
Hatta Club vs Al-Arabi SC 3:4
Hamdan-bin-Rashid-al-Maktoum Stadium, 210 Zuschauer, Divison 1
Am Sonntag stand erst einmal eine, wie sich noch herausstellen sollte, anspruchsvolle Aufgabe für uns bereit. Das am folgenden Tag in Al Ain stattfindende Spiel der Champions League würde aller Voraussicht nach gut besucht werden und es galt die Ticketfrage zu klären. Am Vorabend hatte ich festgestellt, dass der Kick nun auf der einschlägigen Online-Plattform ‚Platinumlist‘ zum Verkauf stand. Plätze ließen sich auswählen, aber beim Versuch den Zahlungsprozess abzuschließen, poppte eine schwer zu deutende Fehlermeldung auf. Wir spielten alle drei vorhandenen Kreditkarten durch, aber ohne Erfolg. Ob es am Standort lag, der nicht zu unseren Kreditkarten passte? Offensichtlich nicht, denn auch die per Telefon instruierte beste Gattin der Welt konnte am heimischen Rechner nicht helfen. Also benötigten wir offensichtlich einheimische Hilfe. Die Rezeption des Hotels verwies uns an den Concierge. Der Junge war wirklich gut und gab alles, war sogar bereit seine eigene Kreditkarte einzusetzen. Aber auch diese fand keine Akzeptanz, ebenso wenig wie die eines Freundes, den er anrief. Als nächstes kontaktierte er die Hotline der Ticket-Plattform und reichte mir den Hörer. Das Gespräch ergab, dass es aktuell kein technisches Problem gebe, ich aber eine in den Emiraten registrierte Kreditkarte haben müsse. Das war schon mal Unsinn, denn die Karte des Concierge war ja eine solche und meine eigene hatte von daheim aus funktioniert, denn die Tickets für Al-Jazira hatte ich über dieselbe Plattform erworben.
Aber es war auch klar, dass dieses Gespräch nun zu nichts führen würde. Inzwischen hatte mir auch der WhatsApp-Chat des Anbieters geantwortet, den ich am Vorabend noch angeschrieben hatte, allerdings unterschied sich die Nachricht nicht von den bereits bekannten Infos. Also konnte die Lösung nur sein, nach al-Ain zu fahren und die Geschichte vor Ort zu klären. Das war auch erstmal nicht weiter tragisch, denn zum Tagesziel nach Hatta bedeutete dieses keinen großen Mehraufwand. So ging es über die vielspurige, wenig befahrene Autobahn gen Westen nach al-Ain, das unmittelbar an der Grenze zum Oman liegt. Am Stadion konnte oder wollte der Mitarbeiter des Fanshops aber auch nicht helfen, da der Verein selber mit dem Ticketverkauf nix an der Mütze hat, dieser ist vollständig an ‚Platinumlist‘ abgegeben. Also bat ich den Mitarbeiter, seine offizielle Funktion kurz abzulegen und uns als Privatperson zu helfen. Und auch hier erlebten wir nun echte Hilfsbereitschaft, denn auch er versuchte alles und rief letztlich die Hotline an. Alles ohne Erfolg. Schließlich hatte er noch eine Idee, jemanden anzurufen, erreichte diesen trotz mehrfacher Versuche nicht und gab uns dann dessen Nummer, damit wir es selber versuchen konnten. Auch der E-Mail-Support von ‚Platinumlist‘ interessierte sich inzwischen für die Problematik, aber das bringt ja alles nix, wenn ein gewisser Zeitdruck besteht.
Daher wollten wir es als nächstes auf der Geschäftsstelle des Vereins versuchen, diese war aber geschlossen. Weil Sonntag war, laut der Aussage eines Security-Mokels. Hm, ist der islamische Feiertag nicht der Freitag? Die suchen sich auch das beste von allem raus, die Polsterfüße. Den Sicherheitsmanne um Rat gefragt, griff auch dieser zum Handy, erreichte seinen Ansprechpartner und kam mit der Info zurück, dass wir diesen per WhatsApp direkt kontaktieren sollen. Die uns im Anschluss mitgeteilte Nummer war identisch zur im Fanshop erhaltenen. Na dann mal los und nun kam endlich Bewegung in die Geschichte. Die Konversation war kurz und knackig und führte schließlich dazu, dass der Ansprechpartner nach wenigen Minuten Wartezeit am Stadion persönlich auftauchte. Dieser stellte sich als Ticketing-Verantwortlicher heraus und erklärte, dass der Verkauf nur nach und nach freigeschaltet und ausländische Kreditkarten nicht akzeptiert würden, um zu vermeiden, dass sich Saudi-Anhänger mit Karten für die Heimbereiche eindeckten. Warum nun der Concierge und der Fanshop-Mokel dennoch nicht kaufen konnten, blieb ungeklärt. Er schaltete mich und meine Kreditkarte für den Kauf frei und binnen einer Minute hatte ich zwei Tickets im Posteingang. Welch! ein! Aufwand! für! zwei! Tickets! Aber ziemlich alternativlos, da es am Spieltag auch keinen Kartenverkauf am Stadion geben würde. Jedenfalls ein schallendes „Shukran“, mein Lieber.
Weiter ging es in nördlicher Richtung immer parallel zur Landesgrenze. Ein kleiner Oman-Zipfel musste umfahren werden, um in das im Hadschar-Gebirge gelegene Hatta zu gelangen. Zweitliga-Fußball wurde uns dort bei tollen Himmelsfarben in der Abenddämmerung geboten. Das Stadion verfügt über Tribünen auf den Längsseiten, der zentrale Bereich der Haupttribüne ist überdacht. Nachdem mal wieder etwas kriminelle Energie vonnöten war, um meine kleine Kompaktkamera reinzubekommen, da der Security-Ranjid übertrieben panisch die Sicherheit des Landes bedroht sah, bekamen wir ein abwechslungsreiches, recht gut anzusehendes Spiel zu sehen. Und obwohl dieses recht ausgeglichen war, führten die Gäste plötzlich mit 3:0. Der Anschlusstreffer vor der Pause wurde mit einem weiteren Gegentor beantwortet, dann wurde es aber doch noch mal spannend. Mit einer waghalsigen, doppelten Rettungsaktion leitete der Hatta-Keeper ungewollt den 2:4-Anschluss ein und verdiente sich einen Scorer-Punkt. Mit einem verwandelten Elfer in der Schlussphase hätte sich das Spiel dann noch mal verwandeln können, aber der Gäste-Schnapper hatte Einwände. Der dritte Treffer für die Gastgeber quasi mit dem Abpfiff kam dann zu spät. Uns führte es nach Dubai in unser Quartier für die kommenden beiden Nächte.










