFA Europa League Ligaphase

Mit knapp dreistündigem Zwischenstopp in Istanbul am fürchterlichen Sabiha-Gökcen-Airport, der einfach zu eng, zu laut, zu klein und damit einfach nur nervig ist, ging es weiter nach Bukarest, wo wir ziemlich genau zur Mittagszeit aufschlugen. Nein, zum Glück natürlich nicht, die Maschine setzte ganz normal auf, alles andere wäre für das Fahrwerk und uns wohl nicht folgenlos geblieben. Geplant war das ursprünglich so nicht. Also das Aufsetzen schon, aber eben nicht in Bukarest. Wir wollten eigentlich in Istanbul bleiben und am heutigen Tage das Europa League-Spiel von Besiktas gegen Maccabi Tel Aviv schauen. Eigentlich ein guter Plan, sahen aber die türkischen Sicherheitsbehörden anders und aufgrund der Antipathie zwischen Türken und Israeli, welche durch den Gaza-Konflikt ja noch einmal befeuert wurde, zumal de Besiktas-Anhang ja eh der linken Schiene zuzurechnen ist und damit klar auf Seiten der Palästinenser stehen dürfte, wurde verfügt, dass dieses Spiel nicht in Istanbul und auch nicht irgendwo in der Türkei stattfinden durfte. Gespielt wurde letztlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit im ungarischen Debrecen.
Daher fand nun der Rumänien-Plan Anwendung. Mit der Bimmelbahn ging es vom Flughafen Otopeni zum ‚Gara de Nord‘, wo an der Kreuzung schräg gegenüber noch immer das verfallene ‚Hotel Dunarea‘ wie ein Hüter vergangener Dekaden über das Geschehen wacht. Wundert mich schon, dass der Kasten nicht längst dem Erdboden gleichgemacht wurde, allerdings befindet sich der Bau ja prinzipiell in guter Gesellschaft. Wir hatten uns aber glücklicherweise nicht ins ‚Dunarea‘ gebucht, sondern eine Ecke weiter ins ‚Grivita‘, wo noch etwas Schlaf nachgeholt wurde. Der Linienbus – warum kann man eigentlich mittlerweile überall in Bus und Bahn mit der Kreditkarte einchecken, nur in der Bananenrepublik Deutschland nicht? – brachte uns nahe an die ‚Arena Nationala‘. Dort suchten wir uns erst einmal ein vernünftiges Grill-Restaurant, wo die Zeit bis zum Spiel bei einem ansprechenden Fleisch-Teller und ein paar Bieren sinnvoll verbracht wurde.
FCSB oder Steaua? Die Geschichte um die beiden Vereine, sowie den Streit um den Vereinsnamen, ist etwas schwer zu durchschauen. Alles fand seinen Anfang in der Privatisierung des ehemaligen Armee-Vereins CS Steaua Ende des vergangenen Jahrtausends. Dass dieses aber mal einen Rechtsstreit zur Folge haben sollte, wird damals kaum jemand geahnt haben. 15 Jahre lang ging das auch gut, bis dem Verteidigungsministerium, dem Steaua vormals unterstand, die Verwendung seiner Symbole durch einen eigenständigen Verein ein Dorn im Auge wurde. Daraufhin erstritt das Ministerium, dass das ‚neue‘ alte Steaua diesen Vereinsnamen nicht mehr benutzen dürfe. Dieser wurde dann in FCSB verändert. Dabei dient dieses Kürzel tatsächlich als Name und nicht als Abkürzung, wobei jedem klar sein dürfte, welche Intention hinter den vier Buchstaben steht. Der Armee-Sportclub Steaua gründete 2017 dann selber wieder eine Fußballabteilung und beruft sich ebenso wie der FCSB auf die Historie des Ur-Steaua, sowie dessen errungene Titel. In der vierten Liga gestartet, erreichte der neue Armee-Verein 2022 den ersten Platz in der zweiten Liga und damit den Aufstieg in die höchste Spielklasse. Dieser wurde dem Verein aber verweigert, da er sich in öffentlicher Hand befindet und an einer Profi-Liga deswegen nicht teilnehmen darf. Schade, ein Derby gegen den ungeliebten Klon wäre sicherlich ein interessantes.
„This is Steaua Bucarest“ untermauerte ein Banner, welches an der Balustrade der Arena hing. „This“ ist in diesem Falle natürlich der FCSB. Man muss den Verein, egal ob als FCSB oder dem alten Steaua, mit seinem streitbaren Besitzer Becali nicht mögen, aber ich neige dazu, diese Behauptung zu stützen. Letztlich ist der FCSB ja die legitime Fortsetzung des Ur-Steaua und hat ohne Unterbrechung fortbestanden, während das neue Steaua erst vor wenigen Jahren wiederauferstanden ist. Das Publikum stimmt auch mit den Füßen klar für den FCSB ab, denn dieser hat deutlich mehr Zulauf als Steaua, was natürlich am attraktiveren Fußball und den interessanteren Spielen liegt, denn natürlich macht es mehr Laune Europapokal gegen Olympiakos zu schauen als rumänischen Zweitliga-Fußball. Aus Athen waren 5.000 Anhänger mitgekommen, die erstaunlich wenig Stimmung machten. Gate 7, die führende Gruppe der Szene, war zwar mit einem kleinen Banner sichtbar, aber vermutlich nur in geringer Mannstärke angereist, anders lässt sich das laue Lüftchen im Gäste-Sektor nicht erklären. Die Kurve der Gastgeber war dagegen gut aufgelegt und schallerte laute Gesänge in die große Schüssel, in welcher ich vor mehr als einem Dutzend Jahren nicht lange nach der Eröffnung schon einmal ein Spiel gesehen hatte. Ein gut anzuschauendes Spiel, in dem der FCSB dem Sieg näher war, endete jedoch torlos.











